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Nr. 37. Dienstag, den 28. März 1905 57. Zakrqang. DaS rur das laufende Jahr ausgestellte MIU«. Dtschm. ui uchkl fei obsn c r L> l a d l r a l Nr. Michael, Bürgermeister. verttiche ««tz sSchstsche Augelegeuhette«. Pulsnitz. »« 25. März 1905 sand im Saale deS SchützenhauseS die vom Konservativen Verein für den AmtSgerichtSbrzirk Pulsnitz einberufene Versammlung statt. Presse zwar der Redr des deutschen Kaisers auch Verfall zollt, sie aber höchst bedeutsam tn diesem Augenblicke als polnisch sehr korrekt und klug bezeichnet, also die Kaiser» rede gewissermaßen als die diplomatische Einleitung der Kaiserreise nach Marokko betrachtet wissen will. Ebenso steht in England neben dem Beifall vieler Blätter in Be zug auf die Kaiserreise die Kritik derselben durch Englands größte Zeitungen, die „Times" und den „Daily Telegraph". Dre beiden großen Zeitungen finden in der Rede des Kaisers Wilhelm und tn den andauernden großen Rüstungen Deutschlands Widersprüche und der „Daily Telegraph" fragt ganz dreist: Wo ist denn der Feind Deutschland-, gegen welchen der Bau jedes Kriegsschiffes eine neue Frie densbürgschaft ist? Nun dem In- und AuSlande kann diese Frage und zwar zugleich in dem Sinne der vom Kaiser Wilhelm so energisch betonten Notwendigkeit der höchsten Kriegsbereitschaft Deutschlands klipp und klar be antwortet werden. Der Feind Deutschlands ist der Neid gewisser fremder Völker und Parteien, die der deutschen Nation deren machtvolles Emporkommen nicht gönnen und die in dem Wachsen deS Deutschtums und seine- großen Einflusses in der Welt eine Beeinträchtigung der eigenen Interessen und Vorteile erblicken. Dieser Neid wird zur Kriegsgefahr, wenn Deutschland Blößen und Schwächen zeigt oder Mißgriffe begeht und dieser Neid war auch schon oft die Ursache großer Kriege, wie die Weltgeschichte und zumal der letzte deulsch-französische Krieg lehrt, denn die Franzosen haben 1870 aus purem Neide gegenüber dem nationalen Emporkommen Deutschlands diesen Krieg ange fangen, und wir sind überzeugt, daß sie schon morgen einen neuen Krieg gegen Deutschland beginnen würden, wenn sie nicht sürchteten, von Deutschlands großem Heere wieder geschlagen zu werden. Und auch in England regt sich tn Bezug auf Deutschlands wachsende Industrie« und Handels erfolge ungemein der Neid, und der Ränkeschmied Exminister Chamberlain mit seinem Schutzzollplane ist der erste Trä ger deS Konkurrenzneides Englands gegen Deutschland, denn hauptsächlich gegen Deutschland sind ja England» ZollunionS« und Schutzzollplänc gerichtet. Deutschland- politische Haltung muß also, um den Neid des Auslandes im Zaune zu halten, au- größter Friedensliebe und stärkster Kriegsbereitschaft bestehen. Da- gesamte Ausland muß wissen, daß Deutschland» Friedensliebe zuverlässig, treu und ehrlich ist und daß da» deutsche Schwert nur gezogen wird, wenn der Feind Deutschlands, der Neid de- Aus lände-, sein Haupt gegen Deutschland erhebt. In dieser Lage ist auch die Schaffung jede» neuen Regimentes und cer Bau jedes neuen Krieg.ichiffe» tn Deutschland eine Verstärkung der FriedenSbürgschast, und wollte Bott, daß der deutsche Retch-tag vor allen Dingen einsehen möchte, daß Deutschland zwar da» stärkste und beste Heer der Welt besitzt, aber noch eine viel zu kleine Kriegsflotte hat, und daß Deutschland mindesten» noch 30 Kriegsschiffe braucht, um seiner Weltstellung entsprechend auch die nötige Flotten- macht zu haben. In -^eipzjg Streik der Lithographen und m ^einüruckcr in Sicht. -'«ach Telegramm aus Porto passierte dort der Dampfer „Hamburg" mit dem deutschen