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Pulsnitzer Tageblatt : 08.11.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192811088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19281108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19281108
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-11
- Tag 1928-11-08
-
Monat
1928-11
-
Jahr
1928
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 08.11.1928
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Pulsnitzer Tageblatt. — Donnk^stay, dm 8. November 1928 Eerie 2 Nl. 262. deutschung der Bidel wollte: Daß maa die Bibel allmälich kennen und — lieben lernt! Wer will mitgehen auf solchen Forschungsgängen durch die heilige Schrift? Der komme am Mittwoch, den 14. November abends 8 Uhr in die Schule und bringe möglichst eine Bibel mit es gibt ja auch kleine handliche Taschenausgaben. Pfarrer Grobe. Dresden. (Drei Millionen für eine neue Hauptfeuerwache.) Die zuständigen Behörden haben sich entschlossen, die notwendig gewordene neue Hauptfeuerwache in der Devrientstraße zu errichten. Die Baukosten werden unter Berücksichtigung aller technischen Neuerungen auf etwa drei Millionen Mark veranschlagt. Plauen i. Vogtland. (F a b r i k b r a n d.) Das 60 Meter lange Fabrikgebäude der Aktienfärberei Münchberg wurde durch Feuer zerstört. Den Feuerwehren gelang es, das Erdgeschoß zu erhalten. Der Schaden dürfte etwa 250 000 Mark betragen. Etwa 400 Arbeiter sind brotlos geworden, werden aber vorläufig durch die Aufräumungs- arbeiten seitens der Firma beschäftigt. Borna. (Eine neue Straße bei Borna.) Tie Reitzenhainer Straße, die lebhaften Kraftwagenver kehr zwischen Leipzig und Chemnitz vermittelt, hat im Orte Gestewitz bei Borna scharfe und unübersichtliche Kurven. Um diese abzuschneiden, ist von der staatlichen Straßenbauverwaltung eine neue neun Meter breite Straße gebaut worden, die gestreckt am Dorfe Gestewitz vorbeiführt. Halle. (Halle gegen Leipzig.) Die Stadtver ordneten von Halle haben gegen die Mitteldeutschland politik Leipzigs einen Antrag angenommen, in dem es heißt: „Im September 1928 ist in Leipzig eine Denkschrift über Leipzig und Mitteldeutschland erschienen. Diese Schrift hat den Zweck, der Neugestaltung des Verwaltungs gebietes Mitteldeutschlands zugunsten Leipzigs, ohne Rücksicht auf sein geschichtliches Werden und seine inneren wirtschaftlichen Zusammenhänge die Richtung zu weisen. Wir ersuchen den Magistrat, zur Wahrung der Interessen der Stadt Halle, die erforderlichen Maßnahmen sofort ein zuleiten." Warnsdorf i. B. (Gattenmord?) Unter dem Verdacht des Gattenmordes wurden in dem allen Touristen wohlbekannten nordböhmischen Hopfenstädtchen Dauba die Gastwirtin Maria Elster und ihre Kellnerin Maria Kutschera verhaftet und dem Kreisgericht in Böhmisch- Leipa eingeliefert. Gastwirt Elstner wurde am 6. Novem ber früh in der Küche mit einer klaffenden Kopfwunde tot aufgefunden. Die Wirtin führte die tödliche Verletzung auf einen Streit mit ihrem Manne zurück, in dessen Ver lauf sie ihrem Partner eine schwere Glasvase an den Kopf warf, die die Todesursache gewesen sein soll. In der Be- völkerung glaubt man diesen Angaben aber nicht, sondern sagt, daß Elstner von seiner Frau und der Kellnerin vor sätzlich erschlagen worden sei. Sir SartlkWps in Ser WWen Ttklillndu-rie ES ist durch Mitteilungen des Arbeitgeberverbandes der Textil industrie bereits der Oeffentlichkeit bekannt geworden, aus welchen Motiven heraus die