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8». Jahrgang Nummer 258 Donnertag, den 1. November 1SL8 Graf Zeppelin" wieder in -er Heimat Die Dresden, 1. November, 7,40 Uhr. (I.U.) Husch, husch, in die Posttuße! gelang, sich in den Zeppelin einzuschleichen. Eine ganze Nacht hindurch hat er in der Halle von Lakehurst sich verborgen ge halten, und in dem Augenblick, wö der Wächter sich einmal von der Postluke entfernt hatte, ist er schnell hineingeklettert und hat sich hinter der Postladung verkrochen. Dort hat er sich bis Montag früh aufgehalten, bis ihn der Hunger aus seinem Versteck Hinaustrieb. Er traf zuerst auf einen Mecha niker und bat ihn, den Kommandanten des Luftschiffes in Kenntnis zu setzen. Er erklärte, daß er den Ehrgeiz hatte, als erster blinder Passagier auf einem Ozeanluftschiff gewesen zu sein. Elarenee, der natürlich auch an Bord des Schiffes im Mitklrnmkt des Interesses stand, hat es erzählt, wie es ihm Berliner Presse zum Konflikt in der Eisenindustrie An der Küste Frankreichs. V-rbindlichkritSerklärung des Schiedsspruchs in der westdeutschen Metallindustrie. Der Reichsarbeitsmirrifter Wissell hat in seiner Eigenschaft als oberster Schlichter den Schiedsspruch, der zu dem Lohnkonflikt in der Metallindustrie im Ruhrgebiet er gangen war, für verbindlich erklärt. Diese Entscheidung des Reichsarbeitsministers ist nach einer Beratung in der Reichs kanzlei, an der der Reichswirtschaftsminister und der Reichs kanzler teilnahmen, getroffen worden. Der Schiedsspruch sieht eine Erhöhung der Löhne vor, die von Arbeitgeberseite abgelehnt wurde, und zwar mit der Erklärung, daß die dadurch entstehenden Lasten nicht getra gen werden könnten. Die Arbeitnehmer beantragten eine Verbindlichkeitserklärung des Schiedsspruches. Dieser An trag der Arbeitnehmerorganisationen ist vom Reichsarbeits- minifter bewilligt worden. Die Lage im Ruhrgebiet ist da durch in keiner Weise entschärft worden. Von Arbeitgeber« feite sind 200 000 Arbeiter schon vor 8 Tagen gekündigt worden. Man rechnet selbst im Reichsarbeitsministerium da mit, daß diese Kündigungen aufrecht erhalten werden. 225 OSO Metallarbeiter -uHcH-n. Das Wichtigste Infolge ungewöhnlich heftiger Regengüsse ist der Damm von Nieuport (Belgien) erneut gebrochen. Es werden neue Ueberschwemmungen befürchtet. Sicherheitsmassnahmen werden in aller Eile getroffen. Andauerndes Regenwetter hat in ganz Südtirol starke Hochwasser schäden verursacht. In der Näh- von Sigmundkron bei Bozen bildet das Etsch-Tal einen großen See. Die Ortschaft Nals ist von der Bah. streck- vollständig abgeschnitten. In einem Tal zwi schen Brüxen und Lüsen wurden zwei Sägewerke und fünf Brücken weggerissen. Ueber die Hauptstadt Italiens ging am Mittwoch ein furchtbarer Wol kenbruch nieder, begleitet mit einem starken Gewitter. Der Tiber ist in seinem Ober- und Mittellauf aus den Ufern getreten. Das Wasser steigt noch immer. entferntesten ausreichen. . Bet längerer Dauer der Stillegungen in der rheinisch- westfälischen Metallindustrie ist mit Bergarbeitermassenentlassungen zu rechnen. Nach den hei der Düsseldorfer Zentrale eingelaufenen Mek- u>H nachmittag hat asner der r deutschen Geschichte begonnen. > Reichsarbeitsministeriums Henle morgen 5 Minnie« nach 7 Uhr in Friedrichshafen glatt gelandet Vom sozialdemokratischen Antrag in der Panzerkreuzerfrage London. Beim englischen Luftministerium ging am Mittwoch nachmittag von der Luftschiffwerft Lardington