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Nr. 8. Wochenblatt für Pulsnitz und Umgegend, — Donnerstag, den 19. Januar 1905 VSeite 2. uns von der göttlichen Vorsehung gewährte Genugtuung, daß die Wiedererichtung deS deutschen Kaisertum» auf fran zösischem Boden, inmitten esne» im Herzen Franlreichs stehenden siegreichen deutschen Heere», in dem nämlichen Schlosse von Versailles siattfand, von dem so viel Schmach und Unheil für unser Volk ausgegangen war. Wie alle», was Wilhelm I. umgab, groß und doch schlicht war, so fesselt auch da» Bild der Kaiserproklamation durch den Glanz feine» Vorganges den Sinn, um sich dann aber um so eindringlicher an unser Gemüt zu wenden, Wa» sagt uns denn di« Versammlung jener großen Männer im Spirgelsaal zu Versailles? welche Mahnung reden die zerfetzten Feldzeichen? wa» spricht dieser Gipsel- und Schluß punkt einer erschütternden Zeit? Da» alle» ruft uns zu: seid einig! Einig wie Deutschlands Fürsten, einig wie Nord und Süd, als frevel haft im Juli des Jahres 1870 der Fehdehandschuh uns hingeschleudert wurde! Seit einig, wie es die deutschen Stämme auf Frankreich» Schlachtfeldern waren, wo die gegen seitige Unterstützung der einzelnen Heercsteile der höchste Ehrenpunkt war, wo kein trennender Mißton austrat, wohl aber viel tausendfach geübte treue Waffenbrüderschaft im Kugelregen wie im Quartier die Herzen verband. Seid einig, wie damals Deutschland» Männer und Frauen daheim in Linderung der Leiden des Kriege»! Seid treu! Wir in dem furchtbaren Getümmel der Schlacht mit Gefahr und Tod die Helden ihre« Treu- schwur» nicht vergaßen, vielmehr, sich stützend auf den Eid, mit Gott dem König und dem Vaterlands bis zur letzten Kraft, bi» zum letzten Hauche dienen wollten, fo sei deS Reiches Banner, möge es im Sturm oder Sonnenschein flattern, stet» fest umgeben von deutscher Treue und siche» in deutscher Hand! Und wenn wir einig sind und treu, so sind wir auch stark! Nicht eine Welt in Waffen fürchten wir, wenn deutsche Treue und Einigkeit vom Fel» zum Meer als heiliges Vermächtnis unserer Väter, al» ein Schatz aus der großen ernsten Zeit geschützt und geübt werden. Treu unserm Gott und unserm Kaiser, einig in der Pflege vater ländischer Errungenschaften, stark im Bewußtsein unserer Kraft und Friedensliebe! Das sagt uns das Bild der Kaiserproklamation, so lernen wir «S vor allen Dingen aus dem Leben, Streben, Sterbe» deS großen Manne», der der Mittelpunkt deS Vorganges war. Der Geist Kaiser Wilhelms I., des Großen, de» Treuen, des Gütigen möge vor das deutsche Volk treten, wenn der nationale Gedanke, der Gedanke der Einigkeit sich zu ver finstern droht. Er soll dann unser Gewissen rütteln, daß wir die Taten und Opfer de» großen Krieges und wa» er sonst für uns getan und gelitten hat, nicht vergessen; er soll uns an die deutsche Treue erinnern und die Tatkraft und Beständigkeit wach halten. Die Erinnerung an den greifen Helden muß un» lehren, wie wir gemeinsam mit seinem Enkel und unter dessen kraftvoller und weiser Leitung im Frieden, wenn es sein muß mit der Waffe in der Han», treu, einig und kraftvoll die Güter unsere» Voiles zu pflegen urd zu schützen haben. In solchem Geiste und in solchen Entschlüssen bringe die Erinnerung an den 18. Januar 1871 dem Kaiser und dem Reiche, dem ganzen deutschen Volke vollen Segen! Vertttche nutz sächsische AugelegeuheUeu. PulSnitz. Der hiesige Kaufmännisch- Verein veranstaltet nächsten Sonntag, den 22. Januar, im Hotel „Brauer Wolf" einen öffentlichen Lichtbildcr-Vortrag. Als Redner ist Herr Or. E. Th. Walter