Kaiser an Bord in Begleitung des Kreuzers „Friedrich Carl" am Sonntag Abend 5-/2 Uhr; er ist gestern Nachmittag 3 Uhr in Lissabon eingetroffen. Kaiser Wilhelm kondolierte den Angehörigen des verstorbenen Schriftstellers Jules Verne. General v. Trotha wird noch in diesem Frühjahr nach Deutschland zurückkehren. Die Ernennung v. Lindequists zum Gouverneur steht unmittel bar bevor. In Warschau wurde am Souutag auf den Polizei chef Baron Nolken ein Bombenattentat ausgeübt. Professor Guiseppe Levy in Mailand will ein sicheres Heilmittel gegen die Tuberkulose ge funden haben. Der Papst hat gestern in geheimem Konsistorium, vor den Kardinalen, eine Rede über die Kirche und ihre Feinde gehalten. Fürst Ferdinand von Bulgarien wird dem Präsi denten Loubet in den nächsten Tagen einen offiziellen Besuch abstatten. Der Ministerpräsi dent Petrow wird voraussichtlich den Fürsten nach Paris begleiten. Die Rebellion im westlichen Bezirk Kretas, die auf Einverleibung der Insel in Griechenland hin drängt, nimmt an Gefährlichkeit zu. Nach der „Times" steht die japanische Vorhut schon 100 englische Meilen nördlich von Mukden. Der Pariser „Matin" meldet, zwei Schiffe von Roschdjestwenskys Flotte seien durch japanische Torpedoboote schwer beschädigt worden. Arbeitsnachweis. Gesucht werden: t Unverheirateter Arbeitsknecht für Landwirtschaft auf ein Jahr (Lohn nach Uebereinkommen) von v. Zenker, Nievergersdorf b. Btschheim, Sa. Pferdeknecht sofort (ca. 240 Mk JahreSlohn) von H Bode, Reichenbach bei Königsbruck. Arbeiter und Arbeiterinnen »ür dauernde Beschäftigung für sofort von Dampfsiegelei Cunnersdorf. lunen u. Neuheit w. Lew i» Halb« weiß s; S.LO; Polar. : jollsrei Kostenl r. 1816 tM .SSId.. )fan61. Der Feind Deutschlands! Saiie^k>»?Es>nnte m Bremen gehauene Rede de» deutschen oerufen si?" «»»lande ein ungeheures Aufsehen hervor- L-Ld^ drei Tage lang in allen Blättern deS « sogar m ! «ö-tert, ja von den auswärtigen Zei- 2 der Srklüruna «eifalle ausgenommen, da l° Wilhelms Deutschland leine Er« verfolgt Redliche W-ttmachipolitck und Depefchen-Aa-n """ übereifrige Korrespon« L England und Frank» A aeaen Deutschland N^gen Umschwünge der Wafseranlagenkataster liegt '-n Gemäßheit der Bestimmung in Z 5.1 des Wasseranlagen-Reguiutivs vom 8. Juli 1884 von Mittwoch, -en 2N Mörz ab 14 Tage laug, bis mit H April dieses Jahres m unserer Stadtkassenexpedition für die Beteiligten zur Einsicht aus. Reklamationen geaen diese Abschätzung sind bei Verlust des Reklamationsrechtes schriftlich bis zum 11- April dieses Jahres bei uns anzubringeu, später ein gehende Reklamationen finden keine Berücksichtigung. Pulsnitz, den 28. März 1905. Anwesend waren etwa 70 Personen. Nachdem der Vereins vorsitzende Herr Amtsrichter Reichert die Versammlung mit einem Hoch auf Se. Majestät den König eröffnet und so dann kurz die Gründe mitgeteilt hatte, weshalb der Konser vative Verein nach längerer Zeil wieder an die Oeffrntlich- keit trete, erteilte er dem Redner deS Abends, Herrn Max Lorenz auS Berlin, das Wort zu seinem angekündigten Vor trag : „Dis Konservative Partei in ihrem Verhältnisse zum Liberalismus und Sozialismus". Herr Lorenz führte in stündiger, geistvoller und fesselnder Rede etwa Folgendes aus: Nach der Gründung des deutschen Reichs habe der Nationalliberalismus, dessen Verdienste um die ReichSgrün- dung unbestritten seien, die Vertretung der sich rasch ent wickelnden wirtschastlich-n Interessen übernommen. Der von ihr verkündete Begriff der wirtschaftlichen Freiheit habe sich übertragen auf die politische Freiheit. Eine Frucht derselben sei daS allgemeine, direkte, geheime Wahlrecht