Wie Münchhausen kühn mit seinem ganzen Schiff in den Bauch des Walfisches hineinsegelte, so ziehen unsere Liliputer einfach in ganzer Körpergröße als zielbewußte Pfadfinder auch in diese Tiefe hinab. Einmal vom Schlunde verschlungen, bleiben sie fortan darin. Sie siedeln sich fest an in den inneren Geschlechtsteilen des Weibes, dort, wo der Frucht halter herabkommt und die Eier, der Befruchtung bedürftig und gewärtig, gerade vor ihren Sitz verfrachtet werden. Ob noch so winzig und der Größe nach selber eher Samentierchen als ganzen Männern gleich, sind sie jetzt natürlich am unfehlbar sicheren Fleck und dürfen die Befruchtung in aller Ruhe voll ziehen: schützend wölbt sich ja der Riesenkörper des grünen Weibes über dem ganzen Akt und trennt die Männer wie die Brut von allen Unbilden des Meeres draußen, bis jedem Ei das nötige Scherflein der Vaterschaft zu teil geworden ist. Die fertigen Eier finden natürlich in der Folge den Weg ins Freie hinaus. Die kleinen Tannhäuser aber verharren bis an ihr Lebensende in der Frau Venus Berg. Die Zoologen katzbalgen sich seit vielen Jahren, in welchen Käfig der großen Würmermenagerie die Bonellia eigentlich gehöre. Früher zählte mau sie zu den sogenannten Sternwürmern, die sich den echten Würmern (also auch jenen Fadenwürmern wie Trichinen und Älchen) anschließen. Man setzte sie neben den sogenannten Priapulus, der seinen ominösen Namen der allerdings ziemlich kuriosen Fa^on verdankt. Heute glaubt man zu erkennen, daß die Bonellia ein stark degenerierter, 261