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Nr. 230, Pulsnitzer Tageblatt. — Montag, den l. Oktober l928. Seite 2. Abschied -es Herrn Amtshauptmann Dr. Lievert Nachdem Herr Amtshauptmann Dr. Sievert, der mit dem morgigen Tage seinen hiesigen Wirkungskreis verläßt, um einem Beschlusse des Gesamtministeriums zufolge an die Spitze der größeren Amtshauptmannschaft Bautzen zu treten, sich am Donnerstagvormittag vom Bezirksausschuß verab schiedet hatte, erfolgte ein Gleiches im Anschluß an den nach mittags 4 Uhr im Stern-Saale abgehaltenen Gemeindener- tretertag, bei dessen Ende sich auch die Mitglieder des Be zirkstages sowohl von der rechten wie auch von der linken Seile fast vollzählig einfanden. Nach den geschäftlichen Ver handlungen, über die wir ebenso wie über die Sitzung des Bezirksausschusses umstehend berichten, ergriff Herr Amtshauptmann Dr. Sievert das Wort und führte etwa folgendes aus: „Meine sehr geehrten Herren! Zum letzten Male habe ich die Herren Bürgermeister, die Herren Gemeindeoertreter und die Herren Gutsoorsteher des Bezirks um mich zu einem Gemeindeoertretertag versammelt. Ich darf Ihnen nochmals meinen herzlichsten Dank dafür aussprechen, daß Sie sich heute zu so ungewohnter Stunde — die Gemeindevertretertage haben wir sonst ja immer frühmorgens abgehalten — hierher be geben und daß Sie mir dadurch Gelegenheit gegeben haben, noch ein letztes Mal mit Ihnen zusammenzusein. Ich darf weiter meiner Freude darüber Ausdruck geben, daß sich auch die Herren Mitglieder des Bezirkstages hier eingefunden haben. Den Herren vom Bezirksausschuß habe ich bereits heute früh meinen Dank für die Unterstützung ausgesprochen, die ich während meiner 4jährigen Amtstätigkeit von ihnen erfahren habe. Diesen Dank möchte ich auch auf die Herren Mitglie der des Bezirkstags, an ihrer Spitze Herrn Iustizrat Voigt als Vorsitzenden und Herrn Stadlrat Micklich als stellver tretenden Vorsitzenden, ausdehneu. Ich danke herzlich für alles Wohlwollen und Verständnis, das ich bei Ihnen allen stets gefunden habe, sowie dafür, daß die Vorlagen, die Ihnen unter breitet worden sind, fast immer einstimmig die Genehmigung und Zustimmung des Bezirkstags gefunden haben. Meine Herren! Es ist Ihnen bekannt, daß ich vom Okto ber ab mit der Führung der Amtshauptmannschaft Bautzen betraut worden bin. Sie wissen auch, daß mir der Abschied von meinem lieben Kamenzer Bezirk, den ich habe vier Jahre betreuen dürfen, nicht leicht fällt. Aber die Staatsregierung hat bestimmt, daß ich den Nachbarbezirk übernehme, und ich habe dem Rufe Folge zu leisten. Es ist wohl noch kein Amtshauptmann in Kamenz ge wesen, der nicht den Wunsch gehabt hätte, möglichst lange im Kamenzer Bezirk zu bleiben. Und wenn ich der Herren ge denke, die vor mir h'er gewesen sind: Amtshauptmann Schäffer 7 Jahre, v. Zezschwitz 12 Jahre, v. Erdmannsdorff 25 Jahre, mein unmittelbarer Amtsvorgänoer Graf Vitzthum 7 Jahre, so muß ich feststellen, daß ich leider nur die kürzeste Zeit habe hier verbringen dürfen. Es ist mir nur 4 Jahre 2 Monate hier zu sein vergönnt gewesen. Im Kamenzer Be zirk sind alle Voraussetzungen dafür gegeben, daß man sich hier wohlsühlen muß. Wir haben einen landschaftlich be gnadeten Bezirk mit vielseitigen Schönheiten in allen seinen Teilen: in ihm wohnt eine Bevölkerung, die eine wirklich gute Gesinnung in allen Schichten hat. Landwirtschaft und Industrie sind hier in glücklicher Weise gemischt und ich habe er fahren dürfen, wie harmonisch das Zusammenwirken mit allen Kreisen war. Meine Herren! Wir haben schwere Zeiten miteinander verlebt, viele Sorgen gemeinsam getragen, Notstände bekämpft und zu lindern gesucht. Ich darf hier nur erinnern an die mannigfachen