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. Pulsnitzer Tageblatt. — Montag, den 29. Oktober 1928. Seite 2 Nr. 254. Pulsnitz. (Riesencircus Amarant.) Am Mittwoch, 31. Oktober (Reformationsfest) findet außer abends 8 Uhr auch nachmittags »/i4 Uhr Vorstellung statt. — (Der 9. November.) Der Revolutionsfeiertag am 9. November, der in diesem Jahre auf einen Freitag fällt, gilt im Freistaate Sachsen nach wie vor gesetzlicher Feiertag. Alle die für die übrigen Sonn- und Feiertage geltenden Bestimmungen hinsichtlich der Sonntagsruhe im Handels- und Gewerbebetriebe usw. finden auch auf diesen Tag Anwendung. — (Wiedersehensfeier der 12er Feldar tilleristen.) Vom 1. bis 3. Juni 1929 findet eine Wie dersehensfeier aller ehem. Angehörigen des früheren 1. Feld artillerie-Regiments Nr. 12 (einschl. der Reitenden Abteilung) und dessen Kriegsformationen in Dresden statt. Nähere Auskunft rierüber erteilt gern Kamerad Hellmich, Dres- den-N. 6, Fichtenstraße 2, III. — (Mütterberatung) findet statt am Freitag, den 2. November, '/,3 Uhr in Büttners Gasthof inGroß - naundorf. Arzt wird anwesend fein. Oberlichtenau. (Iubil äum.) Am 20. Oktober 1928 konnte die Firma Alwin Höfgen, Oberlichtenau auf ihr 50jähriges Bestehen zurückblicken. Wir beglückwünschen diese Firma zu ihrem Jubiläum und wünschen ein weiteres Blühen und Gedeihen des Unternehmens. Anläßlich dieses Tages wurden durch Ueberreichung des Ehrenzeichens für Treue in der Arbeit, infolge 25jähriger Tätigkeit von Seiten der Han delskammer Zittau ausgezeichnet Webmeister Max Gräfe und Edwin Gräfe, sowie die Spulerin Anna Gräfe. Möge auch diesen Jubilaren noch ein langjähriges Arbeiten in diesem Hause vergönnt sein. Elstra. (Neueinrichtung der Postmeilen säule) Am Freitag abend 8 Uhr wurde die erneuerte Meilensäule auf dem Marktplatze, an der Stelle eines früheren Wassertroges, durch den Vorsitzenden des Dramatischen Klubs „Preziosa". Herrn Bvchbindermeister Winkler, dem Sladtgemeinderate und somit der Allgemeinheit über geben. Herr Winkler sprach in längeren Ausführungen über Zweck und Ziele wie Wohlfahrtsbestrebungen des Dramatischen Klubs. Um solche auch öffentlich erkennen zu lassen, habe sich der Klub entschlossen, die in alten Zeiten abgetragene Säule auf eigene Kosten wieder zu erneuern, zumal das alte Wappenstück noch vorhanden gewesen ist. Nun sei das Vorhaben beendet. Allen denen, welche unent geltliche Handreichungen beim Aufbau usw. geleistet, dankte Redner noch herzlich, und mit freundlichen Worten an Herrn Bürgermeister Rauchfuß gerichtet, übergab er die schöne, erbaute Säule. Unter der Säule ist eine Urkunde eingemauert; möge das Geschaffene kommenden Geschlechtern Künder fein von gutem und treuem Bürgersinn in unserem kleinen Städtchen. Bautzen. (Erweiterung des Stadtmuse ums.) Mit achtzehn gegen fünfzehn Stimmen nahmen die Stadtverordneten nunmehr die Ratsvorlage über die Erweiterung des Stadtmuseums an, wozu bekanntlich eine Summe von 200 ONO Mark aus der Grenzlandspende be stimmungsgemäß Verwendung finden muß. Die Sozial demokraten lehnten die Annahme der Spende überhaupt ab. weil kein anderer Verwendungszweck möglich war. Zittau. (Ein unangenehmes Abenteuer) erlebte hier in der Nacht zum Sonntag ein liebedürftiger Jüngling. Er erstieg von der Lindenstraße ein Haus, kletterte über mehrere Dächer und gelangte so in die Wohnung seiner an der Bautzener Straße wohnenden Geliebten. Diesen nächt lichen Spaziergang über die Dächer