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Wochenblatt für Pulsnitz und Umgegend. Dienstag ' j G WllM j« Nk. 34. G j 21. März 1905. (Fortsetzung aus Sem Hanplhlalt.) statt. Am 27. werden die Kasernen de« 9. JägerlataillonS und des 4. Kavallerieregiments besucht, dann findet Früh» stück im Rceeissidade» - Schlosse statt (wo die Königin von von England bis zum 22. Wohnung nimmt), darauf wird daL herrliche Gebäude der Geographischen Gesellschaft besucht, welches als Repräsentant des portugiesischen Kolonialbesitzes zu betrachten ist, und dann findet eine Rundfahrt durch die Stadt statt, der sich abends eine Golatafel mit darauffolgen dem Konzert anschließt. Am 28. ist Auiflug nach dem ent zückend am Tejo gelegenen Cintra, Besuch der Pena, Früh stück dort bei der Königin-Mutter Donna Maria Pia, nach der Rückkehr nach Lissabon Empfang der deutschen Kolonie und Bankett in der Gesandtschast. Am 29. wird sich der Kaiser im Rathause von den städtischen Behörden verabschie de« und sich dann wieder einschiffen. Wie verlautet, wird auch eine Jagd in Villa V cosa oder in Mafra eingelegt, werden. Die Ankunst des Kaisers in Neapel ersolgt am 5. Avril. Frankreich. Der nach Marokko entsandte französische Forschungsreisende Ma-qui» de Segonz-c ist dort von Ein geborenen gesangen gen nmen worden. Das Pariser Komitee hat den Minister des aßcren, Dilcaffs um Intervention gebeten zur Befreiung «es Ma quis de Segonzac, der in folge Verrates des Sch ^S Mahommed Ben-Tabia bei Tag» nut gefangen genommev. wurde. Der mohamedanische Be gleiter Segonzoc«, Pros ssor der Pariser Schule sür orienta lische Sprachen Zenagui, ist entkommen. Rußland. Die Bauernbewegung in virschiedenen Gouvernements greift weiter um sich; dieselbe richtet sich ausschließlich gegen die größeren Grundbesitzer. — Dai Geheimnis der Bombrn-Explosion im Hotel „Bristol" zu Petersburg ist nunmehr aufgeklärt. D r im Hotel „Bristol" verunglückte Anarchist heißt nicht Mce Col- lan, sondern Naumann; er ist ein Jude auS Bstlysieck Man hat einige seiner Komplizen entdeckt und ouS dem Schriftwechsel festgestellt, daß Naumann am 26. Februar aus der Troitzkibrücke eine Bombe auf den Wagen der Ka-serin- Witwe Marie werfen sollte, die sich zur Seclenunffe für Kaiser Alexander HI. die Peter PaE-Kathedrale be geben mußte. Aus dem Reichstage Der Reichstag beendigte am Fceitag die m hrtägige Beratung deS Etats des Reichskanzlers und der Re chS- kanzlei sowie die hierzu eingebrachten sieben Resolutionen und bew lltgte den genannten Cpezialetai; dagegen wurden die bett'ffenden Resolutionen nur zum kleineren Teile an- genommen, unter ihnen die Resolution Spahn, bett-ffend die selbständige Vertretung Elsaß Lothringens im Bundes- rate. Vorangegangen Mr eine nochmalige ausgedehnte Diskussion, in welcher daS e wähnenswerttste Moment ein- Auseinandersetzung zwischen dem ZentrumSabgeordneten Spahn und dem Rt chSkanzler über Sie Ostmarkenfiage bildete. Abg. Spahn hotte die Stellung seiner Partei zum preußischen ArsiedelungSgefitze nochmals skizziert, das- selbe als einen Eingriff in die Peivatrechte beze chnet und schließlich behauptet, die AnstedelungSpolittk der preußischen Regierung richte sich gegen die katholische Kirche. In sein r Erwiderung betonte Graf Bülow, daß sich die preußische Regierung mit ihre- AnsiedelungSpolitit lediglich in der Dc- senfive gegen daS 'olentum befinde, auch richte sich diese Politik nicht gegen polnische Bevölkerung, sondern