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Nr. 282. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 4. Dezember 1928. Seite 6 auf hin, daß die Sozialdemokratie der Landwirtschaft ihre Hilfe im Wahlkampf versprochen habe. Um der Neichsregierung nun mehr Gelegenheit zu geben, den Landwirten zu zeigen, wie sie die Wahlversprechungcn einzulösen gedenke, hätten die Deutsch nationalen ihre Interpellation eingebracht. Die Ursachen für die bedrohliche Lage der Landwirtschaft lägen in der bisherigen Zoll- und Handelspolitik, die den Bedürf nissen der Landwirtschast nicht genügend angepaßt gewesen sei, in den hohen öffentlichen Lasten, in den außerordentlich ange wachsenen sozialen Abgaben und in den Milliarden-Reparations tributen. Italien versuche in vorbildlicher Weise die Landwirtschaft zum ersten Stand im Staate und das Land unabhängig in der Ernährung vom Ausland zu machen. Leider merke man in Deutschland nicht das geringste von der Absicht, den Bauern zu helfen. Anschließend ergriff Reichsernährungsmknister Dietrich das Wort. Trotz des Notprogramms sei die Lage der Landwirt schaft schlecht. Gefährlich sei die Entwicklung der Verschuldung und Verzinsung. In der Zeit vom 1. Oktober 1927 bis zum 1. Ok- tober 1928 sei eine Mehrbelastung von rund 800 Millionen fest zustellen. Die Gesamtverschuldung der Landwirtschaft ohne Rentenbank, grundschuld werde auf 11,5 Milliarden geschätzt. Die Zinsenlast betrage über eine Milliarde. Das Kredit problem wachse sich zum Hauptstück der Agrarfrage aus. Man habe den deutschen Kapitalmarkt ständig überschätzt. Die Aus landsverschuldung sei, wenn man von den Werten der Ausländer im Inland absehe, auf 12 bis 13 Milliarden zu schätzen. Nur eine vernünftige Lösung der Reparationsfrage könne einen kräftigen Anstoß zur Kapitalbildung geben und auch die Landwirtschaft entlasten. Die Anträge und die Interpellationen der Parteien bewiesen die Notlage der Landwirtschaft. Manche Anträge seien nicht durchführbar, andere Forderungen könne man erfüllen. Es sei wohl eine Stützung der Roggenpreise möglich, der Weizenpreis aber werde vom Weltmarkt bestimmt. Soweit in den Anträgen verlangt werde, den Zoll auf lebendes Vieh zu erhöhen, und zwar so, daß der Zollsatz dem Zoll für Fleisch ent spräche, sei die Regierung bereit, in eine Prüfung der Beseitigung dieser Unstimmigkeit einzutreten, doch sei auch hier die Regierung noch durch den schwedischen Vertrag gebunden. Der Rückgang auf dem guckermarkt werde rücksichtslos bekämpft werden. Der Minister versprach die baldige Vorlegung eines Milch- gesetzes. Auf steuerlichem Gebiet werde das Steuerver einheitlichungsgesetz eine geeignete Grundlage für eine Reform des landwirtschaftlichen Steuerwesens abgeben. Ohne eine Reorganisation des Genossenschaftswesens könne das Absatzproblem in der Landwirtschaft nicht gelöst wer den. Eine zweite Zentrumsinterpellation, die sich der Not der Winzer annahm, begründete der Abgeordnete Kerp. Notwen dig sei eine Novelle zum Winzergesetz, notwendig vor allem das völlige Verbot des Verschnitts von deutschen Weißweinen mit ausländischen Weißweinen. Mit Recht betonte der Volksparteiler, Hamkens, daß sich die Rückwirkungen der Notlage der Landwirtschaft in allen anderen Wirtschaftskreisen, in Industrie, Handel und Handwerk bemerkbar machten, wenn das Problem auch in der Großstadt nicht augenfällig in Erscheinung trete. Im