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Nr. 219. Pulsnitzer Tageblatt. - Dienstag, den 18. September 1928 Sette 6 Für Aufhebung der Gchlachtsteuer. Den sächsischen Landtagsabgeordneten ist eine Ein gabe des Reichsverbandes der Deutschen Großschlächter zugegangen, in der ersucht wird, das Schlachtsteuergesetz ab 1. April 1929 aufzuheben. Diese Steuer sei eigentlich eine Kriegssteuer gewesen, die 1866 zur Deckung der Kriegsabgaben eingeführt worden sei. Die Schlachtsteuer werde nur noch in Sachsen erhoben. Sie müsse als ver altet und unsozial bezeichnet werden und sei untragbar in einem Lande, das Zuschußgebiet für Schlachtvieh sei, wo also die Bevölkerung ohnedies höhere Fleischpreise zahlen müsse. Die Steuer begünstige die Einfuhr von Fleisch und verhindere die Einfuhr lebenden Schlachtviehs, worunter die Rentabilität der sächsischen Schlachthöfe leide. Der Ausfall bei Aufhebung der Steuer (10 Mil lionen Mark) müsse gegebenenfalls durch Erhebung neuer allgemeiner Steuern gedeckt werden. Um die hohen säch sischen Gebühren zu sparen, werde vielfach das Vieh an Grenzorlen geschlachtet und dann das Fleisch eingeführt. Die Aufhebung der Steuer werde direkt oder indirekt ver billigend wirken. — Bekanntlich hat die Regierung schon mehrfach erklärt, daß sie die Steuer sehr gern beseitigen möchte, die finanzielle Lage des Staates einen solchen Schritt aber vorläufig unmöglich mache. t... ... -- Festnahme des Dresdener Polizeidefraudanten. Beamte der Hamburger und Altonaer Polizei nahmen <m der Hamburg-Altonaer Grenze den seit dem 11. Sep tember aus Dresden nach Unterschlagung öffentlicher Gel der irr Höhe von ea. 30 000 Mark flüchtigen Polizeiober- wachtmetster Lore»« fest. Der größte Teil der Summe be fand sich noch im Besitz des Verhafteten. Kunstleben in Dresden Schönherr« „Erde" im Dresdner Albert-TheaterZ Dresden, 17. September. Karl Schönherrs in ihrer Ent stehung zwischen „Sonnwendtag" nnd „Glaube und Heimat" liegende Komödie des Lebers „Erde", erschien am Sonnabend neueinktudiert auf der Bühne des Dresdner Albert Theaters. Auf dieser wurde es bereits unter der Direktion Paul Willis 1920 herum gespielt, während seine Dresdner E-staufführung vor zwanzig Jahren durch die „Literarische Gesellschaft" mit Kräften des Residenz.Theaters erfolgte. Die j tzige Vorstellung der „Erde" im Albert-Theater ist unbedingt sehenswert. Einmal schon durch die von starker Stimmung erfüllte Regie (Robert Balberg) der ganzen Aufführung, in deren Mittelpunkt Hans Vogel (Grutz) und Rob. Vaiberg als zwei dialeklsichere, gut gesehene Tiroler Bauerngestalten stehen, dann aber auch durch Hermine Körners prächtige Verkörperung der „Mena". Elis. Huch (Trine) und Mel. Horrschowsky (Totenweiblc) stützen als farbechte Bauernspielerinncn den straff geglie derten Spieikörper, zu dessen wichtigen Teilen noch Joh. Steiner, Alb. Willi, Ed Wenck, Hanns Nagl, sowie in scharf umrisssuen Episoden leistungen die Herren Jähnig, Wildberg, Verhoeven nnd Opletal ge hören. Das zahlreiche Publikum spendete schon nach dem zweiten Akt starken Beifall. L. n. Börse und Handel Amtliche sächsische Mierungen vom 17. September Dresden. Die Börse war auf einen freundlichen und zu versichtlicheren Grundton gestimmt. Auf einigen Markt gebieten trat verstärkte Nachfrage hervor. Eine allgemeine Ge-, schästsbelebung war aber trotzdem nicht