nur «'gen die aroßpofi che Agitation. Ebenso wies er mit Entschiedenheit den Sedanken zurück, die Polenpolitik der preußischen Regier» «Sfrage einen katholikenfeindlichen Cha- rakter. An die Etklärungen deS Kanzlers knüpfte sich dann eine Polen! rbattt, in welcher die Abg. Tiedemann (Reichsp ), v. Oldenburg (kons.) und BüLhing (nat -lieb ) die volle Zustimmung Ihrer politischen Freunde zu der Polen- Politik der preußischen Regierung zu erkennen gaben, während dir Abgeordneten Haase (so;.), Spc hn (Zentrum), Mieleinski M'), v. JazedrwSk« (Pole) und v. Gerlach (fr. Verein.) An entgegengesetzten Standpunkt einnahmen. Auch der chSkanzler g<f wiederum in die Diskussion ,in. Im «"teren Verlanse der FreitoMung genehmigte der Reichs- >ag noch Positionen deS Auswärtigen Amtes. * Budq, Kommission de» Reichstages erledigte am rirrettag . Kapitel deS Militäretats und vertagte sich dan» bi» Dienstag. Der Reich-„a erledigte om Sonnabend den »olon'al- etat; die Bera.uig galt zunächst dem Etat für Oftasrika, in der Debatte äußerten fast sämtliche Redner ihre Genug tuung über die befriedigende En w ckelung dieser Kolonie, die einzelnen Positionen fanden im klebrigen noch kn KommissionSbeichlüssin Annahme. Unverändert wurde dir-r.^ Etat sür Kamerun bewilligt, Nachkur Kolonial, unter ,^-Stübel Ausschlüsse über die jüngsten Unruhen unwelknIil^^vEborenen Kameruns gegeben hatte. No» mhmiat m Debatte wurde auch der Etat sür Togo ge. wurde Titer E'örtervng des Etat» für Südwest-Afrtka gung in l>» Ausgaben: Vertragsmäßige Entschädt- deutsche Kolon'ma-Ä.'!!°"^he von 100000 Mark an die gäbe ihres Recht,, für Südwrstasrika sür die Auf- gemäß dem Anträge Einnchmcn der Bergverwallung, Mehrhe t gestrichen, Budgetkommission mit gioßei der Kommission an, nack mdas HauS eine Resolution wird, behufs Untersuch»»» Reichskanzler ersucht herigen Tätigkeit der Land?»»^ Rechte, PMien und bis- Mstasrika eine tesondere in Süd- " ' "°v"nijsion, zu welcher auch Reichstagsmitglieder gehören müssen, einzusitzen. Debatte- > los gelangte 5er Etat für Neuguina sür die Karolinen usw. j zur Annahme, nach unerheblicher Diskussion wurde auch i der Etat sür Sarron bewilligt. Am Montag erörterte der Reichstag die Milüä Vorlage in zweiter Leluna- Zum russisch - japanische« Krieg. In Petersburg ist der letzte Bericht General Kuropatkin» eingegangen. D-rselbe lautet: Die Arrieregarden unserer Heere kämpften am 15. März auf dem Höhenkamm südöst lich von Tieling und bei dem gleichfalls südöstlich von Tie- ling gelegenen Drrf« Pal'tzuan. In der Nacht gingen die Arrieregarden bis zu den am Knie de» Liaho und beim Dorfe Kaolinsa gelegenen Stellungen zurück, ohne vom Feinde br- drängt zu werden. Am 16. haben die Heere den Marsch fortgesetzt. Die Stadt Fakuwön ist am 15. von Chunchusen des tzt worden. — Sodann meldet Kuropatkin, daß er g-- mäß Kaiserlichen Befehls vom 15. den Oberbefehl am 17. an den General Linewitsch übergeben habe. Die Uebernuhwe des Oberbefehls durch General Linewitsch wird von diesem unter den. 17. gemeldet. Der japanische Ministerpräsident sagte in einer Rede, die er gelegentlich einer Versammlung von Finanzleuten hielt, da» Ende de» Kriege» sei schwer vorauszusagen. Die Rus sen gänzlich zu besiegen, sei ein« außerordentlich schwierige Ausgabe, die nur gelöst werden könne, wenn die ganze japa nische Nation einig sei. Er hoffe, daß die Finanzlcute die Regierung in hochherziger Weise unterstützen werden. DaS bisherige Ergebnis