Daß ein solcher Idealismus nach der simplen Wahr heit von der Berührung der Gegensätze nichts anderes ist als ein ästhetisierender Rationalismus, zeigen folgende zwei Zitate sehr treffend, in deren erstem die Wunder Christi im allgemeine», im anderen die außerordentlichen Naturerscheinungen aus Golgatha im besonderen zur Er klärung zu kommen vermeinen. „Gelänge es, alle Wunder Christi als materiell wahr zn beweisen, das heißt, wissenschaftlich vollgiltigc Beweise führt, daß das „Credo" nie der Ausdruck einer Willensbestim mung sein könne, sondern gar nichts anderes als das Resultat einer glücklichen Konstellation von Umständen, als eine Natur anlage. „Im Grunde hat auch der vernünftige, der „freie" Mensch nicht die Wahl, ob er glauben will oder nicht. Ent weder er weiß etwas, dann füllt das Glauben daran von selbst weg, oder er glaubt etwas oder glaubt cs nicht — ganz unwillkürlich. Ich will es glauben, heißt so viel, als ich muß es glauben; ich glaube es nicht, besagt: ich kann es nicht glauben. Wenn es so viele Menschen gibt, die sich absichtlich dem Gwuben verschließen, die aus irgend einem Grunde nicht glauben wollen . . . so täuschen sich diese, insofern sie das Glauben oder Nichtglauben vom eigenen Willen abhängig zu machen wähnen. Sie können nicht glauben. Könnten sie, so würden sie es auch. Das Gebot: Du sollst glauben! ist mir immer brutal und ungerecht vorgekommen." Das ist nun entweder eine prima Lächerlichkeit — denn mit diesem Satze wird jeglicher Kirchengemeinschaft der übernatürliche Boden, jedem Glauben das Verdienst und dem Rosegger'schen „Him melreich" a fortiori jeder Existenzgrund entzogen — oder aber eine entsetzliche Prädestination — denn Christus hat den Gläubigen allein das Leben versprochen. Rosegger mag wählen. Im übrigen ist es sein Gewährsmann Christus selbst, der einmal den Imperativ ausgesprochen: „Noll timsrs, tao- tumwoüo oreäs!" (Mark. V, 36 )