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Mr. 80. Donnerstag, den 6. Inti 1005 57. Jahrgang. in Pulsnitz. Montag, den 17 Juli ISNS: Diehmarkt Dienstag, den 18 Juli 19VZ: Krammarkt Oertliche und sächsische Angelegenheiten. — Wie wird das Wetter am Sonntag sein? Wir stehen im Zeichen de« Schweißes. Alles stöhnt und ächzt der Hitze wegen. Und eS ist richtig. Temperatur v«n 33 bis 34 0 im Schatten sind keine Kleinigkeit, wenn eS dabei ko recht schön ruhig ist und die Sonne ungehindert auf den Scheitel brennt. Die Wetterlage ist derart, daß die etwa auftretende Temperatur, Schwankungen sich nur in vsr- hältni«mäßig geringen Grenzen bewegen; wir können ves- halb einen mollig warmen Sonntag ansagen. Doch können lokale Gewitterbildungen wo'K hier und da einen kurzen Ge witterguß veranlassen. Ob diese Möglichkeit aber bi« Sonn tag nicht vielleicht völlig schwindet, ist zunächst noch nicht deutlich sestzustellen. Wir können also einen (bis auf lokale Gewitterregen) schönen und warmen Sonntag al« bevorstehend betrachten. — Unsere Leser werden sich erinnern, daß Ende März ein Fahrraddieb in Pulsnitz, Großharthau und anderen Orten der Oberlousitz sein Wesen trieb Er wurde schließlich al« der au« Oberleuterdorf gebürtige, zuletzt in Mittelsrohna wohnhaft gewesene Schuhmacher Schuster ermittelt. Nicht weniger als 6 Fahrräder hatte er nach und nach entwendet, so au« Pulsnitz das vor dem Müllerschen Barbierladen stehende Rad de« Gutsbesitzer« Seifert aus FriederSdorf und io Groß harthau au« dem Hofe deS Gasthofs „zum Kyffhäuser" ein Rad, da« einem Bäckergesellen gehörte. Al« Lohn für seine Findigkeit erhielt er 1 Jahr und 6 Monate Gefängnisstrafe von der Strafkammer zu Bautzen zue-kannt. — Sitzung der 2. Strafkammer de» Königt. Land- aericht« in Bautzen, 3. Juli. Das König!. Schöff n- oe ch! PulSnitz verurteilte im Juni d. I. den bereit» schon 3l mal vorbestraften, 1863 in Pirna gebornen Leinw'ber Paul Iuliu» Süßmilch aus Dohna bei Pirna wrgen Bettelns zu 3 Wochen Haft und Neberwn'ung der Lande-- Polizeibehörde. Zwei Wochen Untersuchungshaft wurden ih« in Anrechnung gebracht. Während sich der Ange klagte der Hastftrafe unterwarf, legte er gegen da- Urteil der Ueberweisung der LandeSpoUzftb-höcde rechtzeitig Be friedliche Verständigung mit Deutschland, denn ein wirklich gutes Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland ist für Frankreich mehr wert, al« das bedenkliche Bündnis mit Rußland und das noch bedenklichere Einvernehmen mit Eng land Rußland kann für lauere Jahre hinaus seinem Bun desgenoffen nur Sorgen und Verluste bereiten, und England sucht nur seine nackten Interessen zu schützen und doppelt mahrzunehmen, wenn eS die Hand zum Bunde bietet. Da Deutschland leinen Krieg mit Frankreich wünscht und Vie deutsche Diplomatie nach dem Willen des Kaisers keine Mühe, Geduld und Nachsicht scheut, den Frieden zu erhalten und eine Verständigung mit Frankreich dauernd herzustellen, so befinden sich gegenwärtig seit dem Frankfurter Frieden von 1871 die Beziehungen Deutschlands und Frankreichs in den delikatesten Umständen, und sollten sie sich zu einem wirk lichen Vertrauensverhältnisse, ja zu einem Bündnisse für die großen Fragen der Politik und der Kultur entwickeln, so ständen wir vor einem Weltereigniffe von größter Bedeutung. ' Ein ungeheurer militärischer, politischer und wirtschaftlicher Druck würde von Europa genommen sein, und ein neues goldenes Zeitalter könnte entstehen! Aber die rauhe Wirk lichkeit, Ränkesucht und kleinliche Auffassung der Dinge läßt uns an diese Entwickelung noch nicht recht glauben. Hoffen wir aber, daß wir ihr wenigstens einen bedeusamen Schritt näher gekommen sind. Dieser Schritt in der Richtung einer friedlichen Verständigung ist auch für die Lösung der marokkanischen Frage durchaus notwendig, denn die Kon ferenz am grünen Tische kann nur gute Grundsätze und Pläne ausstellen, aber daß sie in Marokko auch angewandt und durchgesührt werden, das kann in der Hauptsache nur das gute Einvernehmen zwischen Deutschland und Frankreich bewirken, denn Marokko ist ein schwacher Staat, der Fort schritte nur unter dem loyalen Einflüsse uud der Unter stützung der