de» Kriege» sei günstiger, al» man habe vorauSfitzen können. Al» Japan den Krieg begonnen habe, sei eS gewesen, al» sek man im Begriffe, durch ein Tor in die Hölle cinzutrcten; alle» sei unsicher gewesen. Nur die Einmütigkeit der Nation habe zu der ununterbrochenen Reihe von Siegen geführt, sowohl zu Wasser al» auch zu Lande. Die augenblicklich interessanteste Nachricht vom ostasiati schen Kriegsschauplätze ist wohl diejenige vom Verbleiben General Kuropatkin» in der Mandfchurei. Er hat, laut einer Petersburger Depesche, am 19. März das Kommando der ersien russischen Armee übernommen, wird also nicht nach Rußland zurückkehren. Nun, vielleicht bewährt sich Kuropatkin in seiner neuen Stellung besser, als GeneraliSmus der russischen Streitk äste in der Mandschurei. Di« Verfolgung der geschlagenen russischen Truppe wird japanischerseits kräftig fortgefitzt. General Kuroki b> findet sich an der Spitze der verfolgenden Truppen, di" täglich eine Anzahl Russin gefangen nehmen. Der Bericht erstatter deS Reuterschen BureauS bei der Armee General OkuS telegraphiert unter dem 13. März: Der Versuch der Russen, die Eisenbahnbrücks über den Hunho zu zerstören, ist nur teilweise gelungen. Die provisorischen Reparaturen sind fast beendigt; innerhalb einer Woche werden die Züge von Dol'y nach Mulden und weiter v-kehren. Wochen-Sptelplan der Köuigl. Hostheater z« Dresden Königliches Opernhaus. Mittwoch, 22. März: Geschloffen. Donnerstag: Der Postillon von Lonjumeau. Chapelou: H rr Siewert vom Stadttheater in Breslau a. G Bijou: Herr Brag a. G. (Anfang >/»8 Uhr. Freitag: Undine. (V,8 Uhr.) Sonnabend: Der Meistersinger von Nürnberg. (6 Uhr.) Sonntag: Barsüßel«. (V>8 Uhr) Königliches Schauspielhaus. Mittwoch, 22. März: Getchlossen. Donnerstag: Auf Allerhöchsten Befehl: Der zerbrochen- Krug. Der Präsident. (8 Uhr ) Freitag: Der Privatdozent. ('/,8 Uhr.) Sonnabend: Minna von Barnhelm. (>/,8 Uhr.) Sonntag: Faust. 1 Teil. (6 Uhr.) Montag, 27. Mörz: Der Bibliothekar. ('/,8 Uhr.) Uebe, sicht über die au deu Hauptmarktorte» t Ten sch- lands in der letzten Woche gezahlten Aettviehpreise. (Unberechtigter Nachdruck verboten.) Die Preise sind in Mark pro 50 Ke. Schlachtgewicht bezw Lebendgewicht (l bedeutet Lebendgewicht) angegeben. Die ersik Kohl bezeichnet den niedrigsten , die zweit ^e den höchsten sür d" betreffende Viehgattung gezahlten PrerS. Rindvieh Hammel, Schafen. Großvieh Kälber Lämmer Schweine. 42-65 55-93 64-78 60-64 52-66 70-73 70-75 59-64 Berlin 46—72 52-84 52-70 55-63 45—72 60-90 60-80 50—63 Breölau 50-71 28-371 50-66 52—65 Bromberg 21—331 25-35l 21—331 40-451 Chemnitz 43- 67 38-481 30—371 60-68 Dortmund 54—70 36-48l 65-75 58—65 Dresden 48-74 63-76 64-73 58-67 Elberseid 52—6S 65-78 60-68 56-63 Esten 50-72 36-651 68 - 75 58-64 Franksurt a M. 37-72 55-82 64—74 65-65 Hamburg 46-71 58—105 54—69 53-62 Hannover 55—69 60-82 60—73 54-63 Husum 63—65 — — 36—431 Kiel 40-65 45—78 32—361 34-481 Köln a. Rh. 53—73 55—94 65-78 55-67 Leipzig 44-75 40—51l 30—361 55-64 Magdeburg 18—36l 25-511 26 341 53-64 Mainz 47-75 70-75 ' -' 63—65 Mannheim 48-75 75—90 60-70 62—64 Nürnberg 24-401 46 61 55—70 51-63 Stettin . 45-62 — 57—61 Zwickau 50-70 36-46l 33—371 62-68 Ausgestellt am 16. Mä-z 1905. Mitberücksichtigt sind noch die am 15. März abgehaltenen Märkte. Yen kpiettnägep Kommt frlrt zu unseren Post-Abonnenten, um den Abonuements-Ketrag fürs zweite Quartal gegen H«itt««g zu erheben. Es empfiehlt stch, von dieser bequemen Einrichtung Gebrauch zu machen, weil ste, ohne Koste« z« verursache«, das pünktliche Eintreffen des „P«ls«itzer Wochenblattes" beim Gnartalwechset - - gewährleistet. IOOGOGGGGGGGGGGDGGGI Dresdner Schlachtviehhofpreise am 20. März 1905. 