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pulsmh erAayeb!att Tel.»Adr.: Tageblatt Pulsnitz Pofisch«!» Konto Dresden 2138. Giro-Konto 146 keinen Anspruch ans Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung zahlung des Bezugspreises. - Wöchentlich 0.65 RM ker freier Anzeigen-Grundzablen in FH/: Die 41 mm breite Zeile (Mofle'S Zrilenmeffer 14) 1 mm Höhe 10 FH/, in der Amtshauptmannschest Kamenz 8 FH/; amtlich 1 mm 30 FH/ und 24 FH/; Reklame 25 FH/. Tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzetzengebühren durch Klage oder in Konkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Weglall von Preisnachlaß in Anrechnung. 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S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Wethbach, Ober- und Kiederllchtenau; FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf Geschäftsstelle: PulSnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von S L. Förster« Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz NmKMer 277 Mittwoch, deK 28. November 1T28 80. Jahrsaug Amtlicher Teil. Viehzählung Nach einer Verordnung des Wirtschaftsministerin»» vom 27. Oktober 1928 hat am 1. Dezember 1S28 eine Viehzählung stattzufinden, die sich auf Pferde, Maultiere, Maulesel, Esel, Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Federvieh und Bienenstöcke zu erstrecken hat und von städtischen Po« lizeibeamten oorgenommen wird Wer vorsätzlich eine Anzeige, zu der er auf Grund dieser B-O aufgefordert wird, nicht erstattet oder wissentlich unrichtige oder unvollftündige Angaben macht, wird mit den in § 4 der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 30 1.1917 (RGBl. S. 81) angedrohten Strafen vestrast. Pulsnitz, den 26. November 1928. Der Stadtrat. Das Wichtigste Reichskanzler Müller erstattete dem Reichspräsidenten Beucht über die Möglichkeiten der Großen Koalition. Im ReichtverkehrSministerium fanden Vorbesprechungen über die zu» künftigen Zeppelin-Polarfahrten statt. Das Unwetter über West, und Nordeuropa tobt werter. Nach einer Vereinbarung der Parteien im Reichstage wird die erste Lesung deS Schankstättcngesctzcs, die bereits am Dleustag stattfinden sollte, erst in der nächsten Woche erfolgen Dos Schulschiff „Deutschland- ist am 26. November wohlbehalten in Port of Spatn angekommen und wird am 2. Dezember nach Do- minica weitersegeln. Schie-Om- und Serbindlichkeitserllänmg. Grundsätzliches zum Arbeitskampf in der Eisenindustrie. Einen wesentlichen Anteil an der Verschärfung des Ar beitskampfes in der westdeutschen Eisenindustrie hat zweifel los die Neuartigkeit und die damit verbundene geringe Praxis des Rechtes des kollektiven Arbeitsvertrages. Das zeigt sich in der großen Menge von Vorschlägen aus Gesetzes» anderung, die schon vor dem gegenwärtigen Konflikt vor- lagen und die sich naturgemäß seitdem noch wesentlich ver mehrt haben. Der Gedanke des Tarifvertrages »st lange Zeit von Gesetz und Rechtsprechung abgelehnt und bekämpft wor den, bis das Reich selbst ihm in dem Hilfsdienstgesetz von 1916 zum Siege verhalf. Die volle Durchführung des Tarif- Vertrages in staats- und privatrechtlicher Beziehung brachte die Verordnung vom 23. Dezember 1918. Die Fortentwick lung fand dann ihren Niederschlag in der noch heute gelten den Schlichtungsverordnung von 1923. Die Parteien des Tarifvertrages sind auf Arbeitgeber feite einzelne