hatten aber einige Ein wohner bemerkt, die sofort die Polizei benachrichtigten, weil sie den liebetollen Jüngling für einen Einbrecher hielten. Nach langem Suchen wurde der Fassadenkletterer im Schrank seiner Geliebten aufgefunden. Da die aufgeregten Hausbe wohner die Entfernung des Jünglings aus der Wohnung forderten, nahm das b absichtigte Abenteuer einen unerwar teten und allzufrühen Ausgang. Chemnitz. (Tarifkündigung in der säch sischen Textilindustrie.) Der Arbeitgeberverband der sächsischen Textilindustrie hat sämtliche Lohntarife zum 30. November gekündigt. Von der Kündigungsmaßnahme werden etwa 250 000 Textilarbeiter betroffen. Chemnitz. (Eine Wette mit dem Leben be zahlt.) In der Nacht zum Freitag ging ein 28jähriger Arbeiter, der sich mit mehreren Freunden auf dem Nach hauseweg befand, am Schloßteich eine Wette ein, den Teich zu durchschwimmen. Trotz Abratens entledigte er sich seiner Kleidung und sprang ins Wasser. Als er den Teich bis zur Hälfte durchschwommen hatte, ging er unter und ertrank. Die Leiche konnte noch nicht geborgen werden. Bärenstein. (Eisenbahnfrevler.) Die Reichs bahnbetriebsdirektion Chemnitz hatte nach dem wieder holten Diebstahl von Signalscheiben und -lampen in der Nähe des Haltepunktes Kühberg im September und Okto ber dieses Jahres 300 Mark Belohnung ausgesetzt. Der Gendarmerie ist es nun gelungen, als Täter des Bahn frevels vier Knaben im Alter von sieben Jahren zu er mitteln, die diese Scheiben in jugendlichem Unverstand weggenommen und zum Spielen benutzt hatten. Meerane. (90 Jahre im Dienste des deut schen Liedes.) Am Freitag beging der Meeraner Sängerverein, der stets eine Pflegestätte des deutschen Liedes und des Männergesangs war, sein Wjähriges Gründungsjubiläum. Aus diesem Anlaß hatte er ein großes öffentliches Festkonzert veranstaltet, das umrahmt war von den Liedern seiner aktiven Sänger. Als Solist wirkte dabei mit der erste Tenor an der Berliner Staats oper und am Chemnitzer Opernhaus, Opernsänger Fritz Wolff. Den instrumentalen Teil des glänzend verlaufenen Jubiläumsabends bestritt die Kapelle des Altenburger Landestheaters. Niederlungwitz. (Wer bezahlt die Auto straße?) In einer früheren Vereinbarung war fest gelegt, daß die Gemeinde Niederlungwitz für die nach Glauchau führende Anschlußstrecke der geplanten Auto straße (Umgehungsstraße) 8400 Mark anteilige Kosten j über den Verlauf der zur Wahl von Geheimrat Hugenberg geführten Verhandlung der Parteivertretertagung. Die Wahl Geheimrat Hugenbergs, so betonte er, bedeute auf der einen Seite eine Stärkung der inneren Parteikräfte, auf der anderen Seite eine Erhöhung der politischen Initiative, nicht nur in innenpolitischer, sondern auch in außenpolitischer Hinsicht. Bei der Behandlung des Problems Reich und Länder kün digte er gegenüber den Lutherschen Richtlinien einen deutsch nationalen Gegenvorschlag an. Die Deutfchnationale Volks partei könne auf den preußischen Einschlag im Deutschen Reich nicht verzichten und trete deshalb für die Erhaltung des preußischen Staates ein. Zur Besserung der landwirt schaftlichen Notlage müsse weiterhin der Ausbau der im Schieleschen Notprogramm aufgestellten Forderungen erfolgen. Notwendig sei Stärkung des genossenschaftlichen Zusammen schlusses und die vom Geheimrat Hugenberg angestrebte Un abhängigkeit der Landwirtschaft von Regierungskapital. Die Versammlung schloß mit einer Vertrauenskundge bung für Geheimrat Hugenberg. Sin- wir ein sterbendes Bott? Eugenische Tagung des Deutschen Bundes für Volks aufwertung. Berlin. Der Deutsche Bund für Volksaufwertung und Erbkunde hatte einen Kreis interessierter Forscher in das Langenbeck-Virchow-Haus zu einer eugenischen Tagung ein geladen. Eine große Zahl von Vertretern der Reichs- und Staatsministerien, der Reichs- und Staatsbehörden sowie der Hochschulen war erschienen. Kabinettsrat Dr. vonBehr- Pinnow wies in kurzen Worten auf die Bedeutung des Bundes hin, der sich zur Aufgabe gemacht hätte, die Er gebnisse der erbwissenschaftlichen Forschung für das Volks wohl zu verwenden. Professor Dr. Eugen Fischer, der Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, bezeichnete Eugenik als die Wissenschaft von den Lebens bedingungen, der Haltung, Förderung und Pflege der günstigen Erblinien in einer Bevölkerung. Der Vortragende zeigte, wie beim Aufstieg in bestimmte soziale Schichten, beim Aufstieg der Schichten selbst zu dem, was wir Kultur nennen, diese Kultur keine Rücksicht nehme auf die eigene Familie. Am krassesten zeigten sich diese Erscheinungen in unseren Großstädten. Er deutete die Gefahre« des Zwei-, Ein- und Kernkindersystems an. — Oberregierungsrat Dr. Burgdörfer sprach über Eugenik und Bevölkerungspolitik. Die praktische Eugenik verfolgt nach ihm ein doppeltes Ziel: Sie will dahin wirken, daß die Träger guter Erbqualitäten, die rassetüchtigen Elemente, in ausreichendem Maße zur Fortpflanzung ge langen, und die Träger unerwünschter Erbqualitäten mög lichst von der Fortpflanzung abgehalten werden. Bisher sei keines dieser Ziele erreicht, im Gegenteil habe der Ge burtenrückgang in den letzten Jahren beängsti gend zugenommen. Unsere ganze Politik müsse darauf gestellt sein, diesen Lebenswillen des Volkes mit allen Mitteln zu stärken. Die Tatsache, datz wir heute, »ebn Kabre tragen solle, neuerdings fordert das Ministerium, daß die tatsächlichen Kosten getragen werden sollen. Das Ge meindeverordnetenkollegium lehnte das mit acht Stimmen bei sieben Enthaltungen ab. Zeulenroda. (Schadenfeuer.) Am Sonnabend ertönte die Feuersirene im Vorort Alaunberg. In der Möbelfabrik von Ewald Ziehm brach ein mächtiges Schadenfeuer aus, das in wenigen Stunden die ganze Fabrik mit anschließenden Gebäuden in Asche legte. Alle Maschinen, große Holzvorräte usw. wurden ein Raub der Flammen. Das Wohnhaus konnte gerettet werden, ist aber durch die Wassermassen vollständig durchweicht. Der Schaden ist bedeutend. Der Inhaber der Fabrik, sein Werkmeister, ein Feuermann und ein Arbeiter wurden weg"n Verdachts der Brandstiftung in Haft genommen. Hainspach. (Verbrannt.) Am Donnerstag brach in der ehemaligen herrschaftlichen Ziegelei an der Loben- dauer Straße Feuer aus, das den Holzausbau mit den darin befindlichen Strohvorräten in kurzer Zeit ein äscherte. Bei den Aufräumungsarbeiten fand man die verkohlte Leiche eines Mannes, dessen Identität nicht sicher festgestellt werden konnte. Man nimmt an, daß durch dessen Unvorsichtigkeit das Feuer entstanden sein dürfte, weil das Gebäude unbewohnt war. Limbach. (Beim Sprengen getötet.) Am Freitag wurde der Führer eines Geschirrs aus Limbach in der Nähe eines Steinbruchs bei Oberfrohna von einem Sprengstück an den Hinterkopf getroffen. Durch die fchwere Verletzung wurde das Gehirn bloßgelegt, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. Gößnitz. (Großfeuer.) Im Lagerraum der Firma Paul Donner, Wollreißerei, Schützenstraße, brach ein Feuer aus, das in den