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Nr. 260. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 6 November 1928 Sette 6 in der nur die kanonischen und die Spiegelfugen vielleicht ohne Schä digung des Ganzen hätten fortbleiben können. In dem Trio der Herren Klinger, Warwas und Zenker haben wir eine Kammermusik- Vereinigung gewonnen, die sich nach mehrjähriger Pause aufs neue vor stellte. Die hervorragenden Einzelleistungen ihrer Mitglieder vereinigten sich zu einem ausnehmend schönen und fein abgetönten Zusammenspiel, sodaß der Abend einen großen Eifvlg bedeutete Das von Gustav Mraczek begründete „Dresdner Kammcrorchester" stellte sich in einer höchst fesselnden Aufführung mit alten Werken dem Publikum vor und man darf schon heute vorhersagen, daß es sich bald einen festen Platz in unserem Musikleben erobern wird. Einz-labende von Max Pauer, Frederik Lamond und Stefan Auber (Cello) verliefen künstlerisch hoch- befriedigend, die Volkssingakademie erwieS unter Leitung von Johannes Reichert wieder ihren hohen Rang mit einer in allen Teilen vorzüglich gelungenen Schubert-Feier und eine Ueberraschung schönster Art bot der von Wolter Engel geleitete „Dresdner Volksliederchor-, der mit etwa 80 wohlgeschulten Männer- und Frauenstimmen auf den Plan trat und mit seinen herzgewinnenden und meist untadelig ausgesührten Darbietungen sich einen wohlverdienten starken Erfolg ersang. Je wehr bei unseren Männer- und gemischten Chören das Kunstlied in den Vordergrund tritt, desto bedeutsamer und nötiger erscheinen die künst lerischen Bestrebungen Engels und seiner begeisterten Schar, k'.^ Oelgler. Pateutbericht vom 25. Oktober und 1. November 1928 Mitgeteilt vom Patentbüro Eduard M. Goldbeck, Berlin SW 16, Gitschincrstcaße 5. Patenterteilungen: D. 52485. Friedrich Dunker, Niedersedlitz b. Dresden. „Kippbarer Untersatz für elektrische Plätten". K. 102 509. Otto Krüger, Beucha b. Leipzig. „Vorrichtung zum Spannen des Gummituchs bei Gummidrucklahmen". Gebrauchs mu st er-Eintragungen: K. 119374, Jo hannes Kaiser, Oberlichtenau, Bez. Dresden. „Auswechselbare Manschette" T. 31451. Hans Tautenhahn, Hartenstein i.Sa. „Anordnung von Orien- tierungsdlättern in Telephonverzeichnissen". N. 27 633. Noliesche Werke, Komm.-Ges., Weißenfels a d. S. „Durchnähmaschine." K. 10 6382. Anton D. I Kuhn, Bad Liebenwerda. „Auflöseholländer für Halb stoffe der Papierindustrie, mit hinter der gelochten Sattelplatte liegender Stofftransportschnecke". M. 99 758. Kurt Mißbach, Leipzig C 1, Göschenstr. 11. „Aschenbecher zur Verhinderung von Rauchentwicklung". » Patenterteilungen: H. 111333. Zeiß Ikon A. G. Dresden, Schandauer Straße 72—80. „Bildwerfer für Auf- und Durchlicht mit nur einer Lichtquelle". K 97 309. Körting L Mat Hirsen, Akt. Ges., Leipzig.Leutzsch „Leuchte für an einem Seile ausge- hängte elektrische G üh'ampen". WM Gebsrauchsmu st er-Eintragungen: Sch. 98 324. Georg Schlesier, Taucha b. Leipzig. „Schließrahmen". H. 116 851. Max L Ernst Hartmann und Rudolf Klemm, Freital i. Sa. „Schutz Vorrichtung für Rußbläser". R. 74118. Firma B G. Rolle, Reichenau i.S. „Formstein, insbes. Verblendrohklinker"' W. 82 263. W lta-Kamera» Werke G. m b H., Freital i. Sa. „Standarte mit darauf federnd an gebrachtem Jkonometerrahmen". C. 20 765. Arno Marschner, D»s< den.Fceital Carolastr. 