Volltext Seite (XML)
M. tau und esen. dt. Ä, le,' I l April k i d. Bl Donnerstag, den 2. Kevrnar 1905 57. Jahrgang Wr. 14 nicht die schroffesten Grgeasätze in den Zollso-d-rungen be seitigte. So sind an sich die neuen Handels- und Zollver- träge nichts allgemein Befriedigende«, jeder Produzent und Kaufmann und im Grunde genommen alle Konsumenten haben an denselben zu tadeln, aber vom Standpunkte des politisch und wirtschaftlich Möglichen und Erreichbaren sind die neuen Handelsverträge doch al« etwa» Ersprießliche» zu bezeichnen, weil sie die Gefahr der Zollkriege mit zwei großen Nachbarstaaten beseitigen, weil sie ferner der schmerbcdrängtsn oeutschen Landwirtschaft doch einigen erhöhten Zollschutz ge währen, und weil sie dritten« für die Ausfuhr der deutschen Industrie und für oen deutschen Handel wieder eine lang- lährW feste Grundlage g-ben, mit welcher der Großindustrielle, der Grobkaufmann und der kapitalistische Unternehmer rechnen kann. Denn nicht» ist schlimmer in der Geschäftswelt al« die unsichere Konjunktur und das Schwanken der Preise für Lebensmittel, Rohstoffe und fertige Waren infolge von Einflüssen, gegen die der Unternehmer machtlos ist und sich gar nicht schützen kann. Den unsich rsten und deshalb ge fährlichsten Zuständen im Handelsverkehr mit Oesterreich- Ungarn, Rußland, Rumänien und Serbien wird durch die neuen Handelsverträge unbedingt ein Ende gemacht, und die Landwirtschaft erhält immerhin auch einen schönen Schutz, indem nach den Verträgen der Einfuhrzoll auS den genannten vier Ländern für Roggen und Hafer pro Doppelzentner 5 Mark, für Weizen und Spelz 5 Mark 50 Pfg. und für Malzgerste 4 Mark künftig beträgt. Erhöht wurden ferner die deutschen Zölle für Speisebohnen, Hopfen, Hopfenmchl, Pferde, Rinder, Schafe, Schweine, Geflüg-l und Fleisch. Für gewöhnliche Gerste, dis als billiges Futtermittel dient, ist indessen drr Zoll ermäßigt worden, weil man glaubt, dadurch der deutschen Vieh- und Geflügelzucht dienen zu können. Natürlich wird der Reichstag die neuen Handels verträge auch noch einmal gründlich erörtern, und e» wird auch wieder von wahrscheinlich drei Seiten aus Opposition gemacht werden, aber eine durchaus kluge und zweckmäßige Handlung ist eS, wenn der Reichstag die Handelsverträge annimmt, weil nichts besseres an ihre Stelle gesetzt werden kann. > vertliche ««d sächsische Angelegenheiten. — Heute ist Lichtmeß! Diese Bezeichnung des 2. Februar» rührt davon her, daß an diesem Tage die für den kirchlichen Gebrauch bestimmten Kerzen geweiht werden. DaS Fest Mariä Reinigung wird von der kato'ischen Kirche bereits seit dem 6. Jahrhundert gefeiert. Hinsichtlich der Witterung gilt der heutige Tag dem Landmann als sehr bedeutungsvoll. Lautet doch eins bekannte Wetterregel dahin, daß der Bauer an rhm „lieber den Wolf in seinem Schas stall« sieht, als die Sonne" und daß er sich zu Lichtmeß recht häßliches Winterwetter wünscht, denn: „Wenn e» an Lichtmeß stürmt und schneit, dann ist's zum Frühling nicht mehr weit". — Der älteste Einwohner in unsrer Pa- rochie, der HauSauszügler und Bandwebsr Johann Gott fried Hommel in Niedersteina ist gestern in dem hohen Alter von 94 Jahren und 3 Monaten gestorben. 78 Jahre war der Verstorbene bei drr Firma Schurig-Raupach tätig und wurde ihm im Sommer 1902 vom Königlichen Ministerium de» Innern die Verdienstmedaille für Treue in der Arbeit verliehen. Schukpolkeuimpfmm ausländischer Arbeiter und ihrer Familienangehörigen betr. Nach anher ergangener Verordnung ves Königlichen Ministeriums des Innern haben sich alle ausländischen Arbeiter und ihre Familienangehörigen innerhalb 7 Tagen nach ihrem Eintritte in ein inländisches Arbeitsverhältnis oder nach ihrem Verzüge nach hier der Impfung zu unterziehen, falls sie nicht den Nachweis erbringen, daß sie bereits innerhalb der letzten 10 Jahre mit Erfolg oder zweimal ohne Erfolg geimpft worden sind oder eine Blatternerkrankung überstanden haben. Die aus Grund dieser Anordnung geimpften ausländischen Arbeiter und ihre ^Familienangehörigen haben sich in entsprechender Anwendung dec Vorschrift in Z 5 des Reichsimpfgesetzes vom 8. April 1874 einer Nachschau zu unterziehen Ist die Impfung ohne