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Nr. 247. PulSnttzer Tageblatt. — Sonnabend, den 20. Oktober 1928. Seite 2. Pulsnitz. (Der Kraftwagen-Verkehr) von Pulsnitz nach Kamenz, der seit dem 7. Oktober eröffnet wor den ist, ist bis jetzt sehr wenig in Anspruch genommen wor den. Es besteht daher die Gefahr, daß derselbe wieder ein gestellt wird, was sehr zu bedauern wäre. Wir machen nochmals auf unseren Fahrplan, den wir in Nr. 238 ver öffentlichten, aufmerksam. — (Aus dem Sächsischen Gesetzblatt.) Das Sächsische Gesetzblatt Nr. 25 vom 17. Oktober enthält Ver ordnungen über das Verhalten der Schulbehörden beim Auf treten ansteckender Krankheiten und über den Verpflegsatz für Gefangene in den Gerichtsgefängnisfen und Gefangenen anstalten, nach welcher der für den Unterhalt eines Gefan genen zu erhebende Satz auf die Zeit vom 15. Oktober 1928 an auf 1,50 RM. täglich bestimmt wird. — Das Ministe rialblatt für die Sächsische innere Verwaltung Nr. 20 vom 15. Oktober enthält Bekanntmachungen über die Mitteilung standesamtlicher Nachrichten an die Tagespresse, über grund sätzliche Entscheidungen der Gemeindekammer, über geschützte Baudenkmäler, über eine Aenderung der Verordnung über die Ermittlung von vermißten Personen. Die Verordnung vom 20. November 1915, durch die Standesbeamten ver boten ist, Mitteilungen über Geburten, Aufgebote und Ehe schließungen mit Namensangabe an die Presse zu geben, wird aufgehoben. Durch die Bekanntmachung über geschützte Baudenkmäler werden die Baupolizeibehörden angewiesen, dem Landesamt für Denkmalspflege ohne Verzug schon Nachricht zu geben, sobald sie auf Grund des Gesetzes über den Verkehr mit Grundstücken vom 20. November 1920 und der Ausführungsverordnung vom 1. Juli 1921 oder sonst Kenntnis erhalten von der Veräußerung von Bauwerken, die unter Denkmalsschutz stehen. — (Die Milch auf dem Münchener Okto berfest.) Durch besonderes Entgegenkommen des Stadt rates München haben die Kreisbauernkammer Oberbayern, die Interessengemeinschaft des Verbandes südbayrischer Milch verwertungsgenossenschaften und des Milchgroßhandels Mün chen in diesem Jahre wieder die Molkereikosthalle an einem der schönsten Plätze der Festwiese — gegenüber den Bier palästen Löwenbräu und Thomasbräü — erbaut. Eine große Milchflasche ist weithin sichtbar. Dem kolossalen Zuspruch von feiten der Wiesengäste entsprechend, wurde die Kosthalle in diesem Jahre bedeutend vergrößert. 450 Quadratmeter bieten Sitzgelegenheit vor einem 25 Meter langen Büffet, das die besten Milch und Milchprodukte zur Schau trägt. Trinkmilch, Buttermilch, Joghurt und Kefir, Schlagrahm mit Früchten, Rahmkaffee und Rahmkakao, Rahmeis, Butter schmalzgebäck und alle Arten Käsebrote, dazu Spezial-Käse- arten werden in bester Qualität angeboten. Die Molkerei kosthalle steht im Dienste der Milchpropaganda, wie auch ihre Jnnen-Ausstattung zeigt. Sie soll Stadt und Land, vor allem die breite Masse der Verbraucherschaft neuerdings auf die billige und nahrhafte Milch- und Fettkost aufmer- sam machen; sie soll dienen zur Hebung der Volksgesundheit und Steigerung des Absatzes einheimischer Milchprodukte. — (Die Ernte der Nüsse) hat in diesem Jahre nicht befriedigt. Der strenge Winter von 1927/28 hat den an sich schon schwachen Nußbaumbestand durch vollständiges Erfrieren von