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Wochenblatt keenspeecken Do. 18. H für Pulsnitz und Umgegend Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr aufzugeben. Preis für die einsxalt. Zeile oder deren Raum 10 Reklame 20 H. Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Amts-Blatt -es Königl. gmtsgeriMs und des Stadtnatlies 2» pulsnikL Veleg?amm -8-resse: lboclienblc! Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Jllustr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. so Z., vierteljährlich z.2S bei kreier Zustellung ms Haus, durch die Post bezogen unter Nr. sso2 z.^o. Amtsblatt für den Besirk des König!. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalde, Ohorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Fredersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von L. L. Förster's Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 2SL. Verantwortlicher Redakteur Gtto Dorn in Pulsnitz. Ur. 110. Menstag, den 15.. September 1903 55. Jahrgang. 'Bekanntmachung. Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß am heutigen Tage der bisherige Ratsexpedient in Ostritz, Herr Ernst Wilhelm Richter als Ratsregistrator und Protokollant verpflichtet und in sein Amt eingewiesen worden ist. PulSnitz, am 15. September 1903. Der Stadtrat. vr. Michael, Bürgermeister. Neueste tzreignisse. Fürst Ferdinand von Bulgarien befindet sich aus Grund der ihm von feiten seiner Gegner dro henden Gefahren in großer Angst. Die britischen Operationen im Somalilande zur Besiegung des Mullah sollen nunmehr energisch betrieben werden. Der Kaiser ist Sonnabend von Merseburg zu den Jagden nach Ungarn abgereist. Dem Könige von Sachsen hat der Kaiser in einem Handschreiben seine lebhafte Genugtuung über die Haltung der sächsischen Truppen während des Manövers altsgesprochen. Nach dem Gesamtresultat der Stichwahl in Dessau- Zerbst ist Schrader (frs.Vg.) gegen Käppler (sozd.) gewählt worden. Auf dem deutschen Aerztetag zu Köln wurde ein Antrag angenommen, wonach zur Verhütung weiterer Ueberfüllung des ärztlichen Standes eine Warnung an die Abiturienten zu erlassen sei. Die wirtschaftliche Notwendigkeit der Ver einfachung und Verbilligung der Arbeiter- Versicherung. Di« Wohltaten, welche die durch Reichsgesetz geschaffe nen Versicherungsanstalten für die Arbeiter in den Fällen der Krankheit, der Unfälle und der Altersschwäche stiften, hängen ganz und gar von der finanziellen Leistungsfähigkeit dieser Versicherungsinstitute ab. Nun hat man aber die erschreckende Beobachtung gemacht, daß von den Einnahmen der Arbeiter versicherungen ein ganz unverhältnismäßig hoher Prozentsatz für die Unterhaltung dieser Anstalten, zumal für die Beamten und Aerzte gezahlt werden muß, und daß dieser Aufwand noch dazu in den letzten fünf Jahren ganz unverhältnismä ßig gestiegen ist. Sollen also die Arbeiterverstcherungen ihre Aufgabe für die Wohlfahrt der unteren Volksklaffen im großen Stile unv genügend erfüllen, so ist unbedingt nötig, daß an den viel zu hohen Verwaltungskosten gespart wird. Wie schon der vorige Reichstag richtig erkannt hat, ist dieses notwendige Ziel nur dadurch zu erreichen, daß alle Angele genheiten der Arbeiterversicherung vereinfacht und dadurch verbilligt werden. Die» geschieht am besten dadurch, daß man all« Arbeiterverwaltungsgesetze in einem einzigen Gesetze vereinigt und dann alle» centralisiert und vereinfacht. Durch «ine Resolution im Reichstage ist nun auch dies« Forderung festgelegt und sie wird auch von der Regierung gebilligt. Bemerkenswert ist auch, daß bereits der frühere Präsident de» ReichSversicherungSamte» Or. Rödicker sehr lebhaft für «ine Reform der Arbeiterversicherungen im Sinne einer Ver einfachung eintrat. Sehr einleuchtend werden die Gründe dafür neuerding» von einem der berufensten Kenner des ArbeiterversicherungSamteS, Geheimrat Or. Zacher, in dem Centralorgan für da» gesamte Kranken», Unfall« und Jnva- liden«Verstcherung»wesen „Die Arbeiterversorgung" entwickelt. Daß die Lösung der Aufgabe, je länger sie aufgeschoben wird, sich um so schwieriger gestaltet, ist im Reichstage bei Annahme der erwähnten Resolution schon vorgeschoben