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VulsrüherZa-eblait 8V. Jahrgang Sonnabend, 27. Oktober 1V28 2. Beilage zv Nr. 253 Das Bild -es Durchschnittsmenschen. Der Psychologe der amerikanischen Columbia-Uni. versität, Harry Hollingworth, ein in Amerika sehr bekannter Seelenforscher, hat sich die Aufgabe gestellt, das körperliche und seelische Bild des Normalmenschen zu ent. werfen. Im allgemeinen wird in der Wissenschaft nur der Mensch als normal bezeichnet, der sowohl hinsichtlich seiner körperlichen wie seelischen Eigenschaften keine Abweichung von jenem Idealbild des Menschen aufweist, das die Ana- tomie, Physiologie, Seelentunde usw. von dem Menschen entwerfen. Würde man dieses Maß anwenden, so gebe es unter Millionen Personen vielleicht kaum zwei, die diesen Anforderungen entsprechen. Bereits vor Jahren hat man in Amerika an Schulkindern Experimente ausgeführt, um die Normalität dieser Kinder zumindest in seelischer Be ziehung festzustellen. Das Ergebnis war verblüffend. Würde man den Schlüssel der Derhältnkszahl der wenigen Normalen zu den „Abnormen", den man in den amerika- * Nischen Schulen gefunden hat, als maßgebend auch für dis Erwachsenen aller Länder annehmen, so gelangte man zu dem Resultat, daß unter den 1700000000 Be wohnern unserer Erde sich nur 40 000 Normal« Menschen befinden. Die Aufgabe, die sich Hollingworth gestellt hat, ist nun ganz anderer Natur. Er war bestrebt, die Eigenschaften des Durchschnittsmenschen zu finden, also eines Individuums, das in seelischer Hinsicht genau und nach seinen körperlichen Eigenschaften auch genau den Mitteltyp darstellt. Die Beob achtungen des Professors erstreckten sich auf ein sehr großes Material, das zum Teil von ihm persönlich, zum Teil von zahlreichen ausländischen Gelehrten gesammelt wurde. Unter den 93 000 Personen, die untersucht wurden, befanden sich Angehörige aller Rassen und Nationen der Erde. Die Ergebnisse lassen sich in folgendem zusammenfassen: Der Durchschnittsmensch erreicht ein Alter von 53 Jahren. Sein Gewicht beträgt etwa 135 Pfund, seine Größe 167, Zentimeter. Das Gewicht seiner Gehirnmasse wiegt nicht über 1300 Gramm, bleibt somit unter dem Zwei-Kilogramm« gewicht, das man an den Gehirnen einiger genialer Men. schen beobachtet hatte, weit zurück. Sein Wortschatz bewegt sich zwischen siebentausend und achttausend Worten. Der Durchschnittsmensch spricht nur eine Sprache. Das Niveau seines Intellekts entspricht ungefähr dem eines vierzehn» lährigen Schuljungen. Er heiratet jung und wird in der Regel Vater von drei bis fünf Kindern. i Eymryiua, Skunks, Sealskin, Opossum,' Nutria . . . Wer zählt die Tiere, kennt die Namen, die alle hier zu sammenkamen? Da ist der Skunks zum Beispiel, dessen schwarzbraunes, dichtes Haarkleid sich großer Beliebtheit er- freut, während er als Tier verhaßt ist durch den abscheulich riechenden Saft, den er seinem menschlichen oder tierischen Angreifer entgegen so ritzt, und der kaum wieder zu ent fernen ist. Das Chinchilla hingegen, eine südameri kanische Mausart, ist ein harmloses Nagetierchen, dessen zart graues, duftiges Pelzchen zu den teuersten und begehrtesten gerechnet wird. Der Zobel, der König aller Pelze, kommt in seinen schönsten Arten in Sibirien vor und ist ein naher Verwandter desHermelins, einer sibirischen Wieselart, die sich im Winter weiß verfärbt und an dem schwarzen Schwänz chen erkennbar ist. Nerze, die ebenfalls als Jacken und Mäntel gern verarbeitet werden, findet man in Japan und Sibirien vor; ihnen ähnlich ist die Nutria, eine in Süd amerika heimische Otternart. Das amerikanische Opossum stammt von dem in Südamerika lebenden Beuteltier. Der kostbare Sealskin wird von den großen Pelzrobben des