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Pulsnitzer Tageblatt : 06.12.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192812066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19281206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19281206
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-12
- Tag 1928-12-06
-
Monat
1928-12
-
Jahr
1928
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 06.12.1928
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Nr. 284. von fast 20 000 Mark verbleibt. Ferner habe ich an einem Beispiel eines Angestellten, der die normale berufliche Lauft bahn durchlaufen hat und über 300 Mark Monatsgehalt nicht hinausgekommen ist, ausgerechnet, daß, wenn er durch Krank- beit, Arbeitslosigkeit, Geburt und Schulentlassung der Kinder usw. 9400 Mark von seinem Sparguthaben verbraucht hätte, dennoch mit 60 Jahren ein Vermögen von 30 000 Mark be sitzt und seinen drei Kindern je 10 000 Mark hinterlassen kann. Ich.möchte den Angestellten sehen, der bis zum Ein tritt der Altersrentenberechtigung 9400 Mark aus der Sozial versicherung an Leistungen zurückerhalten hat. Ihre Zahl wird in Hundertsätzen nicht auszudrücken sein. Ich stelle deshalb die Forderung auf, daß eine Umstellung unseres ganzen sozialpolitischen Systems stattfinden soll, daß die Arbeiterschaft nicht um ihr Sparvermögen, um die Früchte ihrer ehrlichen Arbeit gebracht wird, sondern die Arbeiter familien mit eigenem Vermögen versorgt werden sollen, was mit den heutigen enormen Beiträgen der Sozialversicherung möglich ist. Bei wirklichen sozialen Notfällen herrscht heute Not und Entbehrung trotz der Sicherung durch die Sozial versicherung, deren Leistungen meistens völlig unzureichend sind. „Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel." Die soziale Not der Arbeitnehmerfamilien liegt aber vielfach, wenn nicht meistens, außerhalb des Wirkungsbereiches der Sozialversicherung. Man denke nur an die Wohnungsnot. Durch ihre völlige Mittellosigkeit bleiben Arbeiter, untere Angestellte und Beamte in ihren ungesunden, übervölkerten und freudlosen Wohnungen stecken. Bei Geburt, Erziehung, Schulentlassung, Lehre und Verheiratung der Kinder: ein leeres und trostloses Nichts. Statt daß die Eltern den Kin dern ein Erbteil hinterlassen, müssen die Kinder sie noch mit unterstützen, da die kümmerliche Altersrente nicht ausreicht. Die meisten Familien erhalten nichts oder im Verhältnis -ur Deitragsleistung sehr wenig zurückerstattet. Dafür müssen sie einen ungeheuren Apparat von ru uvu ^zerwauungen uns Behörden unterhalten. Da, wo wirkliche Not herrscht, kann und muß aber viel mehr geholfen werden, als es jetzt ge schieht. Notwendige und ausreichende soziale Hilfe braucht nicht zur zwangsweisen Verarmung der übergroßen Masse des Volkes zu führen. Dadurch, daß alle systematisch enteignet werben, kann auch die soziale Hilfe in wirklichen Notfällen nicht ausreichend gestaltet werden. MtW M MM AWltgtuStUea Pulsnitz. (Vesper in der Stadtkirche.) Die Adventsvesper morgen abend in unsrer Kirche bringt Werke von Bach, Händel, Wachsmann und Adam Hiller als Ver treter der klassischen Zeit. Paul Klengel «Leipzig), Richard Trunk (Köln) und Bossi (ft 1925 Rom) als moderne Meister folgen. Pulsnitz. (Die Not der stellungslosen älteren Angestellten steigt ins Unermeßliche.) Täglich füllen Berichte über Verzweiflungstaten älterer An gestellter, dM unverschuldet aus Stellung und Brot gekom men sind, die Spalten der Tageszeitungen. Der Gewerk- schastsbund der Angestellten, der seit 1925 für eine durch greifende Hilfe für die älteren Angestellten eintritt, strebt deshalb in