feststellbar. Hoher gefragt waren vor allem Neichsbank um 6,5, Polyphon um 6,, Pöge Stammaktien um 4,25, Darmstädter Bank um 4, Dres dener Nähzwirn nm 3,5, Zwickauer Kammgarn und Schubert i u Salzer um je 3, Dresdner Bank um 2 Prozent. Dagegen - büßten Dresdener Albumin Genußscheine 5, Glasfabrik Brock- - Witz und Walter u. Söhne je 2 Prozent ein. Leipzig. Auf fast allen Marktgebieten machte sich etwas ! regere Nachfrage geltend, wodurch eine ganze Reihe von Spezialwerten nicht unbeträchtliche Kursgewinne erzielten. Eine wesentliche Belebung der Umsatztättgkett konnte sich auch heute nicht durchsetzen. Besser vor allem lagen Reichsbank um 6.5. Polyphon um 6, Darmstädter Bank tun 5.5, Radener Ziegel um 3, Deutsche Bank und Kammgarn Gautzsch um 2 Prozent. Auch Mansfeld A.-G. gewannen 1,75, Stöhr 1,75 Prozent. Fritz Schulz jun. verloren 3 Prozent, Schönherr und Elitewerke je minus 2 Prozent. Chemnitz. Die Börse zeigte ein uneinheitliches Aus sehen; lediglich für einige Spezialwerte bestand zu leicht er höhten Kursen etwas lebhaftere Nachfrage. Darmstädter Bank gewannen 4, Wanderer und Geblerwerke 2 Prozent; anderer seits büßten Köbke 2,75, Mimosa und David Richter 2 Prozent ein. Effektenmarkt. Heimisch« Renten: Anlerhe-Neubesitz etwas fester 17,25. Ausländische Renten: Etwas Intereffe zeigte sich für Mexikaner, dagegen waren Anatolier schwächer. Schiff- sahrtswerte vernachlässigt. Bankwerte schwächer. Montanaktien säst umsatzlos. Kaliaktien außerordent lich lebhaft. Chemiewerte wenig fester. Elektro- aktien: Den Haupbmavkt hatten A. E. G-, die 4 Prozent stiegen. Autowerte sehr fest. Textilaktien konnten sich um etwa 1 Prozent befestigen. Dresdener Produktenbörse. Börsenzeil: Montag und Freitag nachmittag 2—4.30 Uhr. 17. 9. 14. 9. 17. 9. 14. 9. Wetzen 212—218 Weiz.-Kl. 14,5—14,9 14,7—15,1 75 Kilo 215—220 Rogg.-Kl 16,2—16,7 16,2—16,7 Roggen 217—222 Kaiseraus- 70 Kilo 221—226 zugmehl 40,0—41,5 40,0—41F Winter- Bäcker- gerste, sächs. 215—220 204—212 mundmehl 34,0—35,5 34,0—85,5 Futtergste — 246—256 Weizen- Hafer, inl 208—216 210—220 nachmehl 20,5—21,0 20,5—21,0 Raps, tr. 320-325 320—325 Inland- Mais 210—212 weizenm Laplata 208—210 Type 70 A 32,0—33,6 32,0—33,2 Cinqu. 240—255 270—280 Roggen- Trocken- mehl 01 schnitzel — — Trwe 60 34,0—35,0 34,0—35,6 Zucker- Roggen- schnitzel — — mehl I Kartoffel- Type 70'N 32,0-83,0 32,0—33,6 flocken 25,5—26,0 25,0—26,5 Roggen- Futtermehl! 18,5—20,0 19,0—20,0s nachmehl 21,5—22,5 21,5-22,5 Leipziger Viehmarlt. Auftrieb: 917 Rinder, darunter 135 Ochsen, 294 Bullen, 379 Kühe, 109 Färsen; 339 Kälber, 831 Schafe, 2269 Schweine. Verlauf: Bei Rindern schlecht, bei Kälbern und Schweinen langsam, bei Schafen mittel. Preise: Ochsen a) 58—61, b) 48—57, c) 40—47, d) 32—39; Bullen a) 52 bis 55, b) 44—51, c) 38—43, d) 32—37; Kühe a) 50—53, b) 46 bis 49, c) 30—39, d) 25-29; Färsen a) 58-61, b) 40—57; Kälber a) —, b) 70—80, c) 63—69, d) 55—62, e) 45—54; Schafe a) 62—65, b) 68—69, c) 52-60, d) 35—51, ein Posten Stall mastlämmer 70; Schweine a) 75—76, b) 76—77, c) 74—75, d) 71—73, e) 68—70, f) 65—72. Chemnitzer Viehmarkt. Auftrieb: 969 Rinder, darunter 142 Ochsen, 255 Bullen, 538 Kühe, 27 Färsen, 7 Fresser; 796 Kälber, 295 Schafe, 2812 Schweine. Verlauf: Bei Rindern schleppend, bei Kälbern und Schafen langsam, bei Schweinen mittel. Preise: Ochsen a) 62, b) 56—58, c) 50—54, d) 