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die Dienerin fast wie Besuch behandelt zu werden verlangt. Ver gleichen wir nun Tas, was in unserer Zeit eine gebildete Dame in Deutschland leistet, mit Dem, was hier der tüchtigen Frau tägliche Ausgabe ist, so verschwindet jenes fast in nichts. Wenn jene Dame zwischen der Zeit, welche sie dem eitlen Putze, dem Roman-Lesen, den nutzlosen Kunst-Stick- und Strick-Arbeiten, den geselligen Vergnü gungen rc. rc. widmet, noch ein Paar Augenblicke findet, um dem dienenden Heere Anweisungen zu geben, so ist das Tagwerk vollbracht. Aber Heist Tas, den Theil der menschlichen Aufgabe, welchen jeder Einzelne freiwillig übernehmen sollte, weil er Jedem zukommt, würdig erfüllen? Was ist das Leben eines solchen Wesens für die Menschheit werth? Weniger als das der geringsten Taglöhner- Frau!— Unsere Frauen hier haben eine bedeutende und harte Aufgabe, aber sie fühlen deren Wichtigkeit, sind von Langweile nie mals geplagt und sind zufrieden in Dem, was sie zum Wohle der Jbrigcn täglich leisten. Sie halten ihr' Haus rein und in Ord nung, besorgen alles Kochen, Backen, Waschen, Stricken, Flicken, Nähen (etwa die besseren Männerkleider läßt man vom Schnei der machen), verpflegen die Kinder, melken die Kühe, machen Butter und Käse, trocknen Obst, kochen Mus, machen Obst und Gemüse ein, kochen Seife, besorgen den Blumen- und Küchcngarten, warten das Federvieh, ja manche weben sogar noch die nöthig- stcn Zeuge für den Hausbedarf, und trotz allem Dem hören sie nicht auf, als gebildete Menschen zu leben. Aber sie stehen mitten in einem innigen und herzlichen Familienleben, wo jedes Mitglied hülft^ wie cS kann, — sie sehen nicht ihre Töchter als alte Jung fern verkümmern, ohne daß sie sich besonders bemühen müßten, dieselbe unter die Haube zu bringen, und sic zieben ihre Söhne nicht dazu auf, daß sie die Muskete tragen. — Das hiesige Fa milienleben auf rem Lande ist in einer Art abgeschlossen, still, friedlich und innig, wie man es sonst nicht häufig findet; — ohne solche stete Aufmunterung würde unser Landleben für Viele, eine trostlose Quälerei sein und ist es wirklich, wo ein edles Familien leben fehlt. Am härtesten ist die Aufgabe der jungen Eheleute, wenn nur kleine Kinder da sind und alle andere Hülfe fehlt. Frühe aber lernen die Kinder schon Eins und das Andere besorgen, — sie ver-