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lulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz Amtsgerichts und des Staotrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Das Pulsnitzer des Schnitte,ter: I. W. Mohr in Pulsnitz Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E L. Förrers Erben (Inh. I W.Mohr) H-uptbl-tt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer NmtSgettchtSbeckr!«; Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niederfteina, Weißbach, Ober, und Riederlichtenau, Fried« rSrors, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klem-DittmarmSdors Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Moffe'S Zeilenmesser 14) 1 mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschast Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 SA/; Reklame 25 O/. Tabellarischer Satz 50°/» Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzetgenzcbühren durch Klage oder in KonkurSiällrn gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Weg all von Preisnachlaß in Änrechnun;. Bis '/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tagt Ausnahme PulsmherFayMatt WLLLL Bezirksanzeiger Wochenblatt Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streit oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung ober der Beförderungseinrichtungen, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück- „bluna der Bezugspreises. - Wöchentlich 0.65 RM bet freier Zustellung; bei Wholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 RM freibleibend NNWmer 217 Sonnabend, den 18 September !L28 8». Ishrsang Zum Erntedankfest Gräbt der Pflug in das Ackerland Tief im Lenz seine schneidende Spur, Wenn wir säen mit gläubiger Hand, Wissen wir: alles ist Hoffnung nur. Alles ist Glauben, der sorgend nie fragt Und dem Zweifel sein Herz nie schenkt, Vertrauen, das mutvoll die Aussaat wagt, Vertrauen zu dem, der die Welten lenkt. Jeden Morgen und jede Nacht Ist in der Erde unser Brot Von Reif und Stürmen und Wettermacht Hundertfältig und mehr bedroht. Und alles Menschensinnen und Tun Ist machtlos, daß es die Saat behüte — All unsre Samenkörner ruhn Einzig in Gottes Vatcrgüte. Und fuhren nun wieder unter der Last Der Fülle schwankend in diesen Tagen Voll goldncn Garben in fröhlicher Hast Vom Felde herein die Erntewagen, Und fassen auch diesmal die Scheuern nicht Des Erutesegens glückhafte Schwere, So wißt es, daß Gottes Güte spricht Aus jedem Halm und aus jeder Aehre! Und jede Aehre und jeder Halm Und all' die Früchte auf unserem Felde, Sie singen und jauchzen den Dankespsalm Dem Schöpfer über dem Sternenzelte! Was euch so oft unerfaßbar war, Und euer Geist nicht mochte verstehen, Im Erntesegen Wilds offenbar: Der heilige Sinn im Weltgeschehen! Felix Leo Göckeritz Das Wichtigste Briand berichtete dem Pariser Ministerrat über d>e Genfer Bespre chungen. Der Mörder de« Professors Nordmann, dessen Person jetzt einwand frei feststeht, ist flüchtig. Ein von der Verwaltung der Insel Dominica (Kleine Antillen) im englischen Kolonialminiftcrium eingegangcncr Funkspruch besagt, daß auch diese Insel unter dem Wirbelsturm schwer gelitten hat. Alle Hasenanlagcn find zerstört. Auch von anderen Orten der In selgruppe kommen ähnliche Meldungen. SertliHt mi> WM LngtltStnMil Lebensstil t tt^bensstil ist das Alibi des Menschen. Der Le- benssllt Ist eine Art Befähigungsnachweis, wonach man je mand für voll oder nur als Drohne zu nehmen hat. Ge wiß, man kann sich einen Stil auch aneignen, wie ein Schau spieler so in seiner Rolle auszugchen vermag, daß er den Menschen lebt, den er darzustellen hat. Das nennt man daun künstlerische Spitzenleistung, obwohl sie Nachempfunde nes für Erlebnis, Rekonstruiertes für echt ausgibt. Der Le bensstil ist einer Röntgenaufnahme des Betreffenden gleich, die auch m unbeachteten Einzelheiten und Nebensächlichkeiten nichts verschleiert, sondern nackte Tatsachen registriert. „Das bist du!" oder „das bist du nicht, für was du gehalten werden möchtest. In der Formulierung eines Lebensstils gibt es gebo rene Künstler und Routiniers. Die gerissenen Könner wer den es meist zu greifbareren Erfolgen bringen als Vie gebore nen Lebenskünstler, denen die Gerissenheit abgeht, weil sie kein Talent zu einer schauspielerischen Leistung haben oder ihre Notwendigkeit verneinen. Nach Voltaire hat zwar der Mensch die Sprache, um seine Gedanken zu verbergen, aber schließlich werden auch noch so viele Worte oder Wörter nicht daS ersetzen können, was den Lebensstil als gewachsen oder nur als aufgepfropft kennzeichnet Denn Großzügigkeit KMMM Ml U SM MMMMWMlW Unklarheit über die Pläne Briands Die Berliner Presse zur Loge in Genf Berlin. Das Reichskabinett ist zu einer Beratung zu sammengetreten, in der weitere Inst-: ^nen für deu Reichs kanzler und die deutsche Delegation in Genf besprochen werden. Eine direkte mündliche Berichterstattung über die Genfer Verhandlungen erfolgt nicht. Der Gedanke, den Staatssekretär vr. Pünder von Genf nach Berlin zu ent- senden, der ursprünglich eine Rolle spielte, wurde wieder auf gegeben. Die Verhandlungen der deutschen Delegation in Genf und des Reichskabinetts gestalten sich dadurch außerordentlich schwierig, daß in den Besprechungen der Räumungskonferenz in Genf nicht gerade eine besondere Klarheit über die Ab sichten der einzelnen Gruppen geherrscht hat. Offenbar hat, wie man immer deutlicher erkennt, Briand das Ziel ver folgt, die Verwirrung zwischen verschiedenen taktischen Absichten und Plänen, die er zunächst schon vor der Einleitung der Besprechungen in der Frage der mündlichen Unterhaltungen anstellte, auch in die Konferenz herüberzunehmen. Briand scheint durch einander über Räumung, Reparatronsfragen und Sicherheits fragen gesprochen zu haben. Er scheint die deutschen Ver- tretcr absichtlich darüber im Unklaren gelassen zu haben, welche Pläne er ernsthaft verfolgt, und in welchem Zu sammenhang die verschiedenen von ihm vorgebrachten Pläne stehen. Es ist daher sowohl für die deutsche Delegation wie auch für die maßgebenden Stellen in Berlin außerordentlich schwer, über das Ergebnis der bisherigen Konferenzen so weit Klarheit zu schaffen, daß man bereits von der Möglich, keit fester Vereinbarungen sprechen könnte. Im ganzen ergibt sich folgendes Bild: Man hat die Näumungsfrage vorläufig einfach fallen lassen und hat sich zunächst einmal ganz allgemein über die Bedeutung der Reparationsfrage ausgesprochen. Dabei hat man vermutlich von Deutschland eine feste Vereinbarung zwischen Deutsch land, Frankreich, England >.ud Italien über die Endsumme der Reparationsverpflichtungen und über eine besondere Vor leistung zugunsten Frankreichs gefordert. Dafür scheint Briand in ganz allgemeinen Ausdrücken die Möglichkeit einer Räumung in Aussicht gestellt zu haben. Er hat aber, wie sich das ohne weiteres aus der französischen Presse ergibt, für diese Räumung auch noch Bedingungen militärpolitischer Natur gestellt. Die Berlirer Presse zu der Lage in Gens und zur ^abtnettssitzung 15. September. Die bedeutungsvolle Kabinettssitzung am heutigen Sonnabend gibt den Berliner Blättern Veranlassung, noch einmal auf den Ernst der Lage hinzuwelsen, der sich aus dem bisherigen Verlauf der Genfer RäumungSbespcechungen entwickelt hat. Die „Ger mania" erhebt noch einmal ihre warnende Stimme und schreibt unter der Ueb-rfchrist: „Bis hürher und nicht weiter": Die Lage ahn-le in mancher Hinsicht derjenigen von Locarno. Dort habe man uns die Rheinlandräumung als lockendes Gegengeschenk gezeigt, heute wolle man dieses Geschenk gegen einen höheren Preis verkaufen. In Frankreichs Augen sei dis Räumung nichts als ein Handelsgeschäft. Briand habe an den Räumungsbesprechungen Interesse bekommen, weil er den Ein- druck gewonnen zu haben scheine, daß auf deutscher Seite Kräfte am Werke seien, die weitere Gegenleistungen hcrauSlocken wollten und weil Briand aus diese Welse Gelegenheit bekomme, die Räumungsgegenrech nung zu präsentieren. Es sei aber nunmehr auch kein Zweifel mehr, daß Briand seine Sicherheitsfvrderungen nicht nur auf die Wcstgrenze beschränkt habe und daß die Klage Perttnax über die Lage in Polen und der Tschechoslowakei bei Briand kein tauber Ohr gesunden habe. Der deutsche Kubinettsrat am Sonnabend werde die Entschlüsse der deutschen Delegation in Genf entscheidend beeinflußen. In Anbetracht der Mehrheit, welche die Linksparteien in diesem Kabinett besäßen, würden sie vor allem die Verantwortung für die Entscheidung zu tragen haben. Man könne nichts tun, als warnend wiederholen, daß Bindungen über Locarno und Versailles hinaus in der deutschen Oeffentlichkeit einfach nicht verstanden würden. Der „L o k a l a n z e i g e r" hält es für unmöglich, daß dle Reichsregicrung ihren grundsätzlichen Standpunkt, aus der Räumungsfrage kein Hgpdelsgeschäst machen zu laßen, autgeben und Herrn Müller zur Annahme der französischen Bedingungen ermäch- tigen könnte, da si- mit einem Zurückweichen vor den französischen Räumungsbedingnngcn Deutschland eine neue schwere moralische Nieder lage bereiten würde, deren politische Folgen noch gar nicht abzusehen wären. Die „Deutsche Tageszeitung" weist aus das Bedenk liche der Lage hin, die darin bestehe, daß man die französischen Kon trollwünsche nicht ablehne, sondern versuche sie auf 1935 zu beschränken. Die Loge sei gründlich verfahren. Die „Vossische Zeitung" sucht wieder aus den unmöglichen Kompcomißvorschlägen noch Vorteile für Deutschland herauszulesen und wiegt sich in der Hoffnung, daß durch den Fortgang der Verhandlungen die Befreiung der zweiten Zone sofort, die Räumung der gesamten Rheinlande erheblich vor 1835 be ginnen könne und daß gleichzeitig die Möglichkeit bestehe, die Fixierung der deutschen Rcparationsschulden auf einer Experten-Konferevz beraten zu lassen, deren Arbeit durch das französische Verlangen, möglichst bald Geld zu bekommen, nach ihrer Auffassung zugunsten Deutschlands be schleunigt werden würde. Auch der „V o r w 8 r t s" sieht die Vorschläge nicht als unüberwindbare Hindernisse an und beruft sich dabei auf Be hauptungen aus französischer Quelle, daß die Gegenseite bei der Fest» stellnngskommission garnicht an eine Kommission denke, die gewisser maßen den Stab der Besatzungsmächte ersetze. Schaffung einer „Kommission sür Feststellung und für Vergleich?" Genf. In der Genfer wie in der französischen Presse werden aufsehenerregende Mitteilungen über das Ergebnis der Donnerstag-Besprechung der Sechsmächte-Konferenz ge- macht, die sich als zutreffend erwiesen haben. In der Be sprechung ist der Vorschlag der Schaffung einer „Kommission für Feststellung und sür Ver gleich" erörtert worden. Diese Kommission soll die Klage« der Signatarstaaten des Rheinstatuts über Vorgänge in der entmilitarisierten Rheinlandzone oder in der Nachbarschaft dieser Zone prüfen. Nach den Vorschlägen soll diese Kom- Mission einen internationalen Eharakter tragen und deutsche, gleichberechtigte Mitglieder umfassen. Die zweite in de« Besprechungen erörterte Kommission soll als ein Sachver- ständigenausschuß die endgültige Regelung der Re- parations' ege vornehmen. Hierzu wird von deutscher Seite auf folgen- dos hingewiesen: Es handelt sich zunächst bei diesen Vorschlägen um französische Forderungen, die in der Dis- kussion vorgebracht, jedoch noch keineswegs angenor Dir worden sind. Der Gedanke der Schaffung einer „Kommission für Feststellung und Vergleich" in der von Marcel Ray er» wähnten Forni soll nach französischer Auffassung an Stelle der bisher von Frankreich geforderten Kontrolle des Rbein- landes treten. Dieser Vorschlag, so wird von deutscher Seite erklärt, bedürfe in der gegenwärtigen Form zunächst noch der Erläuterung und Klärung. Aus den bisherigen Vorschlägen gehe nicht hervor, welche Komp; ;en diese Kommission haben, wie lange sie dauern ruck» welche Zu sammensetzung sie anfweisen soll. Dieses Komitee ist nach den bisherigen Vorschlägen gedacht als ein Ausbau des Lo carno- und des Rheinlandpaktes und würde somit eine Ergänzung des Locarno-Paktes erforderlich machen. Für Deutschland, so erklärt man in Berlin, könnte dies,: Frage überbauvt nur rur Erörteruna gestellt werden, wenn hierfür die Gesamträumung des Rheinlandes ingestanden würde. Zu der zweiten Kommission, die als ein Sachver- ständigenaus schuß die Festsetzung der Gesamtsumme der deutschen Reparationsschuld und die teilweise Mobilisierung der deutschen Schulden behandeln soll, wird darauf hinge- wiesen, daß Deutschland von jeher sich bereit erklärt habe, in eine Erörterung des Reparationsproblems einzutreten. Es dürften somit gegen eine derartige Kommission keine grund- faßlichen Bedenken bestehen. Am Siensiag Rückkehr des Reichskanzlers aus Genf. Müllers Antwort an die Deutschnationalen. Berlin. Am Freitag trat die Leitung der Deutsch- nationalen Volkspartei zusammen, um zu den Genfer Ver handlungen Stellung zu nehmen. Während der Sitzung traf die Antwort des Reichskanzlers Müller auf das Er suchen des Grafen Westarp, daß der Reichskanzler vorüber- gehend nach Berlin zurückkehren möge, um über die Genfer Verhandlungen zu berichten, ein. In der Antwort bittet der Reichskanzler, dem Grafen Westarp mitzuteilen, daß bereits vor Eingang des Briefes eine weitere Be sprechung für den kommenden Sonntag vor mittag mit den in Betracht kommenden Mächten fest ver» ein bart worden sei, und daß diese Verabredung im deutschen Interesse nicht rückgängig gemacht werden könne. Im übrigen werde die deutsche Delegation dauernd nur im Rahmen ihrer Befugnisse handeln und nach der Rückkehr selbstverständlich im Auswärtigen Ausschuß des Reichstages zur Verfügung stehen. Der Reichskanzler per-