3. 1. Vollfleischige, auSgemäst. Kalben höchsten SchlachtwerteS . . . Schafe 1008. Kalben und Kühe 165. Kälber 392. Schweine 2350. Bullen 246. Marktpreis. 50 Lg. Lebend-ISchlacht- Gewicht Junge, fleischige, nicht auSge- mästete, ältere und auSgemästete 4. Mäßig genähr. j., gut genähr. ält. 5. Gering genährte jeden AlterS . 5. Gering genährte Kühe u. Kalben 1. Vollflcischige höchsten Schlachtw. 2. Oesterreicher bis 3. Mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere .... 4. Gering genährte 1. Feinste Mast- (Vollmilchmast-) und beste Saugkälber. . . . 2. Mittlere Mast- u. g. Saugkälber 3. Geringe Saugkälber . . . . 4. «eitere gering genähr. (Fresser) 1. Mastlämmer u. j. Masthammel 2. A eitere Masthammel . . . . 3. Mäßig genährte Hammel und Schafe (Merzschafe) . . . . 1. Vollfleischige der feineren Raffen und deren Kreuzungen im Alter bis zu 1'/« Jahren . . . . 2. Fettschweme 3. Fleischige 4. Gering entwickelte, sowie Sauen und Eber 2. Vollfleischige, auSgemäst. Kühe höchst. Schlachtw. b. zu 7 Jahren 3. Aeltere auSgem. Kühe u. wenig gut entwickelte j. Kühe u. Kalben 4. Mäßig genährte Kühe u. Kalben Geschäftsgang m Ochsen, Stier«», Kalben. Kühen und Bullen, sowie in Schafen und Schweinen langsam, in Kälbern dagegen mittel. Tiergattuns und Austrieb. Bezeichnung. Owien 370. 1. Vollfleischige, auSgemäst. höchst. SchlachtwerteS bis zu 6 Jahren 2. Oesterreicher Mk. 38-40 39-41 Mk. 68-70 69- 73 35-37 64-67 31-33 58-62 27-29 53-56 36—38 64- 67 33-35 60—63 30-32 56-58 27-29 52-5-4 24-26 48—50 37—39 66—69 —— — 33-36 62—65 30-32 55-60 49-51 72-76 46-48 68-70 43-45 64-67 — — 36-38 71—73 31-33 64- 67 — — 50—51 63-64 51-52 64-66 48—49 61- 62 46—47 59-60 Zum Butztag. „Tut Buße!" ruft des ernsten Tages Wort weithin in unsers deutschen Volkes Gauen. Kehrt uni t von Fleisch und Welt und Teufel fort! Die eig'ne Schuld und Gottes Gnad' zu schauen. Nur kurze Gnadenzeit Ist Jedem hier bereit Denkt an das Ende! Ls kommt behende. „Tut Buße!" Allen gilt's; doch wen'ge nur Sind, die's vernehmen und zu Herzen fassen. Der Thoren Menge merkt nicht Gottes Spur, Ihr gilt nur: Sich und Alles gehen lassen; Dabei der Klagen viel Doch ohne Rat und Ziel. Lin Hoffnungsschimmer Liflrahlt da nimmer. Durch Buße nur zieht neues Leben ein. Erkenn' cs doch mein Volk, und laß dich weisen. Unruhe ist das Leben, Trug und Schein, wenn wir nur dieser Lrde Güter preisen, was nützen sie im Tod? Bedenke: Lins ist not, von allem Bösen Doch zu erlösen. Ist Buße etwa eitler Klagelaut? Ist's hündisch winseln, weltschmerzvolles Jammern ? Ist's, was ein psäffüch Wesen fertig braut, Um schwache Seelen nur an sich zu klammern? Ist's Form und Werk zum Schein Dar nur getan soll sein, Dadurch die Seelen Recht abzuqnälen? Nein, Buße ist die rechte Ulannestat, von Staub zu lichter Höh' emporzusteigen, Du merkst die bittre Not, doch auch den Rat, Den Gottes Liebe Allen macht zu eigen, Die seine Gnad' erfleh'n Und gläubig zu ihm geh'n, Dem Worte trauend, Auf ihn nur bauend. So fordert Buße wahren Heldenmut, Der auch im ärgsten Unheil nicht verzaget, Der sicher weiß: Es wird noch Alles gut, Der kräftig handelt, niemals nutzlos klaget. Des Christen Buße schafft 2m Menschen Gotteskraft. Herr, gieb ste Allen Zum Wohlgefallen!