Lagerbeständen reiche Nahrung sand. Das Feuer, das sich mit großer Schnelligkeit aus breitete, konnte erst nach langer, mühevoller Arbeit gelöscht werden. Die Lagerräume sind völlig ausgebrannt, eine Menge von Rohmaterial und Fertigwaren fielen den Flammen zum Opfer. Man nimmt an, daß der Brand durch Selbstentzündung entfacht wurde. Der Betrieb wird in vollem Umfang aufrecht erhalten. Die Hebammen wollen Beamte werden Die „Vereinigung Deutscher Hebammen" veranstaltet gegenwärtig in Berlin unter dem Präsidium ihrer Vorsitzen den, Frau Püschel, ihre diesjährige Hauptversammlung. Fast 500 Hebammen aus allen Teilen des Reiches sind erschie nen. Die Referate erstatten Prof. Dr. Schloßmann, Düssel dorf und Rechtsanwalt Dr. Baum, Berlin. Die Forderungen der Hebammen werden eine sehr lebhafte und interessante Debatte zur Folge haben. Die deutjchen Hebammen blicken nämlich hoffnungsvoll nach der sächsischen Stadt Freital, die bereits vor vier Jahren für ihre 38 000 Einwohner 8 Heb ammen „in eigene Regie" genommen hat, mit einem Jahres gehalt von etwa 2500 Mk., mit Wohnungsgeldzuschuß, Ur laub und Pensionsberechtigung, kurz mit der kompletten Aus stattung eines Beamten. Und Beamte nach Freitaler Muster wollen alle deutschen Hebammen werden. Sie meinen, daß nach dem Kriege, noch eine Million Familien ohne eigene Wohnung hätten, darunter mindestens 600 000 Familien, die vergebens eine Wohnung suchen, sei nicht nur allgemein menschlich, sozial »nd kulturell be dauernswert, sondern auch vom bevölkerungspolitischen Standpunkt unerträglich. Der Redner schloß seine Aus führungen mit den Worten: Zur Pflicht des Weiterlebens sei eine ausreichende Zahl von Kindern notwendig. Oer evangelische Bund zur Konkordats-Frage. Berlin. Das Präsidium des Evangelischen Bundes hat zur Konkordatsfrage in einer Entschließung Stellung ge nommen in der es u. a. heißt: „In dem Augenblick, da eine staatsrechtliche Regelung des Verhältnisses zwischen römisch-katholischer Kirche und preußischem Staat dem Abschluß zugeführt werden soll, hält der Evangelische Bund es für seine Ehrenpflicht, mit allem Nachdruck darauf hinzuweisen, daß es mit der Bedeutung und Würde der evangelischen Kirche sowie mit der Tat sache, daß zwei Drittel der Bevölkerung Preußens dem evangelischen Bekenntnis angehören, nicht zu vereinbaren ist, wenn die Verhandlungen mit der römisch-katholischen Kirche den Vorrang haben. Er fordert daher, daß der preußische Staat an erster Stelle den Lebensnotwendigkeiten der evangelischen Kirche gerecht werde. Grundsätzlich stimmt auch der Evangelische Bund einem nach Sicherstellung der evangelischen Kirche zu tätigenden Abschluß der Verhandlungen zwischen Staat und römisch- katholischer Kirche zu. Nach wie vor jedoch muß er aus kirchlichen und vaterländischen Gründen Einspruch dagegen erheben, daß diese Regelung in der Form der hergebrachten Konkordate erfolgt. Dieser Einspruch muß aufrcchterhalten bleiben, solange nicht von römisch-katholischer Seite eine autoritative verbindliche Erklärung abgegeben werden kann, welche die bisherigen grundsätzlichen und historischen Be denken gegen die Form eines Konkordates beseitigt. Wider spruch erwecken außerdem das Hineinziehcn der Schulfragen, die Aufgabe deutscher kirchlicher und staatlicher Rechte in der Ernennung der römisch-katholischen Würdenträger u. a. mehr." Erst nach Weihnachten Stahlhelm-Volksbegehren. Rostock. Anläßlich des ersten Landesverbands tages des