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Bund herbeizuführen. Hierdurch machte er sich aber den' bayerischen Partieularisten verhaßt, während er sich durch seine liberalisirsnde innere Politik zugleich die entschiedene Gegnerschaft der Clericalen zuzog ; seine hierdurch entstandene mißliche Lage nöthigte ihn denn auch im März 1870 zur Demission. Dafür sprach dann Fürst Hohenlohe im Reichs- rathe kräftig für die Theilnahme Bayerns am Kampfe gegen Frankreich und später für den Anschluß Bayerns ans Reich. 1871 wurde er vom Wahlkreise Forchheim in den ersten deutschen Reichstag gewählt, wo er sich der Fraction der Reichspartei anschloß und 1. Vicepräsident wurde. Im Mai 1874 ging er nach der Entlassung des Grafen Arnim als deutscher Botschafter nach Paris, welchen sehr schwierigen Posten er neun Jahre lang bekleidete, ihn vorzüglich aus- süllend, denn Dank der von Hohenlohe entwickelten Umsicht und seinem politischen Tact gestalteten sich die offiziellen deutsch-französischen Beziehungen recht erträglich, Von 1877 bis 1879 war Fürst Hohenlohe übrigens auch wiederum Mitglied des Reichstages, 1880 vertrat er eine Zeit lang den Reichskanzler Fürsten Bismarck. 1883 erfolgte seine Ernennung zum Statthalter von Elsaß-Lothringen nach dem Rücktritte Manteuffels, und 1894 ernannte ihn Kaiser Wil helm H. zum Reichskanzler an Stelle des Grafen Caprivi und zum preußischen Ministerpräsidenten an Stelle des Grasen Eulenburg, aus welchen Aemtern Fürst Hohenlohe infolge von Vorgängen, die noch der völligen Aufklärung bedürfen, am 17. Oktober 1900 ausschied. Fürst Chlodwig hinterläßt aus der Ehe mit seiner vor ihm Heimgegangenen Gemahlin, einer geborenen Prinzessin von Salm-Wittgeu- stein, drei Söhne und eine unvermählt gebliebene Tochter. Verttiche lind sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz, 9. Juli. Begünstigt vom schönsten Som merwetter nahm am vorigen Sonntag das diesjährige Marien schießen des hiesigen Schützen-Jäger-Corps mit einer Reveille und dem nachmittags stattsindenden festlichen Auszuge seinen Anfang. Wenn auch der sonst so zahlreiche Zuzug des schau lustigen Publikums nicht zu bemerken war, so entwickelte sich in den Straßen der Stadt und auf der Festwiese immer hin noch ein reges Leben. Mit dem heute Mittag stattfin denden Festmahl und dem abends abzubrennenden brillanten Feuerwerk, welches hoffentlich noch eine große Anzahl Ein- AimisHer ivie Auswärtiger aus dem Festplatze zusammensühren wird, findet das schöne Fest seinen Abschluß. — Dis Frage, ob und wie weit sich das die Eisen bahn benutzende Publikum.eine Uebersüllung der Wagen- abtheilungen gefallen lassen muß, wird nächstens die Ge richte beschäftigen. Den Anlaß giebt der folgende Vorfall; In einer noch nicht voll besetzten Wagenabtheilung II. Klasse eines nach Potsdam fahrenden Vorortzuges hatten zwei mit Fahrkarten bis Potsdam versehene Personen auf dem Bahnhofe Friedrichstraße Platz gesunden. Am Bahnhofe Charlottenburg drängten sich in die Wagenabtheilung so Viele Mitreisende, daß in ihr schließlich 21 Personen sitzend oder stehend untelgebracht waren; der Wiederspruch jener beiden Personen gegen die Uebersüllung fand bei den Be amten kein Gehör. Die eine derselben hat nunmehr aus Rückerstattung des Fahrgeldes geklagt. Ein Erfolg der Klage scheint nicht ausgeschlossen. — Aus Jmkerkreisen verlautet, daß die diesjährige Honigernte eine besonders gesegnete sein wird. Sie wird besser werden, wie all die der letztoergangenen Jahre. — In diesem Monat feiert eine der nützlichsten und heutzutage unentbehrlichsten landwirthschastlichen Maschinen ihr hundertjähriges Jubiläum, nämlich die Dreschmaschine. Sie ist eine englische Eifindung