4. „Nahtlose Dose, Kästchen od. dgl". R. 74 901. Kurt Ritscher, Elstra i. Sa. „Sicherheitshaken". -sv-StW HM ' Oport. j Fußball im Gau Groß-Lcipzig. Von den fünf Spielen der Meisterklasse fielen des schlechten Wetters wegen die Begegnungen V. f.. B.—Fortuna, Sport freunde—T. u. B., Vittoria—Spielveremigung, Markranstadt— Olympia/Germania aus. Zum Austrag kam lediglich das Treffen Arminia—Wacker, das erwartungsgemäß mit einem überlegenen 3:0-Sieg der Wacker-Elf endete. Handballstädtespiel Berlin—Dresden. Einen Sieg und ein Unentschieden zeitigten die beiden Städtehandballspiele Berlin-Dresden, die m Berlin statt- fauden. Bei den Männern waren die Berliner durchweg überlegen und siegten glatt mit 7:2 (5 :1). Das Damenspiel hätte Dresden gewinnen müssen, das Glück war aber gegen die Gäste und so endete es 3:3. Die Damen in Genf erfolgreich. Beim internationalen Genfer Reitturnier vollbrachte di« Baronin Eberhard v. Oppenheim die hervorragende Leistung, im Preise der „Diana", dem Amazonen-Iagdspring-cn, mit Regenbogen, Lein und Valencia den 1., 3. und 4. Platz zu belegen. Wichtige leichtathletische Beschlüsse. In der bayeri schen Hauptstadt München tagte Sonnabend und Sonntag die Deutsche Sportbchörde für Leichtathletik. Man .besprach die Ausgabe, mehr als bisher den Sport in die Massen zu tragen und breitere Volksschichten zu erfassen, ferner den Ausbau des Führernetzes in den Gauen und Vereinen und die Ausbildungsarbeit der Berbchidc und der D. S. B. Es wurde zum Ausdruck gebracht, jedem Mitglied eines Vereins muffe eine möglichst vielseitig« körper liche Ausbildung gewährt und es gleichzeitig zu einer sittlich starken und gefestigten Persönlichkeit erzoaen werden. Die Arbeit an der Jugend müsse jugend- vslegerisch ausgebaut werden. Entscheidender Wert sei auf W an - oerungen zu legen. Der Jugend sei für den Kirchenbesuch durch Freihaltung des Sonntagvormittags Gelegenheit zu geben. Nach einem Beschlusse dürfen Jugendliche an den Wettkämpfen Erwachsener nicht terlnehmen. Ferner sollen die internatio - na len Veranstaltungen eingeschränkt werden, be sonders vor den deutschen Meisterschaften. An Stelle der dies- lährigen Klaffe für Senioren, Junioren,, Anfänger und Erstlinge werden versuchsweise in Westdeutschland und Süd deutschland sogenannte Leistungsklassen eingeführt wevden. Man war sich darüber klar, daß mehr Wettkämpfe für Mannschaften angesetzt werden müssen. Die Errechnung des deut- schen Vereinsmeisters soll zunächst auf der Liste der 10 Besten «folgen^ die auf di« 30 Besten erweitert werden soll. Börse und Hanöel Amtliche sächsische Aotlerungen vom 5. Aovember. Dresden. Die Börse