Kündigung dcS Lohntarifs für den 30. November erfolgt ist und welchen Zweck die Arbeitgeber mit dieser Maßnahme verfolgen. Es war von Anfang an betont worden, daß die Unruhe, die durch die kurzfristigen Tarisabschlüsse in die Kalkulation der Textil industrie getragen wird, für die Unternehmen untragbar ist, weil Dis positionen für längere Sicht nicht getroffen werden können, wenn fort gesetzt mit Forderungen der Arbeiter aus Lohnerhöhungen gerechnet werden muß. Dies ist der Fall, weil erfahrungsgemäß beim Ablauf von Tarifen die Arbeiter fast stets mit solchen Forderungen hervorge« treten sind, sofern der Termin ihnen für ihre Gewerkschaftstaklik geeignet erschien. Man kann es v rstehen, wenn die Arbeitgeber den Zustand als unhaltbar empfanden, daß nach dcm Ablauf des Tarifvertrags vom 28. September 1927 dieser jeweils nur von Monat zu Monat verlän gert werden sollte. Wenn bei dem ohnehin schweren Existenzkampf, den gerade die Textilindustrie um die Absatzgebiete auf dem Inlands» und Auslandsmarkt zu führen hat, die deutschen Unternehmen trotz der höheren Lasten, die ihnen im Vergleich zu den ausländischen auserlegt sind, wettbewerbsfähig bleiben sollen, so ist das nur denkbar, wenn sie für absehbare Zeit mit stabilen Verhältnissen rechnen können. Man sollte von der Einsicht der Arbeitnehmer erwarten, daß auch sie sich solch einleuchtenden klaren Gedankengängen nicht verschließen und zu der Erkenntnis kommen müßten, daß der ArbeitSfriedcn für längere Zeit gesicherter Tarifverhältniffe der allgemeinen Wirtschafts lage Beruhigung verschafft und so letzten Endes ihnen selbst wieder zugute kommt. Wenn man solche Erwägungen dem einzelnen Arbeiter vorhält, darf man auch mit ziemlicher Sicherheit auf Verständnis für die Lage rechnen. Dies umso mehr, nachdem von Arbeitgeberseite aus drücklich nochmals erklärt worden ist, worauf cs den Unternehmern ankommt, nämlich den durch Schiedsspruch vom 28. September 1927 geschloffenen Tarifvertrag bis zum 31 Dezember 1930 zu verlängern. Angesichts dieser Situation muß eS mit umso tieferem Bedauern vermerkt werde«, wenn von der ven Gewerkschaften nahestehenden Presse in die Auseinandersetzungen dadurch Unruhe hineingetragen wird, daß man die Behauptung verbreitet, der Arbeitgeberverband habe den Lohn tarif zum Zwecke des Lohnabbaues gekündigt. Was der „Vorwärts" hinsichtlich einer bevorstehenden Ausbreitung des Arbeittkampfes an Vermutungen geäußert hat, kann außer Betracht gelassen werden, weil eS ohne weiteres durch die tatsächliche Loge widerlegt wird. Schon der Ausdruck Lohnkampf ist, wenigsten« soweit die sächsische Textilindustrie in Betracht kommt, irreführend, zum mindesten mißverständlich. Die reine Lohnfrage ist, woraus hingewiesen werden muß, in den gegen wärtigen Konflikt erst von Arbeitnehmerleite hineingetragen worden. Ganz abwegig aber und unverständlich ist eS, wenn dis sozialdemo kratische „Volkszeitung für die Oberlausitz" die Verantwortung sür die „Störung der Wirtschaft," wie sie sich ausdrückt, den Unternehmern zuzuschieben versucht, weil diese angeblich einen Lohnabbau planen. Die Situation wird ganz überflüssijger Weise verschärft, wenn solche Be hauptungen in die Welt gesetzt werden, ehe noch überhaupt die Arbeit geber im einzelnen das Ziel bekannt g-geben hatten, das sie mit ihrer Tariskündigung verfolgten. Wir wollen nicht so weit gehen, derartigen Pressekommentaren die Absicht bewußter Verschärfung deS Kampfes zu unterstellen, wenngleich