Sicherlich ist die Urzeugung das komplizierteste Kapitel in der ganzen Zeugungsphilosophie. Das Lehrbuch hat recht: sie ist heute nirgendwo nach gewiesen. Zu den Zeiten des alten Aristoteles sah man noch vergnüglich Mäuse und Flöhe sich aus Dreck entwickeln. Die Fliegenmaden im Käse entstanden wirklich urgezeugt aus dem Käse selbst. Und noch bis in unser Jahrhundert hinein, eigentlich bis auf den braven Leuckart, der eben erst gestorben ist, sollte in dir selber der Bandwurm ein elternloses Produkt deiner eigenen Darmstoffe sein. Das alles ist heute als Unsinn aufgeklärt: die Maus deiner Diele wie der Floh deines Betts, die Made deines reifen Limburgers wie der Bandwurm deines Darms sind regelrecht gezeugt wie alle anderen höheren Tiere, deren Dasein unerschütterlich im großen Lebensbaum der fort gesetzten Zeugung von Individuum zu Judividuum hängt. Aber auch wo man wissenschaftlich exakt gesucht hat, bei den niedrigsten Wesen selbst, beim Bazillus von heute, sind alle Experimente ohne Erfolg geblieben. Entweder die Sache geht heute thatsächlich nirgendwo vor sich — oder unsere Mittel sind mindestens zu schwach, es zu erkennen. Bleibt aber die Ausnahme für das „erste Mal", bei den ersten Bazillen der Erde. Für diese Bazillen wäre etwas an zunehmen, was sie von allen ihren Nachkommen bis zu dir selber herauf fundamental unterschiede. Sie haben zwar Liebes akte im Sinne einfachster Fortpflanzung von sich ausgehen lassen. Aber sie hatten selber keine an sich erfahren. Und so wären wir denn hier thatsächlich bei einer „Ent stehung der Liebe" angekommen. Denke dir — auf das Detail bild kommt ja bei diesen riskant alten Geschichten nicht viel an — den ersten Bazillus an der Grenze von Wasser, Luft