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Nr. 23. Wochenblatt für Pulsnitz und Umgegend — Donnerstag, den 23. Februar 1905. Seite 2 — Die ärztlich« Studienreise 1905 wird am 13. Sep« tember beginnen. Von München ausgehend und in Meran, dem Ort der diesjährigen Naturforscherversammlung endend, sollen folgende Bade- und Kurorte in die Reise einbezogen werden: Ischl, Reichenhall, Berchtesgaden, Gastein, Gossen- saß, Levico, Ronccgno, Riva, Gardone, Solo, Arco und Mnan. — Die preußische Staatseisenbahnverwaltung ließ auS den aus Sachsen kommenden DurchgangSzügen auf den An- schlußstationen Röderau und Elsterwerda die Faltenbälge be seitigen, weil für die preußische Strecke keine Platzkartengebühr erhoben werden konnte. Neuerdings läßt nun jedoch die preußische Verwaltung aus obengenannten UebergangSstationen die Verbindung der Wagen durch Faltenbälge bestehen, sodaß die Reisenden auch während der Fahrt ungehinderten Zutritt von und nach dem Speisewagen ^erhalten können. — Das Königlich Sächsische Meteorologische Institut zu Chemnitz wird am 1. Juli d. I. nach Dresden über siedeln. Di« von dem Institut innegehabten Räumlichkeiten im Schlosse und dem ehemaligen Schloßchemnitzer Rathause werden von der Landwirtschaftlichen Schule bezogen, die auch die meteorologischen Beobachtungen für Chemnitz und das Erzgebirge besorgen wird. — Auf den Umschwung der Meinung des sächsischen Volkes über die Gräfin Montigno'o weift ein Bericht des „Berl. Tagebl." auS DreSven hin. ES heißt da: „Die Tatsachen «erden heute im sächsischen Volk sehr viel kühler gewürdigt, und unbestreitbare Tatsachen sind genug bekannt, obgleich die Akten deS EhescheidungSprozesieS bisher stumm waren. Vollends nach den Vorgängen Florenz sind der Gräfin in ihrer einstigen Heimat wenig Sympathien ge blieben. Diese wenden sich vielmehr dem König Friedrich August zu, um desientw-llen man den neuen Montignoso- fkandal allgemein bedauerd. Auch in der sächsischen Be völkerung hat man jetzt den lebhaften Wunsch, von der Toskanerin völlig loszukommen. Niemand bestreitet hier dem König daS Recht, sein Kind zurückzusordern, niemand zweifelt daran, daß für ihn sogar eine sittliche Pflicht zu dieser Forderung besteht. Wenn die Gräfin sich auch jetzt in der Rolle der „liebenden Mutter" gefällt, so erinnert man sich «n Sachsen an jene Weihnachtstage, als die Grä fin ihre Kinder im Stiche ließ. Ganz allgemein teilt man die Auffassung, daß da- HauS einer Gräfin Montgnoso wohl auch in Zukunft keine geeinete Städte für Sie Er ziehung einer sächsischen Prinzessin sein wird. Die Dams hat daS Mutterrecht zum zweiten Male verscherzt. In Sachsen ist das Spiel für sie verloren. Auch im Volke sieht man in ihr alles andere, nur nicht die „liebende Mutter" und die „Märtyrerin". Aber vielleicht hat an der Gräfin doch weniger der Historiker als der Irrenarzt Interesse? Dann würde man ihr das Mitgefühl nicht versagen können, daS jedem «chwerkranken gebührt." — Angeblich will sich die Gräfin mit Ler Pinzessin Anna nach der Schweiz begeben, wenn der König von Sachsen einen Zivilprozeß auf Herausgabe deS KindeS anstrengen sollte. — Der „Lok.