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Nr. 266. Pulsnitzer Tageblatt. — Mittwoch, den 14. November 1928. Seite 4. MiieiÄsr: KWMMMiitiMM' e. V. r»IM Lonnsdsnri, «Isn 17. Kovsindsr 1S2S adevds >/,S UM kmdet im Sssls des LekMusnKSUUS» Urz Vfii^t«r-V«rg^ügsi> der Vereins strtt. Ls »oll «us vaterbkllteodev Vorträgen — — vaä ^ulkübrnnZe« sovie Dunr bestekea — — Vie MtelieUer und deren /toseköriLe sovie Lreuväe des Vereins «erden dierdurcü kreuodllckst einAelrdeo. vsr 6ssr>mtV0rLtSN«1 Dem Aeekrten Publikum von Pulsnik u. vmZebunZ rur Kenntnisnskme, ick jecken 5onnsben6 von krük 8 bis nackm 3 l_lkr, Xsmenrer Str. 2 lkiläkguer Sacks e) Spreckstunäe abkslte. 8ekanälun§ aller ckroniscken unck akuten Krankheiten nack cken bletkocken der Homöopathie, kiockemis uncl Spagyrik. — Lkemiscke klarnuntersuckunZen. L. L". LrLvL LSdiuv jiri». ^slurkellkunütger unü ttomöopatk — Vetr. 6er vr. peimanns'cken Lruckkeilmetkoäe — Die Anzeige in der Tageszeitung In dem Fachorgan der deutschen Zcitungsverleger, dem „Zeitungs-Ber- lag" wird bei der Behandlung von Werbesragen über die Zeitungsanzeige folgendes ausgeführt: Daß die Reklame in der Tageszeitung die wirksamste und beste Reklame ist, beruht zum Teil darin, daß der Leser die Anzeigen studiert. Sie sind ein Wirtschastsbarometer, das dem aufmerksamen Beobachter sehr viel sagen kann. , Das stündig wechselnde Bild des Anzeigenteils wird immer anregend, nie ermüdend wirken. Die Anzeige in der Tageszeitung bat den un geheuren Vorteil der ständigen Erneuerung im Vildmäßigen. Stets ist das Bild einer Anzngenseite gegen den Bortag verändert. Nie lang« weilt de« aufmerksame« Leser der Anzeigenteil. Er findet täglich neue Ankündigungen, täglich veränderte Anzeigen, eben täglich ein neues Bild. Durch ein Preisausschreiben einer süddeutschen Zeitung wurde folgendes sestgestellt: Als ganz besonders erfreuliches Symptom darf die Wür» diauug betont werden, die in nahezu allen Eingängen der Anzeigenteil erfährt. Die große Mehrzahl hat ein sicheres Gefühl dafür und gibt ihm auch iewuhr Ausdruck, ein wie zuverlässiges und unbestechliche« Wirtschaft»« barometer der Anzeigenteil einer Tageszeitung ist. Unter diesem Gesichtspunkt werden die Inserate täglich mit de« gleiche« Intensität wie der Textteil gelese«. Das Preisausschreiben konnte Gewißheit darüber verschaffen, daß der Leser dem Anzeigenteil keineswegs nur dann Beachtung schenkt, wenn er gerade etwas zu kaufen, verkaufen oder dergleichen sucht - eine Auffassung, die irriger Weise in Jnserentenkreisen noch vielfach vorherrscht. Die Leserschaft gibt hier ihrer Meinung ganz im Gegenteil dahingehend Ausdruck, daß die Anzeige in der Tageszeitung dem Trxtteil um nicht» »ach« steht und dankbar begrüßt und ausgenommen wird. MMe lir illk WMti vermittelt vollständig kostenlos Geschäftsstelle de» »Pulsnitzer Tageblattes- «W-NM WO Donnerstag: Schellfisch Pfund 38 Pfg bestimmt! del Llviolilöt odt/zv/a, lb-e üntgegenkommsndsts M ' ^oblungserleicbtsrangen Stets günstige - üelegeobeüeo F^SurirSerter.vaiüren^ M 75 Le^Lf^s „Weißt Ente" Wm Nächste« Sounetbend und Sonntag, den 17. und 18. Nov. laden zu vmtiMstMSlliMmt ganz ergebrnst ein Anto« Birnstein «. Frau Sonnabend mufikalische Unterhaltung l 2u baden bei; l-öven - ^poldeke kieinr, VsmivL Lentral - vrogerie bisx sentscb bäobren - vroxerie Lelix Herberg Oboro: Otto Oärtoer und wo Plakate ricbtdsr iMeyMMre/r vvä Zerrte ver^eväsn uuä emp- /eklen mit Vorlieds Kaisers örust- OurarnslieO. 