und kam zuerst auf einem Gute des Herzog- von Bedford in Anwendung. Freilich ward die erste derartige Maschine nicht mit Dampf getrie ben, sondern zwei Pferde lieferten die Triebkraft. Seit her sind auch diese „Göpel" bedeutend verbessert worden, aber schon die erste Maschine drosch das Getreide, das Korn wanderte in einen sack, die Spreu wurde gesondert, der Schmutz und Staub wurde fortgeblasen und das Stroh fiel auf einen Wagen. — Bezüglich des Dachses herrschen noch vielfach Zweifel, ob derselbe ein Raubthier sei oder nicht. Zur Beseitigung dieser Zweifel hat das Ministerium des Innern ausgesprochen, daß der Dachs kein Naubthier und daher vom 1. Februar bis mit 31. August zu schonen ist. — Aufbrauch alter Frachtbriefformulare. Das RrichS- eisenbabnamt hat die Frist für den Aufbrauch der in den Anlagen 0 und O der Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands vom 15. November 1892 vorgeschriebenen Frachtbriefformulare, die durch die Eisenbahn-Verkehrsordnung vom 29. Oktober 1899 verschiedene Aenderungen erfahren haben, (Bekanntmachung vom 1. November 1899, Central blatt für daS deutsche Reich 1899 S. 366), biS' WM 31. Dezember 1901 ausgedehnt. Auf eine noch weitere Verlängerung der Frist kann unter keinen Umständen ge rechnet werden. — Wie daS „CH. Tgbl." erfährt, schweben auch be züglich des direkten Personenverkehrs ;mit Oesterreich zur Zeit Verhandlungen über die Einführung der 45tägigen Gültigkeitsdauer der Rückfahrkarten. Dresden, 5. Juli. Die Königin ist seit einigen Tagen an einer Zellengewebenentzündung am Bein er- krankt und daher genötigt, in den nächsten Tagen das Zim mer zu hüten. — Ihre Majestät die Königin verbrachte, wie man aus Dresden schreibt, den Sonntag auf der Veranda des Schlosses Pillnitz. Das Allgemeinbefinden ist ein gutes. Die Schmerzen im Fuß haben nachgelassen. Dresden, 8. Juli. In der internationalen Kunst- Ausstellung im städtischen Ausstellungspalaste fand am^ Sonntag das Preissingen sächsischer Männerchöre statt, eine für Sachsen neue Veranstaltung, deren Erhaltung man nur wünschen und fördern kann. Das Preissingen nahm am Sonntag Vormittag seinen Anfang und war von etwa 2000 Personen besucht. Es wurde eingeleitet durch festliche Fan faren und einen von dem Dresdener Dichter Friedr. Adolf Geißler verfaßten und vom kgl. Hofschauspieler Hugo Waldeck gesprochenen Prolog. Nachmittags erschienen Se. Maj. der König und Ihre kgl. Hoheiten Prinz Georg und Prinzessin Mathilde in der Singhalle. Ein begeistertes Hoch und schmetternde Fanfaren empfingen den Monarchen beim Be- ! treten der Loge. An dem Gesangsturnier betheiligten sich der Gesangverein „Orpheus" aus Chemnitz mit 86 Sängern, „Liederkreis Harmonie" aus Dresden mit 84 Sängern, „Hippokrene" aus Meißen mit 76 Sängern, „Einigkeit" aus Löbtau mit 93 Sängern, Staatseisenbahnbeamten aus Dresden mit 112 Sängern, Lehrergesangverein aus Dresden mit 222 Sängern, „Orpheus" aus Dresden mit 144 Sängern, „Rückwärts" aus Leipzig-Connewitz mit 75 Sängern, „Con cordia" aus Leipzig mit 104 Sängern, „Männerchor" aus Leipzig mit 154 Sängern, „Liederhain" in Dresden mit 86 Sängern und „Germania" in Dresden mit 71 Sängern. Das Preisgericht, welches aus 11 Musikautoritäten aus Leipzig, Dresden, Chemnitz und Zwickau bestand, erkannte zu : den Preis Sr Maj. des Königs Albert und den Flügel - preis vom Corps dem Dresdener „Orpheus", den Preis der Stadt Dresden und den der „Dresdener Nachrichten" dem Männerchor aus Leipzig, den Preis der Commission der Internationalen Kunstausstellung und den Schatzmeisterpreis dem Dresdener Lshrergesangversin, den Ehrenpreis Sr. kgl. Hoheit des Prinzen Georg und den Tivolipreis der „Con cordia" aus