121 persönliche Verstellung der Thatsachen: Rosegger hat beim Klerus eher zu viel als zu wenig Förderung gefunden. Lindemann-Salzer („beschichte der deutschen Litteratur". Freibnrg, Herder, 7. Auch. 1898) ist ein typischer Beweis für das Wohlwollen priesterlicher Kritiker des Wald novellisten. Daß ein solcher aber schreibt: „Die Angriffe gegen die Kirche in ihren Dienern.und Einrichtungen, die Bekämpfung mancher wirklicher oder vermeintlicher Aus wüchse und Schäden derselben in spöttelndem Tone, wie es Rosegger zuweilen beliebt, die Zeichnung unwissender einsältiger oder gar stupider Geistlichen, welche nur seufzend ihr Joch tragen und daher nicht selten aus Abwege gerathen, all dies und anderer destrnierenden Tendenzen mehr werden zwar bei dem theologisch geschulten Leser nur ein Bedauern über des sonst anmutigen Erzählers Abirrung auf ihm unbekannte Gebiete erwecken, der Romanleser gewöhnlichen Schlages aber wird entweder den Worten des Autors von der Unzulänglichkeit der Kirche Christi für die moderne Zeit Glauben schenken und mit ihr brechen oder doch an ihrer Göttlichkeit zu zweifeln beginnen", kann ihm das Rosegger selbst verargen? Und daß U. Wilhelm Kreiten 8. .1., bei dein der Waldnovellist nach seinem eigenen Urteil glimpfliche Behandlung gefunden hat, in den „Laacher Stimmen" (Bd. 53. 1897: „Glaube oder Liebe?") trotz aller Verehrung für des Dichters Schilderungskunst mit möglichstem Nachdruck Poetcuklein- heit und Kirchengröße einander gegenüberstellt, wer will es ihm übel nehmen? Auch Rosegger wehrt sich gegen seine Feinde, aber, trotz seiner Predigt der Liebe, gereizt und unnobel; er könnte von den katholischen Priestern sehr viel lerne».