die Nachricht ein, daß die dortige drahtlose Station um 12.21 Uhr Berliner Zeit einen Funkspruch vom „Graf Zeppe lin" auffing, demzufolge das Luftschiff sich über der Bai von Biskaya befand. Daraus ging hervor, daß vr. Eckener dem Teiltief über Nordirland in großem Bogen nach Süden ausgewichen ist. Die erste Verbindung mit dem europäischen Festland. In den ersten Morgenstunden des Mittwoch antwortete „Graf Zeppelin" zum erstenmal den europäischen Funk stationen, von denen er Meldungen über das Wetter über Europa haben wollte. Seit dieser Zeit stand die Station Norddeich mit dem Luftschiff in Verbindung. Im übrigen gingen von den englischen Küstenstationen dann und wann Standortmeldungen von dem Luftschiff ein, die zeigten, daß „Graf Zeppelin" auf die südliche Spitze Irlands zuhielt und etwa eine Geschwindigkeit von 135 Kilometer in der Stunde hatte. Das Luftschiff legte dann seinen Kurs immer weiter nach Süden, scheinbar, um einem nördlichen Tiefdruckgebiet aus dem Wege zu gehen. Im Orkan bei Neufundland. Erst jetzt wird bekannt, daß „Graf Zeppelin" auf seiner Rückfahrt, unweit der Küste von Neufundland, in einen Orkan geraten ist, den die amerikanischen Seeleute als den stärksten bezeichnen, den sie jemals erlebt haben. Das Luftschiff hat die Sturmprobe glänzend be standen. Es geriet auch kehren Augenblick in Gefahr. Keiner der Passagiere ist luftkrank geworden, während sie alle, wenn sie an Bord eines Ozeandampfers gewesen wären, nach Aus sage der Seeleute sicherlich nicht ohne Seekrankheit abgekom men wären. Die Stimmung an Bord war immer fröhlich. Kaum hatte das Luftschiff das Sturmzentrum durchstoßen, als sich die Kartenspieler wieder zusammensetzten und die Amerikaner zu tanzen begannen. Nur Eckener zog es vor, endlich nach 40 Stunden am Steuer sich aufs Ohr zu legen. Ueber dem Ozean herrschte zeitweise recht herbe Kälte, und von den Kabinen aus konnte man Eisberge auf dem Mee« treiben sehen. Auf dem Meere peitschstte der Sturm Haus hohe Wellen auf. Aber niemals hatten die Passagiere an Bord das Gefühl der Unsicherheit und Un- ^Immerhin hrtt Sturmfahrt, bei dem das Luftschiff erlEich v seinen. Kurs abgetrielu-n wurde bewiesen, daß sireanluftschikfe künftig mit noch stärkeren Mo» tarön . eriiste t werden müssen, um erfolgreich gegen stärksten Orkan ihre Route einhalten zu können. Friedrichshafen. „Traf Zeppelin" ist um 7 Uhr 05 Min. hent morgen in Friedrichshafen glatt gelandet. Der -lin-e Passagier machi Karriere. Ehe der junge Abenteurer an Bord des „Gros Zeppelin" deutschen Boden betreten hatte, konnte er Grund telegra phischer Angebote, die der Funkstation des Zeppelin zwingen, sich davon überzeugen, daß auf Grund feines Husarenstuckchens seine Existenz gesichert ist. Man höre Hagenbeck» Tierpark in Stellingen hat ihm <n>gÄ>oi»n, bei Hqgeübeck den Beruf eines Löwenbändigers zu-eriernes, -n dem er dnvch seinen Mut und seine Entschlossenheit geeignet fei. Lin sroher deutscher Warenhauskon-He»« hat W« ebenfalls «m» gutbezahlte Stellung angeboten , vs fvu Mt uorrgens sicher sein, daß W»«»n ta t fä lich «in Monn ist und keine Fra». Ma» hat tyh» leinen Streich längst verziehen und wird ihn in Deutschlaad sehr freundlich aufnehmen. Der amerikanische Konful in Stutd- gart hat bereits erklärt, daß er sich des Jungen anuehmen will. ' Bochum. Am MUtwoL nachmittag hat «in« der größten Wirtschaftskämpfe der deutschen Geschichte begonnen. Noch bevor die Eutscheiouna des