37—47; Bullen a) 52—55, b) 46—50, c) 41—45; Kühe a) 50 -54, b) 40 bis 48, c) 30—38, d) 21—28; Kälber a) —, b) 80—84, c) 75—78, d) 68—72, e) 60-66; Schafe a) 60—62, b) 57—59; Schweine a) 76—78, b) 76-78, c) 76—78, d) 73—78; Sauen 65-74. Berliner Börse vom Montag. Di« Börse hatte Montag ziemlich freundliche Grundstim mung, doch entwickelte sich größeres Geschäfts nur aus einigen wenigen Märkten, so in Elektro- und Kaliakti«» sowie in einigen Bankverten. Amtliche Devisen Notierung- Deo.! en 17. September 15 September (in Reichsmark) Gew j 'Ur e elö ! Bries Ar M M M New Dork. London . . . Amsterdam Kopenhagen Stockholm , . 1 r . 1 . 100 Glü. . 100 Kron. , 100 Kron. 4,193 20,34 168,13 I1l,85 U2.21 4,201 20,38 168.47 112,07 UH43 4,1925 20,335 >68,11 >11,81 l 12,17 4,2005 20,375 >68,45 112,03 112,39 Oslo . , , - 100 Kron. I >1 8l 112.03 >11,79 >12,01 Italien . .. . 100 Lire 21,925 21,965 2P92S 21,965 Schweiz , . . 100 Frcs. 80,695 -W.855 >0,68 80,84 Paris .... . 100 Frcs. 16,37 l6.4> >6, 65 16,405 Brüssel , . . . 100 Belga 53.275 .b 39 58,26 58,38 Prag .... . 100 Kron. 12,425 !L,44K >2,423 12,443 Wien . . . . . 100 Schill. L9,06 S9,I8 L9,0S bv.17 Spanien . . . 100 Peset. 69,32 69 46 69 23 69 37 Ba nkdis ton i: W-rlm 7 (Lombard 8), Amsterdam 4A, Brüssel 4, Italien 5)4, Kopenhagen 5, London 4)4, Madrid 5, Oslo 5>-, Paris 3)4, Prag 5. Schweiz 314, Stockholm 4)4, Wien 6)4. Amtliel;« Notierung der Mittagsbörfe ab Station. Mehl und Kleie brutto, einschl. Sack frei Berlin. Mül, Weiz.' 17. 9. 15. 9. Mehl 70 17. 9. 15. 9. märk. 208." 211.° 205.°-209.° Weizen 20.0 29.2 25.7-29.0 Sept. 225? 226.° — Roggen 27.5-30.0 27.2 30.0 Oktob. Dezbr. März Rogg. mrk. 's 228. "-228? 232? 233? 239? 240.° 230? 237 ° U G. Weizenkleie Roggenkleie Weizenkleie ¬ 14.0 14.2 14.2 14.5 14.0-14.2 14.9-14L 212°.-214? 2O9.°-211.° melaffe 16.2-16.5 16.2-16.5 Sept. 229°. 229? 225? u. G Raps (1000 kg) 328 330 328 330 Oktob. -30° 230 ' — Leinsaat (do.) — — Dezbr. März 232 ° 232? 237? 238.° 229? u. B. 235? Erbsen, Viktoria Kl. Speiseerbsen 41.0-50.0 41.0 50.0 Gerste 232.°-252.° Futtererbsen — Brau 23L°-252.° Peluschken — — Futt.-, Ackerbohnen — — Indust. 202?-2l2.° 200.°-212.° Wicken —— —— Wint. 200.° 208? 200.°-208? Lupinen, blau — —— Hafer . gelb — — märk. l91?-201.° 189?-199.° Seradella — — Sept. 2l0.° — Rapskuchen 19.0-19.4 19.0 19.4 Oktob. 209.°-210.° Leinkuchen Trockenschmtzel 23.0 23.3 23.0-23.4 Dezbr. 212.°-213.° 210° — — März 222? — Soya-Lxtrakt.- MaiS Schrot 20.7-21.4 20.7-21.4 Berlin 205?-207.' 205 °-207.° Kartoffelstöcken 2l.0 21.5 21.0-21.5 Preisnotierungen für Gier. (Festgestellt von der amt- licher Berliner N ot ier u ngskonrmission.) Die Preis« verstehen sich in Pfennig je Stück ab Waggon oder Lager Berlin nach Ber liner Usancen. Deutsche Eier: Trinieier vollfr. gest. über 65 Gramm 15,50, 60 Gramm 14,50, 53 Gramm 13^0, 48 Gramm 10,50; frische Lier 60 Gramm 14, 53 Gramm 12,50, 48 Gramm 10; aussortierte kleine und Schmutzeier 9. Auslandseier: Dänen 18er 15—15,25, 17er 14,75, 15)4—16er 13,75—14; Posener groß« 12—13,25, normal« 11; Rumänen 11—11,25; Ruffen groß« 11—11,50, normal« 10,25—10M, Polen größer« 10 bis 10,50; abweichende 9,50—10; kleine, Mittel- und Schmutzeier 8,50—9. In- und ausländische Kühlhauseier: Normale 9—9,50, Chinesen und ähnlich« 9. Tendenz: Still. KartwffelerzcugerPreife. Je Zentner waggonfvei märki scher Stadion. Amtlich ermittelt durch die Landwirtschastskam- mer für di« Provinz Brandenburg und für Berlin. Weiße, blaue und Erstlinge 2,20—2,60 (Großfallende über Notiz) rote 2,40—2,80, Juli-Nieren 3,30—3,80, andere gelbsl. 