Ton; sonst ist es Ätherschwingung, leerer Schall, Rauch. Je aufmerksamer und schärfer der Mensch mit seinen äusseren Sinnen die Welt des Gegen ständlichen betrachtet, belauscht, durchforscht, um so reicher wird sich ihm dann auch diese Welt er schliessen, nicht nur in ihren grossen, sie im all gemeinen charakterisierenden Zeichen und Eigen schaften, sondern auch in ihren tiefsten, geheimnis vollsten Offenbarungen; um so lebendiger, eigen artiger und wahrer schafft in ihm die Phantasie. Mit der fortdauernden Entwickelung des äusseren Sinnes wächst seine innere Anschauungskraft. Klarheit, Deutlichkeit, Allseitigkeit des Sehens und Hörens verbürgen immer zuerst sowohl richtiges Denken und Vorstellen, als auch lebendiges, wah res Fühlen und inneres Verstehen. Alles echte Naturgefühl steht in dem Dienste der Wahrheit, ist in seinem Sinne bestrebt zur Erreichung des Zieles, das dem Menschen auf Erden gesteckt ist. Abgesehen von der herzerquickenden Freude, die ein liebevolles, verständiges Naturbetrachten ge währt, nimmt es in gleicher Weise Anteil an unse rer körperlichen, wie geistigen und sittlichen Aus bildung. Daraus folgt: Das Naturgefühl ist ein Objekt der Erziehung. Ein wundersames Sehnen nach den lichten, mor gengoldumstrahlten Höhen der Schönheit rauscht in unserer Zeit mit mächtigen Flügelschlägen durch das deutsche Volk. Die einen treibt es, diesen Hunger zu stillen, hinaus — in die so oft und so lange verkannte Natur; 1 ) die anderen drängt es hinein — in die Museen, an die Stätten der Kunst. 3) Es ist nur ein bezeichnender Zug dafür, wenn ein grösseres Tageblatt (die Allgemeine Zeitung von Chem nitz) ein Preisausschreiben für Reise- und Ausflugser zählungen in seinen Spalten veranstaltete (Anfang des Jahres 1906).