aus Lund gewonnen worden. Benannter wird daS Thema: „Streiszüge durch Dalmatien und Montenegro, nach BoSnten-Herzogewina" behandeln. Die Lichtbilder-Borträge hatten dtSher immer einen recht guten Besuch aufzuweisen und eS wird auch der demnächst stattfindende hoffentlich seine Zugkraft nicht verfehlen. PulSnitz. Winter-TymianS kommen! Diese Kunde wurde vou allen, welche die ausgezeichneten Leistungen der Truppe von srüherher kennen und denen der Sinn für heitere, humorvolle Unterhaltung noch nicht vollständig abhanden gekommen ist, mit Freuden begrüßt. Nächsten Sonnabend veranstalten die Winter-Tym'ans — 15 Humoristen, Sänger und Schauspieler — im Saale deS Hotels „Brauer Wolf" einen humoristischen Elite- Abend mit total neuem Schlager-Programm. Näheres im Inseratenteil. PulSnitz. Unsere Konfirmanden stehen nunmehr im letzten Vierteljahr ihrer Schulzeit und deS Vorbereitung», unterricht- für ihre Einsegnung. Wenige Wochen noch, und die Tore der goldenen K!nde»jahre schließen sich hinter ihnen, eS geht inS ernste Leben hinein. Wohl dem Knaben und dem Mädchen, wenn sie des Ernstes dieser letzten Wochen der Schulzeit sich bewußt und bestrebt sind, die selben noch mit Lust und Eifer am Lernen in der Schule auSzunützen und im Konfirmanden-Unterricht dir treuen Vermahnungen des Seelsorgers empfänglichen Herzen» in sich aufzunehmen, beides als Grundlagen für die spätere Zeit, in der sie des Lebens Licht- und Schattenseiten kennen lernen und gewahr werden müssen, daß nur ein religiös, sittlich und moralisch gefestigter, mit guten Kenntnissen versehener Mensch in den so mannigfachen Lagen des Leben bestehen und sich einen dauernden Platz als brauchbares un» nütz- licheS Glied der menschlichen Gesellschaft, der Gemeinde und des Staates erringen kann. Ohorn. Im Gasthof zur König Albert-Eiche ist man fitzt emsig an der Arbeit, für den nächsten Mittwoch daselbst statifindenden öffentlichen Maskenball die geplante, großartig ongeleg'e Ausschmückung des Saa!eS und der mitzubenutzenden Nebenräume herzustellen. Wie schon seststeht, wird die Beteiligung an dem Balle wieder eine recht rege werden, sodaß es an dem richtigen Trubel nicht mangeln wird. Sind auch in unseren Gegenden bei einem Maskenball die Wogen nicht so hochgehend wie in Süddeutschland und am Rhein, so erfüllt er immerhin auch im Norden als Volksfest heiteren Charakter- seine Mission. ES kann nicht die Rede von jenen karnevalistischen Ver gnügungen sein, bei denen die Pappnase als höchster Luxus zu gelten pflegt und die Prosa des nüchternen Tanzes im buntbewimpelten Saale alle Faschingslaunen erbarmungslos vertreibt, vielmehr zwingt die echte Maskenfreude nur da die ihr huldigenden Kreise in ihren Bann, wo verständige Torheit herrscht. Dann tänzelt über das glatte Parkett eine heitere Welt, im tollen Mummenschanz scherzend und schäkernd, aufgelegt zu lustigen Streichen und Neckereien. Lockende Tanzweifen rufen immer auf» neue die MaSken- scharen auf den Plan, enger und enger ziehen sich die Kreise der ihre Bohnen ziehenden Paare, bi» sich die Masse zu einem großen bunten Knäuel verdichtet, alles in den Strudel frohen Bewegens ziehend, ernste Dominos und kokette Sylphiden, die Pilger in ihren Kutten, wie die schlanken Debardeure, blasse Jünglinge im smoking und be leibte Ritter deS Ballsaale-. Schelmisch blickt manches Auge durch die Maske auf die in bunten Farben schillernde Wlt deS Scheine», und aufmerksam lauscht das Ohr den Inspirationen prickelnder, süßer Tanzweisen. Nur allzu schnell verrauschen dir Stunden bei solch fröhlicher