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AnzeigcwGrundzablen in Die 41 mm breite Zeile (Mosse's Zeilenmeffer 14) 1 mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 A/; amtlich 1 mm 30 FA/ und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnuns. Bis '/-IO Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Ausnahme PulsuHerHayeblatt VKLLBezirbsanzeiger Wochenblatt - - - Erscheint led"» Werktag - - - Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinrichtungen, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. - Wöchentlich 0.65 RM bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 RM freibleibend Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Staotrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften dtS Pulsnitzer AmtSgertchtSbezir!«: Pulsnitz, PulSnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niederfteina, Weißbach, Ober- und Riede-ltchtenau, Fried.rSwrf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf Geschäftsstelle: PulSnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E L. Försters Erben (Inh. I. W Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 214 Mittwoch, den 12. September 1828 8». Jahrgang Das Wichtigste Der Parteiausschuß der S. P. D. hielt am Dienstag eine Sitzung über die PSnzerkreuzerfrage ab. . , Auf den Kohlenzechen von Strepy Bracquegnies bet Mons (Belgien) habe» 3000 Arbeiter die Arbeit niedergelegt. Der Streik in der Fabrigue Nationale d' Armes de Guerre dauert an. Wie aus Moskau gemeldet wird, will die Sowjetregierung im Zusam menhang mit den letzten Abmachungen zwischen England und Frank reich versuchen, seine Beziehungen zu Italien auszubaucn. AuS allen Teilen Brasiliens werden schwere Unwetter und Ueberschwem» mungen gemeldet. Die Telephonverbindungen sind unterbrochen. Auch der Eisenbahnverkehr ist gestört. Der Schaden ist beträchtlich. Menschenleben sind jedoch mit einer Ausnahme nicht zu beklagen. Wie aus Batav a gemeldet wird, brach in einer Ortschaft in der Nahe der Stadt ein Brand aus, der an den aus Bambusrohr gebauten Wohnstätten reiche Nahrung fand und in kurzer Zeit fast das ganze Dorf dem Erdboden gleich machte. Etwa 900 Personen haben ihr ganzes Vermögen verloren. MWt und sülMiht Angilegenötiltn Pulsnitz. (Wetter-Aussichten!) Am Sonn abend, 8. September hatten wir Mariä Geburt, einen Tag, der im deutschen Volksglauben eine gewisse Rolle von jeher gespielt hat und noch spielt. Es soll der Tag sein, an dem nach dec Erfahrung unserer Väter die Schwalben Abschied von uns nehmen. Doch in diesem Jahre werden sichs die lieben Schwäiblein wohl noch einmal überlegen, da das Wetter noch gar so sommerlich ist. Nach altem Volksglau ben unserer Väter ist nun aber das Wetter der künftigen Wochen. Sic sagen: Wie^ das Weiter an Mariä Geburt, so geht cs noch vier Wochen furt! Und es liegt etwas Wahrheit in diesem Worte. Die Erfahrung der Alten hat das bestätigt. Am 8. September war nun so schönes Wetter, blauer Himmel mit lachendem Sonnenschein, daß wir dem nach noch vier Wochen hindurch solches Wetter zu erhoffen haben. Das wäre ja angenehm, freilich regnen möchte es doch auch einmal, lieber aber zweimal; denn alles lechzt nach einem gründlichen Naß. In vielen Orten wird das Wasser so knapp, da und doit müssen es die Leute schon stunden weit herbeiholen. 8tr. Oberste!