II Empfindungen zum erstenmal eine Fahrt über den Ozean wagt: noch ein wenig Abenteurerlust und noch ein letztes sterbendes Tröpflein von Heldentum. Aus Bremen abgefahren mit „Muß i denn, muß i denn zum Städtle hinaus". Die Deutschen haben noch keinen mari timen eüuut äu äspart. — Die großen Dampfer nehmen dem Fahrgast das unmittel bare Verhältnis zum Meer: entfernen ihn von der Natur, je mehr sie Naturkräfte einspannen. — Das Wasser, der primitive Aufenthalt alles Lebens, er scheint uns nur zu leicht unfruchtbar. Denn immer gärt es auf wie ein Urelement trotz seiner nährenden Substanzen: und sinkt abends der Feuerball glühend in seine Fluten, so erscheint das Chaos von neuem geboren, und seinem geheimnisvoll durch schimmernden Blau, seinem drohenden Stahlgrau unter den leisen Lichtern des Mondes, seinen Abgründen gleich einer flüssigen Bronze scheinen Urgestalten der Tiefe entsteigen zu müssen. Die Poesie des großen Meeres (Ozeans) ist von der Dichtung noch nicht ergriffen (wenigstens nicht von der deutschen): so wenig wie die Poesie der höheren Gebirge, ehe sie leicht gangbar waren (Alpen — erst Segantini schilderte die höchsten Firsten): die Gefahr muß aufhöreu, ehe die Betrachtung be ginnt. Am meisten noch in der Musik erreicht: Schubert („Ans Meer"), Wagner („Fliegender Holländer"), auch Weber („Oberon"). Daneben käme die Malerei in Betracht: Courbets „Große Welle", Edward Morans „UiZlivu^ ok tlle natioos". — Die Ozeanwelle ist keine Welle, sondern ein Gewell, ein Wellenkomplex, Wellengebirge. In seiner Gestaltung tausend Mannigfaltigkeiten, und in diesen seine Poesie. Dazu das Moment der Einsamkeit wie im Hochgebirge. Und die be herrschende Einheit von Belichtung und Färbung: Gold, Silber, Bronzetöne, die ganze Reihe lebendigfarbiger Metall- reflexe; das Dunkel der Tiefe, seine Auflösung in den schwär zesten aller grünen Schäume. — Endlich die Poesie des Windes für Auge und Ohr: die fortjagenden Staubwolken schäumenden