wor den. E» läßt sich auch kaum leugnen, daß die Verbilligung der Arbeiterversicherung zugleich die Vorbedingung für ihren weiteren Ausbau und die Angliederung der Witwen» und Waisen-Versicherung bedeutet. Auch die „Arztfrage*, die bei Beratung d«r Novelle zum Krankengesetze weit im Vor dergrund de« Interesses stand, wird sich nun im Zusam menhänge mit der Vereinfachung und Verbilligung der Ar- b«it«rversicherung überhaupt befriedigend lösen lassen. Den» der gegenwärtige Zustanv völliger Zersplitterung, wo jeder Versicherte, jede Krankenkaffe, jede Berussgenoffenschast, jede Versicherungsanstalt und jedes Schiedsgericht seine eigenen „Vertrauensärzte" hat und diese im EntschädigungSstreitvsr- fahren gegeneinander auSgespielt werden, führt zu einer ebenso ungesunden wie überflüssigen Häufung ärztlicher Tätigkeit, zur Vermehrung und Verlängerung der EntschädigungSpro- zesse und damit wieveru n zu einer ganz unnötigen Belastung und Verteuerung der Arbeiterversicherung. vertliche «ad sächsische Angelegenheiten. PulSnitz. In großen Scharen strömten am Sonn tag die Andächtigtsn nach dem Gotteshause, um daselbst der Erntedankfeier beizuwohnen und den freudigen Gefühlen de« Herzens über den reichen Erntesegen dieses Jahre» Ausdruck zu verleihen. Die ganze innere Kirch? insbesondere den Altar zierten schöne Blumengewinde und Getreidegarben, deren reifes Gelb durch Vas Grün der zum Schmuck aufgestellten Pflanzengruppen wirksam gehoben wurde. PulSnitz. Am Sonntag beging der hiesige „Turner bund* sein 40jährigeS Stiftungsfest. Eingeleitet wurde das selbe durch ein früh >/,7 Uhr beginnendes Wettturnen. Hierbei erhielten folgende Turner Preise: Robert mit 58»/i Punkten, Bergmann (55«/,), Max Heinl (55'/,), Alwiv Heink (51'/,); ferner Belobigungen: Tübel (47«/,) und Georg Haase (46'/, Punkte). Nachmittags erfolgte eia'Umzug durch die Straßen der Stadt. Auf dem Turnplatz (Schützenplan) löste sich der Zug auf und eS entfaltete sich alsdann ein echt turnerisches Treiben. Unter der Leitung de« Herrn Richard Heß fanden in Gegenwart zahlreicher Turnfreunde gut eingcübte und vorzüglich gelungene Freiübungen statt. Riegen- und Kür turnen sowie belustigende Turnspiele zeigten, in welcher Weise die edle Turnkunst gepflegt und welche Erfolge errungen wurden. Wie seither, so war auch diesmal wieder der präch tig geschmückte Schützenhausiaal zu dem abend» >/,8 Uhr beginnenden Konzert bis auf den letzten Platz gefüllt. Ab wechselnd mit gut zu Gehör gebrauten Konzertvorträgen folg ten verschiedene hervorragende turnerische Leistungen, al»: Barrenturnen, welche» großen Beifall hervorrief; Stellung von Leitergruppen, die sich gleicher beifälliger Aufnahme erfreu?» konnten; Stabreigen, bei welchen die Turner ihr bestes Können zeigten. Nach der diesen Uebungen sich anschließen den schönen Gruppenstellung wurde vom Vorsitzrnden des Verein», Herrn Edwin Hoffmann den Siegern beim Wett turnen die in einem Eichenlranz mit Schleife bestehenden Preise überreicht. Allgemeinen Beifall rief der nun folgende Matrosenreigen hervor. Der erste Teil des Reigens wurde von 16 Damen in schmucken Kostümen auSgeführt, der zweite Teil gemeinsam mit 16 Turnern in Matrosentracht, wodurch sich dieser Reigen zur schönsten Darbietung de» Abends ge staltete. Emen herrlichen Anblick bot die zum Schluß gestellte Gruppe. Dem Tu »wart deS Vereins, Herrn Heß insbeson dere, sowie den SuSführenden gebührt der wärmste Dank für die den Gästen und Mitgliedern gebotenen, genußreichen Stunden. Möge Herr Heß noch viele Jahre, umgeben von der Liebe und Wertschätzung seiner Turner und aller Mit glieder, dem Turnverein noch lange seine nutzbringenden Dienste widmen. Den Freuden deS BalleS, von einer froh- bewegten Tafel um 1 Uhr unterbrochen, wurde bis in die späten Stunden mit unermüdl'cher Ausdauer gehuldigt. Pulsnitz. Wie wir in Erfahrung gebracht haben, hält der hiesige Kaufmännische Verein in dieser Wintersaison wieder drei öffentliche VortagSabende ab, zu welchen auch Nichtmitglieder gegen sehr mäßige» Eintrittsgeld Zutritt haben. Das Programm lautet: Mittwoch, den 30. Dezem ber 1903 Projektionsoortrag deS Herrn Bielenberg, Chemnitz, über: FrühlingSzauber an den italienischen Seen und Som mertage auf Rügen. 