2,60—3,00 Rin. Fabrikkartosfeln 12—13,50 Pfg. pro Stärkegehalt. Berliner Häute-Berstrigerung. Die 138. Versteigerung des Allgemeinen Häute-Berwertungs-Berbandes G. m. b. H. zu Berlin-Lichtenberg begann am 17. September. Der Besuch war müßig, die Kausstimmung war bei leichten Großviehhäuten ziem lich gut, bei Kalbfellen aber ruhig, und vielfach wurden Lose zurückgezogen. In ixr Preisbewegung sind nennenswerte Ver änderungen nicht zu verzeichnen. Es wurden gezahlt für leicht« Großviehhäute bis 29 Pfund: Ochsenhäute mit Kopf 105 (102,50), Bullenhäute mit Kops 106,25—106,75 (104,25—104,75), Kuhhäute Mit Kopf 90,50 (90,50), Fürsenhäut« mit Kopf 108,50 (104,25), Fresferfellc bis 20 Pfund mit Kopf 111—111,50 (108,25), do. über 20 Pfund mit Kopf 110,50 (108,25), Kalbfelle Berliner Schlacht- Hof bis 9 Pfund mit Kopf 127—133. 9,1—15 Pfund mit Kopf 118,75—120,50, 9,1—-15 Pfund ohne Kops 133,75, 15,1—20 Pfund mit Kops 108—112, 15,1—20 Pfund ohne Kopf 121,50, 20,1 und mehr Pfund mit Kopf 105. Die Preise verstelM sich je Pfund in Pfennigen, die Zahlen in Klammern bederien die P- 'ne ! '' ' Warr. Wasser-Temperaturen am 17. Sept.: 14 - 15 - 16 Grad Celsius Aon Sie Msters M-lWan! AWM - ä« k^Orrisri von i. Lcluasictsn-fLesst. ---E 51. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Der Mann ihrer Liebe war feinem Zorn entrückt Er -ntlud sich nur über sie allein Das gab ihr Mut Und doch! Als sie vor der Türe seines Arbeitszimmers stand, drückte sie angstvoll beide Hände gegen das Herz Viel leicht stand sie schon nach wc igen Minuten wieder vor dieser Türe, fluchbeladen, verdammt, seiner Liebe enterbt. Aber sie wollte ihn zu rühren versuchen, rm Andenken an ihre Mutter, die er so namenlos geliebt hatte, wollte fuß fällig um Erbarmen bitten sür sich und den Mann, dem sie angehörte, wollte ihn anflehen „Wenn du mich auch nicht segnen kannst, so fluche mir wenigstens nicht Ent erbe mich! Mit unseren Händen wollen wir zu verdienen suchen! Nur aus deinem Herzen verstoße mich nicht!" Mit wankenden Knien tral sie ein Aber der Vater war nicht da Die Qual verlängerte sich also Wenn sie nur einigermaßen Ruhe gefunden hätte! Friedrich brachte ihr die Post Einige Briefe und die Tageszeitungen Sie griff nach einer derselben Das gab Zerstreuung, bis der Vater kam Ihre Gedanken flatterten wie Irr lichter durcheinander. Ein Telegramm stand in fetten Buchstaben am Kopfe des Blattes Ruth las, brach in einen Stuhl zusammen und war dann ganz starr Dann nickte sie und saß wieder reglos. Ihre Hände lagen eng an ihren Körper gepreßt. Sie sah unverwandt nach der Tür. Ais der Vater eintrat, erhob sie sich und ging aus ihn zu. Er sah ihren entsetzten Blick. „Hast du Gespenster gesehen, meine Schwarzplatte'?" 