verkehrte in freundlicher Stimmung. Das Geschäft belebte sich und die Kurse stiegen auf fast allen Marktgebieten. Nur vereinzelt waren kleinere Rückgänge zu verzeichnen. Am Rentenmarkt herrschte Geschäftsstille. Fünf- Prozentige Landeskulturrentenscheine sanken um 1 Prozent. Höher gehandelt wurden Keramag um 7, Schubert u. Salzer um 5d, Kunstanstalten May um 4,5, Rosenthal um 4,25, Schöfserhof und Reichelbräu, Jreks »end Berginann um je 4, Wunderlich um 3,5, Plauener Gardinen um 3,25, Ver. Stroh stoff um 3,5, Dr. Kurz und Dittersdorfer Filz um je 3, Wanderer um 2,5, Ver. Bautzener um 2,3, Bautzener Tuch und Dresdener Albumin-Genußscheine um je 2 Prozent. Niedriger lagen Polyphon um 3,5, Aschaffenburger um 3, Gebr. Unger und Pöge-Stammaktien um je 2,25, Dresdener Albumin-Aktien um 2 Prozent. Von Banken waren Neichsbank um 2,5 Pro zent niedriger. Leipzig. An der Börse herrschte keine einheitliche Haltung. In der Hauptsache überwogen Kursaufbesserungen. So ge wannen Norddeutsche Wolle 3,50, Stöhr 2,50, Leipziger Kredit, Dikonto-Kommandtt, Thüringer Wolle und Kirchner je 2 Pro zent. Niedriger waren u. a. Leipziger Kammgarn um 3, Poly phon um 2 Prozent. Am Anleihemarkt war das Geschäft ziemlich still. Im Freiverkehr wurden Parkhotel um 2,50 Pro zent gedrückt. Chemnitz. Die Börse eröffnete in freundlicher Haltung; bei reger Nachfrage konnten verschiedene Kurse weitere Aufbesse rungen, zum Teil bis zu 3 Prozent, verzeichnen. Begehrt waren u. a. Dresdener Schnellpresse, Schubert u. Salzer, Rhein egger, Göbler, Liebermann, Limmrick-Steinach und Thüringer Gas. Kleinere Einbußen erlitten Dittersdorfer Filz und Tüll Flöha. Bankaktien stiegen bis zu 1,5 Prozent Baumwoll spinner Gelenau 175, Bank für Handel und Verkehr 143, Bank für Mittelsachsen 126, Kammgarn Silberstraße 104, Weißtaler Spinner 101, Hiltmann u. Lorenz 94,75, Mahler u. Gräser 81, Sächsische Tüll 80. Dresdener Produktenbörse. Börsenzeit: Montag und Freitag nachmittag 2—4.30 Uhr. 5. 11. 2. 11. Weizen Weiz.-Kl 75 Kilo 211—216 213-218 Rogg.-Kl Roggen Kaiseraus- 70 Kilo 211—216 211—216 zugmchl Winter ¬ Bäcker- gerste, sächs. 219—224 219—224 mundmehl Futteraste 250—265 250—265 Wetzen ¬ Hafer, inl 222—230 223—231 nachmehl Raps. tr. — — Jnland- Mai- weizenm Laplata 220—222 220—222 Tvpe70 9« Cinqu. 26,0-27,0 260-270 Roggen- Trocken ¬ mehl 01 schnitzel 16,0-17-0 16,0-17,0 Type 60 9L Zucker- Roggen- schnitzel 22,0-23,0 22 0 - 23,0 mehl I Kartossel ¬ Type 70 A flocken 22,0—22,5 22,0—22,5 Roggen- Futtermehl 19,5—21,0 19,5—2 t,0 nachmchl 5. 11. 15,4—15,8 16,0-17,5 2. 11. 