Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Pulsnitz und Umgegend. Sonnabend L G Vtilllgt D M. Z. K L 7. Januar 1905. Fortsetzung aus dem Hauplblatt.) haben in der Neujahrsnacht unerhörte Ausschreitungen vor Mannschaften stattgesunden, die Beteiligten find jedoch nicht ermittelt. — In Zwangshaft genommen wurde der Redakteur der „Lippefchen Landeszeitung" in Detmold, StSrcke, weil er sich weigert, den Einsender der sogenannten L.-Depesche zu nennen. Holland. Holland trifft Vorkehrungen, um die Neu tralität seiner indischen Besitzungen gegenüber den russischen und japanischen Kriegsschiffen zu wahren. Indessen ist daS Gerücht, die Regierung habe zur Aufrechterhaltung der Neutralität Indiens daS Aufgebot der Marinemiliz ange ordnet, unbegründet. Das Marinemisterium hat nur die Maßregeln ergriffen, die notwendig sind, um bereit zu sein, Wenn der Lauf der Ereignisse in Indien daS Aufgebot er forderlich machen sollte. In den indischen Gewässern sind japanische Kriegsschiffe gesehen worden. Man hält sie sür kleine Kreuzer, die etwaigen Bewegungen der baltischen Flotte in den indischen Gewässern überwachen sollen. Die Behörden in Indien haben die zur möchlichsten Aufrecht erhaltung der Neutralität in den Häfen und Küftengewässern nötigen Befehle erhalten. Ministerpräsident Kuyper hat die Absicht, aus Gesundheitsrücksichten einen längeren Auf enthalt in Südfrankreich zu nehmen, zur Zeit aufgegeben, weil die Sorge für die Aufrechterhaltung der Neutralität in Niederläudffch-Jnrien in Anbetracht der gegenwärtigen Kriegslage die Regierung unausgesetzt beschäftigt. Rutzlaud. Die innere Lage Rußland« bleibt auch im neuen Jahre eine kritische. So herrscht neuerdings in Littauen große Gährung, es ist bereit« zu ernsten Ausschreitungen ge kommen, blutige Zusammenstöße werden befürchtet. Marokko. Ukber die inneren Wirren in Marokko liegt folgende Meldung deS Spezialkorrespondenten deS „Figaros" in Tanger vor: Zwischen den Truppen des Sultans unter Mully Abdul Asis und dem Prätendenten Bu Hamara hat bei Udjda im Nordosten von Marokkos ein Gefecht an der algerilchen Grenze stattgefunden. Die Truppen des Sultans sind vollständig geschlagen und viele gefangen genommen worden. Bu Hamara hat die Ge- fon? neu aber wieder freigelaffen, nachdem er ihnen die Muffen und Kl-idnng obg-nommen hatte. Zum russisch - japanische« Krieg. Die Leiden der Besatzung von Port Arthur halten den Gipfelpunkt erreicht, wie auS nachstehender Depesche Gene rals Stöffel an den Zaren vom 1. Januar hervorgeht: Unsere Verluste sind groß. Zwei Regimentskommandeure sind verwundet, einer von ihnen sehr schwer. Der Kom mandant der Befestigung 3 kam bei der Explosion um. Großer Kaiser, verzeihe unSl Wir haben alles getan, was in Menschenmächten stund. Richte uns auf Grund des 8 64 deS Reglements über die Verteidigung der Festungen. (Anmerkung deS GeneralstabeS: Wie heldenhaft die Ver teidigung einer Festung auch gewesen, und mit wie großer Selbstverleugnung die Verteidigung auch geführt worden ist, so wird ihr Kommandant doch, wenn die Festung vom Feinde genommen wird, einem Gericht übergeben, dessen Zusammensetzung jedesmal durch besonderen Befehl deS Kaisers festgesetzt wird. Dieses Gericht hat die vom Festungskommandanten ergriffenen Maßnahmen zur Ver- leidtgung zu beurteilen und hierauf festzustellen, ob er seine Pflicht erfüllt hat, oder ob der Fall der Festung ihm als Schuld angerechnet werden muß.) Aber richte gnädig. Fast 11 Monate ununterbrochenen Kampfe- haben unsere Kräfte erschöpft. Nur ein Viertel der Verteidigung, von der die Hälfte krank