Mas kerade. Obersteina. Nächsten Sonntag, von nachmittags 2 Uhr an findet hier die BezirkSvorturnerstunde de- II. Be zirk» deS Nördlichen Oberlausitz-Turngaues statt. — Staatliche Pension-Versicherung der Privatan gestellten Deutschlands. Das ReichSamt des Innern hat sich bereit erklärt, bis 1. Februar d. I. von allen derjenigen Privatangeftellten, welche sich an der EniquSte vom 1b. Ok tober 1903 nicht beteiligt haben, noch einen die Lage der Privatangestellten betreffenden Fragebogen anzunehmen. Die Fragebogen müssen nach dem Stande vom 15. Okto- ber 1903 ausgefüllt sein. Dos Reichsamt steht der Frage der Pensionsverstcherung mit dem größten Wohlwollen gegenüber und wird in Verbindung mit dem statistischen Amte alles tun, um die Eniquäte nutzbar zu machen. Aus diesem Grunde hat der Sächsische Landesverband sür staat liche PensionSversicherung der Privatangestellten eine Anzahl von Fragebogen drucken lassen und bittet, dieselben so schnell und eifrig als möglich zu benutzen. Die au-gefüllten Frage bogen müssen in geschlossenem Kouvert bis spätestens zum 1. Februar d. I. an das Reichsamt des Inneren etnge- sandt werden. — Die neuen 50-Pfennigstücks mit der Bezeichnung i/, Mark werden nächste Woche in den Verkehr gebracht werden. — Das Königs. Ministerium deS Innern hat im Ver- ordnungswege vom 1. Jan. d. I. an Maßregeln zur Ab wehr und Unterdrückung der Influenza der Pferde sowie der Gehirn-RückenmarkSentzündung und der Gehirnen!- zündung der Pferde getroffen. Danach ist jeder Pferde- besitzer verpflichtet, von dem AuSbruchs der genannten Krankheiten in feinem Pserdebestande und von allen ver dächtigen Erscheinungen, dis den AuSbruch derselben dc- sü chten lassen, der Ortspolizeibehörde sofort Anzeige zu erstatten. Die gleiche Anzeigepflicht liegt ob dem Vertreter deS Besitzers, den Begleitern von PferdetranSporirn, den Besitzern von Gehöften und Stallungen, in denen fremde Pferde sich in Gewahrsam befinden, den Tierärzten sowie allen Personen, die sich gewerbsmäßig mit der Ausübung der Tiei Heilkunde beschäftigen. Weiter stellt die Verordnung fest, welche Behörden al- OrtSpolizei gelten, und ermäch tigt die AmtShauptmannschaften, soweit mittlere und kleine Städte und daS Platte Land in Betracht kommen, gegebenen- falls daS Nötige selbst anzuordnen. Hierauf wird die Act und Weise der Desinfektion näher geordnet. An diese all gemeinen Bestimmungen schließen sich Sondervorfchriften hinsichtlich der Influenza und hinsichtlich der Gehirn-Rücken- mark-entzündung und der Gehirnentzündung an. Nicht- besolgung der Verordnung wird mit Strafe bedroht. — Bei den Kissen der Königs. Bezirt-fteuereinnahmen in Sachsen werden jetzt gegen Erstattung des Wertbetroges Denkmünzen (Fünf, und Zweimarkstücke), die zur Er- innerung an Se. Majestät den König Georg geprägt sind, ausgegeben. Die genannten Kossenstklltn kürfln an je eine Perfon nur 1 Stück dieser Münzen verabfolgen und sind nicht in der Lage, Vorherbestellungen, die ihnen telephonisch oder auf andere Weise zugehen, berücksichtigen zu können. — Die Nachricht von der freien Eismbahnfahrt der Weihnachts-Urlauber war in einigen Blättern als unzu treffend bezeichnet worden. Allerdings haben nicht alle Soldaten diese Vergünstigung erhalten, sondern vielmehr nur die weniger bemittelten Leute. Die Eisenbahnkosten wurden aus der Kompagniekosss bestritten, und zwar soll dies auf Anregung des Königs Friedrich August geschehen sein. — Am 9. Mai d. I. werden 100 Jahre seit dem Tode Schillers verflossen sein. DaS Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts glaubt einem in weiten Kreisen bestehenden Wunsche entgegenzukommen, wenn e» verordnet, daß an dem genannten Tage auch in den Volks schulen deS Lande- der hervorragenden Bedeutung dieses Dichter- sür da» deutsche Geistesleben in angemessener Weise gedacht werde. Insoweit an einzelnen Orten darüber hinausgehende besondere festliche Veranstaltungen aus diesem Anlasse getroffen werden sollten, will das könig', Ministerium wegen etwaiger Beteiligung der Volksschulen hieran daS weitere den Schulausschüssen und Schulvolständen unter Vernehmung mit den OrtSschulinspektoren überlassen. Wünschenswert ist es nach dec Generalverordnung der obersten Schulbehörde, daß der deutsche Unterricht der Oberklassen den Dichtungen Schillers, deren Besprechung im Lehrplane der Schule vorgesehen ist, im laufenden Winterhalbjahre besondere Beachtung zu teil werden läßt. Dresden. Se. Majestät der König von Sachsen ist Dienstag 1 Uhr 20 Min. vom Anhalter Bahnhof in Berlin nach Dresden znrückgereist. Zur Verabschiedung waren erschienen der sächsische Gesandte Beas Hohenihal und die Herren des Ehrendienstes. — Se. Majestät verlieh dem Staatssekretär v. Richt- Hosen die silberne Krone zum goldenen Stern des Groß« kreuze- de- Albrechtorden- und dem Unterstaat-sekretär de- Auswärtigen, Mühlberg, das Großkreuz deS Albrecht-- ordenS. — Die Ansprache Sr. Majestät deS Königs an daS Leibgrenadier-Regiment bei der Einstellung deS Kronprinzen in diese- Regiment lautete: „Grenadiere! Der heutige Tag ist sowohl für Mich wie für daS Regiment ein be deutungsvoller Festtag. Ich habe durch Order von heute Meinen ältesten Sohn, den Kronprinzen, zum Leutnant im Leibgrenadier-Regiment ernannt und ihn damit demjenigen Truppenteile überwiesen, in dem Ich einen großen Teil Meiner militärischen Ausbildung empfangen und an dem Ich stet» mit warmer Liebe gehangen habe. Auch jetzt noch betrachte Ich das Regiment als Meine militärische Heimat. Es ist daher eine Art Familienfest, deS Ich mit Meinem lieben Regiment zusammen feiere. Ich hoffe, daß der heutige Tag, an dem Ich Mein Liebstes dem Regiment überweise, diese Bande noch enger knüpfen wird. ES war der innigste Wunsch Meines heißgeliebten, seit drei Mo naten verewigten Herrn Vaters, Seinen ältesten Enkel in die Armee einstkllen zu können. Gott, der allmächtige Herr über Leben und Tod hat eil anders bestimmt. Noch ist Mein Herz von tiefer Trauer erfüllt über diesen für Mich unersetzlichen Verlust. Aber e» erfüllt Mich doch mit freudigem Stolze, al» nunmehriger Ches zum ersten male heute vor die Front Meines lieben Leibgrenadier« RegimentS treten und ihm Meinen Sohn selbst zusühren zu können. Kamenz. Bezüglich der in der Weihnachtszeit in den Waldungen der Reich-gräflich Stolberg'schen Forst- Verwaltung auf Liebenouer Revier ausgesührten umfang, reichen Diebstähle von Fichten haben die angestellten Nach forschungen jetzt zur Endkckung der Diebe geführt. ES überrascht jedenfalls, zu erfahren, daß eS fünf Bremser der preußischen Gtaatsbahn sind, w'lchr in den Vorrorten von Berlin Niederschönweida und JohanneSrhal stationiert sind. Bei ihrer Anwesenheit aus hiesiger Station haben sich dieselben der groben Vergehen schuldig gemacht. Ins gesamt sind 44 der schönsten WeihnachtSbäume auS den Kulturen gestohlen worden. Die eigenartigen Diebe sind vorerst nur deS Diebstahl» einer Anzahl Baume geständig. Bautzen, 13. Januar. (Sitzung der II. Straf kammer de- Köntgl. Landgerichts) Die 27 mal vorbestraft« 30 Jahre alte Händlerin Emilie Clara Borrmann auS Ohorn, fitzt in Chemn tz