15,4—15,8 16,0-17,5 41,0—42,5 41,0—42,5 r5,0—36,5 35,0—36,5 21,0—22,0 21,0—22,0 32,0—33,0 32,5—33,5 33,0-34,0 33,0-34,6 31,0—32,0 31,0—32,0 21,5—22,5 21,5—22,5 Leipziger Viehmarkt. Auftrieb: 794 Rinder, darunter 130 Ochsen, 255 Bullen, 317 Kühe, 92 Färsen: 316 Kälber, 756 Schafe, 2732 Schweine. Verlauf: In allen Gattungen langsam. Preise: Ochsen a) 50-56, b) 45—49, c) 40—44; Bullen a) 51—55, b) 44—50, c) 35-43; Kühe a) 47-52, b) 38-46, c) 30-37, d) 23—29; Färsen a) 50—56, b) 40—49; Kälber a) —, b) 70—83, c) 60—69, d) 50—59; Schafe a) 54—60, b) 61—65, c) 40—50, d> 32—39; Schweine a) 82, b) 79-81, c) 76—78, d) 73—75; Sauen 68—73. ( hcmnitzer Viehmarkt. Auftrieb: 962 Rinder, darunter 161 Ochsen, 171 Bullen, 576 Kühe, 50 Färsen, 4 Fresser; 653 Kälber, 313 Schafe, 2974 Schweine. Verlauf: bei Rindern, Kälbern und Schweinen langsam, bei Schafen schlecht. Preise: Ochsen a) 54—56, b) 48-52, c) 40—46, d) 28—35; Bullen a) 52 bis 55, b) 48—50, c) 40—46; Kühe a) 48—52, b) 40—46, c) 30 bis 38, d) 20—28; Kälber a) —, b) 82—84, c) 75—80, d) 65—72, e) 55—63; Schafe a) —, b) 48—50, c) 42—45, d) 35—40; Schweine a) 83-84, b) 80-82, c) 76-82, d) 70-78, e) 69-75. S en 64—74. ' Brrtläner Börse vom Montag. Das Geschäft war anfangs etwas lebhafter, schrumpfte ober später wieder zusammen. , Während das Ausland fast völlig fehlt«, hatte das Inland einige Aufträge erteilt. Amtliche Devtsen-Notiernng Devissn (In Reichsmark) 5 November Gew ! Br-e: 3 Nov »eid ember Briel New DoÄ . , 1 I London c . , , 1 L Amsterdam . 100 Gld. Kopenhagen , 100 Kron. Stockholm , , 100 Kron. Oslo ..... LOO Kron. Italien .... 100 Lire Schweiz ,,. 100 Frcs. Pari» . , , . . 100 Frcs. Brüssel ....lOOBelgo Prag ,, . . , 100 Kron. Wien ..... 100 Schill. Spanien ... 100 Pesel. Bankdiskont: Der Brüssel 4, Italien 514, Ko; Oslo 5)4, Paris 314, Prc Wien 614. Eff Heimische Renten sch« Renten: Bosnier m heDgeben. Schiffahrtsi aktien waren vernachläA nachlässigt. Kal! wert« hatten die im Freiverkehr g Industrie konnten sich um Elektro werte gebessert. M 4^955 20,337 168,23 111,82 112,11 111,76 21,965 80,715 46,385 58,295 12,432 58,99 67,71 lin 7 (Lo zenhagen g 5, Sö cktcnma» wenig ußt«n An verte gt. M o ebhaft ui «handelt«! über I Auto DI. 4,2035 20,377 468,57 >42,04 112,33 111,98 22,005 80,875 16,425 58,415 12,452 59,11 67.85 mbard 8 5, Londo )w«iz 3^ -kt. veränder 'angsgew recht fro Itanwe d recht f i Krü.Pv Prozent nobilrr M 4,194 20,336 168,19 111,81 112,09 >11,76 21,96 80,71 16,38 58,275 >2,431 '8,99 >7,71 >, Amster N 414, T ., Stockh t. Aus nne spät! Midlich. r t e blü est. Die -hall. F rholen m «rt« w MI 4,202 20,376 168,53 >42,03 442,31 141,98 22,00 80,87 16,42 58,395 12,451 59,11 67,85 dam 414, ladrid 5, olm 414, ländi - r wieder Bank- -ben ver- Führung arben - ff 253,50. eiter fest. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ad Station. Mehl und Kleie brutto einschl. Sack frei Berlin. IM kg 5. 11. 3. 11. 5 11. 3 11. W-iz. Mehl 7» °/„ mark. 213.°-216.° 213.0-216.° Weizen 26.2-29.7 26.2-29.7 Dezbr. 229/-2W? 231.° Roggen 25.75-29.0 25.8 29.0 März Mai 236° 237."-237.° Weizenkleie 14 7-15.0 14.7-15.0 243.° 244.°-244? Roggenkleie 14.7-15.0 14.7-15.0 Rogg. mrk. Dezbr. März Mai 204".-S07? 220/ 220 230.--22 ? 236.°-235.° 204.0-207.° 221.°-221? 230?-230.° 236.° 237? Weizenkieie- melasse Raps (1000 kg) Leinsaat ldo.) Erbsen, Viktoria Kl. Speiseerbsen 15.0-15.25 340.