Hinblick auf' die schwierige Lage der Schweinezüchter warnte der Redner vor einem zu weitgehenden Handelsvertrag mit Polen. Hamkens stellte fest, daß der deutsche Viehbestand derselbe wie vor dem Kriege sei. Die Einfuhr aber betrage das Vier-' bis Fünffache. Der deutsche Landwirt könne mit dem zollfreien Gefrierfleisch nicht konkurrieren. Die Volkspartei werde sich für Maßnahmen gegen die Ueberschwemmung des deutschen Fleisch marktes einsetzen. Würden nicht bald wirksame Hilfsmaßnahmen für die Landwirtschaft durchgeführt, würden weite Teile bald existenzunfähig sein. Darauf wurden die Verhandlungen auf Dienstag 1 Uhr vertagt. Sport. General Heye auf dem Kölner Rettturnier. Der fünfte Tag des Kölner Reit- und Fahrturniers gestaltete sicb zu einer machtvollen Kundgebung für die aus Amerika zurückgekehr ten siegreichen drei deutschen Reiter Oberleutnant Freiherr v. Na gel, Schmalz und v. Barnekow. Der Chef der Heeresleitung, General Heye, der persönlich nach Köln gekommen war, hieß die Reiter in der Heimat willkommen. Unter dem grenzenlosen Jubel der die Rheinlandhalle füllenden Menge ritten die drei Offiziere nach Absingung des Deutschlandliedes aus der Arena. Zur Er innerung wurde den Offizieren eine Plakette überreicht mit einem Wahlspruch, den Glauben an Deutschlands Zukunft nicht zu ver lieren. Dann wurden die Championate ausgetragen. In der Materialprüfung für Reitpferde erwarben der Ostpreuße Trianon und der Stallmeister Günther diesen Ehrentitel, ferner die Olym pia-Sieger .Draufgänger". In der Dressurprüfung der schweren Klasse siegte Herr Wätjen auf „Donar". Der Sieg im Gruppen springen fiel an Frau Franke auf „Radioprinz" in Begleitung von Oberleutnant Kaman auf „Balade". Das Kanonenjagdsprin gen holte sich Frau Hasselbach auf „Mr. Spokes". Deutscher Voxsieg über Norwegen. Beim Länderkampf in Stettin zwischen Norwegen und Deutschland siegten die deut schen Amateurboxer 6:2, und zwar im Fliegengewicht Hubert Ausböck über Sigurd Larsen, Ziglarski über Olaf Nielsen, im Federgewicht Bjercke über den deutschen Brofazi, im Leichtge wicht Dübbers über Felix Dobbertin, Mietfchke-Stcttin über G. Johanson, im Weltergewicht Walter über Rolf Thorsen, im Halbschwergewicht Reidar Thorsen über den Stettiner Spürte, im Schwergewicht Pistula-Deutschland über Askevolgt, Einigkeit im Fussballbunt». Der Vorstand des deutschen kußballbundes beschloß auf seiner Berliner Tagung, im laufen den Spieljahr im gesamten Bundesgebiet 16 Spiele zu genehmi- ien, die den Charakter von Lehrsprelen tragen müssen. Ferner ourden die Länderkämpfe für 1929 festgesetzt, die am 10. Fe- »ruar mit Schweiz gegen Deutschland in Mannheim eröffnet werden. Die Zwischenrunde um den deutschen Bundespokal rollt »m 13. Januar unter den vier noch beteiligten Landesverbänden ab, und zwar treffen sich Süd- und Norddeutschland in Han- »over, Brandenburg und Westdeutschland in Elberfeld. Um bie Bsttenmeisterfchaft. In Pommern begannen die Ausscheidungsspiele. Viktoria-Stolp gegen Preußen-Kös lin 3:1, Pasewalker Sportklub gegen Preußen-Stettin S: 6, Naugarder Sportklub gegen V. f. B. - Stettin 2:3, Vik- ioria-Schneidemühl gegen Titania-Stettin 1:5, Stral- lund 07 gegen Swinemünder Sportklub 4:1. TurnerfchaftSfitzung in Kiel. Die Führer der Deutschen Turnerschaft besprachen in Kiel das Verhältnis der deutschen Turnerschaft zu den Sportverbänden. Der Turnausschuß bekannte