ReichsarbeitsministeriuMS über dl» VerbiudlichkeitsorULrung des Schiedsspruches be kannt war, wurde die Mittagsschicht der Werke der Metall- iuduitrie der nordwestlichen Gruppe entlass««. Dia Arbeiter erhiolto« mit der Löhnung bau Abaaugsschttn. Di« Schluß- löhnuvg wird am S. Novemb«, »»folgen. Mit der Beandi- gusg d« Nachtschicht werden di» letzten Belegschaftsmitglieder Zsttass»». Bo« der Aussperru«g werden ungefähr 2 2 5 0 0 0 Arbeiter bettoffen. Lrwerbslo senuntarskützung wird cm bi« Ausgosperrten Nicht gezahlt, da die Richtlinien für die Wohlfahrtsfürforge dar Gsmoinden derartige Unterstützungen nicht vorsehen und di« kommunalen Mittal für solche Unterstützungen nicht im Artliche md lWsche Ängeltgenhewn Pulsnitz. (Volkslieder- und Madrigal- aben d.) Zum Volkslieder- und Madrigalabend des M.-G.-V. „Liederhain" am Sonnabend im Schützenhaus sei erwähnt, daß gemischte-, Frauen- und Männerchöre nebst Sopransoli die Natur, das Wandern und Scheiden, die Liebe, den Tanz und den köstlichen Humor besingen. Solche Chöre wie „Der Kuckuck" und „Ein Heunlein weiß" werden ihre Wirkung nicht verfehlen. Die Orchcsterstücke für Streichorchester und Cembalo sind seltene Kost. Die Solistin des Abends, Frau Maria Thieme iDresden) hat erst im Sommer hier mit gutem Erfolge gesungen. Karten zu 1,50 M und 1,— M in den Bororrkaufsst-llen urd an der Abendkasse. PulSUltz. (Kirch enchor.) Der Kirchenchor übt morgen Freitag abend. Alle Damen und Herren sind höf lichst gebeten; Erscheinen dringend nötig. — (Oktobers Ende.) Auch dem zu Ende gegan genen Oktober ist ein gutes Zeugnis auszustellen, denn er hat von einigen wenigen flüchtig vorübergehenden Schwan kungen abgesehen, ein so großes Wohlverhalten zur Schau getragen, daß man förmlich wieder einmal von einem soge nannten „Oktobersommer" sprechen kann. Unter seiner Gunst gelang es, die Kartoffeln ungestört zu trocknen und in die Keller zu bringen und die feldwirtschaftlichen Arbeiten mib - helligt zu Ende zu führen. Begünstigt durch wiederholte leichte Niederschläge sind auch die jungen Saaten bereits wieder frisch ausgelaufen und bringen mit ihrem zarten Grün wieder Farbe in das eintönige Kolorit der zur Wintecrast bereiteten Fluren. So werden auch die Saaten wieder gut bestockt in den Winter gehen. Der lange und schöne Herbst bringt über- dem die vielgeplagte Menschheit über ein gut Teil in unseren Breiten ohnedies längen und düsteren Winterszeit. — (Eine Wettervorhersage für November.) Die für Oktober von Josef Schaffler-Oberwölz vorausge- !agten, besonders schönen Tage, die den „Herbst" vergessen lassen werden, sind eingetroffen, gewiß zu aller Freude. Auch der Monat November wird nicht schlimm ausfallen. Er dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach ein feuchter, nicht allzu Herbstmonat werden, im Hinblick auf den vorjährigen November, in welchem es schon grimmige Kälte gegeben hatte, zeitweise sogar verhältnismäßig warm sich gestalten. Niederschläge sind reichlich zu erwarten, besonders um den 6., 7. November und in der zweiten Monatshälfte, die un beständiges, meist trübes Weiter bringen dürfte. Um den 5. bis 7. November ist starker Temperaturfall zu erwarten, in höheren Lagen ergiebiger Schneefall, in den Niederungen Regen- — (Zum Begriff der Saisonarbeiter.) Wer sich fortgesetzt zu jeder Jahreszeit auf ländlichen Arbeits stellen befunden hat, gehört nicht zu den sogenannten Saison arbeitern, die nach der Rechtssprechung des Bundesamtes