««. (Jahn-Feier.) Begünstigt von dem herrlichsten Wetter eines Spätsommertages konnte der Turn verein V T. am letzten Sonntag seine Jahn-Feier begehen. Schon vom frühen Vormittag an herrschte reges Leben: Turner und Turnerinnen hatten sich auf dem'Turnplätze und auf der Festwiese eingefunden, ihr Können im „Volks tümlichen" gegenseitig abwägend, und nach einstündiger Mittagspause kamen die Kleinen auf den Plan. Herzliche Freude auf all den Kindergesichtern: Der Turnverein hatte wieder einmal Festtag und sie durften auch dabei sein. Für die Knaben- und Mädchenabteilungen waren ebenfalls nur volkstümliche Uebungen, dec Hauptbestandteil des Betätigungs feldes für Kinder, vorgesehen und bald war auch das kleine Volk dabei, ihre Kräfte in friedlichem Wettstreit zu messen. Bei der darauf folgenden Bewirtung der Kinder mit Kaffee und Kuchen hat wahrscheinlich dec Kaffee besonders seinen Zweck erfüllt: durch die große Hitze war bei Springen und Werfen und Spielen lebhafter Durst bemerkbar geworden. Allgemeine Freiübungen vereinigten die Turner und Zu schauer um den 2. Vorsitzenden des Vereins. In längeren Ausführungen gab Herr Engler ein anschauliches Bild vom Turnvater Friedrich Ludwig Jahn. Treffende Ausführungen brachten allgemein Wissenswertes über Jahn und sein Werk, und wer aufmerksam zuhörte, wird nun auch in großen Zügen ^en, was der Name Jahn für uns und für die Deutsche Turnerfchaft insbesondere bedeutet: Als Reformator seiner Zeit, als Erzieher wehrhaften Jugend, als Förderer des Gememschastsgedankeus und des Glaubens an ein einiges deutsches ^ütecland war er bis zum Lebensende für sein Volk tätig. Diesen unbeugsamen Willen, diese unermüdliche Schaffenskraft im Dienste der Allgemeinheit sollte sich mancher von uns zu eigen machen, damit sich alle aufraffen, unter Beiseitestcllung /des Parteigezänks am Wiederaufbau unseres Vaterlandes mitzuhelfcn! Der übrige Teil des Nachmittages war ausgesüllt mit Spielen verschiedenster Art und mit Volkstänzen der Kinder. Das frohe Treiben währte bis zum Einbruch dec Dunkelheit und nach Bekanntgabe der Sieger aus den Wettkämpfen des Tages beendigte ein Lampionzug der Kinder die wohlgelungene Feier Beschließende WWU M llkll WWMW M R UeNMUk Endlich, nach 1'/, wöchigem Dorfühle» Der Reichskanzler vor der internationalen Presse in Genf — Schacht über die Lage der Landwirtschaft Umsturzversuch in Spanien Genf. Nach 11-wöchiger Rheinlandbesprechung fand endlich am Dienstag nachmittag die gemeinsame Besprechung zwischen Deutschland und den vier Besatzungsmächten über die Rheinlandfrage statt. Im Hotel Beaurivage, dem Wohn sitz der Engländer, trafen sich Reichskanzler Müller und Staatssekretär vonSchubert mit Briand, Eush en- dun, Hymans und Scialoja. Lord Cushendun über die Abrüstungssrage. Genf. Das Hauptaugenmerk zog am Dienstag in der Vollversammlung des Völkerbundes die Rede des englischen Delegierten, Lord Cushendun, auf sich. Wer allerdings eins Sensation erwartet hatte, sah sich enttäuscht. Lord Cushendun beachtete im Gegensatz zu Briand die diplomatische Höflichkeit, und wenn er im Herzen vielleicht kaum anders dachte als der französische Außenminister, ko bewies er doch von neuen den Unterschied zwischen einem französischen und einem englischen Nationalisten. Der englische Delegierte sprach als letzter. Vor ihm hielt der tschechische Gesandte in Paris, Osuski, eine wenig be- achtete Rede. Er befaßte sich mit dem holländischen Antrag auf Schaffung einer ständigen Minderheitskommisfion des Völkerbundes und setzte diesem Gedanken die größten for malistischen Schwierigkeiten entgegen, deutete aber an, daß er geneigt wäre, zuzustimmen, wenn allgemein Gerechtigkeit ge- schaffen würde. Damit stellte er sich auf den Standpunkt des Polen Zaleski, der die Ausdehnung der Minderheitsverträge auf alle Staaken verlangt hat. — Der Südafrikaner Smith verlangte dringend die Abrüstung und protestierte gegen die Verwendung unzivilisierter Völker als Kanonenfutter für Europäer. Endlich kam Lord Cushendun zu Worte. Die bedeutendsten Staatsmänner aller Länder waren im Saale. Cushendun sprach 