— 19 — einem nur als Zierat über der Haustür gedachten Balkon und Mansarden. Bei dem außerordentlichen Bauaufschwung, den Montreal seit etwa zwei Jahrzehnten erlebt hat, diese Motive aufs mannigfachste variiert. Hier also noch etwas Französisches. Wieviel aber in den Sitten? Ferner: gibt es einen besonderen französisch-kana dischen Typus, entsprechend dem Dankeetyp der Engländer? Einheimische bestreiten das entschieden und behaupten eine Mischung von Engländern und Franzosen, bei der die Fran zosen zu kurz gekommen seien. Zur Lösung der Frage müßte vor allem Literatur und Kunst des französischen Kanadas heran gezogen werden. 6. August 1904. Montreal —Toronto. Zum ersten mal ganz der Eindruck des großen Raumes, auf Bieilen und Meilen hingestreckt immer dasselbe Bild; ein für die einzelne Wirtschaft auseinandergezogenes und der Regel nach land wirtschaftlich weniger intensiv durchgestaltetes Bild Westfalens, bei im allgemeinen noch flacheren Niveauunterschieden und teil weise schlechterem Boden; zudem fehlen an vielen Höfen (Holz- und Steinbauten) die westfälischen Baumgrnppen von Nutzholz l eiserne Geräte?). — Amerikanische Raumvorstellungen sind ganz allgemein neu: gleich groß in der Nutzung und im Schaffen extensiver (großer) wie intensiver (an sich kleiner) Räume: Farmen und Skyscrapers; Pacificbahnen und Lifts. — Übrigens: würde Norddeutschland von etwa Hildesheim bis Posen bei gleicher Kultur wie Kanada weniger uniform aussehen? Die Kultur uniformiert ein Land in gewissen Kleinigkeiten; im ganzen differenziert sie es, indem sie das Besondere nutzt und dadurch hervorhebt. Dies auch ein Grund der Mannigfaltigkeit von Europa. — Ganz herrlich ist der Nordstrand des Ontariosees bebaut; üppig und fleißig, und nur noch die flache, aber offen bar genügende Furche erinnert an Kolonisation. Große Farmen, mit reichen, der Feuersgefahr wegen zerstreuten Holzscheunen liegen in stattlichem Zusammenhänge, umspielt von den wind- 2*