Bäumen stark vermindert. Im übrigen ist zu hoffen, daß der Verlust durch Neupflanzungen wieder wett gemacht wird Einen reicheren, allerdings wertlosen „Er trag" liefern die Kastanien. Die glänzend braun polierten Früchte sind lediglich von den Kindern begehrt. Die Ka stanien sind das Material zu allerlei niedlichen Spielsachen. Es lassen sich daraus z. B. recht naturgetreue Pilze schnitzen, auch bieten die Früchte Material zu allerlei nützlicher Be tätigung zur Kurzweil und Handfertigkeit unserer Kinder an Wintertagen; sie sind bescheidenes Spielzeug aus anspruchs loseren Tagen. — (Auch die harte Klasse wird weich! Die Hauptverwaltung der Reichsbahn hat sich mit einem neuen Wagentyp 3. Klasse beschäftigt, der durch die Einführung des Zweiklassensystems am 7. Oktober für notwendig gehalten wird. Zunächst werden allerdings alle Wagen 3. Klasse und auch die Wagen 4. Klasse für die neue harte Wagenklasse herangezogen werden. Von Nachbestellungen auf Wagen 3. Klasse, die ja jetzt in größerem Umfange notwendig wer den, hat die Reichsbahn Hauptverwaltung abgesehm, weil sie die Schaffung eines neuen Wagentys für unerläßlich hält. Dabei ist es innerhalb der Hauptversammlung zur Ueberein stimmung darüber gekommen, daß der neue Wagentyp nicht russische Ministerpräsident Trepofzu sein, der ebenfalls in Kopenhagen weilt, hauptsächlich wohl deshalb, weil er Cyrills Kandidatur für eine Quelle der Zwietracht unter den Mon archisten betrachtet. Er sagt, das einzig Vernünftige für alle Monarchisten, zu denen auch er sich zähle, sei abzuwarten. Im Gegensatz zu ihm äußerte sich sehr ausführlich in den Kopenhagener Zeitungen der frühere Hofmeister der Zaren mutter, Alexander Krupenski, der jetzt der Präsident der Weltorganisation der russischen Monarchisten ist. Krupenski erklärte u. a.: »Wir besitzen genaue Kenntnisse über die jetzigen Zustände in Rußland. Sie sind fürchterlicher denn je. Eine Hungersnot, wie sie das Land noch nicht durchgemacht hat, steht vor der Tür. Bereits jetzt sind Brotkarten einge führt. Jede Person soll ein Pfund Brot am Tage erhalten. Aber Brot kann nicht herangeschafft werden. Die Bevölke rung steht in langen Reihen vor den Verkaufsstellen und wartet vergebens. Sie kehrt mit leeren Körben heim. Die Rote Armee bekommt Brot, ebenso die eingeschriebenen Bol schewisten, d. h. ihre Rattonen sind auch vermindert. Sie be kommen nur die Hälfte dessen, was auf der Brotkarte steht. Die Bauern verstecken das bißchen Korn, was sie besitzen, so gut sie können. Die Bauern werfen ihr Getreide ins Wasser, um es nicht an die Kommissare der Regierung abliefern zu müssen. Die Wirkung der Hungersnot wird sein, daß 10—15 Millionen Menschen in Rußland den nächsten Herbst nicht erleben werden. .. - aus Holzfitzen bestehen dar, sondern zur Bequemlichkeit des reisenden Publikums mit weichen Auflagen ausgestattet wer den muß. Die sogenannte harte Klasse soll also ebenfalls wegfallen. Die Hauptverwaltung wird von den Waggonfabriken Vorschläge für einen neuen bequemen Wagentyp 3 Klasse anfordern und sich jedenfalls in einem Sinne entscheiden, der den Wünschen der Oeffentlichkeit nach Befreiung Vorreden harten Sitzen in der 3. Klasse entspricht. — (Die Synodalwahl,) die am Sonntag, den 14. Oktober iin Bautzen—Kamenzer Wahlkreis stattfand, hatte folgendes Ergebnis: Kantor Schneider - Uyst erhielt 490 Stimmen, Bürgermeister Müller-Bischofswerda erhielt 413 Stimmen. Kantor Schneider ist somit gewählt als Vertreter des hiesigen Wahlkreises für die Eoang.