45 Minuten, doch brachte seine Rede keine Sensation. Sie war insofern eine lieber- raschung, aus sie außerordentlich maßvoll und freundlich klang. Cushendun erinnerte sich seiner Mitwirkung bei der Dor, bereitenden Abrüstungskommission und versuchte die Sorgen und Bedenken des deutschen Reichskanzlers zu begreifen, die er völlig versteht. „Aber Seine Exzellenz irrt", sagt Cushendun, „wenn er die Schwierigkeiten der Abrustungs- kommission unterschätzt." Resolutionen nützen nichts, die Alk rüstung müsse praktisch geschehen. Aber es fehlt hierfür jÄer Maßstab, und Ler Artikel 8 des Paktes überlaßt es feder Re gierung, das Ausmaß ihrer für notwendig gehaltenen Rüstungen selbst festzustellen. Cushendun behauptete, es sei bereits viel für die Abrüstung geschehen. Im Gegensatz zu Briand, der keine Zahlen zu nennen wußte, zitierte er eine Reihe präziser Angaben, um zu beweisen, wie weit England seit 1924 abgerüstet habe. Er schilderte dann all die bekannten Schwierigkeiten, die sich in der Vorbereiten den ALrüstungskommission ergeben haben, und betonte die Nützlichkeit direkter Verhandlungen zwischen einzelnen Staaten, wozu er das anglo-französische Abkommen rechnet. Er schilderte die Harmlosigkeit dieses Vertrages und erklärte, dieses Abkommen könne abgeändert werden und könne zu weiteren Verhandlungen führen. Schließlich besang er den Kelloggpakt und schloß stark philosophisch. Der «Reichskanzler vor der internatio nalen Presse in Genf Gens, 11. September. Reichskanzler Müller empfing am Diens tag abend im Hotel Metropole die Vertreter der internationalen Presse, die in großer Zahl erschienen waren. Er erklärte einleitend, er bedaure außerordentlich, daß Stresemann durch Krankheit verhindert sei, in Genf anwesend zu s in. Soweit er gehört, habe, geh: es Stresemann nunmehr besser. Müller erklärte soda m, er habe gern selbst Gelegen heit genommen, die deutsche Sache in Genf zu vertreten, weil er davon überzeugt sei, daß die Arbeit des Völkerbundes eine außerordentlich nützliche sei. Er gehöre zwar einer anderen Partei an, als Slresemann-, — man dürfe in Genf ja von Parteien reden — aber was die Außen politik anbelange, habe er stets saft di« gleichen Ziele vertreten. Ganz selbstverständlich sei er in erster Lulle hierher gekommen, den deutschen Standpunkt zu vertreten. Er müsse ausdrücklich betonen, daß er nicht den Parlcistandpnukt vertrete, auch bezüglich der Abrüstungsftazc. Er hätte, auch wenn er als Partcimann geredet hätte, das gleiche gesagt, nur in der Form etwas schärfer. Er wisse, daß er als Verantwortlicher Regierungssührer die deutschen Interessen so zu vertreten habe, daß die praktische Völkerbundsarbelt dabei gefördert werde. Weite Kreise des deutschen Volkes ständen dem Völkerbund kritisch gegenüber, was aus den besonderen Kriegs- und Nachkriege Verhältnissen zu erklären sei. Nicht gut wäre es, wenn diese Kritik nicht geäußert werden könnte, da sie förderlich sei. Briand habe daraus hingewiesen, daß es Pflicht sei, Vertrauen zum Völkerbund zu haben. Er unterscheide sich darin durch aus nicht von Briand. Deutschland habe stets einen großen Glauben in die Zukunft des Bö'kerbundeS gehabt. Deutschland habe eben, bei aller Kritik, den Völkerbund doch immer anerkannt, da er die Keimzelle einer künftigen Bölkerorganisation sei, da er verhüte, daß solche Kata strophen über die Welt Hereinbrechen wie 1914/18. Was das Ver trauen angehe, gebe es wesentliche Unterschiede zwischen der deutschen und französischen Auffassung nicht. Auf der anderen Seite müsse man sich klar sein, daß besonders nach der Kriegs« und Nachkriegszeit die Völker nicht sozusagen vor dem Völkerbund stramm ständen. Sie soll ten überzeugt sein von seinen Leistungen. Der