sich zum Grundsatz, an den Bestimmungen der reinlichen Schei dung sestzuhalten. Die Beteiligung an Wettkämpfen wurde offen gelassen. Wettspielreihen für Kinder sind wieder zugelassen, auch die Teilnahme von Studenten an Turnerveranstaltungen. Für alle Meister der D. T. wurde die Einführung eines einheitlichen Meisterschaftsabzeichens in Aussicht genommen. Ferner wurden die Ausschreibungen für die am 10. und 11. August in Kassel stattfindenden Meisterschaften beschlossen. Küppers schwimmt Rekord. In Aachen schwamm der deutsche Meister Küppers ein 200-Meter-Rückenschwimmen in 2 Minuten 40,7 Sekunden. Düsseldorf Sieger im Vierstädte-Hallentennis. Zn Essen siegte im Hallentcnnisturnier zwischen Köln, Düsseldorf die Düsseldorfer Mannschaft mit 6:5 Punkten. Damit ist die zweite Vorrunde erledigt. Am nächsten Sonntag tritt nunmehr das Rheinland gegen Bremen an. Sonne und Mond. 4. 12. Sonne A. 7.54, U. 15.46; Mond A. —, U. 13.18 5. 12. Sonne A. 7.55, U. 15.46; Mond A. 0.10, U. 13.32 Börse und Handel Amtliche sächsische Aotlerunsen vom 3. Dezember. Dresden. Die Börse zeigte eine uneinheitliche Tendenz. Höher waren besonders Bankaktien. So Rcichsbank um 4,25, Bank für Bauten um 2, Sächsische Bodenkrcdlt um 1,5, Resi denzbank um 1,25. Niedriger waren nur Darmstädter um 1,5 Prozent. Ferner zogen Aschaffenburger um 4, Heyden um 3,5, Sächsische Bronze und Löbauer Brauerei um je 2,5 Prozent, Kötrtzer Tuch und Vereinigte Zünder um 2,25, Escher um 2, Gebler um 1,25 Prozent an. Dagegen büßten ein Pöge und Karl Hamel je 5 Prozent, Paschen 4,5, Dres dener Strickmaschinen 3,25, Radeberger Bier und Wunderlich je 3, Schubert und Salzer und Erste Kulmbacher je 2 Prozent. Gegen Schluß der Börse lag das Geschäft etwas schwächer. Anlagewerte nicht wesentlich verändert. Leipzig. Die Börse verkehrte in freundlicher Stimmung. Das Geschäft war zwar nicht allzu umfangreich, doch über wogen Kursausbesserungen. Der Anleihemarkt lag sehr rubia. Chemnitz. Die Börse verkehrte in sreundlicher Haltung. Das Geschäft nahm an Umfang zu. Namentlich wurden höhere Notierungen bis zu 10 Prozent verzeichnet. Dagegen gingen die Kursermäßigungen nicht über 3 Prozent hinaus. Lebhaft gehandelt wurden u. a. junge Aktien der Maschinen fabrik Kappel. Es wurden genannt Baumwollspinnerei Gelcnau 175, Bank für Handel und Verkehr 143, Bank für Mittelsachsen 125, Kammgarn 105, Hiltmann und Lorenz 96, Weißtaler Spinner 95, Mahler und Gräser 79, Sächsische Tüll 70. Dresdener Produktenbörse. Dörsenzeit: Montag und Freitag nachmittag 2—4.30 Uhr. 3. 12. 26. 11. 3.12. 26. 11. Weizen 75 Kilo 206—211 209-214 Weiz.-Kl. Rogg.-Kl. Kaiseraus- Backer» 14,8—15,2 15,4—16,6 14,8—15/ 15,4—16/ Roggen 70 Kilo Winter- 201-206 201—206 41,0—42,5 41,0—42/ gerste, sächs. — 215—220 mundmehl 35,0—36,5 35,0-36,k Futtergste Hafer, inl. 200—220 207—212 205—225 210—218 Wetzen nachmehl 20,5-21,5 20,5—21,k Raps, lr. Mai» Laplata 216—218 217—219 Inland- weizenm. Type 70 N 31,0—32,0 31,5—32,! Tinqu. Trocken- schnitzel 26,0—28,0 16,0-16,5 260-280 16,0-16,5 Roggen- mehl 01 Type 60 N 31,0-32,0 31,5—32,! Zucker schnitzel Karloffel flocken Futtermehl 22,6-23,0 22,0—22,5 19,0—20,0 220 -23,0 22,0—22,5 19,0-20,0 Roggen mehl I Type 70 Roggen- nachmehl 29,0-30,0 20,5—21,5 29,5-30,! 