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unglaublichen Schwierigkeiten begleitet war. Da die Stromtiefe dermaßen veränder lich ist, daß die Fluch nicht selten eine Schlammschicht von vierzig und mehr Fuß Höhe auf der Sohle des Beltes anschwemmt und wieder hinwegwäscht, mußten die Brücken pfeiler auf dem Felsengrunde unter dem Schlamme gegründet werden, so daß die Fundamente des einen Pfeilers HO Fuß, jene des andern (20 Fuß unter dem nor malen Wasserstande liegen. Andrerseits besteht ein Gesetz, welches bestimmt, daß jede Brücke mit Rücksicht auf die Schifffahrt fünfzig Fuß — vom normalen Wasser stand gerechnet — hoch sein muß. Die Spannweite zwischen den einzelnen Pfeilern ist je 500 Fuß, jene zwischen den beiden mittleren Hauptpfeilern 520 Fuß. Das Werk ist sonach in seiner kühnen Ausführung ein wahrer Triumph amerikanischer Baukunst. Die große Frage war nun, wie man den Aufgang von den niedrig gelegenen, unmittelbar bis an das Flußufer hinabgebauten Straßen der Stadt auf diese Brücke Herstellen solle. Aber der Amerikaner kennt keine technische Schwierig keit. Die Brücke wurde durch einen viaduct von (050 Fuß, mit fünf Bogen wölbungen, verlängert, der nun in einer Höhe von fünfzig Fuß, vom Ufer bis in die Hauptstraße der Stadt, die breite Washington-Avenue, hineiureicht, ohne daß mau auch nur ein Haus oder ein Local hätte vermauern, oder den Verkehr einer Gasse hätte absperren müssen. Dort tritt dann der Lisenbahnzug in einen 48OO Fuß langen Tunnel ein, der unter einem großen Theile der Stadt hinzieht und erst in der elften Straße am großen Bahnhof der St.-Louis Central-Nailroad wieder zu Tage tritt. Und über diese große, einzige Brücke geht der ganze Verkehr mit den Gststaaten, gehen Tag für Tag, Nacht für Nacht Hunderte vcn Zügen, mit zehntausenden von Menschen, während unter ihren mächtigen Bögen die gefüllten Dampfer siromauf- und abwärts fahren. Ls ist eines der gewaltigsten Verkehrskreuze des Continents, — aus dessen belebtesten Schienenweg und dessen größten Wasserweg gebildet. VI. Lhicago. Line zehnstündige Fahrt auf einer der drei, die Königin des Mississippi mit jener der kanadischen Seen verbindenden Eisenbahnen führt uns durch die flachen, äußerst fruchtbaren Agrikulturdistrikte des mittleren Illinois, durch die hübschen, wohl habenden Städte peoria, Springfield (die Staatshauptstadt) oder Bloomington nach der drittgrößten Metropole Nordamerikas, nach Chicago.