taub, blind und gefühlsstmnpf bist oder ob du deine Sinne alle hell beisammen hast, sie packt dich im Verhältnis zu deiner realen Körpermasse und fragt sonst absolut nach gar nichts. Die erotische Anziehung umgekehrt bedarf gerade deiner Sinne und kümmert sich nicht im leisesten um die Gewichtsverhältnisse. Also in einen Topf werfen kannst du das alles sicherlich nicht. Wohl aber bleibt auch hier die Gruudaualogie bestehen: die Fortpflanzung, die Liebe benutzt ein Mittel, eine Kraft methode, wenn ich so sagen soll, die in der Natur im ganzen schon überall daheim sind und — im Prinzip — deinen Kom paß auf der Erde und deine eigene Stellung im Sonnensystem ebenso regulieren wie das Schicksal deiner Samentierchen. Die Anziehung selbst leitet dich gleich noch hinüber in jenes Gebiet, das seit Goethes gigantischer Dichtung geradezu klassischer Boden für vage Analogieen erotischer und anorganischer Vorgänge ist: in das Gebiet der chemischen Wahlverwandtschaften. Die Sache wird allerdings auch hier erst eigentlich reinlich in der Analogie, wenn du einstweilen noch von den schwersten Problemen des menschlichen Seelenlebens etwas absiehst und wiederum bei der Eizelle und dem Samentierchen bleibst. Der Samen — Vertreter eines männlichen Individuums und belastet offenbar mit einem festen Erbe dieses Individuums, in gewissem berechtigten Sinne also selber eine ganz aus gesprochene Individualität — trifft mit dem Ei zusammen, das genau in derselben Lage ist, bloß daß es ein vom Samen ver schiedenes weibliches Individuum darstellt. Der Zeugungsakt erfolgt und beide verschmelzen: es entsteht ein schlechterdings neues drittes Individuum, das, werde es nun selbst Mann oder Weib, von Vater und Mutter etwas besitzt, aber doch weder Vater noch Mutter, sondern ein so selbständiges Drittes und Neues ist, wie es „einheitlicher" gar nicht gedacht werden kann. Nun wirf gewisse chemische Elemente unter geeigneten Be dingungen zusammen: nach ganz genauer Regel stürzt sich Atom zu Atom und als Produkt beider entsteht ebenso ein absolut