Arbeitgeber oder auch ganze Arbeitgeberver bände, auf Arbeitnehmerseite nur die wirtschaftlichen Ver einigungen der Arbeitnehmer, also die Gewerkschaften. Diese Parteien schließen den Tarifvertrag ab, der der urkundlichen Schriftform bedarf und seinem Inhalte nach die obligat», rischen und normativen Vertragsbestimmungen enthält. Die ersteren sind die privatrechtlichcn Bestimmungen eines Ar- beitsvcrtrages, die für die Beziehungen der Arbeitgeber- und Arbeitnehmer v e r b ä n d e gelten. Dem einzelnen Arbeit- geber oder Arbeitnehmer erwachsen hieraus keine Rechte und Pflichten. Wohl aber ist dies bei den Normativbestimmun gen der Fall, die sich als Inhalt jedes einzelnen Arbeitsver trages, also als objektives Recht darstellen. Der Tarifvertrag erlangst durch die Allgemeinverbindlichke its- erklärungder Verwaltungsbehörde auch für die nicht den vertragschließenden Verbänden angehörenden Arbeitgeber und Arbeitnehmer Gesetzeskraft. Zur Vermeidung und Einschränkung von Arbeitskämpfen und der bannt verbundenen Erschütterungen des Wirtschafts, lebens ist das Schlichtungswesen eingeftihrt. Die von den Verwaltungsbehörden der Länder eingesetzten Schlichtungsausschüsse haben auf die Schaffung neuer oder die Aenderung bestehender Gesamtver. einbarungcn h-inzuarbeiten. In Fällen von beson derer Wichtigkeit tritt der Schlichter, ein vom Reichs- arbeitsminister bestellter Reichsbeamter, in Tätigkeit. Er, streckt sich das Gebiet der Gesamtvereinbarung über den Be zirk eines Schlichters, deren wir im Reiche zwanzig haben, hinaus, so ist der Reichsarbeitsminister zuständig, wie auch im Falle der westdeutschen Eisenindustrie. Diese Schlich, tungsorgane eröffnen das Verfahren auf Anrufen eines Organes, das Partei einer Gesamtvereinbarung sein kann, oder, wenn das öffentliche Interesse es erfordert, von Arntz wegen. Führen die Verhandlungen zu einer Gesamtverein, barung (z. B. zu einem Tarifvertrag), so steht diese jeder in freier Verhandlung zustande gekommenen Vereinbar»«« gleich. Ist dies jedoch nicht der Fall, so fällt das betr. Schlichs tungsorqan den Schiedsspruch, d. h. den Vorschlag, den er den Parteien für die abzuschließende Gesamtvereinbarung wacht. Dieser Vorschlag ist verbindlich, wenn die Parteien sich ihm schon vorher unterworfen haben oder nachträglich die Annahme erklären. Fehlt es an diesen Voraussetzungen, ko erfolgt die Varhindlühkaitserklärung, die bei einem Schieks- ölm M Wer Zur Einleitung der Koalitionsverhandlungen Wenngleich der Sturm, der namentlich die Westküste Europas schwer heimsuchte, allmählich «achzulassen scheint, so kommen doch noch stündlich Schreckensmeldungen von den Verwüstungen, die Sturm und Wasser angerichtet haben. Das Meer hat Maffenopfer gefordert, und erst nach und nach er- fahren wir, wieviel Schiffe gekentert und wieviel kostbare Menschenleben den Tod in den Wellen gefunden haben. Der Tod in den Wellen. Der Kieler Dampfer ,Kaete Grammer st orft einer Reederei in Kiel-Holtenau sank auf der Reise von Eng land nach Stettin. Die zwölf Mann starke Besatzung konnte von dem deutschen Dampfer „Flora" gerettet werden. Da gegen ist die 25 Mann starke Besatzung des italienischen Dampfers „Salento", der in der Nähe von Pmuiden strandete, wohl umgekommen. Die Rettungsboote kamen zu spät. Eins davon schlug um und ein Mitglied der Besatzung fand dabei den Tod. Der Dampfer „Salento" ging vor den Augen von Hunderten von Menschen, die an der Küste stan den, unter, und keiner konnte helfen. Auch ein Versuch, mit Flugzeugen dem sinkenden Schiff Hilfe zu bringen, mißlang. c Hochwassergefahren. Belgien und Holland droht eine schwere Hoch- wasseraefahr. In Belgien ist derS ch e l d e d a m m an drei Stellen gebrochen. Einige Dörfer sind überschwemmt, die Bewohner haben ihre Häuser fluchtartig verlassen. Mit Hilfe von Militär versucht man, die Damme auszubester«. — In Holland ist das Wasser der Maas so hoch gestiegen, wie seit Jahren nicht. Bei Riddekerk mußten mehrere Dörfer ge räumt werden. Die Städte Rotterdam und Dord- recht stehen zum größten Teil unter Wasser. Auch in Italien und Frankreich hat der Sturm schwere Schäden angenchtet. Die Sturmflut hat die Provin zialstraße in Mittelitaken erreicht. Der Auto- und Fußgän gerverkehr ist an vielen Stellen unterbrochen. Schwere Schäden in Hamburg und auf Helgoland. Der Hamburger Hafen zeigt einen Wasserstand von 6,8 Meter über Hamburger Null. Die tiefergelegenen Straßen im Hafen sind vollständig überflutet. Aus den Straßen schwimmt viel Stückgut umher. — Auf Helgo- land haben Sturm und Wasser großen Schaden angerichtet. Das Meer hat ganze Geländestücke versetzt oder abgerissen. Am Badestrand wurden die Badekabinen fortgeschrvemmt oder vernichtet. Das Bollwerk nordöstlich vom Kur haus ist fast vollkommen zerstört. Schneestürme in Mittel» und Süddeutfchland. Im Ober harz herrschte starker Schneesturm. Me Schneedecke beträgt teilweise 40 bis 50 Zentimeter. — Im Riesengebirge liegt auf dem Kamm der Schnee einen halben Meter hoch, im Hochgebirge herrschen 3 bis 5 Grad Kälte. — Im Schwarzwald ist bei zurückgehcnder Tem peratur im Feldverggebiet die Schneedecke etwa 22 bis 25 Zentimeter hoch. Der Sturm hat viele Störungen hervor gerufen, die Flüsse sind sehr stark gestiegen. — Im Al- gäu tragen die Berge fast bis in die Täler hinein Neu schnee; besonders im Dodenseegebiet hat der Sturm, zumal m Lindau, großen Schaden angerichict. Die Siurmsahrt der „Pommern". London. Die 79 Mann de» Besatzung des Schulschiffes ^Pommer»" wurden Montag abend in Plymouth an Land gebracht. Sie erzählten ein« dramatische Geschichte vom Kampfe der „Pommern" mit Wind und Wetter. Etwa um die Mittagszeit, 48 Seemeilen von Plymouth entfernt, kamen Topp und Takel von oben. Nacheinander brach« alle drei Mast«». Dadoi wurde die Radioant«nne mitaawssen. Der Brem« Dampfer „Rhoem", welcher in der Nähe beigedreht war, siMaltsferte, daß er Hilfe hxrbetpuH». Später erschien, von WM Ak M — Ist Poincaree englischer Außenminister? Plymouth kommend, der deutsche Schlepper,Heros". Obwohl es jetzt gelang, Seile hinüberzuwerfen, mußten die Be mühungen eingestellt werden, weil dieTauesich als zu schwach erwiesen. Im Lauft der Zeit zerschmetterte die See sämtliche Rettungsboote der »Pommern". Sonntag früh war das Wasser in den unteren Räume» der Bark beträchtlich gestiegen. Kapitän- Reimers entschloh sich, das Schiff zu verlassen. Dis Mittag konnte der ,Heros" nichts tun. Me Besatzung der „Pommern" versammelte sich an Deck. Der Kapitän gab Befthl, die Paradeanzüge anzu» ziehen und die Kojen in tadellosem Zustand zu verlassen-! Endlich gelang es der „Heros", eine Rettungsleine mit dem Raketenapparot hinüberzuschießen, und die Rettungsarbeit begann. Jeder einzelne Manu der Besatzung wurde dnrch