-Anz." meldet aus Rom: Das Land- gericht Florenz ernannte für die Prinzessin Anna Monika Pia einen Vormund und Bürgen, der bis zur Urteilsvoll streckung dafür verantwortlich ist, daß die Prinzessin in Florenz bleibt. Hosterwitz. Se. Majestät König Friedrich August hat daS Jagdgelände unserer Gemeinde, daS die Könige Albert und Georg schon in Pacht hatten, auf die nächsten Jahre zum jährlichen Preise von 320 Mark erpachtet. Wehlen. Hier hat sich am Montag früh ein furcht bares Familiendrama ereignet. Der hier wohnhafte pri vatisierende Kaufmann Georg Goth, der seit längerer Zett nervenleidend war» hat sich selbst entleibt, zuvor aber seinen fünfjährigen Sohn Adolf Goth in der Küche ausgehäng» Die Frau deS Unglücklichen hatte sich vorher auf daS Bürgermeisteramt begeben, um die Ueberführung ihres Gatten in eine Anstalt zu beantragen. Während sie dort die Anweisung bekam, ihn ärztlich untersuchen zu lassen, bevor er der LandeSanstalt überwiesen würde, ist zu Hause die furchtbare Tat geschehen. — Der Verein sächsischer Gemeindebeamten hatte Ende vorigen Jahre- ein Vermögen von 10058 Mk. 43 Psg. beziehentlich ausschließlich seiner Stiftungen von 44076 Mk. 46 Pfg. Er gewährte im vorigen Jahre 2590 Mk. 59 Psg. Unterstützungen an bedrängte Mitglieder. — Der VereinSbezirk Dre-den des Vereins sächsischer Gemeinde beamten hält am 12. März in Radeberg seine dic-jährige erste Bezirk-Versammlung ab. — Um «ine ausgeschriebene ständige Lehrerstelle in Niederlößnitz haben sich nicht weniger als 110 Be werber geweidet. Der große Andrang erklärt sich auS dem Umstande, daß die obengenannte Gemeinde hohe Lehrergehäl ter zahlt. Bischofswerda. Unsere Waldungen sind nicht nur in gesundheitl!cher Beziehung unbezahlbar, sie erbringen unS auch alljährlich einen ansehnlichen baren Ueberschuß. Die Einnahmen sind für daS Jahr 1905 auf 22750 Mk., die Ausgaben auf 10010 Mark veranschlagt. Der Ueber- schuß beträgt mithin 12740 Mark. Neschwitz. Der Hund de» Hausbesitzer- Heine in Uebigau ist am 18. d. M. verendet, da» Tier hat, wie eine Sektion durch den zuständigen Kgl. Bezirkstierarzt ergeben hat, an Tollwut gelitten und wird demzufolge für die Ort- schäften im Umkreise von 3 Kilometer die Hundesperrc ver hängt werden. Leipzig, 20. Februar. Unter der Deputation, welche der König am Sonntag im Dresdner Schlosse em pfing, befand sich auch eine solche de» Verband» reisender Kaufleute Deutschlands, deren Führer Herr Syndikus Herm. Pilz war. Nachdem der König den Bestrebungen deS Verbandes ein ehrende» Zeugnis ausgestellt hatte, kam der Führer der Deputation aus die vergeblichen Versuche zu sprechen, die Humanitären Kassen des Verbände» bezw. deren Vermögen von der in Sachsen üblichen Besteuerung zu befreien. „Ja meine Herren!" so antwortete der König, „da müssen Sie sich an da- OberverwaltungSgericht wen den!" Und al» ihm entgegnet wurde, daß die» bereit» geschehen und auch der Landtag mit der Angelegenheit be schäftigt worden sei, äußerte der König: „Gegen da- Ober- verwaltung-gericht kann ich auch nicht» machen — ver suchen Sie e» doch nochmal- beim Landtag, aus einen Hieb fällt doch kein Baum!" E- liegt in der Tat die Besürch- tung nahe, daß die großen Verbände, die ihren Sitz in Sachsen haben, diesen nach Preußen oder Süddeutschland verlegen müssen, um einer Besteuerung ihrer Humanitären Kassen zu entgehen. Chemnitz. Für daS 3. sächsische Krei-turnfeft ist folgende Feftordnung aufgestellt worden: Sonntag, den 9. Juli: Musterriegen und SechSkampf-Probeturnen deS Gaue- und der Chemnitzer Turnverein-. Dienstag, den 11. Juli: Schüler-Probeturnen. Sonnabend, den 15. Juli: von mittags 12 Uhr an Empfang der auswärtigen Turner am Hauptbahnhof; nachmittag» Kampfrichtersitzungen im Schlachthos-Hotel; abends 8 Uhr: BegrüßungSkneipe in der Festhalle. Sonntag, den 16 Juli: von V,6 Uhr an Weckruf; 6—12 Uhr Empfang auswärtiger Turner; 7—9 Uhr: Gau-Wettucnsn; 9—10 Uhr: Weihe deS Zottler- Denksteines auf dem neuen Friedhöfe und gleichzeitig Feld- goltcSdienst auf d^m Feftplatze. 