21,5—22,' "7 , 56—62, b. 76-77, Leipziger Viehmarkt. Auftrieb: 843 Rinder darunter 127 Ockfen, 313 Bullen, 327 Kühe, 67 Färsen;^ Schafe, 2376 Schweine. Verlauf: Bei Linkern und Kälbern schlecht, bei Schafen mittel, bei Schweinen langsam Preise- Ochsen a, 55-58, b) 46-52, c) 40-45, dl 35-39; Buüen 48 bis 53, b) 40—47, c) 32—39; Kühe a) 46—50, b) 38—45, c) 30 bis 37, d) 20—29; Färsen a> 50—54, b) 3S-49; Kälber a) —. b) 60—65, c) 52—59, d) 42—49, el 30—41: Schafe al 56—62. > ar, o- -u—^ar,en a> oo—04, v) 38—49; Kälbe 60—65, c) 52—59, d> 42—49, e) 30—41; Schafe al , 62—68, c) 40—50; Schweine a) 79, bl 78—79, c) d) 72—75; Sauen 66—73. Chemnitzer Viehmarkt. Auftrieb: 959 Rinder, darunter 153 Ochsen, 216 Bullen, 596 Kühe, 10 Färsen, 4 Fresser; 579 Kälber, 194 Schafe, 3082 Schweine. Verlauf: Bei Rindern schlecht, bet Kälbern und Schafen langsam, bei Schweinen schleppend. Preise: Ochsen a> 56—58, b) 53—56, c) 46-50, d) 40—45, e) 25—36; Bullen a) 52—54, b) 47—50, el 40—45; Kühe a) 48—52, b) 40—46, c) 30—38, d) 20—28; Kälber a) —, b) 72 76, c) 65 70, d) 58—62, e) 50—56; Schafe a) —, b) 54 bis 55, c) 48—52, d) 40—45; Schweine al —, bl 77—80, c) 75 bis 79, d) 73-75, e) 70-74; Sauen 64-73. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Kleie brutto einschl. Sack frei Berlin. 1lM ig 3 12 1. 12 100 kg 3. 12 1. 1L W-iz. mark. 208.° 210." 2V8?-21O? Mehl 70 o/, Weizen 26.2-29.2 26.2-29.2 Dezbr. März Mai 222.° 234.° 221 °-222° 233?-234.° Roggen Weizenklete 26 9-28.7 14 2-14.4 25.9 28.7 14.2-14.4 242?-241? 240?-241? Roggenkleie 14.2-14.4 14.3-14.4 Rogg. 201 ".-204 ' 217?-217? 230? 239?-238? Weizenkleie- melasse 15.0-15.15 15.0-15.15 mrk. Dezbr. März Mai 201?-204.° 217.°-218.° 231?-230? 239.°-238.° Raps (1000kg) Leinsaat (do.) Erbsen, Viktoria Kl. Speiseerbsen 42.0-51.0 34O.°-35O? 42.0-51.0 Gerste 220°-235.° 218/-235.' Futtererbsen — — Brau Peluschken — — Futt.-, 198.°-205? 198?-20ö.' Ackerbohnen —— Indust. Wicken 27.0-29.5 27.0-29.5 Wint. — — Lupinen, blau 14.0 14 5 — Hafer mark. „ gelb 16 5-17.5 —E 19S?-203.° 195°.-203 ' Seradella — — Dezbr. 213? — Rapskuchen 19.9 20.3 19.9-20.3 März 226? Leinkuchen Trockenschnitzel 25 0-25.2 25.0-25.2 Mai" 237?-237.° 236.° 13.513.8 13.5-138 MaiS Soya-Extrakt.- 22.0-22.7 Berlin 219°.-221? 2I8?-220/ Schrot 22.0-22.7 Kartoffelflocken 19.0 1S.7 19.0 19.7 's Hektolitergewicht 74L0 lcg. ') do. 69 lc». Berliner amtliche Kartoffelnotierung (Erzeugerpreis in Rm. je 50 Kilogramm frei Berlm): Weiße 2,10—2,30, rote 2,30 bis 2M, gelbfleischige 2,20—2,60 Rm. (alles unverändert). Ore Se/Ä/rs/' (Vao/r/iM// kumilienroman von Mi8klbetk Wey 6opvrI«M dy »liuUn keuckUvsneer, »all« «Saal«) Und Wieder bedeckten seine heißen Küsse ihr blasses, er regtes Gesichtchen. Dann zog Miriam Wahren den Geliebten sanft auf eine Bank, und flüsternd erzählte sie ihm die ganze Ge schichte ihres Leides. Sanft hielt er sie im Arme, und küßte innig und liebe voll ihre reine, weiße Stirn. Miriam lag eng angeschmiegt an des Geliebten Brust, und lauschte nun auf seine Erzählung; dann fanden sich ihre Lippen zu einem langen, heißen Kuß. „So bist du also der neue Assistenzarzt Doktor Wall ners, mein Helmar", flüsterte das junge Mädchen. „Ja, Kind, der bin ich. Nun aber hält mich nichts mehr hier, ich gehe noch heute zu Wallner, und erzähle ihm alles Nötige. Er wird mich verstehen, und dich und mich nicht länger zurückhalten. Wir wollen heim, nach Deutschland, zum Schloß am grauen Felsen, das schon so lange auf seine junge Herrin wartet. Willst du mit mir gehen, Miriam, meine süße, kleine