keinen gewöhnlichen Aufenthalt begründen. Er hatte vielmehr auf dem Lande am Orte seiner Arbeitsstelle den gewöhnlichen Aufenthalt. Daß er häufig seine Arbeitsstelle sowie die Art seiner Beschäftigung auf dem Lande wechselte, steht dem nicht entgegen. — (Kostenlose Auskünfte über Pflanzen krankheiten.) Auskünfte über Pflanzenschutz und Schäd lingsbekämpfung im Gartenbau und im Weinbau werden kostenlos von der Staatlichen Hauptstelle für gärtnerischen Pflanzenschutz in Pillnitz erteilt. Vielfach wenden sich die Fragesteller in solchen Angelegenheiten auch an die Biolo gische Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft. Die Biologische Reichsanstalt teilt mit, daß diese Auskunststätig keit der zuständigen Landesstelle, d. h. der Hauptstelle für Gelernt ist gelernt. Die Zimmervermieterin des jungen Abenteurers in St. Louis kann sich vor Berichterstattern kaum retten. Als man ihr erzählte, daß ihr junger Mieter an Bord des Luftschiffes Kartoffeln schälen müsse, erklärte sie, daran werde sie denken, wenn er zurückkommt. Clarences Schwester erzählte den Be- richterstattern, daß ihr Bruder schon dreimal auf Ozean- schiffen als blinder Passagier mitgefahren sei. U. a. sei er auch, als der große Tunney-Boxkampf in New York stattfand, als blinder Passagier in der Eisenbahn nach New York gefahren, habe sich durch die Absperrungen durchgeschlichen und, ohne einen Pfennig zu bezahlen, von einem 40^Oollar»Platz den Boxkampf mit zugesehen. Dr. EckenerLund Dr. Dürr Ehrendoktoren der Universität Freiburg Freiburg, I. November. Die Universität Freiburg i. Br. hat Dr. Eckener und den Chefkonstrukteur des Luftschiffbaues „Graf Zeppelin", Dr. Dürr, die Würde eines Dr. h. c. der Physik verliehen. Die Promotionsurkunde wird am Diens tag vormittag gegen ff,2 Uhr in einem Festakt des Kurgar- ten-Hotcls durch den Rektor der Universität Frnburg, Pro fessor Dr. Gustav Mie überreicht werden. pulsnHerZa-eb!att «-I» 1» — — 44 Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und vAHII Commerz« und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Wj-'LLL'L Bezirbsanzeiger Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptbl.tt und Littst« Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer AmtSgerichtSbezirk»: PulSnitz, PulSnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weissbach, Ober- und Niedeclichtenau, FriedrrSdorf, Thiemendorf, Mittelbich, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-TittmannSdorf GeschLstsstelle: PulSnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck »ud Verlag von 8. L. Förster- Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz - - - «richet-t " I«»«« Werktag - - - Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streit oder sonstiger irgend welcher Störung de» Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinrichtungen, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder «uf Rück- Mhlung des Bezugspreises. -- Wöchentlich 0.S5 RM Sei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.5S RM; durch di« Post monatlich 2 60 RM fretbleibri d Anzeigen-Grundzahlen in <S?^: Die 41 mm breite Zeile (Mosse'S Zeilenmefser 14) 1 mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschast Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50°/° Ausschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in KonkursfSllen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis ff,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme