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Nr. 279. urulSmtzer Tageblatt. — Freitag, den 30 November 1928 Seile 2. steigerung russischen Privatbesitzes im Auftrage ver Sowjet- regierung, die inzwischen zu einem Rechtsstreit geführt hat, zeigt, daß zwischen beiden Regierungen noch mancherlei Reibungsflächen bestehen, die ein gedeihliches Zusam- menarbeiten erschweren. Diese Schwierigkeiten muffen aus dem Wege geräumt werden, um unsere vorläufig noch locke ren Handelsverbindungen mit Rußland zu einem Wirtschaft- Uchen Bündnis auszubauen; denn wir sind daran interes siert, daß die innere Entwicklung der Sowjetunion einen Weg nimmt, der seine Bündnisfähigkeit mit uns erhöht. Auf diesem Gebiet liegt die Hauptaufgabe, die unseres neuen Botschafters in Moskau harrt. Dr. Herbert von Dirksen, der neue deutsche Botschafter tn Moskau. LullW Md sächsische AMkMhritm Pulsnitz. (Sächsischer Heimatschutzh Gestern abend veranstaitelc nun der Landcsverein Sächsischer Heimalschutz seinen vier ten Vortragsabend. einen Filma^end „Das muse, djährige Meißen". Meißen! Wer holte nicht von dir gehört! Wer kennt nicht deinen Ruf ats älteste sächsische Stadt a!S Stadt des aUbe-ühmlen sächsischen Porzellans! Wer kennt nicht aus vorgelagerten Hügel die Albrechts- bürg mir dem Dom! Wer ke nt nicht dis Bi^dermapp: Ludwig Rich ters, dessen Bilder immer dazu beitragen werden, Meißens Ruf und Ruhm zu erhöhen. Und wer Hot an einem lauen Sommer- oder frischen H-rbstabend sein Ziel nicht nach Spaar, dem Meißner „Grinzing" ge fetzt, um im Kreise froher Zecher des Alltags Sorge zu vergessen! Meißen, du stolze, alte Bischofsstadt, du darsst, kannst und mußt dein tausendjähriges Jubiläum hach und hehr 'eiern. Wählend deiner Jubel- tage werden viele, viele Tau ende Gast In deinen Mauern sein. Bergig nicht, daß der Landesvecein Sächsischer Hcimmschutz unter Hofrat Prost fsoc Seyffert durch seinen Film wes nttich dazu beitrug. Mit ge radezu rührender Hnmailiebe hat Professor S-Yff-rt die echtesten und charakteristischsten wilder zusammengestellt. Bilder der Landschaft in und um Meißen, Bilder aus den bedeutendsten Industrie,weizen, Bil der der Kunst aus d r Zeit der Gotik, der Renaissance und des Barock, Bilder des noch heule e-halleuen Volkstums Sehr glücklich und sehr finnig mit feinstem Stilvciständnis zettle Prosissor Seyffert nicht nur die alten, berühmten Denkmäler ei sicher Zeit, nein, er hatte auch jene Orte durch Perioncn IN domalti er Tracht beleben lasten. Und in ollem, in Bird und Won war zu spüren, mn weich aufrichtiger Heimatliebe Prosissor Seyffert dos albs getan hat. Wir aber, die wir den Film sehen konnten, danken Herrn Professor S yfferr und denen, die alljähr lich uns den Heimalschutz kommen lasten. Dem tausendjährigen Meißen aber rufen w.r zu : - Meißln, wir grüße,- d-ch ! dlemo Pulsnitz- (Volkshochschule.) In die Sagen welt des Bezirkes wird uns Montag, am 3. Dezember, 20'» Uhr, Herr Gewerbelehrer Steglich, Kamenz, einsühren. Der Redner ist weiten Kreisen als Verfasser der heimatlichen Sagenbücher bekannt. Am gleichen Tage wird 19" Uhr im städtischen Lescsaale eine Ausstellung graphischer Kunstblätter des Ober lausitzer Künstlers Paul Sinkwitz, Helltrau, eröffnet. Besucher haben freien Zutritt. Jedermann herzlich willkommen. ) — (Oberlausitzer Fahrplan-Konferenz. Die Handelskammer zu Zittau veranstaltete am Dienstag in Bautzen ihre übliche Fahrplanbesprechuug, die der Vorberei tung des nächstjährigen Sommerfahrplanes galt Es waren hierzu Vertreter aus allen Teilen der Lausitz erschienen, Delegierte der beteiligten Städte, Gemeinden, Vcrkehrsvereine und sonstiger am Verkehr