Schäden, die die Kriegs- und Inflationszeit allenthalben verursacht hatten, an den Zustand der Wege, den ich hier vorfand: an die Nöle der Bevölkerung, denen wir abzuhelfen bestrebt gewesen sind: an die große Finanznot der Gemeinden. Wir haben die Lösung dieser Aufgaben gemein' sam in die Hand genommen, und es ist mir ein Bedürfnis, allen denen, die mich dabei unterstützt haben, meinen innigsten Dank zum Ausdruck zu bringen. Ich kann auf die Fülle der Aufgaben, die uns gefiel waren, nicht im einzelnen eingehen: sie sind Ihnen ja au allen bekannt. Bloß zweierlei darf ich herausheben, was ü mir zur besonderen Aufgabe gemacht habe: einmal, den Vc: such, den Bezirk trotz aller Schwierigkeiten in einer finanzic gesunden Lage zu erhalten und den Gemeinden in ihrer finanzielle Bedrängnis nach Kräften zur Seite zu stehen, soweit es uu nur irgend möglich war: zweitens, den Bezirk in seiner jetzige Gestalt zusammenzuhallen und zu einer geschloffenen Einhc zusammenzufassen. Wenn ich nach dieser Richtung hin versuch habe, die Teile des Bezirks, die bisher sehr ungünstige Ve; Kursverhältnisse nach der Bezirksstadt Kamenz hatten, zu un heranzuziehen, so wird damit wohl den Interessen des Bezirk- und auch der in Frage kommenden Gemeinden gedient morde- sein. Der Bezirk steht jetzt als ein geschlossenes Ganzes da Er besitzt, wenn er auch zu den kleineren Bezirken Sachsen- gehört, doch volle Lebensfähigkeit und ich glaube, daß die Berwaltungsreform, die sich auch mit der Neuabgrenzung der Bezirke befassen wird, am Kamenzer Bezirk vorübergeheu wird, ohne daß ein Glied von ihm genommen werden wird. Wenn ich in kurzer Zeit nach Bautzen übersiedeln und den Kamenzer Bezirk verlassen mutz, werden die schmerzlichen Gesühle, die ich dabei empfinde, dadurch gelindert, daß ich den Nachbarbezirk übernehme und in der Lausitz bleibe, der ich mich zugehörig fühle, und daß ich von Bautzen aus Gelegen heit nehmen kann, öfter einmal den mir liebgewordenen Kamenzer Bezirk und seine Schönheiten wiederzusehen. Ihnen allen spreche ich noch einmal meinen tiefgefühlten Dank aus für das, was ich von Ihnen an Unterstützung er fahren habe, und verbinde damit die besten Wünsche sür Ihr persönliches Wohl wie auch sür eine erfolgreiche Weiterent wicklung des Bezirks. Möchte er einer glücklichen Zukunft enlaeoenaeiübrt werden, möchten alle Kräfte immer harmonisch weiter zusammenarbeiten zum Wahle und zum Segen des Kamenzer Bezirks und seiner gesamten Bevölkerung, das ist mein Herzenswunsch, den ich Ihnen heute am Schlüsse meiner hiesigen Amtstätigkeit aussprechen möchte." Nachdem sich der lebhafte Beifall, mit dem die Ausfüh' rungen des HerrnAmtshauptmann ausgenommen wurden, ge legt hatte, richtete der Vorsitzende des Bezirkstages Herr Justizrat Voigt an den scheidenden Herrn Amtshauptmann eine Ansurache, die ungefähr folgendermaßen lautete: „Hochverehrter Herr Amtshauptmann! Alle, die Sie hier heule um sich versammelt sehen, sind erfreut und danken Ihnen, daß Sie trotz der Fülle der Arbeit, die vor Ihrem Weggange von Kamenz aus Ihren Schultern ruht, es möglich gemacht haben, sich heute noch m't uns hier gesellig zusammenzufinden. Als ich vor reichlich 4 Jahren im Namen des Bezirkes bei Ihrem Amtsantritt Sie willkommen hieß, sprach ich die Hoff nung und die zuversichtliche Erwartung aus, es möge Ihnen gelingen, die reiche Anerkennung uns das große Vertrauen, das sich Ihr hochverdienter Amisoorgänger Graf Vitzthum errungen hatte, auch sich zu erwerben. Die Hoffnung Hal nicht getrogen. Unsere kühnsten Erwartungen sind in einem Maße er füllt, daß eine Steigerung nach meiner Ansicht nicht denkbar ist. Sie haben sich in Ihrer 4jährigen Amtstätigkeit als Amtshauptmann des Bezirks