— 126 — mich die Ariost und Shakespeare mit ihrem lächelnden Gesicht, ja auch unsere großen Deutschen, die Walther und Wolfram, trotz Fürstengunst nnd Königssold. In Schiller ward uns noch einmal solch ein vom Schicksal gereifter Künstler gezeigt und mit Helle ist uns Camocns wieder gegeben. Jörgensen nnd Eichert teilen mit ihm. Schick sal macht tief, Tiefe macht gläubig. Heute will jeder wie Goethe ein Liebling der Grazien und der Menschen sein; trotz aller Phrase hat unsere Zeit den Kunsternst verloren und ihre Dichter das Wissen. Daß jeder Ladenschwengel zu Sitz und Stimme ans dem Parnaß gelangen kann, welch ein trauriges Zeugnis für das zwanzigste Jahr- hnudert. Wenn Jean Paul recht hat, vom Genie „Be sonnenheit" zu fordern und Schopenhauer Genialität der „vollkommensten Objektivität", d. h. der Freiheit von selbstsüchtigen Kunsttrieben, gleich setzen darf, dann sind sie, Rosegger zuerst, keine Genies, nur starke Talente, und ihre Namen tragen nicht die Gewähr des Überdauerns in sich. Es wird ihnen einst allen gehen wie Byron, ihrem angebeteten Vorbild, der in seinem letzten ergreifenden Gedicht von sich sagen muß: „Mein Tag ist der des gelben Laubes, Nicht mehr ist Frucht und Blume mein, Der Gram, der Krebs, der Wurm des Staubes Bleibt mir allein." Größte Künstler sind auf den: Boden katholischer Weltanschauung und tiefer Frömmigkeit herangewachsen, aus dem Boden spanischer, italienischer, deutscher Glau benstiefe, und erst dann werden unsere Dichter wieder wahrhaft groß sein, wenn sie die Wurzel wiedergefunden haben. Vorerst muß es die Katholiken schmerzen, zu sehen,