interessierter Organisationen. Die Reichsbahndirektion Dresden hatte mehrere Vertreter ent sandt, an ihrer Spitze den Fahrplanreserenten, Reichsbahn- Oberbaural Flachs. Vom Sächsischen Verkehrsverband war Direktor Planitz anwesend, von der Industrie und Handels kammer Görlitz Syndikus Dr. Seyfert, von der Handels kammer Reichenberg Eisenbahnoberrat a. D. Schöfel. Die Verhandlungen wurden vom Verkehrsrcferenten der Handels kammer, Herrn Fabrikbesitzer Preibisch, Reichenau, mit be grüßenden Worten eröffnet. Als ein besonderer Vorteil er wies sich die Teilung des Verhandlungsstoffes, soweit eine solche Teilung überhaupt möglich war, in westliche und öst liche Interessengebiete. Oberbaural Flachs begrüßte die Ge legenheit erneut, die Wünsche der interessierten Kreise für die Gestaltung des nächstjährigen Fahrplanes kenvenzulernen. Er betonte dabei jedoch, daß man in bezug auf eine Erwei terung des Fahrplans und die Schaffung neuer Verbindun gen nicht allzu ppümistisch sein dürfe. Die Finanzlage der Reichsbahn lege in dieser Beziehung eine gewisse Reserve aus, dennoch werde getan, was irgend möglich sei, vor allem, wenn man die Gewißheit habe, daß wirklich ein allgemeines Bedürfnis vorliege. Vor allem müsse man auch dem Prin zip Rechnung tragen, daß Autobus und Eisenbahn sich unter den heutigen Verhältnissen nicht Konkurrenz machen könnten, sondern sich nach Möglichkeit ergänzen müßten. Bei der Behandlung der Linie Görlitz—Dresden verwies Syndikus daß die Sachverständigen durch die Reparationskommission ernannt werden sollten und damit praktisch aus einer freien Sachverständigen-Konferenz eine Unterkommission der Reparationskommission gemacht würde, wird in verschie denen englischen und französischen Blättern übereinstimmend berichtet, daß die englische Regierung vorgeschlagen habe, vor der Sachverständigen-Konferenz eine „Konferenz der fünf Mächte" zu veranstalten. Das bedeutet, daß eine Konferenz von Eng land, Frankreich, Belgien, Italien und Japan alle Einzelhei ten der kommenden Reparationsverhandlungen vorher fest legen soll und daß dann Deutschland vor diese gemeinsame Front der alliierten Mächte geladen werden soll. Nach Auffassung des deutschen Auswärtigen Amtes soll diese Konferenz der fünf Mächte zwar nur die Aufgabe haben, eine Einigung zwischen- England und Frankreich über die tech nischen Vorbereitungen der Sachverständigen-Konferenz her- beizuführen, es scheint sich aber in Wahrheit um eine Kon ferenz handeln zu sollen, die alle Einzelheiten der kommenden Reparationsbesprechungen vorher behandelt, so daß ganz be stimmte Forderungen der fünf alliierten Mächte vorliegen, ehe man mit Deutschland in Verhandlungen eintritt. Auch das würde ein vollständiger Bruch der Vereinbarungen sein, die am 1. September in Genf über die Abhaltung einer Sachverständigen-Konferenz getroffen wurden. Poincaro lehnt Erleichterung der Daweszahlungen ab. Paris. Ueber die Erklärungen Poincares vor dem Aus wärtigen Senatsausschuß glaubt eine französische Zeitung präzisere Angaben machen zu können. Herr Poincare hat der Kommission gesagt, daß er keine Schwierigkeiten für die Einberufung der Sachverständigenkonferenz sehe. Die kom menden Verhandlungen würden sich in folgender Weise ent wickeln: 1. Angleichung der Dawesan-nuitäten an die Iahres- zahlungen der interalliierten Schuldenabmachungen einschließ, lich des französisch-rumänischen Abkommens, mit einem Wort: Anwendung der 62. Annuitätentheorie auf Deutschland. 2. Mobilisierung und Kompensierung der gegenseitigen Schul den und Versuch zur Unterbringung auf dem amerikanischen Geldmarkt. 