wohnhaft, war des Diebstahls im Rück falle angeklagt. Sie cniwendete ihrer eigenen Mutter in Ohorn am 20. November 22 Mark bareS Geld und etn Paar Schnürstiefel. Die unverbrsssrüche Diebin erhielt 10 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust, 2 Wochen ber Strafe gelten als verbüßt. Zittau. DaS 650jährige Jubiläum ihrer Gründung durch Otto II. von Böhmen kann in diesem Jahre unsere Staüt begehen. — An Tollwut gestorben. In Kamnitz-Neu« dörfel war im November vorigen Jahre- u. a. auch der 45 Jahre alte Fabrikarbeiter Flügel von einem herum streifenden tollwutkranken Hunde gelüsten worden. Sein Arbeitgeber ließ ihn auf eigene Kosten nach Wien bringen, wo er im Pasteurschen Institut der Schutzimpfung unter zogen wurde. Flügel verblieb dortselbst bis Ende No vember un» kehrte sodann in seine Heimat zurück. Er nahm sein? Arbeit wieder auf und befand sich ansang- durchaus wohl. Vorletzten Montag wurde ihm unwohl und in rascher Aufeinanderfolge stellten sich nun d'e für Wut charakteristischen Anfälle ein, die von heftigen Krämpfen und Atcmbeklemmungen begleitet war n. Sodann wurde er von Beißsucht befallen, die in Raserei überging. Während eines derartigen Anfalles wurde er bewußtlos. Als der Unglückliche später auch die in der Wohnung anwesenden Verwandten angriff, mußten dieselben doS HauS verlassen. Sodann wurde die HauSiür fest verschlossen und Flügel blieb nun die nächsten zwei Tage sich selbst überlasten. Eine große Menschenmenge umlagerte daS HauS, doch wagte niemand, dasselbe zu betreten, da sich der Unglückliche Nlit einem Beil bewaffnet hatte und selbst seinen besten Freunden drohte, Saß er st- erschlagen werde, wenn sie eS wagen sollten, näher zu kommen. Am Mittwoch abends zerschlug er in einem Anfalls eins brennende Petroleum- lampe, schien aber durch da» herumsprühende F.uer wieder zur Besinnung gekommen zu sein, da er dasselbe durch Aichs aus dem Ofen zu löschen versuchte, was ihm auch gelang. Donnerstag nahm die stsigende Wut eine entsetz, liche Form an. Der Kranke begann wieder zu toben, und zwar zertrümmerte er alle Einrichtungsstücke. AlS der Un- glückliche am Freitag etwas ruhiger geworden war, wurde er von einigen beherzten Männern mit Hilfe eines großen Tuch'S zu Boden gestreckt, an Händen und Füßen gefesselt und in die Zwangsjacke gtstcck». Glücklicherweise gelang diese traurige Arbeit, ohn: daß jemand zu Schaden kam. Am Sonnabend ist der Bedauernswerte gestorben. Politische Umschau. Deutsches Reich. Im Laufe deS Montag nachmittags machte der König verschiedene Besuche, u. a. auch beim Reichskanzler; abends fand Galatafel im Schlosse statt. Bei derselben dankte der Kaiser in einem Toast aus König Friedrich August, das Wettiner Haus und daS „schöne Sachsenland" dem Kömg sür dessen Erscheinen am Ber liner Hofe und betonte, w e dieser Vorgang daS Band der innigen Freundschaft zwischen Hohenzollern und Wettinern noch fester knüpfte. Weiter wies der Kaiser darauf hin, wie er an den Schicksalen im sächsischen Volke habe teil nehmen dürfen, und erinnerte ferner daran, baß er mit König Friedrich August zusammen an der Bahre der Kö nige Albert und Georg gestanden habe, hervorhebend, daß von ihm hierbei nach der ihm von seinem Großvater un» seinem Vater gewordenen Ueberlieferung gehandelt worden sei. Schließlich versichert der Kaiser, daß König Friedrich August allzeit einen festen und treuen Freund an M finden werde. In seinem Erwiderungstoast dankte der König für die soeben an ihn gerichteten ehrenden Worte deS Kaiser- und für den ihm in Berlin gewordenen war-