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Nr. 220. Pulsnitzer Tageblatt. — Mittwoch, den l9. September 1928. Seite 2. — (Warum führt die Reichsbahn das Zwei» klassensystem ein?) Aus dem Personenverkehr soll der Reichs, bahn eine Mehreinahme von rund 55 Millionen gebracht werden. Würde man hierzu eine prozentuale Erhöhung aller Klassen durchführen, so würde die Abwanderung in niedere Klassen und langsamere Zugarten verstärkt stattfinden. Diese Abwanderung hat schon seit langem unaus- gesetzt Jahr sür Jahr einen Ausfall von je 30 Millionen RM gebracht. Dieser Ausfall würde sich bei der prozentualen Erhöhung aller Klassen auf wesentlich mehr als das Doppelte erhöhen und sich von Jahr zu Jahr steigern. Dazu käme, daß der Ausfall, der durch den Wettbewerb des Kraftwagens laufend entsteht, und am 1. Avril 1927 bereits aus jährlich 100 Millionen RM vorsichtig geschätzt ist, beim Zusammen treffen des ständigen Rückgangs der Selbstkosten des Kraftwagens mit einer Tariferhöhung auf der Eisenbahn, besonders durch stärkeren Wett bewerb der Autoomnibusse im Nahverkehr, auf mindestens weitere 100 Millionen RM zu schätzen sein wird. Weiter kommt hinzu, daß auch das Flugzeug verstärkten Wettbewerb machen würde, der auch mit einem Ausfall von mehreren Millionen RM verbunden ist. Um diese durch eine Tariferhöhung entstehenden, aus 150 Millionen RM geschätzten Verluste wieder cinzubringen, und außerdem eine Mehreinnahms von 55 Millionen RM aus dem Personenverkehr zu gewinnen, müßte der der Reichsbahn verbleibende Verkehr dann mindestens um 15 v. H. (15 v. H. von rund 1400 Millionen RM — 210 Millionen RM) verteuert werden Das wäre natürlich besonders für die Reisenden der vierten Klaffe äußerst empfindlich. Daher soll einem System der Vor zug gegeben werden, durch das die bisherige Abwanderung in eine Auswanderung verwandelt wird. Diese Maßnahme ermöglicht, daß die Erhöhung des jetzigen Fahrpreises 4. Klasse auf 12 v. H. (anstatt 15 v. H. bei Beibehaltung der j tzigen Klassen) beschränkt bleibt. Die Preise der Zeitkarten der Holzklasje werden nicht mit erhöht, um die lohnsteigernds Wirkung einer Fahrpreiserhöhung auszuschließen. Das Zweiklassensy stem hat überdies noch den Vorteil, das dadurch infolge der Auswan derung und Hemmung der Abwanderung in den Kraftwagen und das Flugzeug die bisher schon entstehenden Ausfälle wenigstens zum Teil wieder eingeholt werden, was bei der gleichmäßigen Steigerung der Fahrpreise aller Klaffen selbst durch verstärkte Erhöhung der Fahrpreise kaum erreichbar wäre. Im Gegenteil sind bei diesem System gerade infolge der verstärkten Tariferhöhung weitere von Jahr zu Jahr steigernde Mindereinnahmen zu erwarten. — sek. (Es geht auch so), oder es geht sogar noch besser, wenn man sich entschließt, die großen Werbestaffel - laufe der Stadtverbände vom Sonntagvormittag auf den Nachmittag zu verlegen. Bekanntlich handelt es sich hier um eine Frage, die in den letzten Jahren viel Schwierigkeiten bereitet hat, da insbesondere aus der Mitte des Eichenkreuz verbandes immer wieder von neuem Einspruch gegen eine Verletzung der Sonntagssitte durch Anberaumung von öffent lichen sportlichen Veranstaltungen auf den Sonntagvormittag erhoben werden mußte. Diese Auseinandersetzung führte schließlich dazu, daß dort, wo man auf diese Bedenken nicht Rücksicht nehmen zu können glaubte, evangelische Sportgruppen von der Beteiligung zurücktraten. So hat z. B. die Tatsache, daß der in mehreren Jahren bei den großen Staffelläufen siegreiche Christliche Verein Junger Männer in Stuttgart seine weitere Mitwirkung aus den angegebenen Gründen einstellte, weithin Aussehen erregt. Nun hat es soeben der Stadtverband für Leibesübungen in Kassel in diesem Jahre zum ersten