-luth. Lan dessynode. Großröhrsdorf (Die Eintragungslisten zum kommunistischen Volksbegehren betr. Panzerkreuzerver bot sind am Dienstag geschlossen worden. Im Rödertale war das Eintragungsergebnis folgendes: Großröhrsdorf 82 Personen, Bremig 17 Personen, Hauswalde 3 Personen. Bischheim. (Abschied sseier) Am 14. Oktober schied Kantor Zschaler, nachdem er 33 Jahre der Kirchge meinde Bischheim gedient hatte, aus seinem kirchenmusikalichen Amte um in den Ruhestand zu treten und nach Dresden überzusiedeln. Am Ende des Sonntagsgottesdiensles verab schiedete ihn vor versammelter Gemeinde am Altar der Kir chenvorstand, indem er ihm für seine treuen Dienste danlte und ihm zum Zeichen bleibender Verbundenheit einen Ring überreichte. Tas evangeli'ch-lucherische Landcskonsistorinm ließ eine künstlerisch ausgeführte Urkunde überreichen, in der dem Scheidenden für seine langjährige Mitarbeit am Dienst der Kirche die Anerkennung und der Dank der Landeskirche ausgesprochen wird. Möchte ihm ein schöner, friedlicher Le bensabend beschieden sein! Bautzen. (Spinale Kinderlähmung in Ostsachsen.) Hier erkrankte ein Mädchen an spinaler Kin derlähmung und wurde in das Stadkrankenhaus eingeliefert. Das Kind, das zunächst über Halsschmerzen und Steifheit des Nackens klagte, war zuerst auf Gehirnhautentzündung behandelt worden. Ein weiterer Fall von spinaler Kinder lähmung wird aus Schlang gemeldet. Pirna. (S i ch s e l b st e r st o ch e n.) Auf einem Gute in Polenz war einem dort beschäftigten Arbeiter Geld ge stohlen worden, worüber zwischen den landwirtschaftlichen Arbeitern ein Streit entstand, in dessen Verlauf der etwa 30 Jahre alte Schweizer Lempe sich mit einem dolch artigen Messer in die Herzgegend eine 18 Zentimeter tiefe- Wunde beibrachte. Er starb bald nach seiner Einlieferung in das Krankenhaus. Greiz. (ErgebnisloseVerhandlungenim Textilarbeiterkonslikt.) Die Verhandlungen zwischen den Textilarbeitcrgewerkschaften und dem Ver band sächsisch-thüringischer Webereien zur Beilegung des Arbeitskonflikts sind wiederum ergebnislos verlaufen. Grimma. (Auffindung eines alten Silber schatzes.) Beim Wegreitzen einer alten Mauer in einem Grundstück am Markt in Brandis wurde eine Urne mit nus oie Frage, wer, wenn die Katastrophe eintritt, kn i Rußland Zar wird, äußerte sich Krupenski sehr vorsichtig: „Das wissen wir heute noch nicht. Der Führer der russischen Nationalisten ist Großfürst Nikolai Nikolajewitsch, der in Paris wohnt. Aber die Monarchisten haben ihn nicht zum Zaren auserschen. Einige haben sich um Großfürst Cyrill gesammelt, weil er die ältesten Anrechte auf den Thron hat. Der nächste Kandidat nach Cyrill ist der Großfürst Dimitri, der sich ebenfalls in Kopenhagen aufhält. Da seine Mutter aber Protestantin war und er mit einer Amerikanerin ver heiratet und Vater eines Sohnes ist, wird seine Kandidatur allerdings auf Schwierigkeiten stoßen. Eines aber steht fest: das Sowjet-Regime ist bald zu Ende. Wir sind fest davon überzeugt, daß bald ein neuer Zar in Ruhland seinen Einzug halten wird. Hätten wir unter den zwei Millionen Emigranten im Auslande ein Heer von 15. bis 20 000 Mann und kämen mit diesem Heer an die Grenze, so würde die Bevölkerung sich sofort anschließend Krupenski schloß, er glaube, daß der Zusammen bruch des jetzigen Regimes bereits im kom menden Frühjahr erfolgen werde. Wer die Bauern für sich hätte, der herrsche auch in Rußland, und es sei ganz einwandftei klar, daß die übergroße Mehrzahl der Bauern gegen das Sowjet- und für das Zarentum sei. 35 verschiedenen großen Silbermünzen gefunden, die die Jahreszahlen 1526 bis zu 1764 tragen. Heidenau. (Verschmelzung von Gemein- d e n.) Im Rathause von Heidenau fand eine Besprechung wegen der geplanten Verschmelzung der Gemeinde Klein- sedlitz mit Heidenau statt. Beschlüsse wurden noch nicht gefaßt, doch ist zu erwarten, daß die Verhandlungen zu einem positiven Ergebnis führen. Henry Ford interessieri sich für Eckeners Pläne. In Lakehurst fand eine Konferenz über die Frage statt, ob es möglich sei, eine Gesellschaft mit 14 Dollarmillionen Kapital für den Ausbau eines regelmäßigen Ieppelindienstes Amerika—Deutschland zu bilden. An dieser Konferenz nahm auch William Mayo, der Chefingenieur des Auto mobilkönigs Henry Ford, teil. William Mayo besichtigte in Begleitung Eckeners und der Zeppelinoffiziere das Luftschiff. Er erklärte gegenüber Pressevertretern, daß Ford an dem Zeppelin größtes Interesse nehme und daß ein umfangrei cher Bericht an Henry Ford abgehe. Eckeners Plan, einen regelmäßigen Zeppelindienst einzurichten, habe ohne Frage viel für sich. Selbstverständlich müsse man damit rechnen, daß er sich wie viele andere neue Unternehmungen in den ersten Jahren nicht bezahlt mache, dafür aber später. Mayo erklärte weiter, daß> soweit er unterrichtet sei, Ford der Finanzierung des transatlantischen Luftverkehrs bisher praktisch nicht nähergetreten sei und mit Eckener oder an deren weder finanzielle noch technische Fragen einer der artigen Gesellschaft besprochen habe. Die Mannschaft des „Graf Zeppelin" wird gefeiert. New Pork. l)r. Eckener und die tapfere Mannschaft des „Graf Zeppelin" wurden von der Stabt Philabel- phia begeistert begrüßt. In der City Hall wurde Eckener von dem Bürgermeister der Stadt, Mackay, offiziell be grüßt. Auf die Begrüßungsrede Mackays hielt I)r. Eckeyer eine Erwiderungsansprache, in der er u. a. ausführte, daß der Flug keinen anderen Zweck gehabt habe, als einen Be- weis für die Leistungsfähigkeit des Zeppelins zu liefern. Auf dem Wege zur City Hall wurde Eckener von ungeheu ren Menschenmaffen mit Hochrufen empfangen. Einmal gelang es der Menge sogar, die Polizeikette zu sprengen und den Wagen vr. Eckeners zu stürmen. Nach dem Empfang in Philadelphia wurde die Zeppe linbesatzung in Washington empfangen, wo ein offizieller Empfang im Weißen Hause stattfanb. Außer dem Präsi denten Coolidge und Frau und der Zeppelinmannschaft nahmen auch Innensekretär West, der amtierende Staats sekretär Clerk, verschiedene Staatssekretäre anderer Ärm ster und der deutsche Botschaftsrat Kiep teil. Die «Rückkehr des „Grasen Zeppelin". Landung in Friedrichshafen, nicht in Staaken Berlin, 19. Oktober. Von maßgebender Stelle wird bekannt, daß nach den von Dr. Eckener vor seiner Abreise pukniU - LckütrenpIsiL Ullonkag, 2S. ükkokon, adsnü» S vkn Vom 2S-SI. 0k«»n. 3 ^sstsn - 2 klsnsgen - 1 Olympia - ksnnbskn I M MM vemnäcklt Iromrnt UKnMrFDm Kieren ^iicuk