nicht ganz zu verstehen ist, wie solche Behaup tungen noch veröffentlicht werden konnten, nachdem inzwischen bereit» die Arbeitgeber die Gewerkschaften offiziell hatten wissen lassen daß sie sich darauf beschränken, eine unveränderte Verlängerung des bisherigen Tarifvertrags bis 31. Dezember 1930 zu fordern. Man kann nur an nehmen, daß die Behauptungen von einem geplanten Lohnabbau einer Sorge der Gewerkschaften entsprangen, die sich begreiflicherweise auS deren eigner Kenntnis der wirtschaftlichen Lage der deutschen Textilin dustrie ergibt. AuS dcm Einblick, den die Gewerkschaftsführer selbst in die wirtschaftliche Entwicklung haben, wissen sie, daß unsere heimliche Industrie immer weitere Exportgebiete verliert und selbst auf dem In- landsmarkt immer mehr von der ausländischen Konkurrenz bedroht wird, weil die Belastung mit Produtlionsunkosten sür die deutschen Unter nehmen vicl größer ist, als für die Industrie der am Wettbewerb in leiten. Das Ameiikanertum, der im Lande des Fortschritts und der unbegrenzten Möglichkeiten doch so stark wirkende Traditionalismus habe gegen das „neue", gegen jenes Amerika gestanden, das aus dunklen Schichten immer stärker heraufdrängt und Anerkennung und Herrschaft begehre. Die „Börsenzeitung" schreibt: Grundsätzlich wird vor allem die Außenpolitik nicht geändert werden. Hoover sei wohl durch seine Vergangenheit Weltkundiger als Coolidge, aber eher noch nüchterner und unbeeinflußbarer. Man kenne seine große Wirksamkeit dem Nachkriegsdeutschland gegenüber, aber man erzähle auch, daß er nicht immer sehr freundlich über Deutschland gesprochen habe. Beides hänge mit der singu lären Kriegszcit zusammen. Er werde die Vereinigten Staaten nicht in den Völkerbund führen, werde aber bei der Neu regelung der Reparationen und der übrigen Nachkriegs probleme eine entscheidende Rolle spielen. Das „Berliner Tageblatt" fragt, wie dieser gewaltige Sieg zu erklären sei und sagt, natürlich einfach dadurch, daß die von der republikanischen Partei vertretenen Grundsätze sür die Wetter führung der Geschäfte in den bisherigen politischen, wirtschaft lichen und sozialen Linien von der großen Mehrheit des Volkes gebilligt worden seien. Der „Vorwärts" sieht in der Präsidentenwahl einen Volksentscheid gegen den Alkohol. Namentlich die Frauen, die sich diesmal in besonders großen Umfange an der Wahl beteiligten, hätten ihren Einfluß geltend gemacht. Es werde noch eine Reihe von Monaten dauern, ehe sich Hoovers Aktivität in der internationalen Politik bemerkbar machen werde. Sicher sei es schon jetzt, daß der imperalistische Kurs der Vereinigten Staaten und der Republikanischen Partei in den vier Jahren der Amts periode Hoovers mit gesteigerter Energie weiter gesteuert werde. Die „Hamburger Volkszeitung" beschlagnahmt Wie die Hamburger Polizeibehörde mitteilt, sind die Mittwochausgaben der „Hamburger Volkszeitung" und der „Norddeutschen Zeitung", des Kopsblattes der ersteren wegen, beschlagnahmt worden, und zwar wegen eines Artikels „Vormarsch der proletarischen Revolution", in welchem eine Vorbereitung zum Hochverrat erblickt wird. In dem erwähnten Artikel heißt es zum Schluß, daß der Sieg der proletarischen Revolution nur erfochten werden könne, wenn die Arbeiter klasse im Bunde mit den übrigen Werktätigen sich in eiserner, revolutionärer Einheitsfront unter Führung der K. P. D. zusammenschweiße, um sich von kleinen Kämpfen, Streiks, Demonstrationen bis znm gewaltigen Massenkampf, bis zum Generalstreik und Aufstand zu erheben. Oer Kamps in -er Eisenindustrie. 