108 Trieb ins Krankhafte. Ist es da ein Wunder, daß in bettlägerigen Stunden alle diese Keime zusamnienwuchsen zu der Mystik, die wir schon kennen gelernt haben? „Auch ich bin ein Weltkind gewesen", erzählt Rosegger in seinem „Himmelreich". „Auch ich biu ein Wcltkind gewesen, leidenschaftlich im Wirken, ungeduldig im Leiden, heiß im Begehren. Auch icy habe mit meinen weltlichen Leistungen ein Loch in den Himmel brechen wollen. Von diesen über mütigen Dämonen hat mich die Krankheit erlöst, die viele Jahre lang an meinem Körper zehrende, welche mich gleichgültig gemacht gegen die Werte der Welt, welche mich einlud, mir aus vorhandener Grundlage einer reli giösen Jugend und einer optimistischen Anschauung ein Reich aufzubauen, das nicht von dieser Welt ist." Ja noch mehr, es drängte sich ihm der Gedanke einer gewissen Bevorzugung, einer gewissen Heiligkeit auf, der in Zuständen starker Gemütserregung der Vater reli giöser Fieberphantasien wird. „Zumeist sehe ich ihn (Christus) einfach wie einen Mensche» dastehen; damals aber, als ich in schwerer Krankheit lag, erschien er mir in leuchtendem Glanze, mit den Wunden und mit dem Kreuze. Ich gebrauche den Ausdruck, er erschien mir, obschon es meine Phantasie war, die mir ihn vorführte, weil es meine Sehnsucht war, ihn zu sehen." Damit stellt sich Rosegger auf die Stufe der Visionäre, denn diese sehen ja nach ihm anch nur mit der Phantasie; seine Wunder sind ja nur „Anpassungen". Und so war der Reformator fertig. Jetzt stand er über der Geistlichkeit und hatte den Berus über ihre Sitten und Lehre zu wachen, ihre Fehler zu geißeln, ihr Vorschläge zu machen und Vorbilder aufzustellen. „Wenn ihr mir nur gestatten wolltet, das priesterliche Amt,