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VulsnHerIaaeblait Frrnsvrecher 18. Tel.Adr.: T-geöl-tt Pulsnitz Posticheck-Konto Dresden 2138. Gtro-Krntv 146 - — — qerrqeint a« l«de« Werktag - - — Im Falle höherer Gewalt Krieg, Streik «der sonstiger irgend welcher Störung des Belriedes der Zeitung oder der Beförderr.ngSetnrichtungen, hat der Berther tetnen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder »uf Rück zahlung des «e-ugspreises. - Wöchentlich 0.85 RM ön freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.80 RM sretbleibki d S l Ban!. Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Commerz» und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzeigen-Grundzahlen in ^/: Die 41 mm breite Zeile (Mosse's Zeilenmesser 14) 1 mm Höhe 10 A/, in der Amtshauptmannschast Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 Ä// und 24 <K^/; Reklame 25 SA/. 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Mohr) Freitag, dM 3V November LS28 Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz 8«. Jahrgang Das Wichtigste Die Donnerstag aus dem Londoner Geldmarkt aufgelegte Anleihe der Stadt München in Höhe von 1625 000 sechsprozentiger Sterling- Bonds ist, wie die meisten deutschen Anleihen auf dem Londoner Geldmarkt, kurz nach Zeichnungsbeginn bereits wieder geschloffen worden. Eine große Anzahl italienischer Kommunisten, die die geistigen Urheber der in den letzten Monaten in Luxemburg und Lothringen verübten antifastischen Anschläge waren, wurden von der luxemburgischen Regierung ausgewiesen, tue damit eine Politik der starken Hand gegen alle staatsfeindlichen Elemente ausnimmt. Ser neue Botschafter in Moskau. Zum Nachfolger des verstorbenen Grafen Brock- dorff. Rantzau ist der bisherige Leiter der Ost abteilung im Auswärtigen Amt, vr. Herbert van Dirksen, zum deutschen Botschafter in Moskau ernannt und von der Sowjetregierung be- stätigt worden. Herbert v. Dirksen ist am 2. April 1882 in Berlin geboren. Er hat seine Beamtenlaufbahn im preußischen Verwaltungsdienst begonnen und wurde im Jahre 1918 zur deutschen diplomatischen Vertretung nach Kiew berufen. Nachdem er in Warschau als Gesandtschaftsrat tätig gewesen war und wieder im Auswärtigen Amt Dienst getan hatte, wurde er im Februar 1923 zum Generalkonsul in Danzig Seit diesem Frühjahr ist er mit der Leitung der Ostabteilung im Auswärtigen Amt betraut gewesen. Die Ernennung Dirksens zum deutschen Botschafter in Moskau wird in allen Kreisen, die politisch und wirtschaft lich an der Entwicklung unserer Ostpolitik interessiert sind, mit Genugtuung begrüßt werden; denn v. Dirksen ist als äußerst tüchtiger Diplomat bekannt und zählt zu den besten Kennern Osteuropas. In Moskau harrt seiner ein neues ind weites Feld der Tätigkeit. Seinem Vorgänger Graf Brockdorff-Nantzau war es in sechsjähriger mühevoller und aufreibender Arbeit geglückt, die ersten Schritte auf dem Wege einer Annäherung zwischen Deutschland und der Sowjctregierung zu tun, und die bisher erzielten diploma- Üschcn Erfolge beruhten nicht zuletzt auf dem persönlichen Freundschaftsverhältnis, das zwischen ihm und dem russi schen Außenminister Tschitscherin bestand. Graf Brockdorff- Kantzau ist mit großer Energie für die Ostorientierung der deutschen Politik eingetceten, in richtiger Erkenntnis dessen, oaß für die zukünftige wirtschaftliche und politische Siche rung Deutschlands ein gutes Verhältnis mit Rußland eine -er ersten und wichtigsten Voraussetzungen ist, und auch um den Gefahren zu