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10 Dr. Freiherr Hammer-Purgstall. men der Dinge gilt, wird von den Moslimen auch auf die eigenen Namen angewendet; zwei andere Stellen aber, die weiter unten vorkommen, werden von den Zunamen und Vornamen verstanden. Dieser Reichthum von Namen ist bei den Arabern aber bloss ein Vorrecht des Mannes, indem die Frauen, seltene Ausnahmen abgerechnet, sich mit ihrem Namen ohne Vornamen, Zunamen, Beinamen und Ehrennamen be gnügen müssen. Um den Frauen aber, so viel es an uns liegt, ihr Recht zu erweisen, nennen wir hier einige der berühmtesten Frauennamen der Araber vor und nach der Zeit des Islams. Einer der berühm testen ist Hind, der Name mehrerer Königinnen , aus den Dynastien der Könige von Hire und Gasan, eine derselben hiess, ihrer Schönheit willen, H,ind, die Toch ter des himmlischen Wassers, eine andere H i nd-ol-H,o nüd , d. i. die Hind der Hindinnen ; Hali met, d. i. die Sanftmüthige, die Toch ter eines Königs von Gasan, widersprach durch ihren kriegerischen Charakter ihrem Namen, indem sie die Schlacht am Quelle von Obäg herbeiführte, welche nach ihr auch der Tag von Halimet heisst. Von den zwei Schwestern, Königinnen Seineb und Sobba, ist nur die erste den Römern als Zeno- bia bekannt geworden; eben so berühmt als die Tochter des himmlischen Wassers ist in der Geschichte arabischer Königinnen Marie, die Besitzerinn der kostbaren Ohrgehänge; dieser Name, der unstreitig kein anderer als der Maria’s, heisst aber bei den Arabern die Weisse oder Glänzende, und ist verschieden von dem Namen der Mutter Jesu, welche im Arabischen Merjem heisst, und nach welcher die XIX. Sure des Korans betitelt ist. Die zwei Wahrsagerinnen arabischer Vorzeit, Serkä, d. i, die Scharfsehende, und Tharifet, d. i. die ausgewachsene Pflanze, haben in der arabischen Geschichte nicht minderen Ruf, als die zwei alten Wahrsager Schikk und Sathih , wovon jener nur die Hälfte eines gespaltenen Men schen, dieser ein Fleischklumpen ohne Hände und Füsse. Sidschäh, die sich anmasste, sogar Prophetinn sein zu wollen, ist durch die Zoten, die sie mit dem Lügenpropheten Moseileme gewechselt hat, bekannt 1 ). Unter den vorislamitischen Frauen und Mädchen verdienen vorzüglich die durch die Gedichte von Dichtern, Liebeshelden, verewigten Schönheiten genannt zu werden, nämlich 0 m m - M a 1 i k, die Geliebte des Dich ters Ibn-ol-Haddij; Esma, die Geliebte des Dichters Morakkisch des Grossen; Fäth im a, die Tochter Königs Monfir, die Geliebte des Dichters Morakkisch des Kleinen ; Meilä, die Geliebte des Dichters K ab - el-Mo nach al; Afra, die Geliebte des Dichters Orwet B. Hifäm, endlich Oneife, d. i. die kleine Ziege, die durch die Moällakät des grössten arabischen Dichters vor dem Islam Imri - ol - Kais verewigte Schönheit. Da schon die Tochter eines alten Königs von Hire Fäthima, d. i. die Abspennende, hiess, ist es natürlich, dass Mohammed diesen Namen seiner Tochter gab, welche in den Augen der Moslimen die heiligste der Frauen und unmittelbar nach ihr isch, die geliebteste und geist reichste, aber auch die treuloseste und ränkesüchtigste seiner Gemahlinnen; die anderen hiessen: Cha- d i d sch e , S aü d ä oder richtiger Sewdet, Hafssa,OmmHabibet, Esma Omm Selma, Ri- hänet, d. i. das Basilikon, Meimünet, d. i. die Glückliche, Dschuweiret, d. i. die kleine Nach barinn , Ssafijct, d. i. die Reine. Fäthima undAäische (die nichts weniger als keusche) blieben die beiden grössten Namensspenderinnen für moslimische Frauen, aus dem Koran nahmen sie den Namen Maria’s (Merjem), den der Gemahlinn Putiphar’s Su leie hä und den der Königinn von Saba Balkis oder richtiger Bilkis. Die zwei frömmsten Frauen des Islams, nach welchen viele Mosliminen benannt wur den, sind S it tet Nefise t, d. i. die kostbare Frau, und Räbiä; unter den ersten Frauen des Islams 1) Abulfedae annales, pag. 311—313.