mässig sehr niedrigen Stufe. Alle geistigen Kräf te des Kindes werden in dieser Periode — wir ha ben es bereits ganz kurz angedeutet — fast aus schliesslich in den Dienst einer anderen, vor der Verstandestätigkeit in ihm erwachenden geistigen Funktion gestellt, welche jene vielmehr erst zum Leben zu erwecken berufen ist, und durch welche den Dingen der Aussenwelt im kindlichen Bewusst sein zum ersten Male Bedeutung und individuelles Gepräge verliehen wird: der Phantasietätigkeit. Nicht ganz mit Unrecht pflegt man diejenige Frühperiode in der Entwickelungsgeschichte des Menschen, in der das Welt- und Selbstbewusstsein desselben noch unmittelbar am sinnlichnatürlichen Dasein haftete und noch keinerlei geistigen und sittlichen Gehalt gewonnen hatte, als das Kind heitsalter der Menschheit zu bezeichnen. Je unbe kannter der ungebildete, unwissende und an Erfah rungen arme Naturmensch mit den Kräften und Gesetzen der Natur und ihren Wirkungen war, je ohnmächtiger er diesen Gewalten, die die Naturer scheinungen und die Vorgänge im Pflanzen-, Tier- und Menschenleben bedingen, gegenüberstand, um so abhängiger fühlte er sich von den ihn umgeben den Gegenständen, denen nach seiner Meinung die geheimnisvolle Macht verliehen war, entweder ihm zu nützen oder zu schaden. Es ist daher nur na türlich, dass auf dieser Stufe des Urmenschentums die körperliche Vorstellung eines Gegenstandes immer mit der Vorstellung des Beseeltseins dessel ben verbunden ist. Dieselbe beseelende Kraft der Phantasie zeigt sich beim Kinde, nur ungleich rei ner, unmittelbarer, in ihrer ganzen lichten Lebens fülle und klaren Ursprünglichkeit, nicht verhüllt und getrübt wie beim Naturmenschen durch das Gefühl der Abhängigkeit und das Bewusstsein der