°-3b0.o 45.0-54.0 15.0-15.5 330-340 45.0-54.0 Gerste 230.0-250? Futtererbsen — — Brau 23O.°-25OO Peluschken — — Futt-, - Ackerbohnen — — Zudust. 2O2.°-212." 202.0-212/ Wicken 27.0-29.5 27.0 29.6 Wink — — Lupinen, blau — — Hafer 200.0-209? „ gelb — —— mark. 200°.-209." Seradella —- — Dezbr. Marz 2l5.° —— Rapskuchen lg.8-20.2 IS.8-26.2 — — Leinkuchen Trockeuschmhei 24.6 24.8 24 6-24.8 Mai 237.° — 14.4-14.7 14.4-14.7 Mais Soya-Extrakt.- 22.0-22.7 22.0-22.7 Berlin 222.0-224." 221".-223." Schrot Kartoffelflocken 19.3-19 7 19.3-19.7 ') Hektolitergewicht 74,50 Kg. ") do. 69 Ke. PreiLnotierungen für Gier. (Festgestcllt von der amt lichen Berliner Eiernotterunyskom-mission am 5. November.) Die Preis« verstehen sich in Pfennig je Stück ab Waggon oder Lager Berlin nach Berliner Usancen. ^) Deutsche Eier: Trinkeier (voll frische, gestemPelte) 60 Gramm 20, 53 Gramm 18, 48 Gramm 14, friste Eier: 53 Gramm 15,50—16, 48 Gramm 12,50. U) Aus landseier: Minen: 18er 21, 17er 20—20,50, Litauer: große 16, Russen: große 12,75—13,50, normale 12—12,50, abweichende 11,25 bis 12, nein«, Mittel-, Schmutzeier 10—10,50. L) In- und aus ländische Kühlhauseier: Extra große 14,50—15,50, große 13,50, novmale 11—11,25, kleine 9,50—10. O) Kalkeier: Extra groß« 14. Witterung regnerisch. Tendenz fest. Kartoffelerzeugerprcis j« Zentner waggonfrei märkischer Station. Amtlich ermittelt durch die Landmirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg und für Berlin. Weiße Kartoffeln 2,20—2,40, rote Kartoffeln 2,40—2,70, gelbflei.schige 2,40—2,80. GvoHfallend« über Notiz. Preise unverändert. Magdeburger Zuckernotierungen. Gemahlener Melis bei prompter Lieferung innerhalb 10 Tagen —, November-De zember 24. Tendenz: Ruhig. Die Ae/'/ms/' kumisienromsn von 6Ii8ub6lk j - Oopj-rlelit d> «Martin keucktwailßer, »alle I Saals) I — j38 Sie fand in dieser Nacht wenig Schlaf. Ihre Gedanken weilten bei Helmar, den sie so innig siebte und niemals vergessen konnte. * » * Wohltuend und warm schien die Vormittagssonne aus die große Terrasse des Schlosses am grauen Felsen. Der gestrige Regen hatte die Natur wohltuend erfrischt Süßer Ryfendust schwängerte die Luft, und zog bis herauf zur Terrasse, wo Helmar Jngsheim in einem be quemen Liegestuhl lag und mit großen, traurigen Augen in die Ferne sah. Er trug den Arm noch immer in der Binde. Sein Gesicht war blaß und eingefallen, ein tiefer Schmerzenszug hatte sich um seinen Mund eingegraben. Der Kranke lag regungslos. Komtesse Marie Luise saß neben ihm. Besorgt sah sie auf das blasse Gesicht des Bruders. Plötzlich erhob sich Helmar, und versuchte, einige Schritte zu gehen. Marie Luise sprang auf, und stützte ihn. „Helmar, so schone dich doch noch", bat sie ängstlich, „du weißt, Doktor Straube hat dir jede überflüssige Bewegung untersagt." „Marie Luise, es muß sein, ich habe keine Zeit zu ver lieren. Ich muß nach Berlin, sobald ich es irgend ver mag. Es muß sein, ich komme ja sowieso Wohl schon zu spät, zu spät!" „Helmar, errege dich doch nicht