7 ' Ruhe im Revier. Bochum. Die Lage im westdeutschen Aussperrungsgebiet ist unverändert. Nach wie vor herrscht trotz der kommunisti- scheu Propaganda Ruhe im Revier. Bisher leisten die Metallarbeiter den Weisungen ihrer Organisationen, Stra ßenansammlungen zu meiden, Folge. Am Freitag werden die Metallarbeiterverbände die ersten Unterstützungsgelder an die Ausgesperrten auszahlen. Der Deutsche Metall arbeiterverband gibt bis zur Hälfte des Unter- stützungsbetrages Gutscheine der freien Konsumgenoffenschas- ten, aus die ein besonderer Rabatt gewahrt wird, aus. Der Bundesvorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschafts-Bundes nimmt in einer Veröffentlichung zur Rechtslage in der rheinisch-west fälischen Eisenindustrie Stellung und erklärt u. a., rechtlich genüge die kurze Feststellung, daß die Handlungsweise des Arbeitgeberverbandes Tarifbruch darstelle, so daß sowohl die von der Aussperrung betroffenen Gewerkschaften als auch die erstcr Linie beteiligten übrigen Länder und daß dies in wesentlichem Umfange durch dis Lohnhöhe bedingt ist. ES ist durchaus logisch, wenn die Gewerkschaftsführer befürchten, die Arbeitgeber könnten aus dieser Lage die Folgerung ziehen, daß die deutschen Löhne denen der Kon kurrenzländer angeglichen werden müssen. Wenn die Gewerkschaften ehrlichen Kampf kämpfen, müßten sie sitzt, nachdem die Erklärung der Arbeitgeber vorliegt, anerkennen, daß diese ein Opfer bringen, wenn sie trotz der sowohl auf dem Auslands- als aus dem JnlandSmaikte immer schwieriger werdenden Lage die Löhne aus der bisherigen Höhe zu halten bereit sind, sollten auch Verständnis dafür haben, daß die Unternehmer wenigstens sicher sein wollen, auf lange Sicht hinaus, ohne Störungen durch Lohnkämpse befürchten zu müssen, die Maß nahmen vorbereiten und durchführen zu kbnnen, wie sie die veränderte Marktlage erfordert, wenn überhaupt die Textilindustrie sich annähernd in dem Umfange halten soll, der notwendig ist, der bei ihr beschäftigten Arbeiterschaft Arbeitsgelegenheit und damit Brot zu bieten. Sächsischer Steuographenverband Der Sächsische Stenographenverband hielt am Sonnabend und Sonntag unter Leitung des Vorsitzenden Regierungsrat Braußc seine Herbstversammlungcn in Chemnitz ab. An ihr nahmen außer 50 Ver tretern der ««geschlossenen 15 Unterverbänds und 3 Fachgruppen auch bas Ehrenmitglied deS Verbandes, Regierungsrat Ahnert, Dresden, und der Bundesvorsitzende Regierungsrat Dr. Blauert, Dresden, teil. Zur Frage der Schülerwettschreiben faßte die Versammlung folgend« Entschließung: Der Sächsische Stenographenvercin dankt dem sächsischen Volks- bildungS- und dem Wirlschaftsministerium dafür, daß sie dem Ge danken der Schülerwettschreiben ihr lebhaftes Interesse entgegcngebracht und damit den allgemein bildenden und wirtschaftlichen Wert der Kurzschrift anerkannt haben. Er überträgt die Durchführung der Wettschreiben den Gauverbänden und bittet die Schulbehörden sowie die Lehrerschaft um freundliche Mitwirkung. An die Elternschaft richtet er da» Ersuchen, auch ihrerseits die Kinder anzuhalten, sich in der Kenntnis und Anwendung der Einheitskurzschrift möglichst weitgehend zu vervollkommnen. In einer Unterrichtsleiterversammlung besprach Oberlehrer Ar nold, Chemnitz, die wünschenswerte Vorbereitung sür die Geschastssteno« graphenprüfung vor dcr Handelskammer unter besonderer Berücksichti gung der Chemnitzer