3. Nach zufriedenstellender Erledigung dieser Punkte: territoriale Regelung, Räumung usw. usw. Das französische Volk für Frankreichs riesige Heeresrüstungen. Paris. Im Laufe der französischen Kammerdebatte stellte der Sozialist Renaudel den Antrag, den gesamten Heeresetat einer außerparlamentarischen Sachverständigen kommission zur Nachprüfung zu überweisen. Der Antrag wurde mit 385 gegen 195 Stimmen abgelehnt, nachdem der Kriegsminister im Namen der Regierung die Vertrauens frage gestellt hatte. Der französische Kriegsminister braucht also um die Verabschiedung seines Miüiardenetats nicht be sorgt zu sein. Dr. Seyfert vor allem auf die Notwendigkeit besserer Fern verbindungen, damit der Verkehr nicht über Kottbus ableite. Reichsbahn-Oberbaurat F'achS erklärte aber, daß hier vor läufig eine Aenderung nicht zu erwarten sei. Es wurde dem Wunsche auf eine allgemeine Erhöhung der Zug geschwindigkeiten besonders auf den Nebenstrecken Ausdruck gegeben. Eingehende Besprechungen erfuhren die Linien Dresden—Schwepnitz, Arnsdorf—Kamenz und Neukirch — Schandau. Für die Linie Bischofswerda—Kamenz wurde l eine allgemeine Umgestaltung des Fahrplans erwogen. Bür- s germeister Müller, Bischofswerda, äußerle hierzu einige Wünsche, s — AufdemKraftposikurse Kamenz—Puls- i nitz) treten am l. Dezember folgende Aenderungen ein: ! 1. Die letzte Abendfahrt 20,30 ab Kamenz, 21,00 an Puls- ' nitz, 22,35 ab Pulsnitz, 23,12 an Kamenz wird wegen zu ! geringer Benutzung an den Werktagen aufgehoben, sie ver- j kehrt künftig nur noch an den Sonn--und Feiertagen, j 2. Es wird eine neue Frühfahrt eingelegt 6 Uhr früh ab j Kamenz, in Pulsnitz 6,35, Anschluß nach Radeberg mit der i Möglichkeit, Dresden bereits 8,21 Uhr zu erreichen. In Ka menz im Anschluß an den Frühzug 7,36 eine Stadtsahrt bis zur Kaserne, Finanzamt, LandwirtschaftSschule und zurück zum Bahnhof. 3. Die Nachmittagsfabrl nach Pulsnitz ver kehrt künftig bereits 16,30 — 10 Minuten früher als bis her —. Sie wird — vorläufig versuchsweise — bis Ober lichtenau verlängert, Ankunft daselbst (Gasthof Pulsnitztat) 17,20, Rückfahrt ab Oberlichtenau (Postagentur) 18,07, in Pulsnitz (Hauptmarkt) 18,25. Ohorn. (Geflügel- und Kaninchen-Aus stellung.) Zu der am 1. und 2. Dezember stattfindenden Ausstellung sind die Anmeldungen sehr zahlreich eingcgan- gen, sodaß noch ein weiterer Preisrichter verpflichtet werden mußte. Gemeldet sind 860 Tiere. Bei den Hühnern sind am stärksten vertreten die Hamburger mit 50 und die Ita liener mit 35 Tieren, bei den Tauben die Kröpfer mit 1^0 (davon allein 33 Verkehrslügel), die Farben und 4rommcl- tauben mit 260 und die Brieftauben mit 55 Tieren. Es ist Züchtern und Liebhabern Gelegenheit geboten, sich gutes und preiswertes Zuchtmaterial von Groß- und Wassergeflü gel, Hühnern, Zwergen, Tauben und Kaninchen zu erwerben. An beiden Tagen findet eine Tombola Lotterie statt. Nähe res siehe Inserat in gestriger Nummer. Ohorn. (Die Mütterberatung) findet am Mittwoch, den 5. 12., nachmittags 2 Uhr im Rathaus statt. Arzt wird anwesend sein. Kamenz. (Auf dem gestrigen Wochen markt! kosteten u. a. Rosenkohl 65, Spinat 30, Sellerie 30, Grün kohl 25, Rotkraut 20, Weißkraut 15, Möhren 15, Zwiebeln 20, Blumenkohl 20—60, Tomaten 30—35, Wein 50—100, Aepiel 20—40, Walnüsse 70-80, Haselnüsse 80 und 90 Pfg. das Pfund, schwarze Rettiche 10, Staudensalat 10, Endivien 15 und 20, Kohlrabi 10-15 Pfg. das stück, Radieschen Bündel 10 Pfg., Gänse 100-110 Pfg. das Pfund. Königsbrück. (Zusammenstoß zwischenMo - torrad uno Pferdefuhrwerk) Am Dienstag abend kam es in der Kamenzer Straße zu einem Zusammenstoß mit einem Motorradfahrer und einem Pferdefuhrwerk aus Reichenbach. Letzteres