Male gewagt, den großen Staffellauf Wilhelms höhe—Kassel auf den Sonntagnachmittag zu legen und zwar mit großem Erfolg. Es gelang nicht nur, den Lauf technisch ohne Störungen durchzuführen, indem man weniger belastete Straßenzüge wählte, sondern man hatte auch den Erfolg, daß die Osffentlichkeit in ganz anderem Maße als bisher an der Veranstaltung teilnahm. Die Schlußfeier mit der eindrucksvollen Siegerverkündigung konnte in der Hessenkampf- bahn diesmal vor einer unübersehbaren Menschenmenge ge halten werden. Sollte das nicht auch in anderen Städten Deutschlands möglich sein. — (Faule und fleißige Wähler.) Der Neichs- wahlleiter gibt jetzt in einer zusammenfassenden Darstellung die Hauptergebnisse der Wahlen zum Reichstag am 20. Mai 1928 bekannt. Aus dieser Zusammenstellung ergibt sich, daß die geringste Wahlbeteiligung auf der Insel Helgoland fest gestellt werden mußte. Es haben sich dort nämlich nur 41,6 v. H. Stimmberechtigte an der Wahl beteiligt. Ueber- aus unerfreulich war diesmal auch die Wahlbeteiligung in Baden. Von den Stimmberechtigten haben sich an der Wahl beteiligt im Amtsgerichtsbezirk Kehl nur 49,2 v. H, Müll heim 48,5 v. H, Bühl 48,4 v. H. und Oberkirch nur 45,8 v. H. Im Gegensatz zu diesen unerfreulichen Festelluugcn steht aber der Kreis Striegau im Wahlkreis Nr. 7 Breslau, in dem die höchste Wahlbeteiligungsziffer erreicht wurde, nämlich 93,6 v. H. — (Regierung und Presse — Eine demo kratische Landtagsanfrage.) Der demokratische Landtagsabgeordnete Professor Dr. Kästner hat im Landtag folgende Anfrage an die Regierung eingebracht: „Die ge samte sächsische Presse einschließlich der sächsischen Vertretung der deutschen Presse erhebt berechtigte Beschwerden darüber, daß insbesondere bei den tiefgreifenden Differenzen, die zwi schen dem Freistaat Sachsen und dem Reich in der Frage des Luftverkehrs bestehen, die amtliche Informierung völlig unbefriedigend gewesen ist. Die sächsische Presse war infolge dessen für die Vertretung des sächsischen Standpunktes aus schließlich auf eigene Kombinationen angewiesen. Im Reiche aber konnte die Angelegenheit nur unter dem Gesichtspunkt der von der anderen Seite ausgiebig erteilten einseitigen In formationen behandelt werden. Eine sachgemäße Aufklärung der breitesten Ocffcntlichleit über die berechtigten Beschwerden und Forderungen des Freistaates Sachsen wnrde dadurch unmöglich. Es mußte vielmehr ein völlig falsches Bild über das Vorgehen Sachsens entstehen. Ich frage deshalb die Regierung: was gedenkt sie zu tun, damit in Zukunft die notwendige Information der Presse und damit der Oeffent- lichkeit unbedingt gewährleistet ist" Panschivitz, (Die Weihe der Jugend- Herberge St. Marienstern), die von den Kamenzer Jugendgruppen mit einem prächtigen Wimpel geschmückt worden war, erfolgte am Sonntag. Amtshauptmann Dr. Sievert aus Kamenz gab in seiner Wciherede einen Ueberblick über die Entwicklung des Jugendhcrbergswesens und erklärte, daß die Bedenken gegen die Errichtung von Jugendherbergen 2^ finanzieller Nöte zerstreut würden, da gerade dre Jugendherbergen geeignet feien, den Schäden der Groß- Ganz Schlesien feiert Hindenburg Breslau. Am Dienstag abend begab sich Hindenburg an die polnische Grenze, um die katastrophalen Folgen der gewaltsamen Grenzziehung aus eigener Anschauung kennen zulernen. Als der Reichspräsident am Dienstag früh Op peln verließ, stand die Bevölkerung von dem Regierungs- gebäude bis zum Bahnhof wiederum zu Tausenden Spalier. .Auf dem Bahnsteig wurde dem Reichspräsidenten von einem Oppelner Patenkind ein Blumenstrauß überreicht. Als Hindenburg den Jungen streichelte und den glücklich dabeistehenden Vater nach den Berufswünschen fragte, er hielt er die freudige Antwort: „Er will