aller seiner Interessen, der Inte ressen des Arbeiters wie des Landwirts, der Belange von Industrie, Handwerk, Handel und Gewerbe in gleich liebe voller Weise angenommen. Sie haben Ihre erfolgreiche Tätig keit gleichermaßen allen Bezirksausgaben auf sozialen, kultu rellen und wirtschaftlichen Gebieten gewidmet, allen segensreichen, aber mit der Zeit etwas veralteten Einrichtungen haben Sie neues Leben eingeflößt, haben Sie neuzeitlich umgestaltet. Das Linst und Jetzt unseres Barmherzigkeitsstistes, unserer Anstalt u Iesau, die zum Bezirksheim geworden ist, sind miteinander licht vergleichbar. Sie haben sich hierdurch und überhaupt mf dem Gebiet der sozialen Wohlfahrtspflege ein unvergäng- -ches und bleibendes Denkmal gesetzt, wie ein solches aus Stein lud Erz nicht besser und dauerhafter sein kann. Ganz besonders mch haben Sie Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Fürsorge den Finanzen des Bezirks zugewandt. Die vielen großen und neuen Aufgaben, die Sie in Angriff genommen und durch geführt Haden, haben einen erheblichen Geldbedarf verursacht. Sie haben es aber meisterhaft verstanden, die finanzielle Kraft des Bezirkes außerordentlich zu schonen und die Gelder dort aufzubringen, wo es dem Bezirke nichts oder nicht viel kostete. Ich habe mir in stillen Stunden oft, wenn ich die Art der Miltelbeschaffung sah, gesagt, es ist ja gut sür den Bezirk, für die Allgemeinheit aber schade, daß unser Amtshauptmann nicht Finanzminister ist. Ec ist der reine Wünschelruten gänger, der in seiner feinfühlenden Hand seine Wünschelrute dort ausschlagen läßt, wo für andere unsichtbar die Geld quellen verborgen liegen. Deshalb ist es uns im Bezirkstag auch leicht geworden, den Vorlagen des Herrn Amtshaupt mann mit finanzieller Auswirkung ohne große Bedenken zu zustimmen. Auch sonst haben wir unter seiner Führung gern ! upd freudig gearbeitet, und es wird deshalb nicht Wunder I nehmen, daß der Bezirk, als er ganz überraschender Weise die Bersetzungspläne erfuhr, alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um die Verordnung wieder rückgängig zu machen. Der Erfolg ist Ihnen ja bekannt. Die Beweggründe, die uns vom Ministerium und vom Herrn Ministerpräsidenten ent gegengehalten wurden, waren ja sür unseren Herrn Amts- Hauptmann und für den Bezirk sehr schmeichelhaft, aber die Nutzanwendung, die das Ministerium hieraus gezogen hat, i war für uns höchst betrüblich. Wir verlieren unseren hoch verehrten Herrn Amtshauptmann, und es bleibt uns deshalb heute nur noch übrig, ihm unseren herzlichsten Dank aus zusprechen. Aus dem Ruhmeskranze aber, den ich hier ge flochten habe, muß ich doch einige Blätter herausnehmen. Unser Herr Amtshauptmann würde das, was er geleistet hat, nicht haben leisten können, wenn er sich nicht eines echt deutschen, wahrhaft glücklichen Familienlebens erfreuen könnte und dadurch immer neue Kraft zu seinen schweren Amts pflichten gefunden hätte. Wir sind deshalb auch seiner Familie zu aufrichtigem Danke verbunden, besonders seiner verehrten Frau Gemahlin, und ich bitte unseren Herrn Amtshauptmann, diese Gefühle auch seiner hochverehrten Frau Gemahlin über mitteln zu wollen. Als äußeres Zeichen unserer Anerkennung und Dankbar keit überreichen wir Ihnen, Herr Amtshauptmann, dieses Bild, damit Sie, wenn Sie in Bautzen sind und Ihr Blick darauf fällt, gern an Kamenz zurückdenken und an die Zeit, die Sie in unserer Mitte amtlich und gesellschaftlich verlebt haben." Der Redner schloß mit einem dreifachen Hoch auf Herrn Amtshauptmann Dr. Sievert, das bei den Versammelten brau senden Widerhall fand. Das von den Mitgliedern des Be zirkstags gestiftete Bild ist von dem bekannten Bautzner Künstler Rolf Friedmann