II. Von uns, den Eltern und Erziehern, in deren Hände seine Erziehung gelegt ist, wird es abhän gen, ob das kommende Geschlecht durch das Mittel der Schönheit zur sittlichen Freiheit empordringen soll. Solange allerdings Schule und Elternhaus hinsichtlich ihrer gemeinschaftlichen Arbeit ein je des für sich seine eigenen Wege geht, und — an statt miteinander Fühlung zu haben — meistens das eine die Erfolge des andern immer aufs neue beeinträchtigt oder zerstört, solange auch von vie len Eltern und Lehrern das Werk der Jugenderzie hung noch immer von dem Standpunkte völliger Gleichgültigkeit, Verständnislosigkeit, ja Missach tung gegenüber den dem Kindheitscharakter eigen tümlichen Kräften und Gaben begonnen und ge handhabt wird, solange wird das Verlangen nach einer künstlerischen Bildung unserer Jugend nur ein unerfüllbarer, schöner Wunsch bleibend) Ge rade die künstlerische Erziehung muss wie keine andere Einheit und Einmütigkeit der Bestrebungen in Schule und Haus fordern, keine andere wird empfindlicher durch jeden rauhen Eingriff in die goldene Phantasiewelt des Kindes verletzt werden. Namentlich die Schule empfängt das Kind, welches bisher glücklich, ahnungslos in einer ihm vertrau- 3) Vgl. das Vorwort.