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125 spekulieren, als die Theologen der alten Konzilien speku liert haben." Aber so lange solch jämmerliche Meinungen über den auf der Offenbarung gegründeten katholischen Glauben herrschen und am Dogma als solchem rütteln, solange dieses Geröll die Grundlage einer Kunst, einer christlichen Kunst bilden soll, schauen wir vergeblich nach Osten. Zola, Ibsen und Nietzsche sind schnell widerlegt, sie widerlegen sich selbst, sie sind Unmöglichkeiten, aber die Halben, so ein Tolstoi, so ein Rosegger, die sind nicht disputierbar. Nein, nicht das Heimatsgefühl ist es an erster Stelle, von wo aus Remedur geschaffen werden muß, sondern der Glaube, der katholische Glaube. Wenn die Kunst Leben ist, der Glaube ist das Leben. Ich muß immer lächeln, wenn unsere „Jungen" vom Erleben der Kunst so stolz prahlen, sie haben keine Ahnung der Vergangenheit. Unsere Dichter haben kein Schicksal mehr. Was soll es, daß ein Ibsen früher Hunger gelitten, daß einem Sudermann der breite weiße Rand seiner Manu skripte als das beste bezeichnet wurde, daß ein Rosegger im Schneiderstand fast verkümmert wäre; sie alle leben jetzt in ckulm judUo des Künstlerruhmes: d'Anuunzio und Hauptmann dazu, und gar die niederen Götter: Bier baum, Wolzogen samt ihrem Überbrettlpersonal. Die paar guten Lyriker leiden Hunger, nun ja; sie leiden ihn nicht wie Firdusi, sie leiden ihn wie Grabbe, wie Ver laine, wie Rimbaud, weil sie ans Leben die Forderungen der Boulevardiers, der mondainen Flaneurs stellen. Aber da steht ein Dante mit durchfurchter Stiru fern von Florenz in Bitterkeit, ein Camoens muß von sich sagen: „Mir macht das Leben vor dem Leben Graun". Das sind Gestalten: die Petrarka, die Tasso, die Calderon, ja