130 Lichtbilder. Freitag, den 10. Fe bruar 1904, großer Experimental-Lortrag de» Herrn Professor I. Franke, Berlin, über: Die Welt bei hoher und niedriger Temperatur, flüssige Luft »c. und Sonnabeno, de» 5. März 1904, über: Seelisches Empfinden im Krieg, besonders in den Bapernkämpfen um Orleans, Redner Hauptmann a. D. Tanera. Sämtliche' Vorträge finden im Hotel „Grauer Wolf" statt, und ist deren Besuch nur zu empfehlen, da der betreffende Verein, wie Vorstehendes zeigt, auch diesmal beson ders hervorragend begabte Redner gewonnen und höchst inte ressante Themen gewählt hat. PulSnitz. Heute Vormittag wurde Herr Ernst Wil helm Richter durch Herrn Bürgermeister vr. Michael al» Rat«- registrator und Protokollant verpflichtet und in sein Amt ein gewiesen. — Der Turnverein für PulSnitz M. S. und Böhmisch-Vollung feierte am Sonntag sein 11. Sti- tungsfest, welches in allen seinen Teilen in recht anerkennens werter Weise verlief. Am Nachmittag fand nach einem Um zuge das Schauturnen mit Konzert der Pulsnitzer Stadt» kapelle auf dem Turnplätze statt. Mit recht exakt ausgeführten Freiübungen nahm dasselbe seinen Anfang. Diesen folgten Riegenturnen, Kürtürnen an verschiedenen Geräten und Spiele. Die zahlreich erschienenen Turnfreunde verfolgten die Uebungen mit großem Interesse. Zu bewundern war beson der» die Ruhe und Sicherheit, mit der geturnt wurde und die von der Lust und Liebe zur herrlichen deutsche» Turn sache, al« auch von der guten Ausbildung beredte» Zeugnis ablegte. Im schön geschmückten und dichtgefüllten Saale de» Menzel'schen Gasthofe» fand da» Fest seine Fortsetzung durch Konzert, dem sich die Vorführung eine» Reigen» mit langen Stäben und die Stellung mehrerer schwieriger, mit großem Ge'chick auSgeführten Gruppen anschloß. Die von Herrn Turn- wart Wähner geleiteten Uebungen, welche in ihrer finnigen Verbindung und durch ihre wider- und wechselgleiche Vorfüh rung manch' schöne» Bild heroorzauberten, fanden den unge teilten Beifall der Zuschauer. Ein stark belebter Ball hielt die Anwesenden in echt turnerisch-fröhlicher Stimmung bei sammen. Dem Turnverein wünschen wir zu weiterem Ge deihen ein kräftige« „Gut Hsil!* FriederSdorf. Schulfest! Der Tag, dem unsere Schuljugend schon lange mit freudigem Harren entgegengesehen hatte, war endlich gekommen. WaS ein Jedes auS vollem Herzen ersehnt hatte: Schöne- Wetter! war unS bescheert worden. Nach trüben, stürmischen Tagen strahlte am Sonntag Morgen die Sonne über unsere fest lich geschmückte Ortschaft. Heller Sonnenschein spiegelte sich auf den Gesichtern unserer Kinder wieder, als sie im Festtagsschmucke um 1 Uhr vor der Schule den Zug an traten. Bei jeder von den zahlreich errichteten Ehrenpforten gaben die Kinder ihrem Dank durch ein fröhliches Hurra Ausdruck. Auf dem von Herrn Vorstand iS. Seifert freundlichst überlassenen Festplatz entwickelte sich gegen 2 Uhr ein lebhaftes Treiben. Unsere Kinder begannen ihre Spiele vorzuführen, die dankbare Zuschauer von Seiten der Eltern und den von nah und fern Herzuze kommenen Gästen und Freunden fanden. Auch Herr Pfarrer Schulze beehrte daS Fest durch seine Gegenwart und verfehlte nicht, den Kindern eine Freude zu bereiten. Man konnte mit Vergnügen an den Kindern wahrnehmen, wie gern sie spielten und wie gut sie unter Leitung ihre« Herrn Lehrers spielen gelernt hatten. Der von der Ober- klasse (Mädchenabteilung) vorgeführte Bändertanz mit Musikbegleitung gelang vorzüglich, sodaß eine öftere Wie derholung gewünscht wurde. Für leibliche Bedürfnisse war reichlich gesorgt worden. Außer süßen Leckereien konnte sich ein Jeder an Kaffee und sonstigen Getränken laben, die in geschützten Zelten verabreicht wurden. AbendS 7 Uhr fand der Einzug statt. Die vergnügte Kinderschar bewegte sich unter Gesängen mit erleuchteten Lampions dem Schul hause zu, woselbst Herr Lehrer Llebach die Kinder in herzlichen Schlußworten ermahnte, deS heutigen TageS stets mit Dankbarkeit gegen Gott un» ihre Angehörigen zu ge denken und dieser Dankbarkeit ganz besonders in Liebe zu den Eltern und Fleiß in der Schule Ausdruck zu geben.