Ergebnisse. Eine angeregte Aussprache fand über fystem - theoretische Fragen statt, wobei der als Mitschöpfer der Ein- heitskurzschrift und als stenographischer Praktiker bekannte Regierung, rat Schaible, Darmstadt, wertvolle Ausführungen machte. Auf einer festlichen Veranstaltung des Stenographenverbandes von Chemnitz und Umgebung zeichnete der Sächsische Stcnographenver» band zwei um die stenographische Sache in ganz Sachsen besonders verdiente Chemnitzer Mitglieder aus, indem er Schuldirektor Schiersand die silberne und Stadtamtsmann Bäßler die bronzene Häpe-Dcntmünz? verlieh. Arbeiter, soweit sie Gewerkschaftsmitglieder seien, Schaden ersatzansprüche geltend machen könnten. Zum Schluß wird nach einer ablehnenden Stellungnahme zu den Resorm- vorschlägen der Unternehmer zur Schlichtungsordnung er klärt, daß das bisherige Schlichtungswesenoei be h a l t e n werden müsse. — Die Begründung des Arbeit- geberverbandes zu der beim Arbeitsgericht in Duisburg ein gereichten Nichtigkeitsklage liegt nunmehr vor. Der Arbeitgeberverband führt darin u. a. aus, daß die Verbind- lichkeitserklärung des Schiedsspruches keinerlei Rechts- Wirkungen zwischen den Parteien hervorbringe, da der für verbindlich erklärte Schiedsspruch gegen zwingende Vor schriften sowohl des formellen als auch des materiellen Rechtes verstoße. — Die Gewerkschaften haben durch ihre An wälte die G e g e n k l a g e in Essen eingereicht. * Die Konferenz der Stadtoberhäupter der Industriestädte im Bereiche der Gruppe Nordwcst in Essen stellte Richt linien über die zu gewährende Unterstützung der Aus gesperrten auf. Oberbürgermeister Bracht-Essen sandte im Namen der beteiligten Gemeinden ein Telegramm an den Reichskanzler, den Reichswirtschaftsminister und den Neichs- arbeitsmimster, in dem die dringende Bitte ausgesprochen wird, nichts unversucht zu lassen, um eine baldige Beilegung des Konflikts herbeizuführen.. Die Lohnkämpse im Westen wirken sich jetzt auch in der hannoverschen Industrie aus. Die Jlseder Hütte und das Peiner Walzwerk haben ihren Belegschaften ge kündigt, da diese eine mehr als 25prozentige Erhöhung des Spitzenlohnes forderten. Das Reichsbanner zum Eisenkonflikt. Zum zehnten Jahrestag der Republik er läßt der Vorstand des Reichsbanners einen Aufruf, in dem es u. a. heißt: Wir stehen wider die Kreise, die in diesen Tagen zu einem Schlage gegen die Staatsautorität ausgeholt haben. Mit ganzem Herzen sind wir bei unseren Kameraden im rheinisch-westfälischen Industriegebiet, die arbeitslos gemacht wurden, weil eine Gruppe von Unternehmern die Autorität von Staat und Gesetz nicht anerkennen will. Wir fordern- von der deutschen Reichsregierung, daß sie von den Herren der Schwerindustrie Achtung und Gehorsam vor den Gesetzen der Republik erzwingt. Der Reichs - Arbeitnehmerausschuß der Deutschen Demokratischen Partei hat in seiner Sitzung vom 6. November zur Frage des Arbeitskampfes der Gruppe Nordwest der Deutschen Metallindustrie Stel- lung genommen. Er sieht in dem Vorgehen der Arbeitgeber einen Rechtsbruch, in dem eine schwere Erschütterung des sozialen Friedens und der Staatsautorität zu erblicken ist. Er erwartet von der Fraktion der Deutschen Demo- kratischen Partei, daß sie sich schützend vor Staat und Recht stellt. Nach dem Nückiritt poincares. Eine neue Regierung Poincare. Paris. Der Präsident der Republik hat das zurück- getretene Kabinett Poincare mit der Führung der Geschäfte beauftragt. Am Mittwoch nachmittag