13000 2eu§rüsss dür- 8e ll fü^ie VoUcsruiiTeis bei Heiser- keil, Katarrk und als 5edutr vor LraLallunK. Lekon oftsivclscdlinr^vs ?olxso von LrkMuoxen dMrcb Lmst-Lsrsmeüse rscd^eitiA bei den ersten ^nreiebsu sines oaben- dsu Hastens ZenvMlsn worden sind. Neutet 40 Nl sovts. Aebmen üesbali ä Lis KÄtf t « örust-Lsramellen mit den 3 Tannen Blutfrische« Schellfisch (kopflos) Fischfilet (bratfertig) empfiehlt Richard Teller Nächst. — Ruf 129 — «üknersugen Horntisul, Warren beseitigt siaber und scduell WM' »«dem MveniirenM 2u Kaden in der lAokrendrogerie polsnitr und den Drogerien in Kameor, Königsbrück, Lisedokswerda, Qroöiökrsdoik, Lretnix und kadederx » Frischer » Schellfisch cingenvsiin. Arno Gräfe, Obcrlichlcnau MM Qröktss i-SASk soli- clsr b^öbsl sllsr ^.rt, SlW« klllStSI'Möl'KrtLtt. G KSklttüSN Illill ÜSlllll'iitlgllSII tLZlick bleueinAänZe!!! iMllu-ümim kertixen «über L. I.. körsler» Leder». Wovon man spricht. Kashikodokoro. — Das wütende Lavameer. — Krach und Versöhnung in Amerika. — Der Dichter, der die Konjunktur verpatzt. Kaiserkrönung in Japan... 75 Millionen Japaner riefen im ganzen Lande zur selben Mittagsstunde „Banzai", d. h.: „Zehntausend Jahre soll Japan bestehen!" Im Mittelpunkte aller prunkvollen Zeremonien stand aber das „Kashikodokoro": die Opferzeremonie des Kaisers, mit der er seinen 123 Ahnen öffentlich seine Ehr erbietung erwies. Kein Land hat in der letzten Zeit eine schnellere Entwicklung durchgemacht als Japan. In ein paar Jahrzehnten wurde das Militärwesen von Grund aus umgestaltet, eine mächtige Industrie aus dem Boden ge stampft, Derkehrsverhältniffe und Gesellschaftssitten revolu- tioniert und in einem Schnelltempo sondergleichen auf allen Gebieten moderner Zivilisation und Technik der Anschluß an Europa vollzogen. In diesen paar Jahrzehnten, sollte man meinen, sei Japan schneller vorangekommen als während der Jahrtausende, da die 123 Ahnen regierten; und doch stand im Mittelpunkte aller Feierlichkeiten das „Kashikodo- koro", das Gedenken der Jahrtausende, auf deren Rücken die letzten paar Jahrzehnte aufgebaut waren. Ehrfurcht vor den Jahrtausenden . . . . Wie sieht es damit bei uns aus? Wenn heutzutage ein Menschlein das 16. Jahr erreicht und mit eigenen Augen Dinge gesehen hat, wie Flugzeuge und Luftschiffe, von denen seine Ahnen nur etwas ahnten, so ist sein Sinn von einem Kashikodokoro weltenweit ent fernt. Was 123 Geschlechter zusammengetragen und ertragen haben, was sie durchlebt und erlitten, erbaut und erdacht haben, es gilt vielen von uns keinen Deut gegenüber der mordsmäßigen Gescheitheit modernster Jüngelchen und Dämchen und gegenüber den anbetungswürdigen „Errungen schaften" der letzten paar Iährlein, da man höchstpersönlich an der Weltgeschichte Mitarbeiten durfte. Ertappen wir uns nicht zuweilen dabei, wie ein hochmütiges Mitleidsgefühl uns beschleichen will, wenn ein betagtes Mütterchen uns naiv treuherzig um eine Auskunft darüber bittet, wie es denn eigentlich möglich sei, daß man aus der Lust sprechen könne? Glaubt nicht so mancher Tertianer, der eben erst in der Physikstunde etwas über Radiowellen vernommen hat, sich so einem ehrwürdigen Mütterlein gegenüber stolz in die Brust werfen, ja auf Jahrtausende hohnlächelnd herabblicken zu können? Wahrlich, uns allen tüte eine gehörige Portion Kashikodokoro gut. * „Und die Erde bebte" . . . Wie eine biblische Vision steigen die schaurigen Bilder der Zerstörung und Vernichtung an der paradiesisch schönen Küste Siziliens vor unseren Augen auf. Aus dem Feusrschlunds des Aetna, dieses nie zur Ruhe kommenden