einer neuen Eingabe die Durchführung eines Gesetzes an, das die Arbeitgeber verpfltchten soll, alle freien Stellen vorzugsweise mit älteren Angestellten beiderlei Ge schlechts, die das 40. Lebensjahr überschritten haben, zu besetzen. Die Verpflichtung der Arbeitgeber soll ruhen, sofern der Arbeitgeber bereits mehr als 30 Prozent aller Ange stelltenstellungen mit Angestellten im genannten Sinne besetzt hat- Weiter tritt der Gcwerkschaftsbund der Angestellten dafür ein, daß das Altersruhegeld bei der Angestelltenver- sichcrung bereits nach Vollendung des 60. Lebensjahres zu gewähren ist und daß die Rentenleistungen nur an eine Wartezeit von 60 Beitragsmonaten gebunden sein sollen. Die Begrenzung der Krftcnunterstützung für ältere Angestellte auf 52 Wochen soll wegfallen und vie Ueberführung in die Wohlfahrtspflege beseitigt werden. . Pulsnitz. (Gründung einer WestlauittzerGruppe der Sachilschen M i s s i ° n s k o n s e r e n z.) Dienstag, den 4. Dezember, nachmittags 4 Uhr, fand im Saale des Ratskellers eine von Pfarrer vr. jurv Leonhard, Oberlichtenau, im Namen des Bartholo mäusvereins (Mlhwnszwcigv-reins für Pulsnitz und Umgebung) einbe- ruiene Zusammenkunft von Freunden der Heidenmission statt, die den Anstoß zur Begründung einer Westlausitzer Gruppe der Sächsischen Missionskonfercnz geben follte und auch gegeben hat. Nach einigen herzlichen Begrüßungsworten der aus allen Kirchgemeinden des Kamen zer Bezirkes erschienenen Missionsfreundinnen und Missionsfreunde wies der Einberuser hin auf die Pflicht der evangelischen Kirche, Mis sion zu treiben, und ließ die Anwesenden einen Blick tun in die Mis- sionstätigkeit der römisch«katholischen Kirche. Superintendent vr. Schrö der, Kamenz, bekundete im Anschluß an die Worte des Vorredners sehr eindringlich, daß die Heidenmission eine heilige Aufgabe der evangelischen Kirche sei, die mit allen Kräften erfüllt werden müsse. Darauf hielt Missionsinspektor Pfarrer Gerber, Leipzig, einen tiefschürfenden Vortrag über „Mission und Weltlage", in dem er etwa Folgendes aussührte: Der gewaltige Aufschwung der Verkehrs- und Nachrichtenmittel hat die Menschen aller Erdteile einander näher gebracht. Die abendländische Bildung und die Errungenschaften der abendländischen Technik sind in der ganzen Welt bekannt geworden. Menschen aller Rassen haben an abend ländischen Hochschulen studiert und haben dann in ihren Heimatländern Hochschulen errichtet, welche denen der weißen Raste in nichts nachstehen. Daneben sind in denselben Ländern große Bibliotheken entstanden, die alles Wertvolle, was in der Welt gedruckt wird, sofort erwerben und der Oeffentlichkeit zugänglich machen. Das Schwergewicht des kultu. rellen Lebens, das früher in den Ländern der weißen Rasse lag, hat sich nach dem Orient zu verschoben, und der Orientale ist heute der Ansicht, nicht mehr der Empfangende, sondern der Gebende zu sein. Ja, er meint ein besserer Mensch zu sein als der Europäer. Das Abendland schickt neben manchem Guten leider so viel Schund und Schmutz in das Morgenland. Filme, die wegen ihres anstößigen Inhaltes in den Ländern ihrer Herstellung nicht vorgeführt werden dürfen, werden den farbigen Arbeitern in ihren Wohnvierteln außerhalb Europas gezeigt, und die Wirkung davon ist, daß er vor den Weißen, zu denen die Filmdarsteller ja gehören, das lrtz'e Fünkchen Achtung verUert und sich jagt: „Wir Wilden sind doch bessere Menschen." Das Nationalgefühl der Farbigen ist gewaltig erstarkt, und überall ist man bestrebt, die Vorherrschaft der Weißen abzuschütteln. Daneben hat man die Ideen des Bolschewismus kennen gelernt und sucht sich auch mit ihrer Hilfe