Es hat höchst geistreiche Leute gegeben, die das sehr realiter sich so durchgeführt dachten. Wie der Darm allein ver daut, dann aber die Nährkrast durch alle Zellen treibt, so sollte das Fortpflanzungsorgan allein Zeugungsstoffe produzieren, aber es sollte dazu von allen Zellen einzeln ein Stückchen Nähr kraft erhalten, Nährkraft, die (vielleicht als winzigstes Zell teilchen übertragen) an dem Abkömmling der Samenzelle, dem Kinde, gerade die Gestalt jeder einzelnen Zelle wieder genau so wiederherstcllen sollte. Jede Zelle auch deines Muttermals lieferte deinem Geschlechtsorgan ein winzigstes Teilchen Material, das, in jede Samenzelle ausgenommen, jedes Kind aus solchem Samen unter Umständen auch genau wieder mit diesem Muttermal stückchen versehen konnte: das Kind erhielt schließlich das ganze Muttermal wieder! Darwin hat diese Erklärung am genauesten ausgemalt und „Pangenesis" getauft. Du siehst wohl: stimmte die Sache so, so ließe sie sich unserer Entwickelungskctte oben glatt einfügen. Aber es ist nun sehr die Frage, ob sie gerade so stimmt. Ich habe dir nicht die Vererbungsfrage für sich selber eigentlich beantwortet, sondern ich habe dir eine Hypo these eines geistvollen Mannes vorgetragen. Es giebt noch andere. Das Gebiet der Vererbung wimmelt, wuchert, strotzt zur Stunde von Hypothesen, — eigentlich überzeugend aber ist gar keine. Die Darwinsche Anschauung ist gleichsam die derbste, roheste. Um das Problem selbst handgreiflich klar zu machen, ist sie zweifellos die anschaulichste. Aber es ist fast mehr als wahrscheinlich, daß die Dinge in Wahrheit sehr viel verwickelter liegen. Ich will dir noch einen groben Einwurf dagegen anführen, der gleich noch einen Schritt weiter in die moderne Bererbungsdebatte hineinlenkt. Wenn jede Zelle des Zellenverbandcs zeit ihres Lebens auf jede Samenzelle direkt im Sinne Darwins einzuwirken fortfährt, so müßte wohl folgendes richtig sein. Du hast, sagen wir, von Haus aus kein Muttermal gehabt. Aber eines Tages hat dir einer aus Versehen die Wange verbrannt, so daß ein