ist, hält 27 Werst der Festung besetzt, ohne Hilse zu erhalten, ja sogar ohne auch nur für kurze Zeit abgelöst zu werden. Die Leute sehen wie Schatten auS. Nogi berichtet: Die Russen haben unS am 4. Jan. nachmittags 1V, Uhr das Fort Jtsuschan und andere Fort- als Sicherheit sür die Einhaltung der Bedingungen der Kapitulation übergeben. General Nogi berichtet deS weiteren nach Tokio, daß die Uebergabe der Forts und Batterien von Port Arthur beendigt sei. Gefangen sind nach den ferneren Ausführungen deS Generals in diesem Bericht: 8 Generäle, 4 Admiräle, 57 Obersten und Majore, an 100 Sch ffSkopitäne und Kommandanten, 531 Hauptleute und Leutnants des Land. Heeres, 200 SchiffSleutnantS und Marinebeomten, 109 Stabsärzte, 20 Kapitäne, 22434 Unteroffiziere und Ge meine des LandhecreS und 500 der Marine, zusammen 32 207 Personen. Die Freiwilligen sind der Mehrzahl nach bei den Nichtkombatienten angeführt. Außerdem sind 15—16000 Verwundete und Kranke in den Hospitälern vorhanden. Uebrigens ist am Donnerstag zwischen den russischen und japanischen Bevollmächtigten in Port Arthur ein ergänzendes Abkommen abgeschlossen worden über das bei der förmlichen Uebergabe der Festung einzuschlagende Verfahren, sowie über die fernere Behandlung der Garnison und der Bewohner. Die Zahl der russischen und japani schen Verluste in Port Arthur ist noch nicht genau bekannt. jst unmöglich die Mehrzahl dec Verwundeten und «ken sortzuschüffen. Die Japaner sind bemüht, eilig . ^>zin und Nahrungsmittel herbeizuschaffen; man hofft ' Mnde von Menschenleben retten zu können. ES ist die Japaner später Vorkehrungen zur Rück- der Verwundeten nach Rußland tr-ffen werden, , wird gegenwärtig in Tokio diskutiert. Man , General Nogi auf Geheiß deS Kaisers nach 4.0km kommen werde, wo begeisterte Empsängc seiner harren. Die fremdländischen Attaches sind m Port Arthur eingetroffen. DaS russische Ostseegeschwader soll nach einer in Pe- tersburg eingelaufenen Depesche von einer schweren Kata- strophe betroffen worden sein. Wie die Meldung besagt, ist das Flaggschiff des Admirals RoschdjestwenSly „Fürst" Suworow" in den Gewässern von Madagaskar unterge- gangen. Eine Bestätigung diefir neuesten Hiobspost sür Rußland siebt allerdings noch aus. Vermischtes. * Ein italienischer Kwilecka-Prozeß. Ein sensationeller Kinderunterschiebungsprozeß, der große Aehnsichkeit mit dem Prozeß gegen die Gräfin Kwilecka hatte, beschäftigte 8 Tage lang da« Turiner Schwurgericht. Die ehemalige Schauspie lerin Teodolinda Marchini, die unter dem Namen Maria Haller zur Halbweltlcrin herabgesunken ist, war angeklagt, Mutterschaft geheuchelt und ein Kind untergeschoben zu haben, um einen schwerreichen Turiner Ingenieur sür die Dauer zu fesseln und zur Eheschließung zu zwingen. Mit ihr zierten die Anklagebank ihre treue Dienerin Bonetti, die Hebamme TomatiS und die bildhübsche Tochter der Hebamme, eine fesche Studentin der Geburtshülfe, die demnächst einen arg verliebten Millionär heiraten soll. Während der achttägigen Verhandlung gab eS im Gerichtssaale zahllose Tränenergüsse Ohnmachtsanfälle und hysterische Krämpfe. Die Hauptange klagte besonders kam aus dem Weinen gar nicht heraus und verstand c« meisterlich, der Richter wilde« Herz zu rühren. Die Verteidiger batten kaum nötig, für Freisprechung zu plaidiercn, der Präsident de« Gerichtshöfe« selbst empfahl mit großer Wärme vis Angeklagte d-r Barmherzigkeit der Geschworenen. In menschlich -»greifender Weise schilderte er das verfehlte Leben der Maria Haller, die, aus guter Familie stammend, mit 13 Jahren von ihren moralisch degenerierten