der lästigen Bevormundung durch die Weißen zu entziehen. Die großen Religionen des Morgenlandes machen sich dies zu nutze. Namentlich der Islam nutzt geschickt die Abneigung der Dunkelfarbigen gegen die Weißen aus, indem er sagt: Wir sind eure farbigen Brüder, nehmt darum unsere Religion an. In Indien entstehen riesige Tempelbauteu; die Vermögenden sehen es als ihre Pflicht an, ihren Göttern prachtvolle Gotteshäuser zu errichten. Wenn das Christentum seine Bedeutung Pulsnitzer Tageblatt. — Donnerstag, den 6. Dezember 1928. Seite 2. nicht nur auf das Abendland beschränkt wissen will, muß es stärker als bisher Mission treiben. Und diese Mission ist trotz der großen Schwierigkeiten, welche ihr durch das Erwachen der Völker des Ostens und Südens bereitet werden, nicht nutzlos. Die Geschichte der drei deutschen Missionsgesellschaften, welche in diesem Jahre ihre Hundert jahrfeier begehen, der Herrnhuter, Basler und Barmener Mission, be weist uns dies. Immer wieder werden deutsche Missionare, Miisions» ärzte und Missionsschwestern verlangt. Die Missionsstationen können die Bitten um Aufnahme in den Taufunterricht wegen zu großen An dranges nur noch zum Teile erfüllen. Die römisch-katholische Kirche und Lie Sekten bieten alles aus, um die Heiden für sich zu gewinnen. Die evangelische Kirche darf nicht zurückftehen. Sie muß das Evange lium mit aller Kraft hinaustragen zu den Heiden. Das ist ihre welt geschichtliche Aufgabe. Und jeder rechte evangelische Christ muß dazu helfen. Mit einem warmen Aufrufe zur Mitarbeit auf dem Gebiete der Mission an die Anwesenden schloß der Vortragende seine bedeutsa men, mit großem Danke ausgenommenen Ausführungen. — Darauf ergriff Oberlehrer Liebach, Friedersdorf, das Wort zu seinem Vortrage über „Mission und Schule". Er legte dar, daß die Schule an der Heidenmission nicht vorübergehen dürfe. Die Mission kann und muß auch im Unterricht in lebensvoller Weise behandelt werden. Die Be sttmmung des Landeslehrplanes, daß „eine fortlaufende Geschichte des Lebens und der Lehre Jesu und der Apostel mit Ausblick auf fremde Völker" im Unterrichte dargeboten werden soll, zeigt, daß der Lehrer das Recht hat, vor seinen Schülern über Las Gebiet der Mission zu reden. Die Behandlung der Mission ist nun aber nicht aus den Reli gionsunterricht beschränkt. Die Missionsgeschichte bietet unendlich viel Stoff, der zur Belebung und Verdeutlichung der Unterrichtsgegenstände in anderen Fächern dienen kann. Eine Anzahl von Beispielen aus der Praxis lieferte den Beweis dafür. Wenn das Verständnis sür die Wichtigkeit der Mission wieder in weitere Kreise dringen soll, so hat die Schule, die selbst der Mission sehr viel zu verdanken hat, die Pflicht, im Unterrichte Missionsinteresse und Missionsliebe bei den Kindern zu wecken. Dazu ist freilich erforderlich,? daß dieALehrer über die Mission Bescheid wissen. Die reichhaltige Missionsliteratur vermittelt sehr gut die zum Unterricht notwendigen Kenntnisse. Wer einmal über Lie Mission in der Lehrstunde gesprochen hat, wird es wieder tun, da die Kinder für solche, den Unterricht belebende Stoffe, stets dankbar sind. Es ist eine schöne Aufgabe der Schule, in den Kindern den Sinn für das heilige Werk der Mission zu wecken und sie anzuspornen, nicht nur von der Mission zu hören, sondern auch für sie tätig zu sein. — Auch dieser Vortrag erntete jebhaften Beifall. Es wurde daraufhin die Westlausitzer Gruppe der Sächsischen Missionskonferenz begründet, einen kleinen Ausschuß die Ausarbeitung der Richt inien für ihre Ar beit übertragen und beschlossen, im Frühjahr 1929 eins Missionskon ferenz abzuhalten. Mit gemeinsamen