Stillen Ozeans gewonnen. Sein« beste Nachahmung, der sogenannte Sealbisam, stammt von der nordamerikani schen Bisamratte; eine billigere Imitation ist der Seal ele c t r i c, den unser braves, kleines Kaninchen liefert. So kommt z. B. auch die Biberette von ihm. Das Schaf liefert den wertvollen Persianer, und zwar gewinnt man ihn von den Fellen wenige Tage alter Lämmer in der Bucharei, wo er eigens zu diesem Zwecke in großen Farmen gezüchtet wird. Auch die P o l a rf ü ch s e zieht man jetzt, da sie seltener im Freien vorkommen, auf eigenen Pelzfarmen. Selbst junge Pferde müssen ihr Leben lasten, um Mäntel und Jacken für die Damenwelt zu liefern. Freud« am Alltag. Wir gehen meist von der falschen Voraussetzung aus, daß viel Geld dazu gehört, um Freude zu bereiten. Ost ist es ein Händedruck, ein liebes Wort zur rechten Zeit, das größere Freude erweckt, als das teuerste Geschenk es jemals tun könnte. Ein selbstgepflückter Strauß, den das Töch terchen von einem Ausflug der Mutter mitbringt, dasLeib - gericht, das die treue, sorgende Hausfrau dem müde heim kehrenden Manne vorsetzt, die Tafel Schokolade, die der aufmerksame Gatte seiner Gattin schenkt, auch wenn sie nicht Geburtstag hat, das sind die kleinen Freuden des Lebens, die uns den grauen Alltag verschönen und uns ein- ander näherbringen. Kür die Mußestunden. Ein glücklicher Zufall. der Entstehungsgeschichte des Badetuchs. Ein Landtuchfabrikant hatte einst Schwierigkeiten mit einer seiner Maschinen, die, anstatt das glatte, festgewebte Material eines Handtuches herzustellen, ein außer, ordentlich rauhes und langhaariges Fabri- rat produzierte, das, vom Standpunkt des Fabrikherrn be- trachtet, gänzlich handelsuntauglrch war. Mit vieler Mühe gelang es ihm endlich, die Maschine wieder in Gang zu bringen, und da er sich dabei die Hände mit Oel beschmutzt hatte, benutzte er zu ihrer Säuberung ein Stück des fehlerhaft gewobenen, rauhen Materials. Dabei machte .er die Entdeckung, daß der angeblich verdorbene Stoff außer- ordentlich gut reinigte und Schmutz und Feuchtigkeit aufsog. Auf diese Weise entstand das moderne Badetuch, das seinen „Erfinder" zum reichen Manne machte. Der Kakao einst und fetzt. In der Mitte des 16. Jahrhunderts hatte der Mailänder Girolamo Beezoni m Nikaragua Gelegenheit, den Kakao kennen zu lernen. Wahrscheinlich gab er das Urteil vieler Zeitgenossen wieder, als er schrieb: „Das ist mehr ein Ge- osf fur Schweine als ein Getränk für Menschen. Als ich langer denn ein Jahr durch jene Gegend zog, habe ich diese Brühe (loru) verabscheut. Da ich aber nicht hinreichend Wein hatte und nicht immer nur auf Master angewiesen sein mochte, habe ich nach dem Beispiel der anderen gehandelt. Das Getränk schmeckt bitterlich, macht aber fast gar »nicht betrunken." — Welch eine Geschmackswandluna hat sich seitdem vollzogen! Heute wird wohl kaum jemand am Wohlgeschmack, dem hohen Nährwert und der Bekömmlich, keit des Kakaos zweifeln. Freilich — betrunken macht er auch jetzt glücklicherweise noch nicht! Der Pelzschmuck der Frau. Es gibt heute kaum eine Frau, die kein Stück Pelzwerk ihr eigen nennt. Und doch, gibt es viele, sehr viele, die keine Ahnung haben, von welchem Tier es stammt. Sie sprechen ganz einfach die zahllosen ausländischen Namen nach, mit denen die Pelzwerke belegt werden, ohne sich darüber Ge- danken zu machen, woher die Pelze kommen und wieviel Mühe, Arbeit und Kosten es verursacht, sie zu gewinnen. 