Großmächte machen kann. rufung. ein. Ihm wurde zur Last gelegt, am 5. Juni d. I. in Pul-mtz um milde Gaben angefprochen zu haben. Da» Berufsgericht änderte an dem erstinstanzlichen Urteil nicht-, zumal der Angeklagte schon sehr oft wegen Betteln- vorbestraft ist. So hat denn der Angeklagte auch noch die Kosten seine» Rechtsmittels zu tragen. — UM. Verfälschung von Kleie. Wie der Handel-- und Gewerbekammer zu Zittau mitgeteilt worden ist, hat eine russische Getreidefirma in Bendzin in Russifch-Polen durch Vermittelung einer Fima in Eger 200 Ztr. Roggen kleie nach Sachsen geliefert, durch deren Verfütterung die Tiere der betreffenden Abnehmer erkrankt sind. Die in folgedessen veranlaßte chemische Untersuchung der Kleie ergab deren Verfälschung durch Zusatz von 9 °/„ Gips. Da zu erwarten steht, daß die russische Firma noch weitere Geschäfte in Sach'en abgeschlossen hat und wahrscheinlich zum Schaden der Käufer noch abschließen wird, sieht sich die Handel-» und Gewerbekammer veranlaßt, die Inte ressenten ihres Bezirkes hiervon zu unterrichten. Nähere Mitteilungen über die Namen der fraglichen Firmen sind auf dem Bureau der Kammer in Zittau, Lessingstroße 2o, zu erfahren. — UL Der Handels- und Gswerbekammer zu Zit tau sind neuerlich vertrauliche Mitteilungen über mehrere bulgarische Firmen — in Varna und Rustschuk — zuge gangen, die für die nach diesen Plätzen exportierenden Fa brikanten und Händler von Interesse sein dürsten Nähere Angaben sind auf dem Bureau der Kammer, Lessingstroße 2o, erhältlich. — Die Pilzsaison hat nach den warmen Gewitterregen der letzten Tage ihren Anfang genommen. Darum sei daran erinnert, raß es unstatthaft, ja verboten ist, beim Sammeln die Pilze mit der Wurzel aus der Erde Herauszureißen. Vielmehr müssen die Pilze vom Stock abgeschnitten werden. Ebenso unsinnig wie das rücksichtslose Herausceißen ist es, beim Suchen nach Pilzen den Moos- oder Waldboden mit einer Hacke oder dergleichen aufzuwühlen, da hierdurch die Pilzkeime vernichtet werden. — Nachdem die Jagd auf Nutzwild im Königreich Sachsen seit dem 15. Mai infolge der Schonzeit vollkommen geruht hat und nur Schwarzwild, Raubsäugetisre, sowie Raub vögel geschossen werden durften, ist am 1. Juli die Jagd wieder aufgegangen und zwar zunächst auf männliche« Rot- und Dammwild, auf Rebböcke und wilde Enten. Weibliche« Rot- und Dammwild, Wildkälber, Rebhühner, Auer-, Birk- und Haselhähne, sowie Schnepfen kommen erst vom 1. Sep tember ab zum Abschuß, während die« bei Hasen und Fasa nen nur im Oktober, November, Dezember und Januar er» iolat. Die Schußzeit sür Ricken dauert vom 16. Oktober bi« 15. Dezember, sür Svießerböck« vom 1 bi« 31. Januar und die für KrammetSoögel vom 16 November bi« Ende Februar, während Schmalricken und Rehkälber in Sachfen überhaupt nicht geschossen werden dürfen. — Am Sonntag, den 9. Juli findet da- Gruppen- sängerfest der Gruppe Rad-berg deS Sächsischen Eibgau- sängerbund-S in Großröhrsdorf statt. Das Fest w^d auf dem herrlich gelegenen, von der Firma C. G. Großmann daselbst bereitw'lligft überlassenen Festplatzr ab^dalten. E« besteht m Musikvorträg-n, Mass-nchören und Einzel- gesängen der der Gcvppe ang hörenden zwölf BundeSver» eine. Der Beginn de» Konzerte« st ank nochmiitogS ^Uhr festgesetzt. ungünstiger W-tt-rung hat man den Saal oeS Nievz eS zur Abhaltung SeS Fiste» ge« Wonnen. Nach Schluß de» Konzerte- ist ein Sänger- kommerS in Au-sicht genommen. Gersdorf. Frohgestimmte Sänger und Freunde des Gesanges werden nächsten Sonntag, den 9, Juli, in unsrem Orte Einkehr halten und die Bewohner werden den selben einen herzlichen Empfang und angenehmen Äufen halt bereiten. Der 6. Kreis des Oberlausitzer Sängerbundes hält an diesem Tage sein Gesangsfest ab. Ein großes Konzert, beginnend nachmittags 4 Uhr, veranstalten die dem Kreis angehörenden Vereine nach dem geplanten Festrua. Mufik- vorträge werden abwechseln mit Ge'änzen von Maffcnchören Neueste Ereignisse. Die kaiserliche Familie hat eine Seefahrt an der schleswig-holsteinischen Küste entlang unter nommen. Der in Milwaukee abgehaltene Delegiertentag der deutschen Veteranen- und Kriegervereine Nord amerikas hat dem deutschen Kaiser