1 Uhr Abmarsch deS Fest zuges, nach Ankunft auf dem Festplatze: Allgemeine Frei übungen (6000 Turner), Barren-Gemeinturnen der Vor- turner, event. Gästeturnen, Fortsetzung des GauturnenS. Abends in der Festhalle Konzert (Turnen, Chemnitzer Sängerbund); im Freien aus Tanzplän-n Sommernacht-« ball. Montag, d-n 17. Juli: von 7 Uhr ab Einzelwett turnen (SechSkampf). Nachmittags: Allgemeines Keulen schwingen, darnach Turnen der Alten und Turnerinnen. Abends Konzert in der Festhalle, Sommern ach'.Sb all, Fackel reigen und Feuerwerk. DienStag, der 18. Juli: früh 7 Uhr: Beginn des DceikampseS im Einzel-Wetturnen. Besichtigung der Stadt Chemnitz; nachmittags: Turnen von Schülern und Schülerinnen oer Oberklassen hiesiger Volksschulen; abends: feierliche Siege-verkündizung und Preisverteilung. Die Feftordnung bedarf noch der Zustimmung der KreiS- turnwarte. König Friedrich August hat sein Erscheinen zum Feste zugesagi. Chemnitz. Genehmigt worden ist der Bau eines Krematorium», die ministerielle Genehmigung zur Feuer bestattung wird noch erwartet. — Das beim Zwickauer Landgericht gegen die Führer deS vorjährigen Crimmitschauer Streiks schwebende Strafverfahren wegen Meineids und Anstiftung zum Mein eid ist jetzt eingestellt worden. Die Angeschuldigten, Fär bereiarbeiter Schiller in Fcankenhausen, Weber Rothe in Köln-Mörheim und Robert Alwin Hecht in Crimmitschau, wurden wegen mangelnden Beweises außer Verfolgung ge setzt, der gegen sie ergangene Haftbefehl aufgehoben und die Rückzahlung der von ihnen hinterlegten Kautionen an geordnet. — Ein schreckliches Bcandunglück ereignete sich in Plauen in der.Dodenau-Straße. Als die 50jährige Frau Hieke mit Feueraumachen beschäftigt war, fing die Schürze Feuer, und im Nu stand die Frau über und über in Flammen. Sie erlitt so schwere Verletzungen, daß sie alSbald starb. Zwickau. Zur Bürgermeistersräge erfahren die „Zwick. Reuest. Nachr.", daß die Rekurse gegen die Wahlbestätigung Münchs, ausgehend vom Stadtoerordneten-Kollegium, vom Stadtrat und vom Stadtverordneten Bär und Genossen mit Ablauf letzter Woche von der Kreishauptmannschaft an die Oberbehörde in Dresden weitergeasben worden sind. Die Entscheidung dürfte in den nächsten acht Tagen zu erwar ten fein — Als am Montag in den Morgenstunden der bejahrte Musiker und Weber W. Hoffmann inZwönitz nach Hause ging, stürzte dieser, wahrscheinlich infolge einer Ognmachts- anfalleS, in der Nähe der Schwotzerschen Fabrik in den Bach und ertrank Bei Auffindung der Leiche trug diese die Baß geige noch auf dem Rücken. Politische Umschau. Deutsches Reich Der deutsche Kronprinz ist am Sonntag Abend von fernem Aufenthalte in Italien nach Be - lin zurückzekehrt. Sofort nach seiner Ankunft begab sich d:; Kronprinz in das Residenzschloß und begrüßte da seine kaiser lichen Eltern. Im Laufe deS Sonntags traf auch Prinz Friedrich Leopold von Preußen aus Petersburg wieder in Berlin ein. Am nächsten Morgen stattete der Prinz dem Reichskanzler einen längeren Besuch ab. Der Fürst von Bulgarien hat am Montag seinen Besuch am Berliner Hose wieder beendigt und sich nach Mentone weiterbegeben. — Die morganatische Gemahlin de» Herzog» Georg II. von Sachsen-Meiningen, Baronin Heldburg, geborene Franz, ist nicht unbedenklich erkrankt. Frau von Heldburg steht jetzt im 66. Lebensjahre; seit 18. März 1873 ist sie dem Herzog Georg zur linken Hand angetraut. — Als Nachfolger