gemalt und zeigt eine prächtige Ansicht von Kamenz mit der Hauptktrche im Vordergrund, der Stadt, dem Rathaus und der wendischen Kirche im Hintergrund. Mit bewegten Worten dankte der Herr Amtshauptmann für die ihm bereitete Ehrung und die Worte des Herrn Iustizrat Voigt, die nur zuviel der Anerkennung enthalten hätten. Denn er habe doch nichts weiter getan, als seine ihm als Staatsbeamten obliegende Pflicht erfüllt. Daß er sie gern und freudig, täglich und stündlich erfüllt habe, das bitte er ihm zu glauben. Es sei ihm stets eine große und ihn beglückende Freude gewesen, hier im Kamenzer Bezirk und für den Kamenzer Bezirk haben schaffen zu dürfen. Die Worte des Herrn Iustizrat Voigt über das glückliche Fa milienleben des Herrn Amtshauptmann als Kraftquelle seiner beruslichen Arbeit bestätigend, führte er dann weiter aus: -Ich habe nur meine Dilickt aetan. und wenn dies non Ibnen anerkannt wird, so ist das der schönste Lohn, den ich mit hinübernehmen darf in meinen neuen Wirkungskreis. Mein Scheiden von Kamenz bildet einen ernsten Abschnitt in meinem beruflichen Leben. Ich glaube, daß ich wohl nie wieder Jahre so tiefer Befriedigung verleben werde, wie es mir hier im Kamenzer Bezirk vergönnt gewesen ist." Herr Amtshauptmann Dr. Sievert nahm bei dem nach folgenden zwanglosen Beisammensein Gelegenheit, noch mit vielen der Herren Gemeindeoertreter persönliche Abschieds grüße auszutauschen, nm sich sodann von jedem Einzelnen der Herren noch besonders mit Händedruck zu verabschieden. Sein stets liebenswürdiges Wesen zeigte sich auch in dieser Abschiedsstunde in offensichtlicher Weise. Der großen Verdienste des Herrn Amtshauptmann Or. Sievert um den hiesigen Bezirk haben wir bereits damals gedacht, als seine Versetzung nach Bautzen bekannt wurde. Heute bleibt uns nur übrig, ihm noch für das Wohlwollen zu danken, das er auch uns wie überhaupt der Presse gegen über jederzeit bezeugt hat und das ihr in vieler Hinsicht ihre schwere Aufgabe erleichtert hat. Die besten Wünsche der Ka menzer Bezirkseingesessenen begleiten den Scheidenden und seine Familie in seinen neuen Wirkungskreis. Wir hoffen mit allen denen, die ihm in den letzten Tagen herzliche Abschieds- worle gewidmet haben, daß er unsere Stadt wie den ganzen Bezirk in immerwährendem freundlichen Andenken behalten wird. * Heute vormittag verabschiedete sich Herr Amtshaupt mann Dr. Stevert noch von den Beamten und An ge stellten der Amtshauptmannschaft, des Bezirksoer bandes, des Arbeitsnachweises und der Gendarmerie des Bezirkes, die sich iL12 Uhr im Sitzungssaale der Amts hauptmannschaft versammelt hatten. Er füyrte dabei etwa Folgendes aus: So ist nun die letzte Stunde meiner hiesigen Amtszeit ge kommen. Waren schon die vergangenen Tage ein fortgesetztes Abschiednehmen, von den Herren Vertretern der Behörden und der verschiedenen Berufsstände, den Mitgliedern des Bezirks ausschusses und Bezirkstages, den Herren Bürgermeistern und Eutsvorstehern, so heißt es heute, mich von denen zu trennen, mit denen ich in der Zeit meines Wirkens hier in Kamenz am engsten verbunden war, von meinen lieben Beamten und An gestellten der Amtshauptmannschaft, des Bezirksverbandes der Amtshauptmannschaft, der Arbeitsnachweise, wie auch der Gen darmerie. Das Scheiden von Ihnen fällt mir besonders schwer. Fühlte ich mich mit Ihnen allen doch durch unsere tägliche Zusam menarbeit aufs innigste verwachsen. Unser gemeinsames Schaf fen und Streben hat immer dem einen Ziel gegolten, dem Wohle unseres lieben Kamenzer Bezirks und seiner Bewohner. Wenn ich auf die 4 Jahre meiner hiesigen Amtstätigkeit zu rückblicke. so ziehen an mir vorüber Zeiten der Not und ernster Sorge, Wirtschaftskrisen mit manchmal beängstigender Arbeits losigkeit elementare Naturereignisse, Ueberschwemmnngen, Miß ernten. 'zunehmende Teuerung und vielseitige soziale Bedräng nis. Es bedurfte aller Energie und aller Kraft, den Anforde rungen, die an uns gestellt wurden, gerecht zu werden. Die neue Gesetzgebung verursachte eine vermehrte Arbeits last, die unsere Kräfte oft zu übersteigen schien. Wir haben sie aber gern und freudig auf uns genommen. Wie ich stets in meiner Arbeit hier in Kamenz tiefste Be friedigung gefunden habe, so ist dies, wie ich weiß, auch bei Ihnen immer der Fall gewesen. Das Schönste, was es im Laben gibt, ist doch das Helfen. Und das ist ja die wichtigste Aufgabe der Beamten in der Verwaltung. Wenn wir in jedem, der uns amtlich gegenübertritt, immer den Nächsten erblicken, und wir bemüht find, ihm hilfreich zur Seite zu stehen, so ist dies eine Tätigkeit, die stets beglückend wirkt und uns täglich von neuem die Kraft gibt, deren wir bedürfen. In der Zeit, die ich hier verbracht habe, haben wir eine besonders große Arbeit durchzuführen gehabt, die Trennung der Dezirksgeschäfts von denen des Staates und den Ausbau und Neuaufbau der Staats- und Bezirksaufgaben. Wenn dies einigermaßen gelungen ist, so danke ich dies vor altem mit Ihrer treuen Pflichterfüllung, und ich freue mich, Ihnen allen heute am letzten Tage, den ich mit Ihnen zusam men bin, rückhaltlose Anerkennung zollen zu können. Gern hätte ich mit Ihnen noch weiter znfammengearbeitet, aber die Staatsregierung hat es anders bestimmt, und ich muß heute von Ihnen scheiden. Von Herzen danke ich Ihnen für die Unterstützung, die Sie mir stets bereitwillig und unermüdlich haben zuteil werden lassen. Gleichzeitig aber spreche ich Ihnen die herzlichsten Wünsche aus für Ihr persönliches Wohl und für Ihr ferneres berufliches Wirken. Möchten die Wünsche, die Sie im Herzen tragen, nach Möglichkeit in Erfüllung gehen, moch.e Ihnen und den Ihren vor allem die Gesundheit erhalten bleiben, und möchte auf Ihrer Arbeit auch weiterhin Segen ruhen zum Wohle unseres Bezirks und zu Ihrer eigenen Freude und Be friedigung. Das ist der Wunsch, den ich Ihnen heute zum Aü- fchied zurufe! Hierauf ergriff Herr Regierungsrat Dr. Merzdorf namens der Anwesenden das Wort zu etwa folgender An- fprache: Hochzuverehrender Herr Amtshauptmann! Unter Ihrer unermüdlichen, rastlosen und weitschauenden Führung durfte die Beamten- und Angestelltenschaft freudig Mitwirken an der praktischen Durchführung der vielen und großen Eesetzeswerke, die seit der Inflationszeit uns beschert wurden. Ich darf erinnern an die Auseinandersetzung zwischen Staat und Bezirk, auf die Herr Amtshauptmann schon hinwiesen, auf die Aufgaben, die die neue Gemeindeordnung und die Schul- bezirksgesetzgebung stellten, auf die Durchführung der sozialen Gesetze, die gerade in unserem Bezirke Werke entstehen ließen, die Menschenalter überdauern werden, und nicht zuletzt auf die Gesetzgebung über Arbeitsvermittlung, die mit der Zusammen fassung unseres gesamten Bezirkes in einem Arbeitsamt Kamenz abschloß. Die Durchführung aller dieser Gesetze und der sich daraus ergebenden Verordnungen — eine Unmenge könnte ich noch auf zählen — erforderten und erfordern gerade in unserem Bezirke rasches Zufassen, unermüdliches Arbeiten und ununterbrochene Aufmerksamkeit. Es galt bei all Ihrer Arbeit einzig und allein der Erreichung des höchsten Zieles: immer nur das Beste für den Bezirk herauszuholen. Und gerade Ihr Beispiel, hochver ehrter Herr Amtshauptmann, lehrte uns immer wieder, auch für den Geringsten unseres Bezirkes ein offenes Ohr und Herz zu haben. Und als Ergebnis dieser hohen, uns allen vorbildlichen Dienst- und Pflichtausfassung sghen wir alle, in. wie hohem