Erfolg geblieben, so ist sie im nächsten Jahre, falls sich die betreffenden Personen noch oder wieder im Königreich Sachsen aufhaltcn, zu wiederholen. Eine weitere Wiederholung bei abermaliger Erfolglosigkeit hat innerhalb der nächsten 10 Jahren nicht zu erfolgen. Jeder ausländische Arbeiter und Gewerbsgehilfe hat daher sich und seine Familienangehörigen sofort und innerhalb 24 Stunden polizeilich anzumelden. Arbeitgeber haben die bei ihnen beschäftigten ausländischen Arbeiter und Gewerbsgehilfen nach oem Arbeitsantritte sofort und innerhalb 24 Stunden bei der Polizei anzumelden. WohnungSgeber haben dafür Sorge zu tragen, daß Ausländer und ihre Familienangehörigen sofort und innerhalb 24 Stunden nach ihrem Einzuge polizeilich angemeldet werden. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden bis zu 60 Mark oder bis zu 14 Tagen Hast bestraft. Die betreffenden ausländischen Arbeiter haben überdies mit ihren Fannlien angehörige», im Falle sie sich weigern, die Impfung vorschriftsmäßig vornehmen zu lassen, ihre Ausweisung zu geivärtigen. H » lsnitz , den 28. Januar 1905. Der Stadtrat. vr. Michael, Bürgermeister. Ohorn. Der hiesig« Turnvrrein hält Sonntag, den 5. Februar, nachmittags 4 Uhr beginnend, im Gasthof zur König Albert-Eiche sein diesjähriges Kränzchen ab. Um 8 Uhr abends werden turnerische Hebungen vorgesührt. Freunde der Turnsache sind dem Verein sehr willkommen. — Mit Ende Januar sind die kürzesten Tage nun mehr überwunden. Die Zeit, in der die Sonne am meisten mit dem Lichte kargte, liegt wieder hinter uns. Von Tag zu Tag steigt unser Zentralgestirn höher am Himmel em por und verweilt immer länger am Horizonte. Wir Haden jetzt schon wieder 9 Stunden Tag und die Mittagshöhe der Sonne ist wieder aus mehr al» 20 Brad gewachsen, auf 6 Brad mehr als bei Beginn des Jahres. — Schonzeit für die meisten Arten der Haar- und Federwildes ist vom 1. Februar an sowohl in Sachsen, als auch in Preußen und Oesterreich eingetreten. Immer hin ist der Wtldbretmarkt im Februar noch reich besetzt. Wildgeflügel, namentlich Birkhühner KrammetSvöqel, wer» den im Februar oft die Beute d?S Jägers, da diese nor- dischen Gäste bei Nahrungsmangel zu un- kommen und dabei erlegt werden. Bei anhaltend milder Witterung gibt eS zu Ende des Monats schon junge Hasen und junge Dachse. — Bauernregeln vom Februar. Ein stürmischer Februar ist deS LandmannS Wunsch. Wenigstens heißt es in den alten Bauern regeln: „Heft'ger Wind im Februar — Meldet an ein fruchtbar Jahr" und „FriertS im Februar nicht ein — Wird» ein schlechtes Kornjahr sein." Neblige Tage im Februer sollen auf viel Kälte deuten, auch sagt man: „Viel Nebel im Februar — Biel Regen das ganze Jahr." Warm darf es im Februar keinesfalls fein, denn: „Wenn im Hornung Mücken geigen — Müssen sie im Märzen schweigen" und „Zeigen sich im Hornung Mücken — Gibt« im Schafstall große Lücken," „Wenn der Hornung warm unS macht — FriertS im Mai noch gern bei Nacht," „Schmilzt im Februar die Sonn' die Butter — So gibt« im Jahr dann spätes Futter" und „Singt die Lerche jetzt schon hell — Geht« dem Landmann an da« Fell." Werterhm heißt eS noch: „Klar Februar - Gut Roggenzahr. Unter den einzelnen Tagen im Februar, die für die N^u,ns von prophetischer Bedeutung sind, steht „Mariä Licht meß , 2. Februar, obenan. Die auf diesen Tag bezüglichen Sprüche „Lichtmeß im Klee — Ostern im Schnee," „Lichtmeß hell — ^>ch'ndet dem Bauer das Fell," „Lichtmeß dunkel — Macht den »um Junker." „Zu Lichtmeß sieht derBauer lieber den AA,die Sonne im Schafstall." „Lichtmeß feucht und naß - viel Wem in« Faß," „Lichtmeß stürmisch kalt - Brmgt den Fruhlmg bald." Weitere LoStage sind der 22. Februar, von dem es heißt: „FriertS an Petri Stuhlfeier - FriertS noch 14 Male Heuer' und der 24. Februar: „MatthaiS — Bricht daS Ei«. — Die UnterstützungSkosse deS TurnkcriseS Sachsen, die freiwillige HüllS-, Unfall- und Haftpflichtkasse ist, hatte im vergangenen Jahre eine Gesamteinnahme von 6403,35 Mark an freiwilligen Beiträgen gegenüber 4597,06 Mark im Vorjahre und eine Gesamtausgabe von 7886 Mark für 403 Unterstützungen gegen 7332,86 Mark im Vorjahre. — Im Postverkehr tritt mit dem 1. Februar eine Neuerung in