Eltern auf die Straße geworfen wurde, sich dann einige Jahre bei Wandertruppen als elend bezahlte Schauspielerin herumquälte und zuletzt durch die Not gezwun gen wurde, auß der Liebe ein Geschäft zu machen. Der Staatsanwalt war gerührt, die Richter noch mehr, die Ge schworenen am meisten, und unter großem Jubel des Publi kums erfolgte die Freisprechung der vier angellagten Frauen. Briefkasten. Abonnent iu Oberlichtenau. Sie wollen wissen: 1) Ob jemand, der schon Konkurs gemacht hat und sich dann durch gerichtlichen Vergleich mit seinen Gläubigern gesetzt hat, nachträglich noch KonkurSsorderungen einziehen kann oder er dazu kein Recht hat? 2) Wenn verjährt eine Forderung in Gestalt einer Bareinlage in ein Geschäft, wenn schon Ab schlagszahlungen stattgefunden haben, in 30 Jahren oder in 2 Jahren? 3) Wie hoch wird ein Haus in der Brandkaffe eingeschätzt, wenn es 4000 Mark reellen Wert hat? Antwort zu 1. Sie können noch nachträglich Forderungen einziehen, z. B. widerrechtlich im Konkurs entzogene oder verwertete VermögenSstücke zurückverlangen, auch dis vom Verwalter gegen Gläubiger deS Gemeinschuldners begonnenen Prozesse sortsetzen. Antwort zu 2. Im allgemeinen 30 Jahre, ev. kann auch vierjährige Verjährung eintreten. Antwort zu 3. Gewöhnlich 500 Mark unter dem reellen Wert. Für den Hundebesitzer folgt die Antwort in nächster Nummer. Mugesaudt. Wer hohe Küruererrräge erzielen will, darf e« an einer Phosphorsäuredünzung nicht fehlen lasten Welche Form deS DüngerS aber zu wählen ist, dafür spricht sehr wesentlich der Preis mit. Pro Lx GesamtphoSphoisävre ist ab I. Januar 1905 der Thomasmehlpreis gegen dem verflossenen Herbst um V, Pfg- herabgesetzt, sür eitronen- säurelöSliche Phosphorsäme um 1 Pfg. Ost wiederholte Düngungsversuche haben immer wieder bewiesen, daß das Thomasmehl auch zur Frühjahrssaat auf den verschiedensten, selbst schweren Boden mit größtem Vorteil benutzt wird, wenn eS nur zeitig ausgestreut wird. Am schlagendsten geht die« wohl daraus hervor, daß nachweislich in ganzen Provinzen der Thomasnuhlkonsum im Frühjahr denjenigen deS Herbstes stark überwiegt. Allerlei Ungereimtes iu Reime«. (Nachdruck verboten) Wenn man vom Jahres-Anfang auf die Zukunft wollte schließen, Dann müßte, daß ein neues Jahr begonnen, fast verdrießen, Denn was das neue Jahr gebracht in seinen ersten Tagen, Verheißet für die Zukunst uns noch viele Sorg' und Plagen. Mit WindeSbraus, mit Schnee und Eis, kams neue Jahr gegangen, lind hat auch in der Politik sehr „stürmisch" ang-fangen. Im Nachbarrstaate Oest'reich war der Neujahrssturm gewaltig, Die Ursache war auch dazu fürwahr sehr vielgestaltig. Drum ging der Herr von Koerber auch, dieweU S ihm nicht ge. lungen, Daß er den Ovonnierenden den Sieg hätt' abgerungen, „Ministerpräsident" zu sein in Oest'reich, welch Vergnügen, Die ganze Herrlichkeit liegt ost schnell in den letzten Zügen. Gautsch hat das übernomm'ne Amt schon früher mal begleitet. Daß er's jetzt tut zum zweiten mal — wer ,st S, der chn beneidet, Ein „Viertel"-Jahr war's erste Mal, daß er deS Amts Beschwerden Ertragen, wird eS dieses mal vielleicht noch kürzer werden? Ob's also Herrn von Gautsch gelingt, zu lösen dort die Wirren, Das scheinet mir recht fraglich doch — vielleicht tu' ich mich irren ? Auch Rußland irrte sich einst sehr, als es zu Krieges? hde Durchs weite Reich erschallen ließ die KnegeSruf-Trompet«. Der Gegner „Japan" schien so tlem, wie „Goliarh" der „Rüste", Dochs Gegenteil stellt sich bald ein zum russischen Verdrusse. Der „kleine Gegner" war sehr zäh ging immer schlau zu Wege, Und