so furchtbar; du weißt doch selbst, daß du dadurch noch kränker wirst. Komm, lege dich wieder hin, wir wollen zusammen plaudern", bat die Komtesse inbrünstig; aber der junge Graf hörte nicht auf sie. Langsamen, unsicheren Schrittes wankte er über die Terrasse, und stieg die Stufen zum Park hinab. Bleich und ängstlich hatte die Schwester seinen Arm genommen. „Es geht jetzt schon ganz gut", sagte der Kranke lächelnd, und strebte immer weiter vorwärts, bis er mitten auf der großen Rasenfläche vor der Terrasse stehenblieb. Hier stand er einige Minuten still, dann ließ er sich willenlos wie ein Kind zur Terrasse zurückführen. In diesem Augenblick betrat Doktor Straube die Terrasse. „Hallo!, Helmar!, was machst du für Geschichten?", rief er erschrocken, als er sah, wie der Kranke soeben lang sam zu seinem Stuhl zurückwanklc. „Solche Extravaganzen solltest du dir nicht erlauben, außerdem ängstigst du da deine kleine, tapfere Schwester!" „Fritz, ich mutz schnell wieder völlig hergestelU sein, du weißt, daß ich keine Zeit zu verlieren habe", entgegnete der junge Graf erregt. „Mit Ruhe und Schonung erreichst du das viel schneller, mein Lieber. Wenn du folgsam bist, denke ich, daß du in spätestens zwei Wochen wieder tun und lassen kannst, was dir beliebt." „Noch ganze zwei Wochen, Fritz, wie soll ich das er tragen?" „Tanke Gott, daß du solches Glück noch bei all dem Unglück hattest!" Der Kranke lag endlich wieder wohlgebettet auf seiuem Stuhl, und nun erst drückte der junge Arzt Marie Luise kräftig die Hand. „Schönsten guten Morgen, mein tapferer Kamerad", sagte er mit warmer Stimme. „Wie geht es Ihnen?" Innig und strahlend suchten seine Augen dabei die des jungen Mädchens. Marie Luise senkte verwirrt den Blick, und machte sich rasch am Lager ihres Bruders zu schaffen. „Helmar wird jetzt nach der Extratour etwas schlafen wollen, das sollten Sie zu einem tüchtigen Spaziergang benützen, liebe Komtesse. Ich werde den Pfleger rufen, damit er bei Helmar bleibt; Sie aber entführe ich eine Stunde, vorausgesetzt, daß Ihnen meine Begleitung an genehm ist", sagte Doktor Straube, und eilte fort, um de« Pfleger zu benachrichtige». Wenige Minuten später kam er mit dem Pfleger zurück, und nun zog er Marie Luise, die ihm erglühend folgte, mit sich fort. Helmar Jngsheim sah ihnen lange versonnen nach, und ein eigentümliches Gefühl der Freude überkam ihn, als er diese beiden jungen Menschenkinder fröhlich plau dernd dahingehen sah. Konnte es möglich sein, datz zwischen den beiden heim lich eine Liebe zu keimen begann? Fritz Straube war ihm ein lieber Freund, und voi allem auch ein tüchtiger Arzt; er schätzte ihn hoch. Warum sollten er-und seine Schwester nicht gut zusammenpassen? Freilich eine Komtesse von Jngsheim und ein gewöhn licher Landdoktor? Seine Mutter würde die Verbindung wohl nie zu geben. Ihr Stolz, ihr Bestehen auf der alte«, abgebrauch ten Familientradition waren noch immer nicht gebrochen, trotz allen Unglücks. (Fortsetzung folgt.)