Leipzig, den Ehrenpreis des Prinzen Friedrich August und den Sängerpreis dem Verein „Liederkreis- Harmonie" in Dresden und den Ehrenpreis des Prinzen Johann Georg dem Gesangverein der Staatseisenbahnbeamten zu Dresden. Den Kulmbacher Preis, ein Trostpreis, erhielt der Gesangverein „Rückwärts" aus Leipzig-Connewitz. Nach der Preisverkündigung folgten Vorträge der prämiirten Chöre, welche außerdem ein Diplom erhielten, und Maffen- chöre unter Leitung von Friedrich Brandes, Kantor Schöne und Kantor Bormann. Abends wurde der AuSstellungspark illuminirt und die Sänger vereinigten sich zum Abschieds kommers. Das Fest war von etwa 6000 Personen besucht. — Der Oberlehrer am königl. Gymnasium zu DreS- den-Neustodt, Professor l)r. püil. oawä. rsv. miu. Moritz Theodor Opitz, ist zum Recwr des Gymnasiums zu Zwi ckau ernannt worden. Dresden. D-n durch sein Auftreten im Victoria salon auch hier bekannten Fesselkünstler Cwnoc traf kürz lich ein tragikomisches Mißgeschick. Er gab in Essen an der Ruhr vor einem uns Vrtretern der Polizei und der Presse bestehenden Publikum eine Sondervorstellung, angeb lich um den bekannten Fesselkünstler Houdinis zu „entlar ven". Er erklärte in der That einige Tricks Houdinis auf sehr einfache Weise und zeigte den Polizeibeamien, wie man einfache Polizeisesseln durch bloßes Aufschlagen auf einen harten Gegenstand zum Aus'springen bringen kann Auch z-igte er, wie Fessellünstler mit sorgfältig verborgen gehaltenen, „Meisterfchlüssein" komplizirtere Schlösser unter Anwendung der verschiedensten Tricks öffnen. Die Poli- zeibeamlen waren sehr erstaunt; noch erstaunter aber war C!rttoc selbst, als ihn einer der Beamten für verhaftet er kläre. Der betreffende Crim'nalpolizist hatte nämlich in dem angeblichen Cirnoc einen gewissen Kronreich erkannt, der von der Staatsanwaltschaft in Potsdam wegen Be trugs steckbrieflich verfolgt wurde. Dresden. Unterhalb des Palaisgartens wurde der Leichnam eines ungefähr 13 bis 14 Jahre alten Mädchens aus der Elbe gezogen. Dasselbe ist 1,36 Meter groß, hat blondes Haar und braune Augen. — Durch Erhängen ent leibten sich in unserer Stadt zwei Personen. Augustusbad. Die soeben erschienene Curliste schließt mit 799 Parteien und 818 Personen. — Infolge der durch den Leipziger Krach eingetre tenen starken Inanspruchnahme der Reichbank soll diese (vom vernünftig volkswirtschaftlichen Standpunkte aus un begreiflicher Weise) mit dem Gedanken einer Diskontoer- erhöhung umgehen, nachdem vor kurzem erst eine Ermäßi gung stattgesunden hat. Leipzig, 5. Juli. Die Jnventuraufnahme bei der Leipztger Bank dürfte mindestens sechs Wochen beanspruch n, da die Lage durch neuerliche Falliments und den Konkurs der Trebertrocknungs-Gesellschast immer verwickelter wird Leipzig, 7. Juli. Herr Georg Schröder, Mit glied des Aussichtsrathes der Leipziger Bank, hat Herrn Justitsrath Bcy'ne, dem Vertreter der Aktionäre, gegen über erklärt, daß er sein und seiner Collegen Bei mö gen nur nochmals Vermögen der Aktionäre betrachte Das auf dem ehemaligen Pleißenburg - Areale er- lichtete Geschäftshaus "er Leipziger Bank, das einen Werth von mehreren Millionen Mark repräsentirt, soll für die Stadtgemeinde erworben werden, damit städtische Spar kasse und Leihhaus darin untergebracht werden. 