und ewig unzufriedenen Revolu tionärs und Menschenvernichters, werden Tausends von Tonnen der todbringenden Glutmasse hinausgeschleudert, ergießen sich zuerst als feuriger Sturzbach und dann als geschwollener, zäh-schlammiger Strom über Weingärten, Orangenhaine und Kastanienwälder. An einer Stelle gar stürzt der Feuerstrom wie ein glutroter Niagara 500 Meter senkrecht hinab, und die Spritzer der Feuerflüssigkeit schäumen Leim Sturz in die Tiefe wie der Gischt des Wasserfalls. In mitten all der herzlühmenden Schrecknisse schimmern durch den glühenden Hauch der Lava die Bilder ergreifender menschlicher Erlebnisse hindurch — Symbole menschlicher Hilflosigkeit und eines ewigen Glaubensbcdürfnisses. Im Städtchen Mascali stand die gesamte Bevölkerung einige Schritte vom herangespülten Feuerbrei entfernt zur Pro zession versammelt und sandte durch Rauch und Giftgase flehentliche Gebete zum Himmel empor. Der Kirchturm des Städtchens widerstand am längsten dem Anprall der Feuer masse. Ass auch er umstürzts^ erklangen alle Glocken; wie ein todesmutiger Kanonier, der — schon von den Schatten des Todes umfangen —, den letzten Schuß abfeuert, so er füllte auch er inmitten all des Massensterbens bis zuletzt seine Pflicht, den Ewigen durch den ehernen Schall seiner Glocken zu ehren. Hab und Gut wurden vom gefräßigen Lavameer verschlungen. Ganze Schwärme herrlicher Singvögel ge rieten in den hypnotischen Bann der goldschimmernden Lava flut, senkten sich nieder und kamen elendiglich um. Ein rot- glühendes Verderben zieht durch ein paradiesisches Gelände, vernichtet seine Fruchtbarkeit, entstellt seine Schönheit. Wo ist der Mensch, der angesichts dieser Tragödie seiner Beklem mung Herr würde und sich als Gebieter über die Natur fühlte? In Amerika hat es wie stets bei den Präsi dentenwahlen einen Mordskrach gegeben. Auf den Straßen wurden Höllenkonzerte mit Trompeten, Kuhglocken und anderen Radauinstrumenten veranstaltet. In den Groß städten waren Zchntausende von Polizisten mit Panzer wagen und Handgranaten auf den Beinen, um dafür zu sorgen, daß Mord und Todschlag nicht allzusehr um sich greifen. Millionen von Dollar wurden auf die Straße ge worfen, damit der anderen Partei haarscharf bewiesen werde, daß ihr Kandidat eine jämmerliche Kreatur, der eigene Kan didat aber der Auserwühlte Gottes sei. Bis in die Morgen stunden stand man Kopf und trat seinen Nebenmenschen auf die Zehe. Und als Endergebnis dieses Mordsspektakels drahtete der unterlegene Kandidat dem Sieger: „Ich gratu liere Ihnen herzlichst zu Ihrem Erfolge und sende Ihnen meine aufrichtigen und besten Wünsche für Ihre Gesundheit und Ihren Erfolg im Amte." Alles renkt sich wieder ein, kommt zu sich und kommt zur Ruhe; von dem reichlich an- gesammelten Giftstoff des Wahlkampfes bleibt kein Tröpflein übrig. Amerika kann ein Beispiel dafür abgeben, wie man sich n a ch der Wahl benimmt. Daß es bei uns mitunter nach der Wahl anders aussieht, liegt wohl nur an der Weite des Ozeans — nicht wahr? Im aufsehenerregenden Spiritisten-Prozeß ist das Urteil gefällt worden. Das Geistermanuskript wurde dem Medium zugesprochen. Das Gericht vertritt die Ansicht, das Manuskript sei als eine herrenlose Sache anzusehen; Eigentümer einer herrenlosen Sache sei derjenige, der als ersten von ihr Besitz ergreife. Ob das Gericht bei dieser Beurteilung des Geistesmanuskripts sich vielleicht im Unter- bcwußtsein von der Ansicht hat leiten lassen, daß bei vielen Werken der modernen Großstadtliteratür der Geist als herrenlos anzusehen sei, bleibe dahingestellt. Jedenfalls sieht man, in welch schwierige Lage ein Gericht kommen kann, wenn die Menschen in geistigen Dingen nicht recht Bescheid wissen. Wenn Uhland noch lebte, müßte er eigentlich wie viele moderne „Dichter" die so unverhofft über ihn herein gebrochene „Konjunktur" tüchtig ausnutzen und schleunigst eine Serienfabrikation von Gedichten vom Stapel lassen. Aber die Dichter, die hinter den Wolken thronen, sind alle rettungslos altmodisch und haben keinen Sinn für Reklame. 