'ragte er lächelnd Sie sah ihn forschend an und ließ ihn nicht aus den A ugen. „Mitten ins Herz hast du ihn getroffen! — Mitten ins Herz! Aber ich verrate dich nicht!" „Ruth!" ries er erschrocken und wollte sie in die Arme schließen, aber sie wich vor ihm zurück „Nicht! — Wasche deine Hände Sie sind noch voll Blut Sieh doch selbst das viele Blut!" Ein Grauen beschlich ihn. Seine Finger tasteten nach dem Zeitungsblatt am Boden Der Ton seines Gesichtes schlug ins Aschfarbene Das Telegramm lautete ganz kurz: „Baron Hartmann ist in der Morgenfrühe des heu tigen Tages bei einem Gang durch die Alsteranlagen Ham burgs von einem unbekannten Täter ermordet und be raubt worden " „Kind! Kind!" Er wollte nach ihren Händen greifen, aber sie verbarg dieselben am Rücken „Ruth! Meine arme Ruth!" klagte er. Der Mann ihrer Liebe ermordet und beraubt! „Verstecke dich!" flüsterte sie ihm zu „Sie werden dich holen, sie wißen ja, daß es sonst keiner getan hat als du!' Wie Keulenhiebc trafen ihn ihre Worte Sie hielt ihn für den Täter! Sein eigenes Kind sah in ihm den Mörder Hartmanns Er drückte sie in einen der Stühle und sprach liebevoll, beruhigend aus sie ein, daß ^sie sich irre Er sei schon seit acht Tagen nicht mehr über Frauenstein hinaus gekommen und habe gar nicht gewußt, daß Hartmann in Hamburg sei. Sie schüttelte den Kops „Verstecke dich, Vater! Sie holen dich!" Er war am Verzweifeln. Eben trat Eberhard ein. Sie schrie aus und juchte den Vater mit ihrem Körper zu decken Dann faltete sie dem Bruder die Hände entgegen: „Nicht mitnehmen! Bitte, nicht!" Eberhard stand maßlos erschüttert Hechingen machte heimlich eine bezeichnende Handbewegung Er kam auf sie zu und wollte den Arm um sie legen Sie wehrte erregt ab. „Du mußt ihm den Rockkragen höher schließen, man steht sonst die Blutjpuren aus seiner Hemdbrust!" Eberhard stand im nächsten Augenblick am Telephon. Dr. Penz! möchte kommen! Es sei dringend! „So rasch, als Sie einigermaßen können!" bat er, als Penzl selbst an den Apparat trat. Ruth saß ganz stille. Sie sagte nichts mehr und sprach nur ab und zu leise vor sich hin. Eine halbe Stunde später trat Dr. Penzl in die Halle von Frauenstein Er hatte sich ein Mietauto genommen, da er selbst nur Pserde besaß. Hans von Hechingen erklärte ihm hastig den Sachver halt. Der Arzt nickte. „Eine momentane geistige Depression! Sehr be. greiflich!" „ „Guten Tag, liebes Fräulein Ruth! jagte er herzlich. Sie erkannte ihn, denn plötzlich lag sie vor ihm auf den Knien und umklammerte dieselben. „Retten Sie meinen Mann! Er verblutet sich ja!" Mit Händen, die so weich waren wie die einer Mutter, strich er über ihren Kopf. „Gewiß! Gewiß! Seien Sie ganz beruhigt, liebe» Fräulein Ruth!" Er hob sie empor und drückte sie behutsam in ihren Stuhl zurück Dann richtete er einige Fragen allgemeinen Inhalts an sie. Sie sah ihn abwesend an. „Ich kann es nicht sagen Ich weiß nicht, wer es ge tan hat." Ihr Blick suchte voll Angst nack dem Vater, al» wollte sie ihn bitten, sich in Sicherheit zu bringen. Penzl nickte. Ruth war verstörter, als er gedacht hatte. Er mochte sragen, was «r wollte Er brachte nichts aus ihr heraus Ihr Gedankengang war vollständig mit dieser einen Tatsache des Mordes ausgefüllt. Er reichte ihr, sich verabschiedend, die Hand, aber sie legte die ihre nicht hinein. „Wollen Sie mir keine Hand geben, Fräulein von Hechingen?" „Ich kann nicht. Er verblutet sich sonst!" Sie drückte krampfhaft beide Hände gegen die Brust. Hans von Hechingen griff, als er mit Penzl allein war, mit zitternden Fingern nach dessen Arm. Er fragte nicht, nur sein Blick schrie nach dem Bescheid des Arztes. Der zuckte die Schulter. „Irrsinnig?" stieß Hechingen qualvoll heraus. nickte. Der unglückliche Vater taum-'ste zurück. (Fortsetzung folgt.) >