'Leipzig, 5 Juli. Die „Lechz. Neuest. Nachr." erfahren aus sicherer Quelle, daß die Arrestversügung über das Vermögen des Direktors Exner bereits in Kraft gc- treten .ist. Sein bei der Heirath eingebrachü-s Vermögen ist zum großen Theil im Auslande untergevracht. Direk tor Geutzsch hat sich freiwillig bereit erklärt, sein Vermögen zur Sicherheit bereit zu stellen, falls dies zur Schadener satzleistung nöthig ist. — Die Abendblätter melden, daß sich bei der Gesellschaft für Trebertrocknung in Kassel ein Fehlbetrag von 14'/, Millionen Mark ergeben Hobe, die die Mitglieder der Direktion und des ÄÜfsichtSratheS der Gesellschaft schulden sollen. Für diese Schuld sollten an geblich Effekten in den Händen der Gesellschaft sein; je- doch seien sie thatsächlich verschwunden. Man halte für möglich, daß diese Effekten, die bei der Gesellschaft für Trebertrocknung liegen müßten, zum zweiten Male ver- pfändet worden sind und zwar bei der Leipziger Bank für die Schuld verschiedener Mitglixder des Aufsichtsraths der Kasseler Gesilljchast. — Ein in höchstem Ansehen stehender Leipziger Arzt, der insonderheit von der Aristokratie angehörenden Patienten consultirt wurde, verlor beim Krach der Leip- ziger^Bank fast sein ganzes Vermögen. Ec war erst kürz- lich in den Ruhestand getreten. Leipzig. Es giebt Vermögen, auf denen kein Glück ruht, mögen sie noch so sauer erarbeitet worden sein. Man erinnert sich, daß der Schlossergeselle Liebernickel aus Naun dorf einer Leipziger Marktfrau die Summe von 100000 Mk, gestohlen und das Geld im Walde vergraben hatte. „Es wurde auch wieder anfgefunden und der Frau zurückgegeben. Durch Schaden klug geworden, wollte dieselbe es diesmal sicherer aufbewahren, als daheim im Komodenkasten, und sie trug eS vertrauensvoll an die Leipziger Bank. Dort sind diese 100 OLO Mark mit anderen Hunderttausenden und Millionen in das große Chaos der Concursmasss ge wandert. Plauen b. Dresden, 5. Juli. Den eifrigen Er mittelungen der Gendarmerie ist eS gelungen, die Mutter des am 28. v. M. im Mühlgraben hinter der Bienertmühle aufgefundenen Kindesleichnams in der Hüttenarbeiters-Ehe- fran Anna Pauline Bertha Müller geb. Schätzler in Weh len zu ermitteln. Dieselbe ist geständig, am 6. Mai ge- boren und am 9. desselben Monats das Kind in den ge dachten Mühlgraben geworfen zu haben. ES erfolgte so fort deren Festnahme und Ablieferung an das zuständige Amtsgericht. — In Pobershau bei Olbernhau bemerkten zwei befreundete 14jährige Knaben in der elterlichen Wohnung des einen zwei an der Wand hängende Schießgewehre. Der eine Knabe nahm das eine Gewehr, eine sog. Vogel- flinte, herab und machte sich am Hahn zu fchaffen in der festen Ueberzeugung, daß das Gewehr ungeladen sei. In demselben Augenblicke aber ertönte schon ein Schuß und der Freund, dem die volle Schrotladung in den Mund und in den unteren GesichtStheil eingedrungen war, brach schwer verwundet zusammen. — Die Bezirksschulinspektion Zwickau hat den Be such von Vario'ö- und Tingeltangel-Vorstellungen durch Schulkinder, auch wenn sie sich in Begleitung Erwachsener befinden, bei Strafe verboten. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Der Kronprinz traf am Sonnabend Nachmittag um 6 Uhr aus Bonn im Neuen Palais bei Potsdam ein, woselbst eine Stunde später auch der Kaiser und Prinz Adalbert, von Swinsmünde kommend, anlangten. — Der Kaiser sandte an die Hinterbliebenen des Altreichs kanzlers Fürsten Hohenlohe anläßlich des Ablebens desselben ein ungemein herzlich gehaltenes Beileidstelegramm. Wie verlautet, hat der Monarch den Antritt seiner Nordlands- fahrt um einen oder zwei Tage verschoben, da er dem ver storbenen Altreichskanzler die letzte Ehre zu erweisen wünscht. — Dem Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe widmen fast alle Blätter ehrende Nachrufe, in ihnen sein staatsmännisches Wirken und seine echt deutsche Gesinnung hervorhebend. Die „Nordd. Allg. Zt." speziell betont in ihrem Nachrufe das Zustandekommen des Bürgerlichen Gesetzbuchs und des jetzigen Flottengesetzes unter der Kanzlerschaft des Verewigten. — Wie die „Kreuzzeitung" vernimmt, ließ das Befinden des Fürsten Hohenlohe zwar schon bei seinem letzten Aufent halte in Paris Ende Juni zu wünschen übrig, aber von einer eigentlichen Krankheit konnte nicht gesprochen werden. In Nagaz befand er sich noch am Tage vor seinem Ableben verhältnißmäßig wohl, sodaß sein Tod, der durch Herzläh mung erfolgte, völlig unerwartet eintrat. Die Beisetzung seiner Leiche findet in Schloß Schillingsfürst wahrscheinlich am Dienstag oder Mittwoch statt. Uebrigens übersandten auch fast alle deutschen Bundesfürsten der Hohenlohe'schen Familie Condolenztelegramme. — Zwei bemerkenswerthe Ereignisse haben sich soeben im deutschen Kaiserhause unter inniger Theilnahme des preußischen und deutschen Volkes vollzogen, die Einstellung des Prinzen Eitel Friedrich, des zweiten Sohnes des Kaiser paares, in die Armee und die ins Werk gesetzte erste große Seereise seines nächstältesten Bruders, des Prinzen Adalbert. Entsprechend einem alten Brauche im Herrscherhause der Hohenzollern ist Prinz Eitel Friedrich an seinem 18. Ge burtstage, am 7. Jul', in das Osfiziercorps der vaterländi- jchen Armee eingsreiht worden, in das zu Potsdam garni- sonirende historische erste Garderegiment z. F. Man rühmt dem jugendlichen Kaisersohne, der nunmehr seine militärische Laufbahn begonnen hat, ein besonders lebendiges Pflichtge fühl, sowie großen Ernst und Eifer in Erfassung und Durch führung der ihm überwiesenen Aufgaben zu und man darf zuversichtlich hoffen, daß er diese rühmlichen Eigenschaften auch in dem ihm von nun ab überwiesenen militärischen Wirkungskreise bethätigen wird. Prinz Adalbert seinerseits, der bekanntlich gemäß dem Willen des Kaisers für den Seemannsberuf bestimmt ist, womit sich ja ebenfalls eine ältere Gepflogenheit des preußischen Königshauses erfüllt, hat zur Stunde seine erste große „Fahrt" an Bord des Schulschiffes „Charlotte" angetreten, mit welcher der sech zehnjährige Prinz seine maritime Laufbahn würdig einleitet. Soweit bis jetzt das Reiseziel der „Charlotte" festgesetzt ist, wird sie verschiedene europäische Auslandshäfen, dann afri kanische und amerikanische Küstengebiete, sowie Westindien besuchen und im Ganzen über neun Monate von der deut schen Heimath abwesend sein. — Die Verabschiedung des Kaisers vom Prinzen Adalbert dürfte voraussichtlich in Swinemürde im Laufe des Montag erfolg sein. — Die erwartete marokkanische Sondergesandtschaft rst nach Beendigung ihres Londoner Aufenthaltes am Freitag Abend in Berlin eingetroffen. — Eine Dame als Vertreterin eines Rechtsanwalts fungirte dieser Tage, amtlich zugelassen, auf dem Amts gericht in Potsdam und nahm dort den Termin für einen Mandaten des Rechtsanwalts wahr, weil letzterer andere Termine zu erledigen hatte. Es handelt sich um eine Stenographin, die in dem Bureau des Rechtsanwalts thätig ist und sich dabei derartig zur „Juristin ausgebildet hat, daß ihr die Wahrnehmung eines Termins überlassen werden konnte. — Als Gäste des Kaisers werden an dem diesjährigen Kaisermanöver etwa 220 Personen theilnehmen. Die Pri vatquartiere, die für die Festlichkeiten in der alten west preußischen Ordensstadt Marienburg erforderlich werden, sind jetzt sämmtlich zur Verfügung gestellt. — Die Kaiserin wird am 20. Juli im Schloss- Wilhelmshöhe bei Cassel zu längerem Ausenthalte erwartet. — Prinz Eitel Friedrich hat in der Kadettenanstalt zu Plön die Abschlußbrüsung gut bestanden. Er hat sich nunmehr noch der Osfizicrsprüfung in der Potsdamer Kriegsschule — natürlich nach entsprechendem Besuch der Anstalt, zu unterziehen, bevor er activen Dienst im 1. Garderegiment lhut. — An den Prinzen Alexander Hohenlohe inRagaz ist ein Beileidstelegramm des Reichskanzlers Grafen Bülow