des nächstens von seinem Posten zurücktretenden bayrischen Militärbevollmächtigten beim Bun» detrate, Generalleutnants v. Enders, gilt Freiherr v. Geb- sattel, Chef des Stabes des 3. bayrischen Armeekorps. Auch der kommandierende General des 2. bayrischen Armeekorps, Freiherr v. Lylander in Würzburg, wird nächstens seinen Posten niederlegen. — Der preußische Eisenbahnminister hat nicht nur eine Versügung gegen den übermäßigen Alkoholgenuß er lassen, er tritt auch für die Beschaffung eines warmen Mittagessen» für die Beamten em. Ueberall Sa, wo die Direktionen ein Bedürfnis anerkennen, sollen die Bahnhofs- wirte vertraglich verpflichtet »erden, ein Mittagessen mit Suppe für 40, höchsten» 50 Pf., ohne Suppe für 30 bi» 40 Pf. bereitzuhalten, daneben auch bloß Suppe für 10 Pf. Damit den Bediensteten durch da» Aufsuchen der Wirt schaften nicht die Ruhepause gekürzt wird, sollen Einrich tungen getroffen werden, um da» Essen an den Aufent- halt»stätten etnnehmen zu können. — Nach «inrm Telegramm au» Dar-es-Salaam vom 20. d. M. ist die Neubaustrecke drr Usambaia-Bahn am 19. Februar durch den Prinzen Adalbert feierlich eröffnet worden. Berlin, 21. Februar. Da» Kaisrrpaar wird auf der Reise nach dem Süden von den Prinzen Eitel Fritz, Olkar und Joachim, sowie der Prinzessin Viktoria begleitet sein. Die Kaiserin begibt sich mit den Prinzen und der Prinzessin am 29. März nach Abbazia, wohin ihr der Kaiser am 29. März folg«» wird. Der Monarch wird dann einig« Tage bei der Familie verweilen, worauf er mit der Kaiserin auf der Kaiserjacht „Hohenzollern" die Mittelmeerreise antiitt. — Die Studierenden an der Technischen Hochschule Hannover haben wegen ihres Streites mit dem Rektor und Senat den Besuch der Vorlesungen eingestellt. Oesterreich'Ungaru. Zur ungarischen Kabineiskrifts liegt au» Budapest folgende Meldung vor: Wie verlautet, wird der frühere Ackerbauminister Daranyi zur Audienz beim König berufen werden; es heißt sogar, er werde mit de; Bildung eines UebergangSministeriumS betraut werden. Frankreich. In Frankreich kann man mit den schwe benden Skandalaffären noch immer nicht fertig werden. Pro fessor Havet-Paris, Mitglied des „Instituts", hat dem Großkanzler der Ehrenlegion, General Florentin, ein Gesuch überreicht, in dem die Streichung der Generäle Mercier, Billot, Bsrenger, Diouce und anderer gefordert wirk, wr:l sie in der Dreyfußaffäre teils Fälschungen begangen und falsche« Zeugnis abgelegt, teils an der Verherrlichung deS Fälschers Obersten Henry teilgenommen hätten. Da» Gesuch ist von dem Akademiker Anatole France, dem Maler Eugen Carrier«, dem Chirurgen Reclus, dem Bildhauer Charpen tier, sowie anderen Gelehrten, Künstlern und Deputierten unterzeichnet. Weiter hat der nationalistische Deputierte Cuyot de Villeneuve in einer in Rouen gehaltenen nationalistischen Versammlung angekündigt, daß er die Veröffentlichung der AuSkunstSzettel wieder ausnehmen werde, falls das Ministe rium noch lange zögern werde, gegen die Angeber einzuschrei« ten. Die Schonung, welche die Nationalisten der Regierung bewilligt hätten, habe schon zu lange gedauert, er verlange, daß die Regierung sich der Schonung würdig zeige. Rusilaud Die lokalen Streiks in Rußland nehmen noch immer kein Ende. So sind neuerdings dis Tabakarbeitsr und die Staat«bahnarbeiter in Charkow, die Mühlenarbeiter in Saratow und die Apothekergehilsen in Lodz in den Aus stand getreten. Auch blutige Unruhen ereignen sich immer wieder bald an diesem, bald an jenem Punkte, so z. B. in der