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Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Druck und Verlag von E. L- Förster« Erb en (Inh. I. W. Mohr) Geschäftsstelle: Pulsnitz, «lb-rtstraße Nr. 2 Anzeigcn Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Mosse'S Zeilenmeffer 14) 1 mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschast Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 <6?// und 24 Sh/; Reklame 25 Äh/. Tabellarischer Satz 50°/» Aufschlag. —.Bei zwangsweiser Einziehung der Anzetgengebühren durch Klage oder in Konkursfällen zelanqt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis V-10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz desAmtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt üauvtblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer AmtSgertchtSbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, FrtrderSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf - - - a« f«»«« Werktag — — - Im Falle höherer Gewalt Krieg, Streik -der sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Mfördernnaseinrichtungen, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück- ,Ästung des Bezugspreises. Wöchentlich 0.65 RM bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2 60 RM fretbleibr, d PulsnHerTageblaü «LLBezirksanzeiger Wochenblatt Ns er 241 Sonnabend, de» 13 Oktober 1928 80. Jahrgang Das Wichtigste „Graf Zeppelin" steuert nach Ueberfliegen von Madeira am Freitag nachmittag 2 Uhr die amerikanische Küste an. Der Dämpfer „Stuttgart" hörte ein Gespräch zwischen dem „Graf Zeppelin" und der Marconistation aus den Azoren ab, wonach an Bord des Zeppelin alles wohl ist Im Bergmann Prozeß wurde Rechtsanwalt Iolenberg schwer belastet. Kurz vor dem Bahnhof Lehrte fuhr der D Zug 14 am Freitag abend aus einer Brücke in eine Grnppe von Handwerkern. Der Schlossermcister Bruns aus Lehrte wurde getötet, sein Ge selle sehr schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliesert. Die Unter suchung ist noch im Gange. Baron v. Hüneseld ist Freitag vormittag in Fortsetzung seines Fluge» von Mandalay nach Schanghai aufgestiegen, das er in ununterbrochenem Fluge zu erreichen hofft. Das Organ Beneschs und die übrige Presse in Prag schreibt, es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, daß das Interesse de» großen Publikums für den Amerikaflug des „Grafen Zeppelin" alles In den Schatten stellt, was man bisher an Interesse für Ozeanflüge gezeigt hat. Aus dem Bahnhof Kleparow bei Lemberg entgleiste am Donners tag infolge salfchcr Weichenstellung ein Pcrsonenzug, wobei zwei Wagen zertrümmert wurden. 10 Passagiere und 2 Eisen bahnschaffner erlitten mehr oder weniger schwere Verletzungen. Einer von den verletzten Eisenbahnbeamten liegt im Sterben. Polen will seine Handelsflotte aus 300 Schiffe vermehren. Damals und heute. Fast auf den Tag vor vier Jahren wurde der erste Zeppelinkreuzer, L. k. 3, nach Amerika übergeführt, um dort zu bleiben. Heute trägt er den Namen „Los Angeles" und ist das stolzeste Luftschiff Amerikas. Der Zeppelin, der aber diesmal nach Amerika fährt, wird wieder in die Hei- mat zurückkehren. Seine Fahrt ist nur eine Aufgabe, die ihm die Wissenschaft gestellt hat. Das ganze deutsche Volk bealeitet unseren Luftkreuzer mit den besten Wünschen in der Erkenntnis, daß „Graf Zeppelin" eine