Gesänge schloß die Zusammen kunft, die allen Teilnehmern in angenehmer Erinnerung bleiben wird. N.S Pulsnitz. (Die Hygiene-Korsettschau) der Thalysia - Werke, Leipzig, welche am Freiiaz, 7. Dezember im Hotel Grauer Wolf bei freiem Eintritt >/,4 und '/,8 Uhr stattfindet und in unserem Anzeigenteil angekündigt ist, ver spricht für unsere Stadt ein besonderes Ereignis zu werden, das sür die Frauenwelt von allergrößter Bedeutung ist. Ausgehend von den modernsten Anschauungen über Formen pflege und Körperphysiologie eröffnen sich für jede Frau völlig neue Aussichten für die dauernde Schönheit und Ge sundheit ihres Körpers. An die Theorie schließen sich prak tische Vorführungen, die das Wort noch verständlicher und die Vorzüge noch anschaulicher machen. Es geht jede Frau an. was hier gezeigt wird und ein schwerer Fehler ist es, diese Gelegenheit ungenutzt vorübergehen zu lassen. — (Die Mütterberatungen) finden in Puls nitz M. S. am Mittwoch, den 12. 12. 1928, nachm. 3 Uhr in der Schule, in Ober- und Nied er st eina am Freitag, den 14. 12. 1928, nachm. '/,4 Uhr und 4 Uhr in den Schulen, statt. Arzt wird anwesend sein. Obersteina. (Bühnen-Schauturnen.) Der Wert der körperlichen Ertüchtigung als Volkserziehungsmittel ist zwar allgemein bekannt, gewiß aber hat noch mancher von dem Haupimitiel der Kör pererziehung, dem Turnen, eine Vorstellung, die nicht geeignet ist, ihm die Betätigung aus dem Gebiete der Leibesübung schmackhaft zu machen. Deshalb ist es notwendig, der Allgemeinheit immer wieder die hohe Bedeutung des Turnens vor Augen zu sühren und der Turnverein v1. Obersteina beabsichtigt, mit seinem Bühnenturnen am nächsten Sonntag in erster Linie weiteste Kreise der Bevölkerung mit dem Wesen der Deutschen Turnerschast v. 1. vertraut zu machen. Gerade bei uns herrscht noch immer der Begriff vor, daß bei Ausübung schwerer kör- perlicher Berufsarbeit das Turnen überflüssig sei. Das ist ein Stand punkt, der als durchaus falsch bezeichnet werden muß. Die regelmäßige Inanspruchnahme einzelner Körperteile während der Berufsarbeit bedingt ein Erlahmen der anderen und deshalb ist cs doppelt nötig, einen ent sprechenden Ausgleich durch turnerische Betätigung zu schaffen, um die sogenannte Versteifung der Glieder aus ein Mindestmaß herabzudrücken. Die manigfaltigen Uebungsformen der v. IV, ein wundersames Gemisch aus Urvätererbe, Jahnschem Vermächtnis und Entwicklungszewinn ermöglichen es einem Jeden, nach seiner Art in turnerischer Bewegung für das Wohl seines Körpers zu sorgen. Diese Theorie zu begründen, ist das Bühnenturnen am Sonntag hauptsächlich berufen. Die Deutsche Turnerschast erstreckt sich aber nicht nur auf äußere Betätigungen, nein, zur v. T. gekört auch Lie Pflege volkstümlicher Sitten, Erbgut unserer bodenständigen Vorfahren zu schützen und zu erhalten, denn bei der VT. muß man nicht nur den Körper, sondern auch die Seele suchen. Auch diesem Gesichtspunkte hat die Leitung des Turnvereins Rechnung getragen: geeignete Heimatdichtungen werden in Verfolg dieser Bestre bungen zu Gehör gebracht. Die Deutsch: Turnerschaft hat im Wandel der Zeiten auch ihre Veränderungen durchgemacht, aber gerade dadurch ihren hohen Wert behalten. In unaufhörlichem Vorwärisschreiten er steht Neues, aus dem Alltagsleben ist Neues sür das Turnen verwertet worden und neue Uebungen und neue Reigen werden bei der Veran staltung künden vom frisch-fromm frohen freien deutschen Turnen! — Einzelheiten über das Bühnenschauturnen am nächsten Sonntag bringt die Anzeige in den nächsten Tagen. Großröhrsdorf. (50jähriges Jubiläum.) Herrn Schuhmacher Ignaz Sprenger war es vergönnt, am 21. November