die ungeheuren vom Sturm gepeitschten Wellen zxr -Heros" herübergezogen. Die, Operation nahm jedesmal fünf Minuten in Anspruch, und die Entfernung schwankte zwischen 100 und 300 Meter. Um 3 Uhr waren 22 Mann gerettet, da brach die Leine. Nach einstüudiger Reparatur wurde die Arbeit fortgesetzt bis gegen 8 Uhr alles von Bord war. Die Sturmverheerunge« a« der spanische« Küste Madrid, 28. November. Die durch den Sturm an den Küsten Spaniens verursachten Schäden^ nehmen einen immer größeren Umfang an. Verschiedene Schiffe befinden sich in Seenot. In San Sebastian ist em Teil der Quais von den Fluten zerstört worden. In den Pyrenäen liegt über 20 Zentimeter Neuschnee. Zur Einleitung der Koalitionsverhand lungen 28 November. Zu den gestrigen Verhandlungen der Großen Koalmon wert von den Regierungsparteien nahestehenden Blättern festgcstellt, daß alle an der Besprechung beteiligten eine koalitionsmäßige Bildung mit dem Ziele einer festen Regierung grundsätzlich betont hätten. Die „Germania" berichtet, die sachlich- Aussprache hätte lediglich einigen finanziellen Fragen gegolten, deren Erledigung durch das Reichs kabinett von besonderer Dringlichkeit ist. Man sei sich darüber einig gewesen, daß die in der Aussprache angeschnittenen finanz- und wirt schaftspolitischen Fragen zunächst einmal im Schoße des Kabinett- zur Klärung gebracht werden sollten. Die „D. A. Z." weiß zu berichten, daß man m der Hauptfrage der Erweiterung der preußischen Regierung, ziemlich positiv eingestellt gewesen sei und spricht die Hoffnung aus, daß sich dieser Wille auch auf die maßgebenden Persönlichkeiten in Preußen übertrage. Die „BSrsenzeitung" erfährt, daß die Be denken der Deutschen Bolkspartci gegen die Verteilung der Ruhrunter stützungsgelder durch den preußischen Minister Hirtsieser in der gestrigen Parteisührerbesprechung keine Rolle gespielt hätten. Dagegen verlaute, daß am heutigen Mittwoch eine von der DVP. angeregte Sitzung des ReichSkabinettS stattpndrn werde, in der die erwähnte Sache zur Sprache gebracht werden soll. Ist Poincaree englischer Außenminister? BerU», 28. November. Unter der U-berschrift „Ist Poincaree englischer Außenminister" schreibt die D A. Z. zu dem Pariser Plan, die Reparationskommission wieder auszugraben ua.: Man könne in den letzten Tagen über das Verhältnis zwischen Pari« und London seltsame Dinge vernehmen. Die schönen Reden der englischen Staatsmänner» daß da« englisch-französische „Flottenkompromiß" begraben sei, in allen Ehren, in Wirklichkeit scheine sich iude« da« britische Auswärtige Amt gegenüber dem Quai d' Orsay in eine Abhängigkeit begeben zu haben, die in der englischen Geschichte wohl kaum ein Beispiel habe. In po» litischen Kreisen de« Auslande« werde ganz offen davon gesprochen, daß die britische Regierung sich in der ReparationSfrage vollkommen Herrn Poincarree untergeordnet habe, daß da« britische Auswärtige Amt in Pari« bei Herrn Poincaree um Rat frage, wenn e« irgendeinen, sei es auch nur formellen und äußerlichen Schritt zu tun oder einen Entschluß zu fassen gedenke. Man begreife, daß England und Frankreich da« Bedürfnis hätten, sich gerade auch in der Reparation«frage in enger Verbindung zu halten, aber e« müsse für britische Staatsmänner viel Selbstverleugnung dazu gehören, sich von dem Ministerpräsidenten eine« noch so befreundeten Lande« KurS und selbst Einzelhandlungen der