— 18 — Nach babylonischer Anschauung eignet dem Speichel des Menschen in hervorragender Weise Zauberkraft. Speichel und Zauber sind eng zusammengehörige Be griffe, und zwar besitzt der Speichel ebensowohl tod bringende als lebenspendende Kraft. »O Marduk!« — heisst es in einem Gebet an den Stadtgott von Babel — »o Marduk! dein ist der Speichel des Lebens!« Wer dächte hier nicht an neutestamentliche Erzäh lungen wie jene, dass Jesus den Taubstummen bei seite nahm, seinen Finger in die Ohren legte, spuckte und mit dem Speichel ihm die Zunge berührte und sagte: ^Hephata 1 -^ »tue dich auf!« (Marc. 7, 33 ff, vgl. 8, 23. Joh. 9, 6 ff). — Mit einer Rauchsäule bei Tag und einer Feuersäule bei Nacht begleitet Jahve sein Volk auf dem Zug durch die Wüste; aber auch Asar- haddon, dem König von Assur, wird vor seinem Aus zug in den Krieg das Prophetenwort: »Ich, Istar von Arbela, werde zu deiner Rechten Rauch und zu deiner Linken Feuer aufsteigen lassen«. — »Bestelle dein Haus« — sagt der Prophet Jesaia zu dem auf den Tod erkrankten König Hiskia — »denn du bist tot und wirst nicht leben« (Jes. 38, 1), und der assy rische General Kudurru, welchem der König Aller- höchstseinen Leibarzt gesandt, dankt seinem König mit den Worten: »ich war tot, aber der König, mein Herr, hat mich lebendig gemacht« (K. 81, 12). Die Seele des tödlich Erkrankten weilt bereits in der Unterwelt, ist hinabgefahren in die Grube (Ps. 30, 4). Darum führt die Göttin Gula, die Schutzpatronin der Aerzte, den Beinamen »die Totenerweckerin«; ein orientalischer Arzt, der nicht Tote erweckte, wäre kein Arzt. — Wie so ganz gleichartig ist alles in Babel und Bibel! Hier wie dort die Vorliebe, Reden und Gedanken durch symbolische Handlungen zu