technische, kultu relle und völkerverbindende Mission allerersten Ranges er- füllt. Daran kann auch das Mißtrauen u,d Uebelwollen einer von Gehässigkeiten gegen Deutschland stets strotzenden französischen Presse nichts ändern. Auch Unterstellungen wie die des französischen Blattes „Figaro", dessen Besitzer, der Parfümfabrilant Coty, in Deutschland bekanntlich mit seinen Parfüms und Puder Millionen verdient, können es nicht fertigbrmgen, die Männer, die das Werk vollbracht haben, und das Volk, das mit Stolz auf dieses Werk schaut, zu verleumden. Je weiter das Schiff auf den Ozean hinauskommt, um so spärlicher werden die Nachrichten von ihm. Aber wir können uns ein Bild machen von seinem Flug, wenn wir die Fahrtberichte durchsetzen, die uns von der Fahrt vor vier Jahren vorliegen. Zwei Nächte hat „Graf Zeppelin" hinter sich. Wie ist solche Nacht an Bord? Darüber be. richtete vr. Eckener 1924 selbst: „Heftige Böen schüttelten das Schiff, westlich Spaniens ziehen die Ausläufer eines Tiefdruckgebietes, wir müssen es wohl oder übel passieren. Ein schwerer Flug für die Navigation. Todmüde kam ich nach Mitternacht in die Koje im Fahrgastraum. 4 Uhr früh ist Wecken. Bei Tagesanbruch sehen wir nur Wasser, Es als Wasser." Nicht anders dürfte auch die erste Nacht ver dem jetzigen Fluge verlaufen sein, denn am Freitag gegen 5 Uhr morgens erreichte „Graf Zeppelin" das offene Meer- Also Wasser, nichts als Wasser. Arbeit und Ausdauer sind die ersten Erfordernisse für die Mannschaft des „Graf Zeppelin". Aber nach der Arbeit kommt die Erholung, und zur Erholung gehört ein gutes Essen. Die Speisekarte des „Graf Zeppelin" am ersten Tage liegt uns vor. Sie unterscheidet sich kaum von der im Speisewagen eines Expreßzuges und kann auch den ver- wohnten Feinschmecker befriedigen. Da gab es zwischen 8 0 Uhr morgens ein Frühstück, bestehend aus zwei Käfter, Brot und Butter, und ein Mittag zwischen 4 uno Uhr, bei dem Nudelsuppe, Kalbsragout mit gcmisch. nm Kompott gereicht wurden, das Abendbrot, von 7,30 Uhr ab serviert, bot Aufschnitt mit Majonnaise- salat, Brot, Butter und Tee. Gar nicht übel, das muß man sagen. Wer weiß, ob in jedem Haushalt täglich so gut gegessen wird. Aber auch 1924 verstand man sich an Bord schon auf gutes Essen. Der Speisezettel für das Mittagessen von damals enthielt Schildkrötensuppe, ungarisches Gulasch mit Erbsen und Mohrrüben, Kaffee und Pudding. Die Tafelmusik lieferten ein Elektrophon und ein Kanarienvogel, öen man als Glückstier mit an Bord genommen hatte. Er wurde nicht in einem Käfig gehalten, sondern er durfte frei vr der Kabine herumflicaen und soll viel Spaß an der Reise gehabt haben. Wie vollzieht sich nun der Dienst an Bord? Davon lassen wir am besten den Steuermann des „W Wenn" Merl W MM Umfliege« der Tiefdruckgebiete — Am Montag früh in Amerika erwartet Die Wetterlage auf dem Ozean Seit Freitag früh 5 Uhr befindet sich „Graf Zeppelin" über dem Ozean, nachdem er den Hafen von Gibraltar an der Südküste Spaniens überflogen hatte. Von Gibraltar schlug das Luftschiff die Richtung nach den Azoren ein. Aber die Wetterberichte zwangen zu einer Aenderung des Kurses, der etwa 300 Kilometer südlich der Azoren lag. Das Luft schiff steuerte Madeira an, das 1.35 Ahr am Freitag nach mittag erreicht wurde. Von Madeira aus versprachen die Wetterberichte günsti gere