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Pulsnitzer Tageblatt : 20.11.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192811207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19281120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19281120
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-11
- Tag 1928-11-20
-
Monat
1928-11
-
Jahr
1928
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 20.11.1928
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Nr. 271. Pulsnitzer Tageblitt. — Dienstag, trn 20 November tt'28 Zeile 2 Rückschauen auf den Weg, den wir gingen. Niemand ist die Personifizierte Vollkommenheit. Jeder geht einmal in die Irre. Aus begangenen Umwegen sich auf die richtige Fahrstraße zurechtfinden und zugefügte Schäden nach Kräften wieder gutmachen wollen, das soll uns der Bußtag veran lassen. Er sei Gerichts- und Richttag! Pulsnitz. (Der ärztliche Sonntagsdienst) wird am Mittwoch, den 21. November 1928 von Herrn vr. meck. Viertel versehen. Pulsnitz. (AufderKraftpostlinieKamenz — Pulsnitz) wird von Donnerstag, den 22. 11. ab an den Donnerstagen und an Sonn- und Feiertagen eine weitere Fahrt nach folgenden Zeiten eingelegt: Donnerstags: Ab Kamenz (Postamt) 11'°, an Pulsnitz 11°°; ab Puls nitz (Hauptmarkt) .11°°, an Kamenz 12°°. Sonn- und Feiertags: Ab Kamenz (Postamt) 14°°, an Pulsnitz 14"; ab Pulsnitz (Hauptmarkt) 14«°, an Kamenz 15°°. Pulsnitz. (Heimatschutz-Vorträge.) Diesen Donnertag, den 22. November, abends 8 Uhr, findet im Schützenhaus in Pulsnitz ein Heimatschutz-Kasperletheater abend statt, der großen Jubel bei Jung und Alt, bei allen Kindern bis zu 90 Jahren, auslösen wird. Näheres siehe heutiges Inserat! Pulsnitz. (Toten sonntag-Wohltätigkcit«auf» führung) Auf die am Totensonntag im Schützenhaus stattfindende Wohltätigkeitsaufführung, veranstaltet vom Reichsbund der K. K. und H., Ortsgruppe Pulsnitz, machen wir diesmal besonders ausmerksam und zwar aus folgenden Gründen:. Schon lange ist an die Ortsgruppe aus besseren, kunstverständigen Kreisen der Wunsch gerichtet worden, doch einmal an ein von einem bekannten, guten und maßgebenden Autor geschriebenes Werk heranzutreten. Diesem Wunsch ist nun endlich die Ortsgruppe nachgekommen und hat das Stück „Heimat" von Her mann Sudermann erworben. — Der Name „Sudermann" spricht für alles! — Wer Sudermann kennt, weiß, was für Ansprüche an die Darsteller gestellt werden. — Wenn nicht wirklich gute, begabte Kräfte vorhanden sind und die Regie nicht in fachmännischen, zielbcwußten Händen liegt, muß von einem solchen W-rk Abstand genommen werden. Die Ortsgruppe verfügt nun aber glücklicherweise über beides und es dürste wohl das erste Mal sein, daß eine Laienbühne sich eine solche Aufgabe stellt und einen „Sudermannabend" veranstaltet. — Wir sind nun, gestützt auf all die bisherigen, guten Aufführungen der Orts gruppe hinlänglich gewöhnt, daß das Versprochene stets in überreichem Maße gehalten wurde. Infolgedessen braucht man auch diesmal der Ankündigung eines Werkes von Sudermann nicht skeptisch gegenüber« zustehen. — Sudermann ist ein Bühnenschriftsteller von Gottes Gnaden, seine Werke werden fortwährend an den größten Bühnen Deutschlands und selbst im Auslands mit beispiellosem Erfolg aufgeführt. — Bei dem Kunstverständnis unseres hiesigen Publikums darf man also wohl mit Bestimmtheit rechnen, daß solch eine