Baumeister werden." An der Bahnstrecke Oppeln—Ratibor sah man vielfach an den Bahnschranken ganze Klassen von Schulkindern mit ihren Lehrern stehen sowie Scharen von Landarbeitern, die dem Vorbeifahrenden stürmische Ovationen darbrachten. Als der Sonderzug in Ratibor eintraf, wurde Hindenburg auf dem Bahnsteig von dem oberschlesischen Landeshaupt mann, ferner dem Grafen Praschma, dem Oberbürgermeister von Ratibor und dem Prälaten Ulitzka begrüßt. Das etwa vier Jahre alte Töchterchen des Landeshauptmanns über reichte dem Reichspräsidenten einen Rosenstrauß, ohne in dessen in seiner kindlichen Verlegenheit ein Wort heraus bringen zu können. Hindenburg aber bemerkte trotzdem zu Ler Kleinen: „Das hast du sehr schön gesagt!" Die Begrüßungsansprachen. Der Oberbürgermeister von Ratibor richtete an den Reichspräsidenten eine Begrüßungsansprache, in der cs u. a. heißt: „Mit ganz Oberschlesien jubelt die Stadl Ratibor Ihnen, dem Deutschen Ekkart, entgegen, der Rußlands Riesenheere zerschlagen und damit nicht bloß Ostpreußen, sondern den gesamten deutschen Osten, auch unsere engere Heimat Oberschlesien gerettet und vor den furchtbarsten Schrecken des Krieges bewahrt hat. Herr Reichspräsident! Ihr hehres Beispiel selbstloser Pflichterfüllung und das hohe Leitmotiv Ihres Lebens, Leib und Geist unter das Gebot der Pflichten gegenüber der Volksgemeinschaft und dem Vater lande zu stellen, soll auch uns daran mahnen, einig zusammen zu stehen in heißer Liebe zu Volk und Vaterland." Der Vorsitzende des Provinziallandtages, Graf Praschma-Falkenberg, führte in einer Ansprache folgendes aus: „Als Sie, Herr Reichspräsident, durch einzelne Teile unserer Provinz fuhren, da mag in Ihnen recht schmerz lich die Erinnerung aufgestiegen sein an ihren letzten Aufent halt und der Vergleich zwischen dem Damals und dem Jetzt. Ich will in dieser feierlichen Stunde den Unterschied nicht ver tiefen, nicht erinnern an alles, was in Trümmer gegangen ist, was wir verloren haben. Daß es auch bei uns nicht vergessen ist, dessen werden Sie sich überzeugt haben, aber auch, daß die stolze Erinnerung in uns fortlebt an die Zeit, wo des Generalfeldmarschalls von Hindenburg starkes Schwert und sein Feldherrngeist die Ostgrenzen des Reiches gegen eine Welt von Feinden hielt. Ihnen folgend, werden wir nach des deutschen Fichte Mahnung an Deutschlands und Ober schlesiens Zukunft glauben und an unseres Volkes Auferstehen und danach handeln." Landeshauptmann vr. b. c. Piontek richtete an den Reichspräsidenten u. a. folgende Begrüßungsworte. N^. > deutsche Teile der Provinz seien unter Mißachtung des Selbst, bestimmungsrechts der Bevölkerung von Oberschlesien.abge- trennt und Polen und der Tschechoslowakei ausgeliefert wor den. Der oberschlesische Industriebezirk sei ohne Rücksicht auf feine Einheit sinnlos zerrissen, die wirtschaftliche Entwicklung, insvcionocre aus oem Gebiet oer Gierrrowirymasr, zuruck gegangen. Der Industrie könne nur durch Schaffung billiger und leistungsfähiger Transportwege geholfen werden. Im Landeshaus von Ratibor begrüßte den Neichspräsi» denten der Vorsitzende des Oberschlesischen Provinzialaus schusses, Reichstags abgeordneter Prälat kl litzk a. Er führte u. a. aus, daß vor allem das Glück der Gegenwart des Reichs» Präsidenten diejenigen fühlten, die in den entscheidenden Jahren 1918 bis 1922, in den Jahren Ler Abstimmung und der Aufstände, in der vordersten Reihe für die Deutscherhal» tung OLerschlesiens gearbeitet und gekämpft, geopfert und gs» litten hätten. Ganz besonders gedachte er derjenigen, die für ihre Heimat und für das deutsche, Volk gefallen sind, und ein pfähl dem Reichspräsidenten diejenigen, die ihr Hab und Gut als Flüchtlinge und Verdrängte im fremdgswordenen, Lande zurücklassen mußten. Der Reichspräsident habe aus Menschlichkeit und aus nationaler Rücksicht auf die großen wirtschaftlichen und kulturellen Werte der Heimat diese vor den Schrecken des Krieges im eigenen Lande bewahrt. Das Land wirtschaftlich zu fördern, die Bevölkerung kulturell zu heben, vor allem aber Land und Volk innig und fest an das Deutsche Reich zu schmieden, sei ihnen alles beherrschendes Bestreben. Hierauf begab sich der Reichspräsident mit seinem Gefolgs im Kraftwagen nach Lubowiß, der Geburtsstätte Eichen dorffs. Nachdem er hier vön dem Landrat Schmidt be grüßt worden war, wurden ihm die alten Veteranen vorge» stellt und darauf heimatliche Volkstänze vorgeführt. Nach einem Imbiß im Jugendheim von Lubowitz, wo Gost d«s Grafen Praschma war, begab sich der Reichspräsident im Sonderzug nach Breslau. Der Reichspräsident in Breslau. Zusammenkunft mit dem Fürstbischof Dr. Bertram. Breslau. Der Reichspräsident traf auf der Schlesien reise mit dem Sonderzuge am Dienstag nachmittag 5.20 Uhr in Breslau ein. Auf dem Bahnsteig des Breslauer Haupt bahnhofes wurde er vom Oberpräsidenten, dem Regierungs präsidenten, dem Oberbürgermeister und den übrigen Spitzen der Behörden begrüßt. Als die Bevölkerung, die sich ist Massen am Bahnhofvorplatz eingcfunden hatte, Hindenburg erblickte, wurden vieltausendstimmige Hurrarufe laut. Hindcn» bürg schritt zunächst die Ehrenkompagnie der Reichswehr und der Schutzpolizei ab. In den Straßen Breslaus stand die Bevölkerung mit weit über 100 000 Einwohnern. Sämtliche Organisationen, mit Ausnahme des Reichs banners, beteiligten sich. Nach einer Fahrt durch die Hauptstraße über den Ning begab sich Hindenburg zum Empfang nach dem Oberprüsi- dium. Hier erfolgte die offizielle Begrüßung. Einige Mi nuten vor Hindenburg traf Fürstbischof vr. Bertram im Oberpräsidium ein. Bald nach der Ankunft des Reichs präsidenten überbrachte der Dezernent für Kirchen- und Schulnngelegenhcitcn im Oberprüsidium dem Kardinal die Karte des Reichspräsidenten. Im Anschluß daran wurde dem Reichspräsidenten durch einen hohen geistlichen Wür denträger die Karte des Fürstbischofs überreicht. Dann fand eine kurze Zusammenkunft zwischen Hinden burg und dem Fürstbischof statt, nach der der Reichspräsident in Begleitung des Fürstbischofs, des Ober- Präsidenten, des Landeshauptmanns und des Oberbürger. Meisters in den großen Saal zum Empfang ging. stadt an unserer Jugend wirksam zu begegnen. Jugendherbergen bauen heiße, an Krankenhäusern sparen. Darum werde der Jugendhcrbergsgedanke auch besonders von den Großstädten verfolgt und gefördert. Wenn auch das Land Kamenz ihm seine Förderung angedeihen lasse, so nicht zuletzt aus der Erwägung heraus, daß auch hier viel industrielle Jugend lebe, die ein Wochenende in reiner Luft nötig habe. Für die Schuljugend solle die neue Herberge ein Schullandheim werden. Neber allem aber solle sie ein Band schlingen zwischen Stadt und Land. Das wecde sie, wenn die einkehrende Jugend Sitten und Gebräuche der hier beheimateten Wenden achtet und ehrt. Ministerialrat Meier, der Grüße des Arbeits- und Wohlfahrtsministeriums überbrachte, betonte, daß im Gebirge Vie Kette der Jugendherbergen geschlossen sei vom Niesen- bis zum Fichtelgebirge, daß aber im Nieder land Jugendherbergen noch fehlten, darum sei der Bau der Herberge St. Marienstern besonders begrüßenswert. Weitere Ansprachen, bei denen der Herberge mancherlei Gaben dar gebracht wurden, folgten. Der Nachmittag war ausgefüllt mit der Vorführung von wendischen Tänzen, Volkstänzen, Liedern zur Laute und mit einem Hans - Sachs - Spiel, mit dem der Festtag ausklang. Zittau. (Eine unglaubliche Nachlässig keit.) Die „Zittauer Morgenzeitung" berichtet aus Reiche nau folgenden unglaublichen Fall von Nachlässigkeit: In einem Krankcnheim in Obercunnersdorf starb die Frau des Kaufmanns Reinhold Ehrentraut und wurde am Dienstag beerdigt, ohne daß der Ehemann auch nur die geringste Ahnung davon hatte. Vor einigen Wochen hatte Ehren traut seine schon viele Jahre an Lähmung leidende Frau zur Pflege in das Siechenhaus Obercunnersdorf bei Löbau gebracht. Als er sie am Mittwoch dort besuchen wollte, wurde ihm eröffnet, daß die Frau am Sonnabend gestorben und am Dienstag mittag beerdigt worden sei. Die Anstalt hatte den Tod der Frau Ehrentraut am Morgen des Sterbe tages dem Neichenauer Gemeindeamt zur Benachrichtigung der Familie telefonisch mitgcteilt. Da die Dienstzeit im Gemeindeamt aber noch nicht begonnen hatte, also keine Be amten anwesend waren, ging die Meldung in die Privat wohnung des Bürgermeisters, wo das Gespräch von der Frau des Bürgermeisters zwar angenommen, aber durch un verständliches Hören im Zusammenhang nicht erfaßt wurde. Auf diese Weise blieb Ehrentraut ohne jede Kenntnis vom Tode seiner Frau. Die Verantwortung für den unerhörten Schlendrian trägt die Obercunnersdorfer Anstalt, die ihrer telefonischen Nachricht unbedingt eine schriftliche Bestätigung au den Gatten folgen lassen mußte. Dresden. (Der geplante Raubüberfalk.) Vor einiger Zeit lernten sich in einem hiesigen Lokal zwei junge Burschen kennen. Da beide keine Arbeit hatten und ohne Unterkommen waren, kamen sie überein, Diebstähle aus- zusühren. Sie stiegen des Nachts in Wohnungen ein und stahlen Geldbeträge und Lebensmittel. Hierbei machte einer den Aufpasser, während der andere „arbeitete". Bald kam man den Tätern auf die Spur und es gelang, einen davon festzunehmen. Es handelt sich um einen 19 Jahre alten Arbeiter von hier. Bei seiner Vernehmung belastete er seinen flüchtigen Komplizen schwer. Er gab an, daß dieser einen Naubüberfall habe ausführen wollen. Beide seien eines Tages nach Meißen gewandert. Unterwegs habe sein Kom plize, der im Besitz eines großen Messers gewesen sei, ge äußert, daß er einen Raubüberfall aussühren werde, um Geldmittel zu erlangen. Als sie am Abend in Meißen von einem etwa 2b Jahre alten Mann nach der Jugendherberge gefragt worden seien, habe sich sein Weggenosse sofort bereit erklärt, ihm den Weg zu zeigen, und sei mitgegangen. Nur durch den Umstand, daß er sofort hinterher gegangen sei und seinen Genossen zurückgcholt habe, sei Schlimmes ver- j hütet worden. An Hand der Personalbeschreibung gelang I es nunmehr der Kriminalpolizei, den gefährlichen Burschen I in eineni hiesigen Lokale zu ermitteln und festzunehmen. Es handelt sich um einen 18 Jahre alten Arbeiter von hier. Ec hat zugegeben, daß er den unbekannten Mann habe Niederschlagen und berauben wollen. Der Bursche wurde der Staatsanwaltschaft zngesührt. Dresden. (Das Spiel mit Bajazzoappa rate n.) Die Frage, ob das Spiel mit Bajazzoapparaten ein Glücksspiel sei, hat schon in sehr zahlreichen Fällen die^ Gerichte beschäftigt. Auch das Reichsgericht hat sich mit ihr schon befaßt. Es hat sogar erst neuerdings in einem besonderen Falle abermals zu ihr Stellung genommen und u. a. grundsätzlich ausgeführt, daß die tatsächlichen Verhältnisse, unter denen das Spiel stattfinde, sür die Frage, ob es als Glücksspiel zu erachten sei, entscheidend seien. Es komme nicht nur auf die Beschaffenheit des Apparates, sondern auch aus die Eigenschaften des Durch schnitts der Spieler an. Ausschlaggebend sei, ob und in welchem Maße der Spielerfolg durch die Geschicklichkeit des Durchschnittsspielers beeinflußt werden könne. Im vorliegenden Falle — die Apparate waren in einer Wirt schaft zur beliebigen Benutzung durch die Gäste ausge stellt — reiche zum Nachweis des Vorliegens eines Glücks-