Mecklenburgischen Stahlhelm führte der erste Vundesführer, Franz Seldte, etwa fol gendes aus: Aus den deutschen Stämmen eine deutsche Nation zu machen, sei die Aufgabe und Arbeit des Stahlhelm. Der Bund habe sich nunmehr auf das Gebiet des geistig-politi schen Kampfes begeben und sei zur nationalen Opposition geworden. Es liege ihm fern, sich damit von den Parteien zu trennen, aber ebensowenig wollte er sich unter die Herr schaft einer Partei stellen. Wahrscheinlich werde er erst nach Weihnachten die Formulierung seines Volksbegehrens bekanntgeben. es im Interesse der Volksgesundheit besser wäre, wenn man sie aus dem Konkurrenzkampf herauslöst, der, je weniger Ge burten es gibt, umso erbitterter werde. So manche Hebamme eile jetzt, ohne Rücksicht darauf, ob sie bei dieser Hast auch mit der erforderlichen Korrektheit ihres Amtes walten könne, in einer Nacht zu drei Entbindungen, nur, um sich möglichst keinen Verdienst entgehen zu lassen. Diese Ueberanstrengung erleichtere verhängnisvolle Flüchtigkeitsfehler. Erschütternd sei auch, daß von je 10000 Hebammen etwa 20 erwiesener maßen ihre dürftigen Einnahmen durch umrlaubte Eingriffe vergrößerten. Um diesen unmöglichen Zuständen ein Ende zu machen, unter denen auf jeden Fall die Volksgesundheit leide, verlangten die Hebammen eben feste Anstellung und Sicherstellung für ihren Lebensabend. Sie unterbreiten ihre Forderungen in entspechenden Resolutionen den zuständigen Behörden. Presse und evangelische Leserin Im Deutsch-Evangelischen Frauenbund zu Dresden sprach am Donnerstag-Abend Pfarrer Coch Dresden über das Thema: „Die Macht der Presse und der Wille der Leserin". Die wertvollen Ausführungen lassen sich dahin zusammenfassen: Das Schlagwort von der MenA der Tagespresse beleuchtet die tatsächliche Lage, die Presse ist gegenwärtig die Groß macht. Der ungeheure Einfluß der Zeitung auf die Ge samtheit des Volkes und den einzelnen verpflichtet die evan gelische Kirche zu klarer, positiver Stellungnahme. Die Kirche muß nach Lage der Dinge selbst systematische Pressearbeit leisten und aus dem evangelischen Bewußtsein heraus an der Gestaltung des öffentlichen Lebens mitwirken, also Kultur politik treiben. Alle berechtigten Bedenken müssen vor dieser praktischen Notwendigkeit zurücktreten. Dabei kann es sich für die evangelischen Kreise nicht um die Schaffung einer eigenen großen Tageszeitung han deln, da deren Wirkungskreis von vornherein begrenzt wäre. Man muß versuchen, Einfluß aus die bestehende Presse zu gewinnen. Naturgemäß scheiden Zwangsmittel jeder Art von vornherein aus, da sie mit Sicherheit nicht die erstreb ten, sondern gegenteilige Wirkungen zur Folge haben würden. Es. kann sich nur um verständnisvolle Mitarbeit, um Dienst an der Presse handeln. Um so mehr, als in der Tages presse selbst genügend starke Kräfte vorhanden sind, die die erzieherischen, bildenden, kulturellen Verpflichtungen der Zei tung einzulösen suchen. Ihnen gilt es entaegenzuarbeiten, indem man ein evangelisches Publikum schafft. Gelingt das, so wird man bald eine evangelische Presse haben. Es ist Pflicht insbesondere auch der Frau, ihre Zei tung regelmäßig und aufmerksam zu lesen und sich ein eige nes Urteil zu bilden. Erst dann wird cs ihr möglich sein, vorlommendensalls kritisch Stellung zu nehmen und ihre Meinung zu vertreten. Jede Zeitung wünscht die Avteil- nahme, den engen Kontakt mit der Leserschaft und ist für Wünsche und Anregungen aus dem Leserkreis stets zugüng-