Aufgabe durch zahlreichen Besuch gewürdigt wird. Der Vorverkauf befindet sich für Sperrsitz im Hotel Schützenhaus, für ersten und zweiten Platz im SchützenhauS- tunnel. Zum Schluß findet wiederum Tombola statt (L Los: 20 Pfg.). Wünschen wir nun den Darstellern, sowie der Leitung des gesamten Unternehmens für die mühevolle, anzuerkennende Aufgabe ein recht voll besetztes Haus. Alles Uebrige im Inserat. Pulsnitz. (Gut gemästet.) Ein hiesiger Fleischer meister kaufte im Großnaundorfer Lehngut ein Schwein im Gewicht von 7 Ztr. 30 Pfd. Dieses Gewicht dürfte wohl selten bei einer Schweinemast erreicht werden. Lichtenberg. (Turnverein.) Die Monatsver sammlung wies einen guten Besuch auf. Zu Beginn gedenkt man des verstorbenen Mitgliedes L. Kaiser. Von verschiedenen Eingängen und Mitteilungen nimmt man Kenntnis. Beson ders wird auf den vom Gau veranstalteten „Rheinischen Abend" im Schützenhause zu Bischofswerda am 2. Dezember hinge wiesen. — Die Abrechnung des vom hiesigen Verein gege benen „Rheinischen Abend" zeigte einen erfreulichen Abschluß. — Weiterhin gibt man die nächsten Vereinsveranstaltungen bekannt; Sonntag, den 25. November Bühnenturnen, Sonn tag, den 16 Dezember Weihnachtsfeier der Kinderabteilungen, Mittwoch, den 19. Dezember Monatsversammlung mit Weih nachtsfeier. — Die Regelung einiger Abänderungen wird dem Bauausschusse übertragen. — Mit dem Gesänge des Turner liedes wird die Versammlung geschlossen. Ohorn. (Schub erlabend.) Die Schubertfeier des Gesangvereins „Liederkranz" stand unter einem glück lichen Stern. Wie hätte Franz Schubert, der geniealste und fruchtbarste deutsche Liederkomponist, der Schöpfer des deut schen Kunstliedes, ahnen können, daß der düstere Stern, der — wie bei so manchem Großmeister im Reich der Töne — über seinem Leben stand, dereinst so hell strahlen würde. Heute sucht man gut zu machen, was Schubert's Mitwelt als Anerkennung ihm vorenthielt. Die Vortragsfolge des Konzerts brachte eine äußerst geschickt gewählte Blütenlese Schubert'scher Werks, bei welcher man die Vielseitigkeit die ses Meisters der Töne erlebte, und muß schon aus diesem Grunde dem Verein dankbar sein, daß er uns einen solchen Blick tun ließ. Ausführende waren außer dem Verein mit seinem Damenchor das Pulsnitzer Stadtorchester und Fräu lein Gretel Kaden als Liedersängerin. Ohne daß man ins Einzelne geht, ist zu sagen, daß alle Darbietenden mit voll ster Hingabe bestrebt waren, die Feier würdig zu gestalten, was ihnen durchaus gelungen ist, so daß der Abend zum Erlebnis wurde. Die gesanglichen Gaben des Vereins wur den, von gründlicher Durcharbeitung zeugend, tonschön ge boten. In feiner musikalischer Auflösung gelangten Perlen Schubert'scher Instrumentalmusik durch das Pulsnitzer Stadt orchester in unser Ohr. Rechte Freude hatte man an der Wiedergabe dreier Schubert'schen Lieder durch Fräulein Gre tel Kaden, die sich durch ihr unbefangenes Auftreten und mit ihrer schönen, bildungsfähigen Stimme in die Herzen der Zuhörer hineinsang. Eine reizende Blumenspende war ihr wohlverdienter Lohn. Vollste Anerkennung und herzlichster Dank gebührt ganz besonders dem Leiter des Abends, Herrn Lehrer Schölzel, als Seele des Ganzen, weil er sich als ge wandter, zielbewußter, feinsinniger Dirigent erwies. Daß der reichlich gespendete Beifall des Abends ehrlich und wohl verdient war, ist selbstverständlich. Ein frohdelebter Ball hielt die Besucher noch einige Stunden beisammen. Ein herzliches „Glückauf" dem Verein! Möge er gemeinsam mit seinem Liedermeister so weiter streben. St. Der Abschluß des Abkommens vom ^.6. September könne von der Rechten nicht gutgeheißen werden. Der Kanzler sei auf dem rechten Wege gewesen, als er in Genf durch Anmeldung des deutschen Abrüstungs- und Räumungsanspruchs die notwendige Klarheit herbeizuführen suchte. Leider habe er den Weg vor zeitig verlaffen: als er das Abkommen abschloß, das nur geeignet war, die erbarmungslose Wahrheit, die der deutschen Politik not tue, durch neuen Genfer Kompromiß- und Phrasen nebel zu verhüllen. Die Gegenseite halte weiter daran fest, daß deutsche Reparationszugeständnisse zur Voraussetzung der Er füllung des deutschen Räumungsanspruchs erforderlich seien. „Das Wichtigste sind," so äußerte sich Westarp weiter, „jetzt auf Monate hinaus die Reparationsverihandlungen. Frankreich fordert von uns, Deutschland solle eine Entschädigung übernehmen, durch welche die französischen Zins- und Tilgungs raten an Amerika in ihrer vollen Höhe und 62jährigen Dauer gedeckt werden. Wir sind der Ansicht, daß das von Deutschland ab gelehnt werden muß. Wir würden uns damit in einen Gegensatz zu Amerika brin gen. Die von Frankreich und England erhobenen Forderungen gehen in phantastischer Weise über Deutschlands Zahlungsfähigkeit hinaus. Westarp wies auf die Not des Mittelstandes, auf die der Landwirtschaft hin. Am Rhein sehe man kaum noch die deutsche Flagge. Die Reichs bahn werde in ihrer Betriebssicherheit in ^en Ruin hincin- gszogen. Der Steinkohlenbergbau habe seine Konkurrenzfähigkeit verloren. Die eisenschaffende und die eisenverarbeitende Industrie stünden vor dem Ruin. Die Probe, die mit dem Dawes abkommen gemacht werden sollte, habe überhaupt noch nicht be gonnen. Zahlungen aus deutschen Ueberschüssen seien nicht erfolgt. Der Transfer sei ebenso wie alle anderen Fehlbeträge durch Ausländsanleihen gedeckt worden. Gras Westarp rief aus: „Die Empörung und Verzweiflung des deutschen Volkes wird sich vielleicht zunächst im Innern aus toben. Dann wird aber auch von den überspannten Neparations forderungen nichts erfüllt, und statt eines Dammes gegen die bolschewistische Weltrevolution wird ein Brandherd inmitten Europas entstehen!" Eine Preisgabe des Transferschutzes sei nicht denkbar. Ohne ihn wäre der Gewaltpolitik Frankreichs kein Damm gesetzt. Deutschland hat auch Forderungen zu stellen: Die Beseitigung der Einfuhrabgabe von 25 Prozent, der unerhörten Mißstände bei den Sachlieferungen, der Drohung des sogenannten Wohlfahrtsindex, der gesonderten Verpfändung der Reichsbahn und bestimmter Zölle und Verbrauchsabgaben der Industrie, der Aus landskontrollen über Reichsbahn- und Zolleingänge, ferner die Freigabe deutschen Eigentums im Auslande. Dann folgte ein scharfer Angriff gegen vr. Stresemann. Er habe in den „Leipziger Neuesten Nachrichten" einen Rückblick auf die letzten zehn Jahre gegeben und dabei von der vollen deutschen Souveränität gesprochen, die wir nie wieder besitzen würden, da sie uns durch den Versailler Vertrag versagt sei. „Sollte das", rief Westarp nach der Regierungsbank, „wirklich die Meinung des Außenministers sein, so müssen wir ihm mit aller Entschiedenheit widersprechen. Deutschlands Freiheit hat Ewigkeitswert, nicht aber das Versailler Zwangsdiktat." Anschließend beschäftigte sich der deutschnationale Redner mit der deutschen Ostgrenze, deren Festsetzung nicht anzuerkennen sei. Zn diesem Zusammenhang müsse man mit schwerster Sorge auch auf die Handelsvertragsverhandlungen mit Polen blicken. Zum Schluß wandte sich Graf Westarp gegen den Innen minister. Wenn jener in seiner Rundfunkrede ausgesprochen habe, jeder deutsche Republikaner wisse, daß er zuerst als Mensch und dann erst als Deutscher auf die Welt gekommen sei, so sei das keine Empfehlung republikanischer Gesinnung und müsse leb haftesten Widerspruch Hervorrufen. Der Zentrumsabgeordnete vr. Kaas betonte, daß der Sinn der Debatte sei, die Autorität der Regie rung so zu stärken, daß die Voraussetzungen, so weit es auf das deutsche Parlament ankomme, für einen achtbaren Erfolg geschaffen würden. Der Politik des Außenministers werde das Zentrum, wie bisher in strenger Sachlichkeit gegenüberstehen, vr. Kaas fragte, ob es Sensationslust gewesen sei, einen gewissen Gegensatz zwischen dem Zentrum und vr. Stresemann konstruieren zu wollen. Er persönlich bedauere, daß daraus der Eindruck entstehen konnte, als ob das Zentrum die Frage seiner Vertretung in ein akutes Sta dium hätte rücken wollen. Der Abgeordnete Höllein rief: „Nachti gall, ich hör dir laufen!" vr. Kaas erwiderte ihm schlagfertig: „Sie, Herr Höllein, haben allerdings wenig Aussicht, Attache der Kulturabteilung zu werdcnl" Der Redner schloß sich der Auffassung des Grafen Westarp an, daß es im Augenblick hauptsächlich auf die Erörterung der kommenden außenpolitischen Fragen ankomme. Der Kanzler habe in Genf den Anstoß zum Aufgeben der Methode der „Höflichkeits"- gespräch gegeben. Erfreulich sei es, daß sich die deutsche Wissenschaft jetzt mit der Frage eines Minderheitsrechts beschäftige. Der Reichsaußen minister solle künftig bei Verhandlungen, die sich auf die deutschen Minderheitsrechte besonders in Polen bezögen, keine weitere Nachgiebigkeit zeigen. Dann wandte sich der Redner den Großröhrsdorf. (Wäschedieb.) In letzter Zeit ist es wiederholt vorgekommen, daß hiesigen Einwohnern ge waschene Wäsche, die sie bis in die Dunkelheit oder die Nacht über im Garten hatten hängen bezw. liegen lassen, gestohlen worden ist. Es wird gebeten, gemachte Wahrnehmungen über den Dieb der hiesigen Gendarmerie oder Stadtpolizei mitzuteilen. Kamenz. (RücksichtsloseKraftfahrer!) Auch hierorts will mau gegen rücksichtslose Kraftfahrer Maßnah men ergreifen.. Der Rat zu Kamenz hat sämtlichen Motor radbesitzern ein Schreiben zugestellt mit der Aufforderung, ihr Fahrzeug binnen zweier Monate daraufhin nachprüfen zu lassen, ob es den gesetzlichen Vorschriften entspreche. In Zukunft werde gegen Fahrer, die die Allgemeinheit durch rücksichtsloses Rasen und Knallen ihrer Räder belästigen, mit aller Schärfe und hohen Strafen vorgegangen werden. Auch die hiesige Amtshauptmannschaft will innerhalb ihres Bezirkes in gleicher Weise vorgehen. Kamenz. (Die Freie Uhrmacher-Innung Bautzen-Kamenz), deren Ehrenobermeister Herr Stadt- rat Reißmann ist, beging am Sonntag in Bautzen die Feier I Reparätions- und Räumungsfragen zu. Deutschland habe die Räumung ohne Gegenleistung herbeiführen wollen. Entscheidend werde sein, nach welchen Methoden die deutsche Regierung bei den Reparationsver- handlungen vorgehe. Sie dürfe kein Definitivum unterschreiben, das nicht wirtschaftlich und finanziell tragbar sei. Der Räumungsfrage stehe er als Ab geordneter des besetzten Gebietes besonders nahe. Auch Kaas führte alle die Punkte an, die maßgeblich für eine sofortige Räumung sind, den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund, die Locarno politik usw. Die Entente sei auch zu einem Lippenbekenntnis ge kommen, aber sie ließe es an Tat fehlen. Frankreich müsse endlich eine große befreiende Geste machen. Eine wahre Sicherheitsmanie mache es gewissen Kreisen in Frankreich unmög lich, Deutschland entgegenzukommen. Ein energisches Nein müsse mau allem Versuchen von französischer Seite entgegensetzen, noch über den letzten Bcsatzungstermin von 19W hinaus ei: e Kontrolle im Rheinland einzurichten. Die Entmilitarisierung der rheinischen Zone sei nicht ein Friedens-, sondern ein Kriegsinstrument zur Erhöhung der Chancen unserer Gegner. Durch die Handels- und Industriespio nage im besetzten Gebiet sei eine Art Grenzlandscheu der deutschen Industrie eingetreten, vr. Kaas bedauerte die nicht mehr zu über treffende Passivität der englischen Außenpolitik., Sie sei in letzter Zeit in ein Verhältnis zur französischen Politik getreten, das für die schöpferische Weiterentwicklung der europäischen Gesamtpolitik von größtem Schaden sein könne. Lägen hier bestimmte Ab machungen vor, dann würde das nicht nur die Krisis, sondern viel leicht das Ende der Locarnopolitik bedeuten. Abgeordneter Dernburg (Dem.) erklärte, die deutsche Reparationsregelung dürfe keinesfalls mit der Frage der Verschuldung der Alliierten an Amerika verquickt werden. Das Maß der deutschen Reparationen müsse sich nach der deutschen Leistungsfähigkeit richten. Das deutsche Steueraufkommen biete nicht ein richtiges Bild der deutschen Leistungsfähigkeit. Dio Steuern würden vielfach von der Substanz genommen. Abg. vr. Bredt (W.P.) betonte, seine Partei habe dem Locarnover trag nicht so optimistisch gegenübergestanden als andere Parteien. Die Erwartungen, die sich an Deutschlands Eintritt in den Völker bund knüpften, hätten sich gleichfalls nicht erfüllt. Jedenfalls stehe fest, daß eine Verständigungspolitik einer Ge waltpolitik vorzuziehen sei. Darauf wurden die Verhandlungen auf Dienstag 11 Uhr vertagt. Die Berliner Presse zur außenpolitischen Debatte Berlin, 20. November. Die Erklärung Dr. Stresemanns über len Stand der deutschen Außenpolitik und der Beginn der außenpoli tischen Debatte wird von den Berliner Blättern ausführlich besprochen. Die „Germania" sagt, was Stresemann gesagt habe, sei, obwohl man nichts Neues gehört habe, in der Formulierung klar und in der Sache mitunter sogar scharf gewesen. Es sei eine außenpolitische und doch wieder innenpolitische Rede gewesen, da man ihr anmerkte, daß sie darauf angelegt gewesen sei, der Opposition recht Wind aus den Segeln zu nehmen. Weiter stellt das Blatt fest, daß die Opposition des Gras Westarp in der Form maßvoll gewesen sei, bemängelt aber, dah dir Rede im Verhältnis zur Kritik zu wenig vofitive Vorschläge enthalten habe. Nach der „B ö r s e n z e i t u n g" haben die Reden Stresemanns, des Grafen Westarp und des Zentrumsabgeordneten Dr. Kaas, zusammengenommen, trotz aller unterscheidenden Schattierungen, einen Eindruck von dem deutschen Lebenswillen gegeben, der hoffentlich auch in London, Paris und Washington nicht unbemerkt bleibe. An den Reden der Abgeordneten Graf Westarp und Dr. Kaas habe man den Sinn vernünftiger parlamentarischer Opposition verwirklicht gesehen. Solcher Opposition, die vorwärts dränge und neue Antriebe verleihe, werde sich ker verantwortliche Leiter der deutschen Außenpolitik als einer höchst wirksamen Waffe bedienen können. DaS „Berliner Tageblatt" schreibt, der Außenminister habe sehr scharf und sehr bestimmt gesprochen, ohne aber inhaltlich etwas wesentlich Neue« zu dem bekannten Standpunkt der Reichsregierung hinzuzufügen. Weiter stellt das Blatt fest, daß die Rede des G-afen Westarp-als überaus maßvoll angesehen werden könne. Die „Bossische Zeitung" hebt aus der Erklärung Dr. Stresemanns den Hinweis darauf hervor, daß alles, was heute an Forderungen vertreten »erden könne und ver treten werde, auf der Grundlage der bisherigen Außenpolitik beruhe. Der „Vorwärts" schreibt, die Rede Stresemanns hätte schon des halb kaum Widerspruch erregen können, weil das, was ihren Inhalt bildet, längst in Deutschland geistiges Gemeingut sei. Der „Lokal anzeiger" sagt, die Rede Stresemanns sei am Ende matte Resig nation, am Anfang gedämpfte Klage.gewesen. Es gebe eine Unbeweg lichkeit der politischen Ideen, die unserm Bolke gerade jetzt sehr gefähr lich sein könne. Der „Tag" stelltffest, daß Dr. Stresemann ganz der alte geblieben sei. Aus seinen Feststellungen zu den drei Themen: Räumung, Abrüstung, Reparation, habe er eigentlich nur ausgefühn, daß wir nichts erreicht hätten, ohne aber die Schlußfolgerungen daraus zu ziehen. Die „K r e u z z e i t u n g" sagt, wenn Dr. Stresemann trotz des unzweifelhaften Rückschlages, den er selbst zugebcn Müsse, dt- von ihm inaugurierte und ständig »eiter vertretene Locarnopolink als die einzig richtige,'die auch in Zukunft weiter geführt werden solle, be zeichnen zu müssen glaube, so könne man ihm auf diesem Wege nicht folgen. Die alten Phrasen, mit denen Dr. Stresemann seine Locarno politik verteidige, gewännen durch ihre Wiederholungen nicht an Gewicht. Die „D e u t s ch ° Z - i tu n g" schreibt, der Reichsaußenminister habe es allen denen, die offenen Auges über den außenpolitischen Gescheh nissen wachten, leicht gemacht, zu erkennen, wie schal und eitel die von ihm vertretene Politik, wie weltenfern ihr Ziel sei. ihres 50jährigen Bestehens. In Vertretung des Rates zu Kamenz wohnte Herr Stadtrat Hofmann den Fest lichkeiten bei Zittau. (Tarifverhandlungen in der Textilindustrie.) In der Frage der Verlängerung des Tarifvertrages bei der ostsächsischen Textilindustrie werden am Donnerstag, den 22. November, Versammlun gen zwischen dem Arbeitgeberverband und den beteiligten Gewerkschaften stattfinden. Pirna. (Mord und Selbstmord.) Hier ver nahmen die Bewohner der früheren Artilleriekaserne mehrere Schüsse. Bei den sofort angestellten Ermittlungen fand man den kommunistischen Stadtverordneten Friedrich Uhlemann und seine Ehefrau mit blutenden Wunden in der Küche vor. Uhlemann war bereits tot. Seine Frau gab noch schwache Lebenszeichen von sich und wurde nach dem Krankenhause gebracht. Man nimmt Mord und Selbstmord an. Warnsdorf. (Insolvenz der Strumpffabrik Au gust Marschner u. Sohn, Schönlinde i. B.) Die seit dem Jahre 1878 bestehende Wirkwarenfabrik August Marschner u. Sohn, Schönlinde i. B., mußte u. a. durch den Umsturz in eine ungünstige wirtschaftliche
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