fuhr auf der verkehrten Straßenseite und wollte beim Nahen des Motorradfahrers auf die andere Seite fahren, fodaß Letzterer in das Fuhrwerk hineinfahren mußte Beide Fahrzeuge wurden erheblich beschädigt. Die beteiligten Personen scheinen jedoch nicht ernstlich verletzt worden zu sein. Königsbrück. (Ununterbrochener Fern sprech d i e n st.) Es wird beabsichtigt, so bald als mög lich auch sür Königsbrück den ununterbrochenen Fern sprechdienst einzuführen. Entsprechende Formulare werden den Fernsprechteilnehmern zugestellt, so daß mit der Einführung am 1.-Januar 1929 zu rechnen ist. Dresden, 29. Novbr. (Einspruch der Demo kraten gegen den Vorschlag der Deutschen Volkspartei.) Die demokratische Fraktion des Land tages hat beim Ministerpräsidenten gegen den Vorschlag der Deutschen Volkspartei, den Vizepräsidenten des Landtages Prof. v. Hickmann sür den freigewordenen Posten dxs Volksbildungsministers in Aussicht zu nehiEen, Einspruch erhoben, weil sie den Eintritt Hickmanns in die Regierung für unwägbar hält. Der Einspruch richte sich, wie die De mokralen erklären, nicht gegen die Person Hickmanns, son dern gegen die durch ihn vertretene allgemeine kulturpolitische Einstellung, wie sie deutlich bei den Beratungen über den Keudellschen Lckiutgefetzentwurf zum Ausdruck gekommen sei. Die „Dresdner Neuesten Nachrichten" schreiben zu dem Vor- schlag der Deutschen Volkspartei wie folgt: „Diese Nach richt (von dem Vorschlag der Deutschen Volispartei. D. Red.) wird wohl allenthalben große Ueberraschungen hervorgerufen haben, da es gestern noch festzustehen schien, daß Dr. Bünger präsentiert werden sollte. Die von der Fraktion getroffene Wahl wird in weiten Reihen der Deutschen Volksparler mit Erstaunen und Widerspruch ausgenommen werden. Pros. Hickmann steht im Gegensatz zu Dr. Kaiser in kulturpoliti schen Fragen auf dem äußersten rechten Flügel seiner Partei. Im Gegensatz zu Dr Kaiser setzte er sich im vergangenen Jahre mit großer Wärme und Entschiedenheit für das un mögliche reaktionäre Keudellsche Schulgesetz ein, dessen An nahme die Zerschlagung unserer Volksschule bedeutet hätte. Und dieser Mann soll jetzt das Erbe Dr. Kaiseis antreten. Will die Deutsche Bolkspartei das Werk eines ihrer besten Minister selber deSavuiecen? Die Wahl Hickmanns wird natürlich in weiten Kreisen des Volkes als eine Herausfor derung empfunden werden, und seine Ernennung müßte die kulturpolitische Kluft in unserem Volke, an deren Ueberbrückung Dr. Kaiser mit so viel Erfolg gearbeitet hat, erneut aufreißen. Ganz besonders bedenklich muß die Präsentierung Hickmanns auch deswegen stimmen, weil seiner Oberaussicht daun auch unsere Kunstinstitute unterstellt sein werden, bei denen große und wichtige Fragen der Lösung harren." Meißen. (Gegen den 6-Uhr-Ladenschluß.) Die Stadtverordneten hatten dw Einführung des 6-Uhr- Ladcnschlusses beschlossen. Daraufhin veranstalteten die Ladeninbaber und Gewerbetreibenden Meißens eine Der Mikado fährt zur Krönung. Am 10. November feierte ganz Kioto das eigentliche Krö- nungsfest des Kaisers Hiro- Hitfi, des 124. Kaisers von Japan, an dem die ganze prunkvoll geschmückte Residenz stadt begeisterten Anteil nahm. Nachdem der Kaiser zuerst den 423 Vorfahren der Dynastie acopfert hatte, fuhren der Kaiser und die Kaiserin im Prunkmaaen. von reich unifor miertem Gefolae bealeiict. zur Thronballe, in dessen Mitte ein schwarzer, mit goldenen Symbolen gezierter Lackthron für den Kaiser und ein klei. nerer daneben für die K-nWrin stand. Die Halle selbst be stand nns rotem Z"be'-nholz. Unser Bild zeigt den Einzug der kaiserlichen Eauipagc durch das prunkvolle Ehrentor.