Kraft: eS ist von j-tzt ab zulässig, die Vorder seite der Ansichtspostkarten sür schriftliche Mitteilungen zu benutzen. ES handelt sich zunächst nur um ein Versuchs- weise gemachte- Zugeständnis, dessen dauernde Beibehaltung im wesentlichen davon abhängig sein wird, daß die Post- Verwaltung während der VersuchSzeit keine nachteiligen Er fahrungen damit macht. Die Freigabe der linken Hälfte der Förderseile für die Mitteilungen stellt daS äußerste Maß deS Entgegenkommens dar. Im Verkehrsinteresse empfiehlt e- sich, den Strich dem linken Rande der Karte näher zu rücken, sür die Adresse also einen größeren Raum Neueste Ereignisse. Das Befinden des Prinzen Eitel Friedrich ist an dauernd befriedigend. Zm Reichstage brachte Reichskanzler Graf Bülow persönlich die Handelsverträge ein. Der Bundesrat unter Vorsitz des Grafen Posa dowsky hat gestern sämtliche sielen Handels verträge angenommen. Auf der Königin-Luise-Grube bei Zabrze (Ober schlesien) streiken hente 2600 Mann von 3000. Zn Paris ist durch die Polizei eine dritte Bombe entdeckt worden. Im italienischen Kriegshafen L>peziu wurde gestern der Generalstreik verkündet. Nach einer Myslowitzer Meldung der „Breslauer Zrituug" wird heute im benachbarten russischen Zndnstrierevicr der Generalstreik erwartet. De/ Zar hat 33 von Trepow ansgesnchte Arbeiter empfangen, die Ereignisse bcklagt, Perzeihnng für die „Freveltat" und Reformen versprochen. Fn Warschau gab es ans dem Theaterplatz bei zwei Zusammenstößen mit Militär 500 Tote und Verwundete. Bisher wurde bereits über 8 russische Gouverne ments der Belagerungszustand verhängt; in Warschau, Kriuiki rmd Homel wurden Einwoh ner bei Tumulten erschossen. Die neue« Handelsverträge und ihre Ein wirkungen auf Deutschlands Landwirtschaft, Industrie und Handel. Man kann nicht sagen, daß der nun bekannt gewordene und von der offiziösen „Nordd. Allg. Ztg." bestätigte Inhalt der neuen HandrlLverträge Deutschland» mit Oesterreich-Un garn, Rußland, Rumänien und Serbien eitel Freude bei den deutschen Landwirten, Industriellen und Kaufleuten verursacht hat, denn die gegenseitigen Zolltarife der neuen Handelsver träge mit den genannten Ländern enthalten eine gewisse gegenseitige Enttäuschung. Die deutsche Landwirtschaft hat nicht den vollen Schutz de» ursprünglichen deutschen Zolltarif» erhalten» sondern nur den Mindestschutz, wie er allerding» in den Zollbeschlüffen de» Reichstage» auch bereit« vorgesehen war, und Deutschland« Industrie und Handel müssen sich in 'hr,r Ausfuhr nach Oesterreich-Ungarn, Rußland, Rumänien und Errbirn auch zum Teil erhöhte Zölle gefallen lassen, und du Jndustriezölle de« Aurlande« wären noch höher ge- b A"' xn'"" Deutschland eben sich nicht mit den Minimal- a begnügt und noch bei einigen laudwirtschastlich-n Produkten du Zölle ermäßigt hätte. Man muß eben m ein?V»d^ jede« Volk mit hohen Schutz zöllen sein- Produktion und seinen Handel geschützt sehen will, und daß man m,t dus.» scharfen Schutzzolltendenz un- bkdmgt in tchw«« Zollkrieg,^ würde, wenn man aus dem Wege gegens.itiger Verständigung, also durch Verträge dmr! vl onü. ick. US hlreichem n. Nttitablatt für den Besirk des Aönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz AI. S., Böhmisch-Vollnng, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswald-, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach. Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, tichtenberg, Nlem-Dittmannsdorf Druck und Verlag «an L. L. Förster'» Erden ^nb.: w. Mohr.) Expedition: Pulsnitz. Bismarckxlatz Nr. 205. Verantwortlicher Redakteur Mtto vorn in pnl.niy. Wochenblatt Keleqrälnm - Kresse: (bociienbi-N! stlilsm r und Umgegend für Pulsmst Inserate für denselben Tag sind bis vormittags io Uhr aufzugeben. Einspaltige Zeile oder deren Raum >2 A. kokalpr. t« H Reklame 20 A Bei Wiederholungen Rabatt. Olle Nnnoneen-Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Erscheint Dienstag. Donners tag nnd Sonnabein. Beiblätter: Iünstr.Sonutags- blatt u. Humor. Wochenblatt llbonnement. Monatl 50- , vlerteljäbrlich b" freier Zustellung ms Ifans, durch die post bezogen »wer 2D'. 8602 t-26. des flönial. llmlsaericlilr und des Sladtrakbes ru pulsnils.