das 50 jährige Meisterjubiläum begehen zu können. Aus diesem frohen Anlaß wurde ihm seitens der Gewerbekammer Zittau durch das Kammermitglied Herrn Branddirektor Philipp ein Ehrenmeisterbrief überreicht und seitens der Schuhmacher-Innung ein Ehrengeschenk übergeben. Kamenz. (Tarifvertrags-Verhandlungen fürs Gastwirtsgewerbe.) Am 4. Dezember fanden im hiesigen Bahnhofs Restaurant Beratungen zur Schaffung eines Mantel- und Lohntarifs fürs Hotel-, Restaurant-, Saal- und Casegewerbe statt. Herr Hotelier O. Vobian- Bischofswerda, Vorsitzender der Tariflommission, eröffnete die Sitzung mit begrüßenden Worten an die erschienenen Kommissionsmitglieder. Von den Gastwirtsvereinen waren mehrere Mitglieder zugegen, ebenso der juristische Vertreter des Sächsischen Gastwirts-Verbandes, Herr Vcrbandssyndikus Dr. Ziegler-Leipzig. Die Gewerkschastsorganisationen vom Gastwirts- und Kochgcwerbe hatten ebenfalls mehrere Ver treter beordert. Nach mehrstündigen Beratungen wurde ein Manteltaris, enthaltend 14 Paragraphen, abgeschlossen. Das gleiche geschah dann mit dem Lohntarif für ständiges und Aushilfe-Personal. Dieser enthält 10 Bestimmungen und Erläuterungen zur Lohntabelle. In drei Abschnitten: s) Be dienungspersonal, b) Ständiges Personal, c) Feste Aushilse löhne, wurde der Lohntarif, insgesamt mit 22 Positionen, festgesetzt. Der Lohntarif ist ein wesentlicher Bestandteil des Tarifvertrages. Der Manteltarif hat nur Gültigkeit in Ver bindung mit einem Lohntarif, ebenso umgekehrt. Der Gel tungsbereich des Tarifvertrages erstreckt sich auf das Gebiet der Stadl und der Amtshauptmannschaft Kamenz, Stadt Pulsnitz, Stadt Bischofswerda und einen Teilbezirk der Amtshauptmannschaft Bautzen. Unter den Vertrag fällt das gesamte gastwirtschaftliche Personal in Hotels, Restaurants, Saalgeschäften, Cases, Weinlokalen usw., überhaupt in allen Betrieben, in denen Speisen und Getränke gegen Entgelt verabreicht werden. Diesem Tarifvertrag haben sich folgende Gastwirtsvereine angeschlossen: Kamenz, Saalinhb.-Verband Amtshauptmannschast Kamenz, Pulsnitz, Großröhrsdorf, Kö nigsbrück, Elstra, Bischofswerda, Neukirch (Wilthen), Soh land a. d. Spree und Großpostwitz. Der Tarifvertrag gilt vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 1929. K. n Dresden. (Kameradschaftsehe.) Die Säch sisch Evang. Korrespondenz schreibt: Es ist immer ein Zeichen für ein gesundes Empfinden, wenn man die Dinge ohne Scheu beim rechten Namen nennt. Es ist immer ein Zeichen für ungesunde Anschauungen und sür den sittlichen Tiefstand eines Volkes, wenn man beginnt, feststehende Bezeichnungen, die in der Sprache eines Volkes gewachsen sind, umzubiegen, aufzuweichen oder zu beseitigen. Die gewaltsame Zerstörung eines Menschenlebens nennt man Mord. Wenn sich ein Mensch selbst das Leben nimmt, so kann man den Einzelfall immer noch mild beurteilen ohne zu richten. Er bleibt aber Selbst Mord. Das schwächliche Wort „Freitod" ist am Schreibtisch erfunden. Neuerdings sagt man auch allzu hoch tönend „Kameradschaftsche" sür — Verhältnis! Was ist das? Ein kurzer Vergleich gibt die Antwort: Für Mar garine darf man auch nicht Butter sagen. Das wäre Betrug. Pirna. (Drei Kinder an Gasvergiftung erkrankt.) In einem Hause der Schifftorvorstadt er krankten drei Kinder an Gasvergiftungserscheinungen. Die kriminalpolizeilichen Erörterungen ergaben, daß der , Vater der drei Kinder mittags nach Hause gekommen war und sich in Abwesenheit seiner Ehefrau das Mittagessen aus dem Gasherd gewärmt und dabei aus Unachtsamkeit den Gashahn offen stehen gelassen hatte. Während die Kinder in der Küche spielten, schlief der Vater auf dem Diwan. Die