ein Huldi gungstelegramm geschickt und will ihm ein Angebinde zur silbernen Hochzeit machen. Die zweite hessische Kammer nahm den Lotterie verlrag mit Preußen und das Gesetz über das Spielen in außerhessischen Lotterien an. Im Gordon Bennett - Rennen siegte Thöry mit einer Durchschnittsgcschwindigkeit von 70,9 die Slunde. Thsry ist auch der Sieger vom vorjährigen Gordon-Bennett-Rennen. Der Preis bleibt also bei Frankreich. Auch in ganz Italien herrscht eine unerträgliche Hitze bls zur Höchsttemperatur von 40-° Celsius. Die Zahl der Todesfälle an Hitzschlag ist sehr groß. In Wilna in Rußland ist die Cholera ausgebrochen Bei einem Grubenunglück in Polnisch-Ostrau wur den neun Arbeiter getötet. Die neue Lage in der marokkanischen Streitfrage und die Annäherung zwischen Deutschland «nd Frankreich. Die nicht ungefährlichen Streitpunkte in der marokka nischen Frage sind bis zu einem gewissen Grade durch eine Verständigung Deutschlands und Frankreichs beseitigt worden. Dadurch sind die Grundlagen für die marokkanische Kon ferenz geschaffen, denn die Punkte, über die sich Frankreich und Deutschland verständigt haben, nehmen auch volle Rück sicht auf Marokko selbst und auf alle Mächte, die in Marokko Interessen haben. Die Souveränität des Sultans von Ma rokko und die Integrität seines Reiches dürfen nach der Vereinbarung zwischen Deutschland und Frankreich auf der Konferenz nicht angerührt werden, auch sind alle schon be stehenden Verträge zwischen Marokko und den anderen Mächten zu respektieren, aber Frankreich soll als unmittel- barer Nachbar Marokkos durch seine afrikanische Kolonie Algier in Bezug auf die Aufrechterhaltung der Ordnung an der Grenze grwiffe Sonderrechte erhalten. Die Konferenz hat sich also gewissermaßen nur mit der Regelung der inter nationalen Beziehungen zu Marokko zu beschädigen und sich der Einmischung in die inneren Verhältnisse Marokkos zu enthalten. Zweifellos zeigt die Aufstellung diese« Programms, daß die marokkanische Frage in der Richtung einer fried lichen Lösung einen wesentlichen Fortschritt gemacht hat. doch darf man nicht verkennen, daß die dauernde friedliche Bei legung der marokkanischen Frage in der Praxis von einer dauernden Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland abhangt. Man muß gestehen, daß in dieser Hinsicht sich -rfreuUche Umwälzung in den Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich vorzubereiten scheint. N'ch nur berufene Staatsmänner, sonoern auch Fürsten und Personen von großem Einfluß im öffentlichen Leben wiesen in Paris darauf hin, daß Frankreich und Deutschland große gemein same Kulmrmtereffen m der Welt wahrzunehmen haben. Wle man hmt, haben sich m diesem Sinne der ehemalige französische Marmemmlster Lanessan, ferner der Fürst von Monaco, der Prinz Franz v. Arnberg und der Fürst Henkell- Donnersmark in Paris geäußert, und man glaubt, daß diese Aeußerungen sehr vielen Franzosen aus dec Seele gesprochen sind. Ueberhaupt predigt tue ganze Entwickelung der neu esten Weltgeschichte Mit ehernen Zungen den Franzosen eine Wochenblatt L- und Umgegend für Pulsnitz Amts-Blatt Inserate für denselben? Tag sind bis vormittags 10 Uhr aufzuoeden. Einspaltige Zeile oder deren Raum Z2 H. tokalpr. so Reklame 20 4 Bei Wiederholungen Rabatt. Nlle Annoncen-Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Erschein! Dienstag. Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Illnstr. Sonntags blatt u. knmor. Wochenblatt Abonnement. Monatl. Sv ch., vierteljährlich z.25 bei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen unter Nr. 8«02 I.2S. -es könrgl. klmtsgepickls und -es skadtrakkes 2ri Pulsnitz. Amtsblatt für den Bezirk des Uönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. 5-., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina Weißbach, Vberlich'cnau Niederlichtenau, Zriedersdorf-Thiemsndorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Ulein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von E. L. Förster'» Erben (Inh: I. w. 'Nohr.) Expedition: pulsnir». Bismarckplatz Nr. 2ss. Verantwortlicher Redakteur Otts vorn in vnlsni» Telegramm -8-ttLse: Uoclienblall piilsmlz Peruso lecber -- »0. 18. ---