begegnen, die sich aus der einseitig west lichen Orientierung unserer Politik ergeben würden. Das Zustandekommen des deutsch-russischen Handels vertrages ist sein Verdienst und bildet die Grundlage, auf der sich in Zukunft nähere Beziehungen zwischen den beiden Ländern anbahnen könnten. Die Richtlinien für die Fortentwicklung dieser Beziehungen sind von ihm vorge- zeichnet worden — aber es gilt, noch manche Klippe zu um- schiffen, manch unerwartet auftretende Schwierigkeit zu überwinden-, Denn die bisher erzielten Erfolge stehen weit hinter den Erwartungen zurück, die von vielen Seiten in ungerechtfertigtem Optimismus an die Auswirkung des deutsch - russischen Handelsvertrages geknüpft wurden. Das wohl die Sowjetunion eine große Menge ungehobener wirt- schaftlicljer Schütze birgt, die mit unserer Hilfe nutzbar ge macht werden könnten, so hat es sich gezeigt, daß die Mög lichkeit, durch deutsck)« Lieferungen und Arbeit die Entfal tung des russischen Wirtschaftslebens zu fördern, infolge der im Sowjetstaat herrschenden Verhältnisse vorläufig noch sehr begrenzt ist. Die Hauptursache dafür ist nicht allein das russische Außenhandelsmonopol, das den Privathandel in der Sowjetunion einschließt; es erweist sich auch, daß die Verteilung der russischen Aufträge an die deutsche Industrie lediglich unter händlerischen und nicht unter großzügigen wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgt. Die Handelsver treter der Sowjetunion ziehen es vor, billige Gelegenheits- geschäfte abzuschließen, anstatt laufende geschäftliche Vertun- düngen anzustreben, die den deutschen Firmen auf Jahre hinaus Absatzmöglichkeit sichern würden. Durch den Mangel solcher langfristigen Geschäftsbeziehungen sinkt der Handel mit Sowjetrußland zu einem Gelegenheitsgeschäft herab, was die Gewährung von Krediten außerordentlich erschwert. Dazu kommt noch, daß die politischen und äußeren Lebens- bedingungen im Sowjetstaat durchaus nicht dazu angetan sind, die Arbeit der deutschen Wirtschaft zu erleichtern. Die eigentümliche Auffassung und Anwendung des Sowjetrechts, das oft im Widerspruch zu unserem Rechtsempfinden steht, war schon oft die Ursache von Konflikten, die das deutsch- russische Verhältnis zu trüben drohten. Die Auslegung des Vertrages von Rapallo ist keine eindeutige, und auch die kürzlich in Berlin durch Gerichtsbeschluß verhinderte Per- Ak UWWMmW Skt Redeschlacht um die Technische Nothilfe (s. Reichstag) Das Reichskabinett hat am Mittwoch sich mit der Lage im Ruhrgebiet beschäftigt und beschlossen, zunächst eine Kom mission von Mitgliedern des Reichswirtschaftsministeriums, des Reichsarbeitsministerinms und des Reichsfinanzministc- rivms in das Ruhrgebiet zu entsenden, um festzustellen, in welchem Umfange Mißstände bei der Verteilung der Unter- stützungsgelder, die zu einem erheblichen Teil vom Reich auf gebracht werden, vorgekommen sind. Das Reichskabinett hat dabei zunächst noch nicht die Absicht, eine Abänderung der preußischen Bestimmungen für die Unterstützung der Ausgesperrten zu fordern. Es handelt sich vorläufig nur um eine Prüfung der Sachlage. Gleich zeitig hat auch die preußische Regierung eine Kommission in das Ruhrgebiet geschickt. Außerdem hat sich das Reichs kabinett aber auch mit der Frage beschäftigt, ob nicht nun mehr von der höchsten Stelle des Reiches aus der Versuch einer Vermittlung im Ruhrgebiet gemacht werden muß. Die Erwägungen darüber sind noch nicht abgeschlossen. Es ist aber damit zu rechnen, daß das Reichskabinett, vor allem