Kinder wurden von einem Unwohlsein be fallen und fielen um, nur die größere Tochter war im stande, bei der Mutter Hilfe zu holen. Die Kinder er holten sich unter den Händen herbeigerufener Samariter bald wieder. Eibenstock i. E. (In der Fremdenlegion „e- st o r b en.) Im Auftrage des französischen Kriegsministe riums wurde durch das französische Konsulat in Dresden« den hier wohnenden Eltern der Tod des in der Fremden legion gestorbenen Oberprimaners Karl Härtwig amtlich bestätigt. Plauen. (Erdstoß.) Am Sonntag mittag wurde im Vogtland ein ziemlich starker Erdstoß verspürt. Gegen 2 Uhr setzte plötzlich ein heftiger Stoß ein, dem sekundenlang eine rüttelnde Bewegung folgte. Man bringt diese Erschei nung in Zusammenhang mit größeren Bewegungen der Erd oberfläche in anderen Gegenden (Italien, Chile usw ) Rumburg. (Furchtbare Sekunden füreinen Autobus.) In furchtbare Gefahr kam vorletzte Nacht ein Rumburger Autobus, der fast voll besetzt war. Der Len ker bemerkte zu spät, daß an der Staatsstraße Rumburg- Neugersdorf/Sa. die Bahnschranken der Staatsbahn geschlossen waren, da der Nachtschnellzug Prag—Ebersbach jede Sekunde durchfahren mußte. Als er die Schranken sah, war es zum Halten zu spät. Mit Vollgas durchbrach er daher beide Schranken und rettete so den Wagen und die Insassen, denn gleich darauf jagte der Schnellzug durch. An gleicher Stelle verunglückte vor Jahresfrist ein Auto, wobei es einen Toten und einen schwer Verletzten gab. Berliner Stimmen zur Kammerrede Briands Berlin, 5. Dezember. Wie gegen die Unterhauserklärungen Chamberlains, so nimmt die Berliner Presse auch gegen die gestrige Kammerrede des französischen Außenministers Briand ziemlich ein mütig Stellung. Der „Lokalanzeiger' erinnert daran, daß sich Briand in Gens furchtbar erregt gezeigt habe, als der deutsche Reichskanzler wahrheitsgemäß von dem Doppelgesicht der französi schen Politik sprach, und bescheinigt nun Briand, daß man ihm nach seiner gestrigen Kammerrede ohne weiteres das Zeugnis einer absolut einseitigen Außenpolitik ausstellen könne. Das Schwer- gewicht seiner neuesten Kundgebung müsse die angeblich erstrebte Verständigung nicht nur nicht erleichtern, sondern geradezu unmög lich machen und sie sollte offenbar auch die letzten Illusionen über irgendwelche Möglichkeiten der Locarno Politik ein sür alle mal zerstören. Die „Deutsche Tageszeitung" erklärt, nachdem nun sestftehe, daß die brüske Absage Chamberlains ein offizieller Akt der englischen Regierung war, sei die Einheitsfront der neuen Entente gegen Deutschland durch die gestrige Rede Briands lücken los hergestellt worden. In längeren Leitartikeln stellen „Vos- sische Zeitung" und „Berliner Tageblatt" die gleich lautende Frage: „Was will Briand?' Die „Vossische Zei tung" erinnert Briand daran, daß er früher einmal selbst bei ähnlicher Gelegenheit gesagt habe, es genüge nicht, den Frieden nur zu wollen, sondern man müsse auch den Mut habrn, die unver meidlichen Opfer zu bringen, die seine Herstellung und Erhaltung täglich von neuem erfordern. Hat die französische Politik diesen Mut immer besessen? Das Blatt stellt weiter fest, daß Frankreich die Locarno-Abmachungen dem Geiste nach nicht erfüllt habe und verzeichnet mißbilligend auch das fetzige Mißtrauen Frankreichs, wo es sich um die Einsetzung eines Sachoerständigenkomitee» han delt. So gehe es nun einmal nicht und das sollte man endlich auch einmal in Paris einsehen. Das „Berliner Tageblatt" stellt fest, daß Briand für Locarno nur die fehr negative Definition mit dem Zauberhut gesunden habe und fragt, was denn Locarno
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