74621 Nachmittagskleid aus blau- wntz gemustertem Foulard, vorteil haft für stärker« Damen. Uni Ulenden, Kragen und ein hiorp, passender Gür telergeben dieGarnltnr. Au derweihen Seidenweste knopsschluß. Schöne Schnalle am Gürtel. Lyon-Schnitt, Gröhe 46 und SV, Preis S5 Pfennig. Sir lMmgstSkkmit Smm> ^lgmlssch haben sie heute gar keine eigene Mode mehr, die älteren und stücken« Damen; das einzige, was ihre Kleidung von der allgemeinen Mode, von der Mode der Schlanken und gauz Schlanken unterscheidet, ist eine Vermeidung jeglicher Extravaganz, ein Ausschalten aller übertriebener Formen, Stoffe und Garnierungen. Der sich danach richtet, wird, auch wenn er sich nicht zu den gauz Schlanken zählen darf, immer gut und paffend gekleidet sein. Ein wichtiger Punkt, vielleicht sogar der wichtigste, ist die Wahl des Stoffes. Es gehärt im Grunde genommen garnlcht ein mal ein allzu große» modische» Verständnis dazu, schon rein gefühlsmäßig müßte eine stückere Frau grellfarbene, bunt« und großmustrig bedruckte Gewebe als absolut ungeeignet ablehnen; wenn sie diesen Rat nicht befolgt, wird sie erstaunt und ent täuscht sein über die ungünstig« Wirkung de» kleide», von dem sie sich soviel ver sprochen hattet — Vorzuziehen sind dagegen alle diejenigen Stoffe, die entweder gänzlich ungemustert sind oder bei denen eine felngezelchnete Musterung Ton iü Ton, hächstens aber in sehr wenig von der Grundfarbe abweichender Schattierung ge halten ist. Außerdem aber gibt es Farben, die, auch wenn si« ungemustert sind, «in« stäckere Frau noch stärker erscheinen taffen; zu ihnen gehören unter anderen be sonder» Hellgrau und Rot. Da» Vorteilhafteste ist und bleibt natürlich — unabhängig von Zeit und Mode — Marineblau und Schwarz. Aber eine stacke Dame kann nicht immer Schwarz und Marineblau tragen-, es gibt für sie auch noch andere Schat tierungen — prüne, Vraun, Rostrot und Dunkelgrün — die kleidsam und absolut paffend sind. Von den Formen ist als besonder» wichtig hervorzuheben, daß eine Längsteilung de, Stoffes, von oben nach untm laufend, stet» sehr günstig ist. Man kann solch eine Teilung mit Blenden in abstechender Farbe betonen, man kann auch einen glatten oder plissierten Einsatz einfügen usw. Auch der Westeneinsah und der schmale Reverrkragen geben eine günstige Linie. — Den größten Fehler machen unser« Domen, wenn sie, au» Furcht, durch eine größere Stoffülle stärker zu er scheinen, sich ihre Kleider und Mäntel in der Hüftgegend zu eng, zu prall arbeiten lasten; sie bewirken dadurch nur, daß ein« stärkere Körperfülle ungünstig und über flüssig b«lont wird. Vl«l ousglelchender ist ein gewisser, natürlich nicht übertriebener Stoffreichtum. Am Ärmel ist e» «her umgekehrt; die stäckere Frau sollte lieber einen, wen« auch ulcht gerade prallen, so doch anliegenden Ärmel wählen und den nach unten erweiterten Blusenärmel oder gar den well ausfallenden vermelden.—Au den hier abgrbildeteu Modellen sind Lyon-Schnitte erhältlich. U. K. T 0407 vornehme» Kleid für stär ker« Domen. Das au» prunefarbe- Kem Rtp» gearbeitete Modell zeigt eine breite, hell« Weste und Ausschläge aus weißem LrLp« d« Lhine. Am Rock gälten, die sich jedersckts an der Taille focksehr«. Schlanker Ärmel mit schma len Manschetten. Lyon-Schnttt, Gr. 46 und Ü0, Preis SS Pfennig. F461S Nachmittagskleid au» bram» gemustertem Erepe d« Lhine, für stär kere Damen geeignet. Line Helle plis siert« Vorderbahn und ein Kragen nebst Aufschlägen mit dunkler Blen- denvrrzieruug bilden die Garnitur. Dunkle Einfassung wessen auch Gürtel und Revers auf. Lyon-Schnitt, Gr. 46 und b6, Preis SS Pfennig. T0Z01 Elegantes Nachmittagskleid aus rostrotem ErSpe-satin, reich mit Biesen aurgestattet Vom eingesetzter Glocken teil. Den Seitenteilen find die passen sowie dl« Gürkeltetle angeschnitten« lrtzterr werden vom von einer Schnalle zusommengehalten. Du» Modell ist durch seine schlank wirf teude SchuRsorm für flürka» Damen sehr vortrilhaft. Lyon-Schnitt, Größe 46 und S0, prei, Slt Pst