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Ueber die Namen der Araber. Die metonymischen Vornamen des Mannes leiten uns als Brücke zur phantastischen Zauberinsel, welche von der Familie der arabischen Rhetorik, nämlich von den Vätern, Müttern, Söhnen und T öchtern der arabischen Metonymik bewohnt ist, und auf der wir einige Zeit verweilen wollen, ehe wir den Weg von derselben wieder in das Gebiet der anderen Namen fortsetzen. Wir beschäftigen uns also zuerst mit den Vätern. Die Väter. Die morgenländische Artigkeit, welche den Mann als den Vater eines seiner Söhne, oder in deren Ermangelung als Vater irgend einer Vollkommenheit oder Trefflichkeit anredet, hat sich bei dem Araber auch auf Thiere und leblose Gegenstände verpflanzt und besonders auf die ersten, indem, abgesehen von der späteren Einwanderung der Thierapologen aus Indien, der Araber schon aus der ältesten Zeit von Lokman’s Fabeln her die Thiere als gute Freunde und Gesellschafter zu betrachten gewohnt ist; warum sollte er also’mit ihnen weniger höflich und artig umgehen als mit seines Gleichen; er spricht dieselben nicht als Löwe, Fuchs, Wolf u. s. w., sondern mit ihren Vornamen an. Etwas ähnliches findet sich in den verschiedenen Thiernamen des alten Gedichtes „Reinecke Fuchs”, was aber selbst nur ein durch weite Entfernung geschwächter Widerhall der aus Indien nach Persien verpflanzten unter den Namen der Fabeln Ridpai’s allbekannten Apologen; auch in diesen treten die Thiere mit verschiedenen Namen auf, die aber keine Vornamen sind, sondern eigene Namen bestimmter Individuen; so heissen in dem Fabeln Bid- pai’s die zwei Stiere, welche die Pole des ganzen Werkes, Kelile und Dimne, unter welchen die ara bische Uebersetzung bekannt, deren persische Uebersetzung später unter dem Titel.: Enwäri-Soheili, d. i. die Lichter des Kanopus, und die türkische unter dem Namen: Humajünäme, d. i. des kaiserlichen Buches, berühmt geworden ist. Wie Kelile und Dimne die eigenen Namen zweier Stiere, so sind in „Reinecke Fuchs” Petz, Hinz, u. s. w. der eigene Name eines bestimmten Bären, Katers, u. s. w. und nicht der Vorname, mit welchem die ganze Gattung angesprochen wird. Da der Morgenländer die wissen- schaftliche Eintheilung der Thiere nicht kennt und der Naturgeschichte nur die philologische Ansicht abge wonnen hat, so folgen wir auch seiner Eintheilung der Thierwelt in zahme oder Hausthiere, in wilde oder reissende, in Gewürme oder kriechende Thiere, in Vögel und Fische, zu welchen letzteren auch andere Wasserthiere gerechnet werden. Von den Thieren werden wir zu den leblosen Gegenständen übergehen, von denen wir bereits in der Ansprache des Meeres mit seinem Vornamen oben ein Beispiel gegeben ha ben, von den leblosen Dingen aber jene, welche unmittelbar zum Genüsse des Menschen gehören, diesem zuordnen, und wie wir von dem Vornamen des Mannes ausgegangen sind, mit dem Vornamen der Haupt- glieder des Menschen diese Uebersicht beschliessen; in derselben Ordnung werden wir mit den Müttern, Söhnen und Töchtern verfahren, deren Zahl aber neben denen der Väter gar nicht in Betracht kömmt, in dem die Mütter kaum ein Fünftel der Väter, die Söhne und Töchter noch viel weniger sind. Von allen Hausthieren ist das Kamel dem Araber das hochgeschätzteste und unentbehrlichste; Ritter hat demselben im XIII. Theile seiner Erdkunde eine vortreffliche Abhandlung gewidmet, welcher nur die philologische Vollständigkeit fehlt, indem die arabischen Wörterbücher achtzehnhundert M örter enthalten, die sich einzig auf das Kamel beziehen und deren Zusammenstellung für eine vollständige Monographie des Kamels eben so unerlässlich, als die Zusammenstellung der in den arabischen Wörterbüchern die Palme betreffenden Wörter zu einer vollständigen Monographie derselben.