nachdem der Düsseldorfer Regie rungspräsident Bergemann mit den Vermittlungsver- hündlungen völlig gescheitert ist, eine Persönlichkeit ernennt, die im Einvernehmen mit den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern der Metallindustrie des Ruhrgebietes neue Dermittlungsverhandlungen beginnt. Don der Reichsregierung soll inzwischen eine Persönlich keit auserwählt worden sein, die die Vermittlungsaktion im Eisenstreit übernehmen soll. Ueber die Persönlichkeit ist Näheres noch nicht bekannt. Die in der Presse für den Vor mittelungsvorschlag genannten Namen Simons, Brauns und Or. Stresemanns sollen für diese Aktion nicht in Frage kommen. Generalstreik? Düsseldorf. Don Gewerkschaftsseite verlautet, daß sich der Bundesausschuß des Allgemeinen Deutschen Gewerk- schaftsbundes mit der durch die Aussperrung geschaffenen Lage und den möglicherweise zu treffenden Maßnahmen be schäftigen wird. Daran geknüpfte Gerüchte, daß hierbei auch die Frage einer allgemeinen Abwehr-Bewegung gegen die Forderungen der Arbeitgeber und sogar eines Gene ral st reiks entschieden werden solle, dürften zum minde- sten den Tatsachen vorauseilen. Der Schiedsspruch für die märkische Metallindustrie verbindlich. Berlin. Der Reichsarbeitsminister hat den Schiedsspruch über die Lohntarifstreitigkeiten im Bezirk der marki)chen Me tallindustrie Hagen-Schwelm für verbindlich erklärt. Neue Streitigkeiten? Bochum. Wie aus Essen berichtet wird, beschäftigen sich die drei am Tarifvertrag beteiligten Metallarbeiterverbände mit der Frage des Arbeitszeittarifs. In einer Reihe von Massenversammlungen sowohl des Deutschen Metall arbeiterverbandes als auch des Christlichen Gewerkvereins wurden Entschließungen gefaßt, in denen die Gewerkschafts instanzen ersucht wurden, das Arbeitszeitabkommen zu kün digen und die allgemeine Wiedereinführung der achtstündigen Arbeitszeit für sämtliche Arbeiterkategorien zu fordern. Der deutsch nationale Arbciterbund im Wahlkreis Düsseldorf-West erklärte, daß er im nationalen und volkswirtschaftlichen Interesse die sofortige Oeffnung der Be triebe für erforderlich halte.- Werde die Aussperrung nicht baldigst aufgehoben, so müsse der Deutschnationale Arbeiter bund Niederrhein ein Notgesetz fordern, das der Verbind lichkeitserklärung des Schiedsspruches auch praktisch Geltung und Wirksamkeit verschafft. Für eine englisch-amerikanische Politik in China? London, 30. Nov. Das Wiederaufleben des eng lisch-japanischen Bündnisses wird auch in weiteren Kreisen als vollkommen unmöglich bezeichnet, aber auch die gemein same Front in China begegnet namentlich auf liberaler und arbeiterparteilicher Seite gewissen Besorgnissen insofern, als sie zu einer antiamerikanischen Front führen könnte. Wie es scheint, würde man eine englisch-amerikanische Politik in China einer Zusammenarbeit mit Japan vorziehen und am liebsten ein gemeinsames Vorgehen aller drei Mächte sehen. Während aber das britische und amerikanische Interesse im MWMkW in WmM — Für eine englisch-amerikanische Politik in China? fernen Osten übereinstimmcn und beide Mächte an einer Politik der offenen Tür entscheidend interessiert sind, weichen die japanischen Ziele hiervon wesentlich ab. Außer Eisenbahnianferhöhung auch Poriovsrteuerung? Wegen Einführung des Achtstundentages bei Reichsbahn und Post. Die kürzlich erfolgte Ankündigung der Reichsbahn, daß sie eine weitere Erhöhung der Tarife vornehmen müsse, wenn eine Verkürzung der Arbeitszeit oder eine abermalige Erhöhung der Gehälter und