haben die Verhand lungen zur Bildung eines neuen Ministeriums begonnen. In den Wandelgängen der französischen Kammer be- urteilt man die Lage als vollkommen ungeklärt. Wenn man nur die Kräfteverteilung im Parlament berücksichtigt, so widerspricht nichts der Annahme, daß Doumergue aufs neue Poincare zur Bildung der Negierung aufsordert, zumal er stets das Vertrauen der Kammer erhalten hatte. Gesetzt den Fall, daß Poincare die Kabinetts bildung übernimmt, darf man sich nicht verhehlen, daß er auf ernste Schwierigkeiten stoßen wird, angesichts der von den Radikalen eingenommenen Haltung. Transserschuh (Und«. Nachdr verb.) V. Es sollte eigentlich sür jeden Deutschen selbstverfländ- lich sein, daß vor internationalen Verhandlungen nur sehr vorsich tig und mit gediegener Sachkenntnis über künftig mögliche Zuge ständnisse gesprochen und geschrieben wird. Wir wissen nicht erst aus dem Munde de« Herrn Poincaree, daß cs unsern Reparation»- glänblger n bei den bcvorftchenden Verhandlungen in erster Linie darum zu tun ist, den zu Deutschlands Sicherung im Dawesplan vorgesehenen sogenannten „Transserschutz« zu beseitigen. Der Transserschutz bedeutet solgendcs: Die von Deutschland aus den verschiedenen Quellen (aus den Eisenbahn- und Industrie-Schuld verschreibungen, aus der Derkehrsfleuer und aus den „verpfändeten Einnahmen") angesammelten und auf einem Konto des Repara« ttonsagenten bei der Reich,bankm Berlin stehenden Beträge dür fen nur mit ausdrücklicher Zustimmung eines Sachverständigen« Ausschusses in fremde Währung (Devisen) umgrwcchselt und an die «mptangsberechtigten Lander abgesührt werden. Dieser Transser« Aurschuß muß sttne Zustimmung zu dcr Uebrrwrisung versagen, wenn er daraus Gefahren sür die deutsche Währung, die deutschen Finanzen oder die deutsche Wirtschaft besürchten muß. Es stimmt, daß bisher von einem sörmltchen Widerspruch des Transfer Aus- sch usse» gegen eine vom Generalagenten Parker Gilbert gewünschte Barüberweisung nichts bekannt geworden ist. Das beweist aber nur, daß der Generalagent keinen Antrag aus Barüberweisung ge stellt hat, wenn er au» seiner guten Kenntnis der Verhältnisse wußte, daß eine Bai Überweisung ohne Schaden nicht möglich sei. Der Generalagent kaufte eben Devisen nur dann, wenn es möglich war, ohne eine Beunruhigung oder gar eine Katastrophe am De visenmärkte Hervorzurusen. Wte aber würde es werden, wenn der Transferschutz ausge« hoben würde? Nehmen wir einmal an, Deutschland würde ver pflichtet, jährlich sür 1500 Millionen Mark Devisen an die Alliier- tcn zu zahlen. Ein solcher Betrag würde voraussichtlich in ver schiedenen Raten zu verschiedenen Terminen fällig werden. Die Termine und die Raten wäre» aber vorher allgemein und genau bekannt. Dann hätten kapitalkräftige Spekulanten die Möglich keit, kurz vor diesen Terminen einen künstlichen Deo srnmangel hervorzurufen und das Reich zu zwingen, die nötigen Valuten zu überhöhten Kursen zu Kausen. Erinnern wir uns doch, doß setzt vor 6 Jahren jener gewaltige Sturz unserer Währung (innerhalb weniger Monate auf den zwanzigsten Teil ihrer bisherigen Stan des) nicht durch die Höhe der uns abgesordrrten Summr (1 Mil liarde Goldmark), sondern „durch die Unausweichlichkeit und Termingrbundrnheit hervorgerulen worden ist. Nun entspricht es den Tatsachen, daß Deutschland auch unter dem Transserschutz der letzten 4'/« Jahre Pflichtüberweisungen an seine Reparation»-
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