war, schon eh' der Krieg begann, mit Vorbereitung rege. Sodaß, als Schlachtendonner dröhnt, dann auf japanscher Seite, Auch alles wohlgerüstet war zum ernsten, blut'gen Streite! Seit Monaten schon tobt der Krieg, man tat nicht Menschen schonen, Geizt nicht mit Kriegesmaterial, pumt neue Millionen. Um den Besitz Port Arthur«, das umzingelt ward, umschloffen Bekämpften beide Gegner sich alltäglich unverdrossen. Ost hieß eS schon: „Port Arthur fällt gewiß in wen'gen Tagen I" Doch die Japaner wurden stet« erneut zurückgeschlagen. Bis endlich — am Neusahrstag war's — der Telegrah die Kunde Von Stöffels Kapitulation blitzt in die Weltenrunde. „Mit Ehren würd' kapituliert", so mußte man vermelden, Drum sing ich auch in meinem Lied Lob den Port Arthur-HeldenI Denn Helden waren's allesamt, vom Ersten bis zum Letzten, Die für des Vaterlandes Ehr ihr Leben dort einsetzten. Und wenn jetzt Japan allen Grund zu froher Siegesfeier, Hat Rußland Grund zum Stolz auf jene Helden Schreibelmaper. kabv's gpossteFnellde ist ein Bad mt Nafalan-ToilettL-Seise /R-.toU-n-Marke) s 30 Pfg , Einpudern mit NgMan - Toilette - Streupulver (Reiorten-Make) a 50 PsaF^oder Einselten mit Nasalan« Toilette-E sme (RetorlenDsarke) L 10 und 30 Pfg., denn dies erzeugt unbeschreibliches Wohlbehagen. Nur echt und rein mit Reto r^e^n -Marke. Packungen ohne diese weise man zurück! AMtlich in Apotheken resp. Drogerien nnd Parfümerien. Marktpreise iu Käme«; vom 5. Januar 1904. höchster j niedrigst. Preis. Preis. 50 Kilo s. z. Heu SO Kilo Korn 6 70 6 60 5 25 Weizen 8 50 8 20 Stroh Schütt- 23 — Gerste 8 20 7 90 Maschin. 20 — Hafer 7 10 6 75 Butter höchster 2 70 Heidekorn 9 SS 8 70 niedrigster 2 10 Hirse 14 13 — Erbsen 50 Kilo 10 SO Kartoffeln 50 „ 3 50 UeberMt über die au d eu Hauptmarttorteu Deuffch- lauds in -er letzten Woche gezahlten Fettvtehpreise. (Unberechtigter Nachdruck verboten.) Die Preise sind in Mark pro 50 Lg. Schlachtgewicht bezw. Lebendaewickt 0 bedeutet Lebendgewicht) angegeben. Die erste siabl bezeichnet den niedrigsten , die zweri le den höchsten für die betreffende Viehgattung gezahlten Preis. Rindvieh Hammel, Schafeu. Großvieh Kälber Lämmer Schweine. Aachen 40—66 SS-90 62—73 51-56 Barmen 54—68 75-80 —72 51—S6 Berlin 44-74 50—89 52—72 49-56 Bremen 50-71 65—90 SS—75 48—56 Breslau 50-71 27 -35l 50-64 46-58 Bromberg 24—331 33-401 21-331 32-381 Chemnitz 43-70 34-49l 23—311 52-60 Dortmund SO—70 40—531 58-70 52—57 Dresden 49—72 62-73 65-74 52-60 Elberfeld S3—71 70-95 50-S7 51—57 Essen 50—72 38 -661 60—70 48—57 Frankfurt a. M. 41—77 57—83 48-67 52-60 Hamburg 46'/,—65 61—11O'/,52'/.—71 45'/,—54 Hannover 58—72 — 65-72 S0-60 Husum 63—66 — 33—401 Kiel 40-67 45-82 30—32 26-431 Köln a. Rh. 53—75 50-94 60-75 47-60 Leipzig 46—76 36—511 30—361 48—59 Magdeburg 19—36l 30-511 24-331 45-57 Mainz 50—75 70—75 56—58 Mannheim 48-77 75—90 55-70 57—58 Nürnberg 24—421 45 60 38—48 43-59 Stettin 55—69 49-54 Zwickau 42-73 38—401 29—33! 54-59 AufgistelU am 5. Januar 1905. Mttberückflchtigt sind noch die am 4. Januar abaebalrencn Markt«. WitteruuüSauSsichte«. Sonnlag, den 8. Januar: Etwas kälteres, wechselnd bewölktes, windiges Wetter mit etwas Niederschlägen. Montag, d-n 9. Januar: Etwas wärmeres, windiges, ziemlich trübeS Wetter mit Niederschlägen. Kirchliche Nachrichten S onnt aq, d n 8. Januar, I xost. Lxipdau.: >/,9 Uhr Beichte. > Parier 9 „ Predig». (Lvc. 2, 41—52.)/ Schulze. '/,2 „ KindergotteSdievst. (1. Moje 28, 10—17.) Pastor Resch. 8 „ Jungfrauenv-rein. AmtSwoche: Pastor Resch. Mittwvch, den 11. Januar: AdendS 8 Uhr Bibelstund,. (Offenb. 2, 18-29.) Pastor Resch.