Löhne vorgenommen werden müßte, hat den Abgeordneten Or. Q u a a tz veranlaßt, an den Reichsverkehrsminister die Bitte zu richten, den sogenannten Informationsausschuß des Reichstages einzuberufen. Der Abgeordnete Ouaatz hat daraufhingewiesen, daß angeblich schon ein Beschluß dös Reichskabinetts vorliegen soll, wonach in allen Reichsverwaltungen und Reichsbetrieben der Acht stundentag durchgesührt werden müsse. Die Mehrbela stung einer solechn Maßnahme beziffere sich für die Reichs bahn auf eine Viertelmilliarde. Auch die P o st hat Sorge wegen eines Kabinettsbeschlus ses über die Einführung des Achtstundentages. Nach Mittei lung des Reichspostmimsteriums ist ein derartiger Beschluß des Kabinetts allerdings noch nicht gefaßt. Das Reichspost- ministerium beziffert die bei einem solchen Beschlusse not- wendige Vermehrung der Kräfte aus 15 000 Beamte und er- klärt außerdem, daß Mehrkosten zwischen etwa 50 bis 80 Millionen im Jahre entstehen würden. Ein vernünftiger Antrag. Der deutschnationale Landtagsabgeordnete v on Rohr hat an die Generaldirektion der Reichsbahn folgenden Brief gerichtet: „In sämtlichen Speisewagen der Mrtropa wird ausländisches Obst (insbesondere Apfelsinen, Bananen, Weintrauben und amerikanische Aepfel) angeboten. Jede Mark die für solches Obst ausgegeben wird, geht dem deut- schen Obstbau und der deutschen Wirtschaft verloren. Jeder Einkauf ausländischer Ware schädigt die deutsche Handels- bilanz. Ich glaube, daß die deutsche Reichsbahn eine solche Schädigung deutscher Interessen nicht wünscht und bitte daher, der Mitropa aufzugeben, keinerlei ausländisches Obst mehr in ihren Speisewagen auch nur mitzuführen." Wie die Besatzung im Rheinland haust. Im Neichstagsausschuß für die besetzten Gebiete erörterte der Zentrumsabgeordnete Hofmann die Notlage dieser deutschen Lind schäften. Die Städte hofften auf Hilfe vom Reich auf dem Wege der produktiven Erwerbs- losenfürsorge in den schwierigen Wintermonaten. Es sei aber wohl wenig Aussicht vorhcmden. Der Redner ging auf die Polizeilasten, auf die Industriespionage und auf die so genannte unsichtbare Besetzung ein. Er betonte, daß sich die lleberfälle von Militärperfouen auf Frauen und Mädchen in der letzten Zeit wieder sehr vermehrt hätten. Reichsverkehrsminister von Guörard beschäftigte sich mit der Denkschrift, die der Ausschuß früher von der Re gierung über die Lage der Wirtschaft im besetzten Gebiet eingefordert hatte. Der Minister streifte auch die Erwerbs- losigkeit und äußerte sich, daß öffentliche Aufträge in größe rem Umfange an das besetzte Gebiet gegeben werden sollten Ueber die von der Wirtschaft dringend geforderten drei Rheinbrücken teilte der Minister mit, daß die letzte Entschei dung bei der Botschafterkonferenz liege. Diese wolle vor der Stellungnahme die gesamte Lage der Eisenbahnen im besetz ten Gebiet und in der entmilitarisierten Zone prüfen. Mari könne jedenfalls mit einer baldigen Inangriffnahme der Arbeiten nicht rechnen. Die Anwerbungen von Deutschen für die Fremdenlegion seien ein trauriges Kapitel. Zwar würden Sammeltrans porte nicht mehr durchgeführt, doch seien noch immer Werber tätig, um junge Deutsche zu verschleppen. Zur Bekämpfung der Werkspionage seien Schritte des Auswärtigen Amtes notwendig. Der deutschnationale Abgeordnete Lind und der Volksparteiler vr. Zapf wandten sich gegen die von den Franzosen betriebene Werkspionage. Soll Deutschland vor vollendete Tatsachen gestellt werden? Nachdem vor.einigen Tagen Poincarö erklärt hatte.