Es habe die politische Reife der Arbeiter bezweckt, aber das Gegenteil sei eingetreten; denn durch dieses Wahlrecht sei der Sozialis mus zu immer größerer Macht gelangt. Die sozialdemo kratische Agitation wirke nicht auf den Verstand der Wäh ler, sondern sei Suggestion auf die Maffeninstinkte. Zudem sei die Agitation unter dem Proletariat auch au» äußeren Gründen leichter al» unter der bürgerlichen Bevölkerung. DaS Entstehen der Arbeiterbewegung sei »aturnotwendig ge wesen, nicht aber ihr revolutionärer Charakter, der künstlich durch Lasalle und Marx erzeugt worden sei. Diesen Charak ter habe die Sozialdemokratie noch heute, und es sei ein verhängnisvoller Irrtum, zu glauben, die Sozialdemokratie , werde sich durch den Revisionismus zu einer Arbeiterpartei durchmausern. Man brauche nur die gemäßigsten sozialdemo kratischen Blätter nach der letzten ReichstagSwahl zu lesen, um sofort oarauS zu erkennen, daß es sich auch jetzt nach wie vor um einen Ka'mpf gegen die Monarchie handele. Jetzt sei die sozialdemokratische Losung: „Wir sind der Staat!" Die Utopie de« ZukunftSstaateS sei dagegen nicht mehr aktuell. Das Gefährliche an der sozialdemokratischen Bewegung sei jetzt ihr Wille zur Macht. Der Wall gegen diese drohende Gefahr sei nur in den konservativen Grund sätzen zu suchen. Die Konservative Partei erblicke die feste sten Stützen der heutigen Gesellschaftsordnung unter anderen in der landwirtschaftlichen Bevölkerung und im Mittelstände. Diese suche aber die nationalliberale Partei zu verdrängen; und doch werden gerade die Unternehmer, die vielfach heute dieser Partei angehören, sich auf die Landwirtschaft und den Mittelstand stützen müssen, wenn nicht durch daß AuSschalten dieser beiden Stände der Grobkapitalismus auf der einen und da» Proletariat auf der anderen Seite ins Ungegessene wachsen und al» Folge dessen die Diktatur des Proletariat» aufgestellt werden soll. ES sei sonach geradezu LebsnSbe- dingung deS Unternehmertums, sich der Konfervativen Par tei anzuschlietzen. Diese Partei schütze sie auch vor manchen immer drückender werdenden und nicht unbedingt notwendi gen Lasten der sozialpolitischen Gesetzgebung, die eine Ab nahme der sozialdemokratischen Bewegung nicht im Gefolge gehabt habe. Daher s« nichts widersinniger al« die Tendenz der sogenannten Juagliberalen, durch sozialpolitische Kon zessionen die von der Sozialdemokratie eroberten Massen zutückzugewinnea. — Trotz der vorher bekanntgegebrnen all gemeinen Redefreiheit entspann sich leider keine Debatte nach dem Vortrag. Hierauf sprach der Versammlungsleiter Herrn dm versch. inige, nkaus, ü. f". md ladet n Amtsblatt für d^n Bezirk des Nönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz AI. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberstem«, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Ulein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von L. L. Förfter-z Erben (Inh.: T w. Mohr.) Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 2«5. Verantwortlicker Redakteur Gtto vorn in v»1»niv. für Pulsnitz Inserate für denselben Tag! sind bis vormittags (0 Uhr! aufzugeben. Einspaltige Zeile oder deren Raum t2 H. Lokalpr. 10 Reklame 20 H. Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen-Expeditionen nehmen Inserate entgegen. , Erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags- blatt u. Humor. Wochenblatt Abonnement. Monatl. 50 L, vierteljährlich I-2L bei freier Zustellung ins Haus, Lurch die Poft bezogen unter Nr. 8«v2 t-2ö. und Umgegend Aints-Blatt des König!. 8mlsgei»iMs und des Sladtpatkes su pulsnits —EM kepnspk sckrer' A i stg. sß. -r« .«