IV. Ner „Bibelforscher." Wir haben vorhin einmal Rosegger und Pape neben einander genannt; dies eine haben sie mit einander ge mein: ein unablässiges Sinnen und Grübeln über den heiligen Texten. Aber in der Ausführung, welch ein Unterschied! Der tiefinnerliche Verfasser des „getreuen Eckart" las in seinen alten Tagen die Bibel immer noch im hebräischen und griechischen Urtext, er studierte wirk lich; Rosegger treibt Hermeneutik der Oberfläche und hat als Norm seiner „Forschungen" weiter nichts als ein Ge fühl, das Gefühl eines Halbgebildeten: die poetische Stim mung. Demgemäß war auch die Wahl des speziellen Gebietes verschieden. Bezeichnender Weise nahm der west- sülische Justizrat sür seine Arbeiten in Beschlag den An fang und das Ende der gesamten Offenbarung, das Alpha und Omega, die großen Angeln auf der Schwelle zwischen Natur und Übernatur: Genesis und Apokalypse, die dun kelsten Bücher der heil. Schrift. Rosegger hat in gleich bezeichnender Weise für etwas anderes keinen Sinn, als für das anschauliche, erzählende, der Deutung scheinbar unbedürftige Evangelium. Jener war Symboliker von epischer Gewalt — der noch lange vor Rosegger, schon in der Mitte der fünfziger Jahre, aus der katholischen Ro-