Bedingungen für den Flug. Erst in der Nähe der Bermuda-Inseln lagert wieder ein Tiefdruckgebiet, das von der Oftküste Amerikas nach der Südostküste abzieht und eine Umfliegung notwendig macht. Von den Bermuda-Inseln bis zur amerikanischen Küste hofft man auf günstige Ost winde, die die Fahrt nach New Port beschleunigen. Durch das Umfliegen der Tiefdruckgebiete, denen „Graf Zeppelin" geschickt ausroeicht, wird allerdings eine Fahrtverlängerung cintreten. Man rechnet damit, daß das Schiff etwa eine Strecke von 2000 Kilometer mehr zu seinem Flug braucht als seinerzeit „Z. R. 3", so daß ins gesamt auf dem Fluge etwa 10 000 Kilometer zurückgelegt werden. Durch die Umfliegung der Tief druckgebiete hat „Graf Zeppelin" bis zur Südküste Spaniens so lange gebraucht wie 1924 „Z. R. 3" bis zu den Azoren. , An Bord alles wohl. Trotz schwerster Stürme fährt das Luftschiff völlig ruhig und, was die Passagiere besonders bewundern, überaus leicht. Man ist sehr zuversichtlich und lustig an Bord. Ueberein- stimmend erklären die Fluggäste, daß die Fahrt Les Zeppelin für sie die wundervollsten Tage in ihrem Leben bedeuten. Zeitweise ist es in den Passagierkäbinen so warm, daß die Fluggäste unter einer einfachen Decke schlafen können. Bei den Herren haben sich bereits die unverbesserlichen Skat brüder zusammengefunden und klopfen seelenruhig und nunter ihren Skat. Die einzige Dame an Bord, Lady Drummond-Hay, ist von der Fahrt ganz begeistert und ver liebt in das Luftschiff. Dresden, 13. Oktober, 12,45 Uhr. (T.O.) „Gras Zeppelin" nähert sich Amerika New York. Der Funkstation Lakehurst gelang es um 3 Uhr 30 Min. amerkanischer Zeit, also um 8 Uhr 30 Min. mitteleuropäischer Zeit mit dem Zeppelin erneut in Verbindung zu kommen, nachdem bereits kurz vorher die Station Chatam als erste mit dem Zeppelin in Verbindung gekommen war. Der Zeppelin gab seine Position um diese Zeit mit 36 Grad nördlich und 36 Grad westlich an. Die Funkverbindung ist jedoch offenbar schlecht gewesen, da der Zeppelin die Station aufforderte, auf 1850 mir. wieder zu kommen, weil die Störungen zu stark seien. Infolge der schwierigen Verständigung hält man es jedoch für möglich, daß die Stationsangabe jetzt verschwinden wird. Da das Luftschiff nunmehr in ein Gebiet kommt, das von Dampfern sehr wenig befahren wird, darf man sich nicht wundern, wenn man in den nächsten Stunden nichts mehr über das Schiff hören wird. Nach der Wetterlage dürfte „Graf Zeppelin" jetzt Kurs über die Bermudainseln nehmen, die es bis Sonn tag früh 6 Uhr amerikanischer Zeit, also 11 Uhr mitteleuro päischer Zeit erreicht haben wird. Lakehurst in Alarmbereitschaft. Der Kommandant der amerikanischen Lustschiffstation Lokehurst hat schwere Sorgen. Nicht etwa, weil er um „Graf Zeppelin" fürchtet, nein, weil er nicht weiß, wie er die Menschenmassen halten soll, die er bei der Ankunft des Luft- ! schiffes erwartet. Die gesamte Station ist in Alarmbereit schaft. Vom Amerikanischen Marineamt ist der Station eine > Geldsumme zur Verfügung gestellt worden, von der die deutschen Gäste aufs beste bewirtet werden sollen. Lakehurst und sein Nachbarort legen reichen Flaggenschmuck an. Das Deutsche Reich wird bei der Ankunft des Luftschiffes durch den Botschaftsrat Kiep vertreten sein, der von Washington im Flugzeug nach Lakuhurst fliegt. Nach Lakehurst hat eine wahre Völkerwanderung ein gesetzt. Extrazüge bringen immer neue Menschenmassen heran. Unzählige Autos belagern bereits die Luftschiff station. „Nur" 50 000 Autos konnten die Erlaubnis erhalten, in der Nähe der Luftschiffstation zu parken. Weitere 150 000, die man erwartet, werden in der weiteren Umgebung bleiben müssen. Die Wetterlage über dem Atlantik Hamburg, 13 Oktober. Das Seeflugreferat der deutschen Seewarte gibt um 2 Uhr früh folgenden Bericht über die Wetterlage auf dem Atlantik aus: Während über der östlichen Hälfte vom nordatlantischen Ozean das Hoch druckgebiet im Raume zwischen den Azoren, den kanarischen Inseln und der liberischen Halbinsel mehr und mehr bestim mend wird, breitet sich über der westlichen Hälfte tiefer Luft druck aus. Das Tiefdruckgebiet östlich von Neufundland weist in seiner Umgebung stärkere Temperaturgegensätze auf. Ueber Labrador hinweg findet ein Zustrom kalter Luftmaffen statt, während zwischen 35 und 45 Grad Westlänge warme Luftmaffen dem Tief zuströmen. Aus diesen Temperatur gegensätzen hat das Tiefdruckgebiet neuerdings Energie ge Wonnen und sich vertieft. Die Schiffsmeldungen von nach mittag und abend des Freilag zeigen daher über der west lichen Hälfte vom Atlantischen Ozean bis ungefähr 36 Grad Nordbreite westliche Winde und vielfach wieder Regen. Erst im Raume zwischen den Bermuda-Inseln und der amerika nischen Ostküste breitet sich wieder ein Hochdruckgebiet mit heiterem Wetter aus. Für die Ostküste der Vereinigten Staaten wird jedoch bald ein Tiefdruckgebiet maßgebend sein, das zwischen der Hudson-Bai und dem unteren Lorenzstrom in Entwicklung begriffen ist und das südostwärts vorstößt. Unter seinem Einfluß haben bereits die Winde zwischen Newyork und Neu-Schottland in Südwest zurückzudrehen be gonnen. Es wird Anschluß an das Tief vor Neufundland gewinnen und im Strömungssystem des Neufundlandstief in südöstlicher Richtung bald über den Ozean hinausgreifen, sodaß es für die Fahrt des Luftschiffes noch in Betracht kommen dürfte. Oie sranzöfische Trikolore in Zweibrücken entwen-ei. f- Zum zweiten Male in diesem Jahr. Zweibrücken. In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag wurde zum zweiten Male in diesem Jahr aus dem französischen Offizierskasino am Herzogsplatz die Trikolore herabgeholt. Es handelt sich um dasselbe Gebäude, von dem bereits in der Nacht vom 3V. April zum 1. Mai dieses Jahres die Trikolore entfernt worden war. Die unbekannten Täter rissen den Fahneuschaft, der an einem Balkon befestigt war, herab, so daß er dabei durchbrach. Die Trikolore wurde ent wendet und konute bisher noch nicht gefuude« werden. So fort nach Bekauntwerden der Tat nahm die französische Geudarmerie die Ermittlungen gemeinsam mit der deutschen Staatsanwaltschaft auf. * Dor dem Wiesbadener Militärgericht begann am Frei tag der Termin wegen des Deutschlandliedes in Königstein. Bekanntlich hatte dort anläßlich der Schloßbeleuchtung der Bürgermeister von Königstein den Kapellmeister beauftragt, vaterländffche Lieder zu spielen. Da Königstein Garnison ist, darf jedoch dort nach der Verfügung der Besatzungs behörde das Deutschlandlied nicht gespielt werden, und es erfolgte die Verhaftung des Kapellmeisters. Gs ist dies das erstemal, daß auch die englische Desatzungsbehörde gegen den Dorttag des Deutschlandliedes eingeschritten ist.