Stadt Baku Der wegen Mordes angeklagte Arrestant Balali versuchte auf dem Wege zum Gefängnis zu entfliehen und wurde von der Begleitmannschaft dabei tötlich verwundet. Dies rief Gerüchte eines vorbedachten Morde» an dem Ar restanten hervor und der Bruder des letzteren reichte beim Gouverneur eine Klage ein. Eine Untersuchung ist eingeleitet. Anläßlich des Todesfalles Melali» kam e« zu heftigen Unruhen, bei denen viele Personen getötet und verwundet würden. Er sind Maßnahmen zur Wiederherstellung der Ordnung getroffen worden. In Petersburg fand am Mon tag eine Studentenversammlung rm Universitätsgebäude in Gegenwart mehrerer Professoren statt. Nach vielen heftigen Reden fand eine Resolution Annahme, die Einberufung einer gesetzgebenden Versammlung auf der Grundlage gleicher all gemeiner und direkter Wahl, Redefreiheit, Preßfreiheit, Am nestie für politische und religiöse Vergehen usw. -erlangt. Bezeichnend für den Geist umer der Petersburger Studen tenschaft ist es, daß ein im Saale hängendes großes Bild des Zaren Nikolaus II. heruntergeholt und zerrissen wurde. Petersburg, 22. Februar. Sämtliche Groß fürsten begaben sich heute zur Beisetzung des Großsürsten SergiuS nach Moskau. Ueber die Persönlichkeit des Mör ders des Großfürsten ist Bestimmtes noch nicht festgestellt, doch schließt man aus feinen Antworten, daß er, obgleich er offenbar aus Vollskreisen stammt, höhere Bildung ge nossen hat. — In Zarskoje Selo, dem bekannten Lustschloss« des Zaren, wurde daS Kriegsrecht erklärt in Anbetracht der großen Anzahl von Drohbriefen, die im Schlosse eingegangen sind. Der Chef der Geheimpolizei erließ Instruktionen zur Ergreifung besonderer Vorsichtsmaßregeln zum Schutz der kaiserlichen Familie, da ein Attentat befürchtet wird. Nach einer „Daily-Mail"-Meldung wurde besohlen, daß die Kutschen der Großfürsten keine Abzeichen mehr tragen sollen. Bei Haussuchungen bei verdächtigen Personen wurden vier Bomben gesunden. Die Untersuchung durch Sachverständige ergab, daß sie ausländischen Ursprung» und von enormer Zerstörungskraft waren. Kopenhagen, 22. Februar. In Hofkreifen herrscht große Besorgnis infolge der Petersburger Nachrichen. Die Zarin-Mutter erhielt vom revolutionären Komitee die Mitteilung: „Todesurteil beschlossen". Nordamerika. Im Repräsentantenhaus« zu Washington erklärte der Abgeordnete Backer am Montag, das amerikanische Volk sei entrüstet über die Ermordung de» Großfürsten Ser« gruS. Gleichzeitig sprach der Redner sich sehr mißbilligend darüber aus, daß Präsident Roosevelt aus diesem Anlass« eine BeileidSkundgebung an den Kaiser von Rußland gerichtet habe, während das blutige Ereignis vom 22. Januar von ihm unbeachtet geblieben sei. Mavdoa erklärte, die Demo kraten mißbilligten die Ermordung des Großsürsten Sergiu», aber auch die Ursache der Tat. — In den Virginia-Gruben im Staate Alabama, Eigentum oer Alabama-Steel und Wire Company, fand eine Explosion statt, durch welch« 107 Personen das Leben ein» gebüßt haben sollen. Viele andere sollen noch verschüttet sein Ter Aufstand in Deutsch-Südwestafrika. An maßgebenden Berliner Stellen scheint man die völlige Niederwerfung der aufständischen Bewegung in Deutsch-Südwestafrika nur noch al« eine Frage der nächsten Zeit zu halten, denn das Marineexpeditionskorps kehrt schon im Monat März au» Südwestafrika nach der Heimat zurück, und zwar in zwei Staffeln. Erste Staffel besteht aus d«r dritten und vierten Kompagnie, zwei Dritteln der Maschinen- Kanonen-Abteiluvg und der halben SanitätSkolonnr, zusam-