Braut, und bald mein Weib werden?" „Ich will, Helmar, ich will", jubelte das junge Mäd chen glückselig. Plötzlich aber erschrak sie heftig, und rief: „Die Kranken, mein Gott, Helmar, ich habe sie in all dem Glück vergessen, ich muß zu ihnen, Doktor Wallner wird schelten!" „Komm, laß uns zusammen gehen", sagte Helmar. Hand in Hand schritten sie durch den Park zurück, dem Haufe zu. „Ich gehe jetzt zu Doktor Wallner, um ihm alles zu er- klären, leb' einstweilen wohl, mein Lieb", sagte dann Hel mar, und drückte die Geliebte noch einmal fest an sich. Erglühend machte sich das junge Mädchen frei, und eilte davon. Jngsheim sah ihr nach, bis sie unter dem großen Por tal verschwunden war. „Mein Glück, mein alles, ich habe dich gefunden!" mur melte er leise vor sich hin, und ging langsam nach Doktor Wallners Wohnung. Plötzlich aber hörte er seinen Namen rufen. Frau Paulsen stand vor ihm, und sah ihm ungläubig in freudigem Schreck entgegen. Jngsheim erzählte ihr in kurzen Worten, wie er Mi riam gefunden. Dann sprach er innig sein Beileid aus an dem schweren Verlust, den Fr > Paulsen erlitten hatte. Sie war auf dem Wege zum G ' ihres Sohnes. Mit einem stummen Händedruck trenn». 1 Helmar von der alten Dame. Jngsheim hatte Doktor Wallner in seinem Arbeits zimmer angetroffen, und ihm sofort alles erzählt, und seine Bitte vorgetragen. Jetzt reichte ihm der Anstaltsarzt herzlich die Hand, und sagte: „Meinen herzlichsten Glückwunsch, lieber Kollege. Na türlich gebe ich Sie,beide sofort frei, so ungern ich unsere kleine Schwester Sonnenschein verliere. Auch meine Kran ken werden darüber sehr traurig sein. Wann wollen Sie abreisen, Gras Jngsheim?" „Nicht sogleich, Herr Doktor Wallner, erst möchte ich, daß Sie einen Ersatz für mich gefunden haben, was Wohl nicht so schwer sein dürste. Außerdem möchte ich Davos nicht früher verlassen, als bis Miriam Wahren und ich ge traut sind." „So lassen Sie mich ein kleines Hochzeitssest für Sie Herrichten, Schwester Sonnenschein hat es um uns alle ver dient", entgegnete Doktor Wallner. Herzlich schüttelten sich die beiden Herren zum Abschied die Hände. Tag für Tag wanderten Helmar und Miriam in ihren Freistunden eng aneinander geschmiegt durch den großen Anstaltspark. Unendliches, großes Glück strahlte aus ihren Augen, und sie konnten noch immer nicht fassen, daß alles, alles gut geworden war. Endlich nahte der Tag, der sie für immer vereinigen sollte. Blaß und ernst kniete Helmar in dem kleinen Davoser Kirchlein an der Seite seiner lieblichen Braut, und emp fing mit ihr den Trausegen. Doktor Wallner und die alte Frau Paulsen waren Trauzeugen. „Günther wird es mir nicht übelnehmen, wenn ich als Zeuge ihres großen Glücks mitkomme", hatte sie schmerz lich lächelnd gesagt, „der gute Junge hat Miriam ja auch so innig lieb gehabt." Still waren sie dann aus dem kleinen Kirchlein ge gangen, um noch einmal zum Sanatorium zurückzufahren, wo Doktor Wallner ein Hochzeitsmahl bereit halten ließ. Dann aber hieß es von dem schönen Berglandc Ab schied nehmen, denn schon am Spätnachmittag ging der Zug, der das glückliche junge Paar in die Heimat zurück bringen sollte. Frau Paulsen nahm nicht mit an dem Hochzettsmahl teil. Sie war an das Grab ihres Sohnes gegangen, um für immer von ihm Abschied zu nehmen, denn apch sie reiste in Begleitung des jungen Paares nach Berlin zurück, um ihre Wohnung aufzulösen. (Schluß folgt.)