8a. Aus aller Welt. Dir Seuche in Indien. 6000 Pestfälle. - 8000 Häuser eingestürzt. London. Die Lage in Sü do st-Indien wird immer verzweifelter. Im Satara-Di st rikt breitet sich die Pest aus. Während der letzten acht Wochen sind mindestens 5000 Personen von der Krankheit befallen worden. 75 v. H. aller Erkrankungen führten zum Tode. Gegen dieNatten, die in der Hauptsache als Bazillenträger anzusehen sind, wird ein erbitterter Krieg geführt. Im ländlichen Distrikt von Travancore wütet noch immer die Cholera ohne Anzeichen baldigen Erlöschens. Auch hier beläuft sich die Zahl der Opfer in die Tausende. Hinzu kommen die Ver wüstungen, die an der ganzen Ostküste von der kürzlichen Ueberschwemmung angerichtet worden sind. Man hört, daß im ganzen 8OOO Häuser eingestürzt IO Millionen Mark Schaden im Aetnagebiet. SOOOObdachlose. Rom. Der durch die Eruptionen angerichtet« Schaden wird aus zehn Millionen Mark geschätzt. 3000 Acres Ackerland sind verwüstet worden. 700 Häuser liegen in Trümmern. Die Anzahl der Flüchtlinge beträgt 500Ö. Die Militär- und Zivilbehörden haben sich zusammengeschloffen, um die Flüchtlinge zu unterstützen. Nach den letzten Meldungen aus dem Aetnagebiet wird eine neue Eruption des Vulkans befürchtet. Di« Wissenschaftler des Vulkanologischen Instituts, die sich im Aetnagebiet aufhalten, glauben, daß der Vulkan, der immer noch seine feurigen Lavaströme aus den Kratern schickt, erst ein Drittel der Eruptionsmasfe ausgewor fen hat. Zehn Scheunen und 18 Nebengebäude eingeäschert. In einer Scheune in Karbach bei Marktheidenfeld (Bay.) ent stand Feuer, das so schnell um sich griff, daß in kurzer Zeit zehn Scheunen und 18 Nebengebäude eingeäschert wurden. Die Brandursache ist wahrscheinlich auf Kurzschluß zuriick- zuführen. Kann die Volksschule ihre Schüler zum guten Buch er ziehen? Der Buchhändler-Börsenverein hat ein neues Preis ausschreiben erlassen, das die Frage beantworten soll: „Kann die Volksschule ihre Schüler zum guten Buch erziehen?" Für die besten Antworten sind vier Barpreise von insgesamt 4000 Mark und einige Trostpreise ausgesetzt. In dreiviertel Jahren 35 Autos entführt und geplündert. Der Breslauer Kriminalpolizei gelang es, in der Person des erst 18jährigen Schlossers Moritz einen Autoräuber fest zunehmen, der Monate hindurch im wahrsten Sinne des Wortes der Schrecken der Breslauer Autobesitzer gewesen ist. Im Laufe von dreiviertel Jahren hatte Moritz in Breslau nicht weniger als 35 Kraftwagen auf Breslauer Straßen und Plätzen gestohlen. Moritz entführte die Wagen, die un beaufsichtigt vor Kaffeehäusern und Restaurants standen, oft bis 100 Kilometer weit und ließ sie dann stehen. Vorher plünderte er sie jedoch vollständig aus. Mit den Gegen ständen, die er im Innern des Autos vorfond, trieb er dann einen schwunghaften Handel. Aus Freude gestorben. An eii.m Ort bei Wetzlar wurde ein 86jühriger Mann tödlich vom Schlag getroffen, als er sich mit seiner Gattin am Tage de» Goldenen Hochzeit zum Kirchgang fertigmachte, ,