Völkerbund müsse dafür sorgen, daß der Glaube erhalten bleibe. Ein solches Vertrauen könne nicht befohlen werden, sondern es müsse erworben werden und das sei auch die Grundlage gewesen, von der aus Deutschland eine gewisse Kritik geübt habe. I Er glaube, daß cs notwendig war, inbezug auf die Abrüstungsfrage einmal I massig in dcr Form, aber scharf der Sache nach ein deutliches Wort zu sagen, t Deutschland habe in der dritten Kommission immer erklärt, daß es mit einer graduellen Lösung der Abrüstungsfrage einverstanden sei. Deutsch land wolle und dürfe nicht vergessen, daß selbst nach dem Vertrag von Versailles die deutsche Abrüstung der Anfang der allgemeinen Abrüstung sein sollte. Das sei ein Versprechen, das den Völkern der ganzen Welt gegeben worden sei und daS Ler Einlösung noch bedürfe. Deutschland verkenne nicht die Schwierigkeiten, auf der anderen Seite wolle man in Deutschland nicht Schwierigkeiten sehen, die nicht vorhanden seien. Es sei nicht zu leugnen, daß das deutsche Volk ein Volk von 65 Millionen sei, das sich ständig vermehre. Auch Deutschland erlebe einen Geburten rückgang. Schwer werde es sein, da eine Bertragsgrenze festzulegen, damit gewisse Sorgen behoben würden. Was die Soldaten anlange, so würde es nicht mehr lange dauern, bis die Zahl derer sehr gering sein werde, die für einen Kriegsfall zu gebrauchen seien. Man entferne sich immer mehr von dem Zeitpunkt des Kriegsendes. Man dürfe die Rückwirkungen nicht vergessen, die die Inflation gebracht habe. Das Entscheidende sei doch, daß nach allgemeiner Auffassung Deutschland abgerüstet sei. Er wisse, daß einige Kleinigkeiten vorhanden seien, über die ein Notenwechsel stattfindet. Es sei schwer gewesen, die ganze Kriegsmaschinerie umzustellcn auf Friedenswirtschaft. Im ganzen sei die Entwaffnung klar, was zu seiner Genugtuung auch Briand gestern fcstgestcllt habe. Mit aller Deutlichkeit müßte er sagen und betone dies insbesondere als Sozialist, daß die deutsche Entwaffnung eine Lei stung allerersten Grades gewesen sei. Ein Offizier einer früher feind, lichen Armee habe ihm gegenüber hirvorgehoben, was dies für eine Leistung sei, als man von 40 000 Offizieren 36 000 entlofsen mußte. Gewiß habe Deutschland heute ein Berufsheer, das habe es sich aber nicht selbst gewählt, sondern es sei ihm ausgezwungen wsrden. In Alliiertenkreisen sei man im Zweifel, ob das Berufsheer gut sei, jedoch müsse man zugeben, daß sich auch im Auslande die Heeresformationen immermehr dem Cadreheer nähern. Man könne auch Friedensindustrie auf Kriegsindustrie umstellen, aber die Erfahrungen des letzten Krieges hätten gelehrt, daß es für den nächsten Krieg, falls überhaupt ein solcher ausbrechen sollte, darauf ankomme, daß gewisse Waffenmaterialicn vor handen seien. Es komme auf schwere Artillerie und auf Tanks an, die Deutschland nicht besitzen dürfe. Der nächste Krieg würde ein Ma schinenkrieg sein, ein schneller Angriffskrieg, bei dem de: unterliegen werde, der sich nicht schnell genug umstellen könne. Deutschland habe sich die äußerste Mühe gegeben, seine Handelsmarine auszubauen. Die Handelsmarine sei eine Einrichtung, die auch fremde Valuten hereinbringe. Wie kann der Landwirtschaft geholfen werden? Beachtenswerte Vorträge auf dem Deutschen Bankiertag. - Köln. Die Verhandlungen des diesjährigen Deutschen Bankiertages am Dienstag galten der „Lage der Land wirtschaft und ihrer Bedeutung für das V an kg e we r b e". Als erster Redner sprach hierzu Dr. Georg Solmssen, Geschäftsinhaber der Discontogesell- schaft. Er führte u. a. aus: Die Landwirtschaft nimmt inner- halb der übrigen Volkswirtschaft eine Sonderstellung ein. Um der sich daraus ergebenden Schwierigkeiten einigermaßen chierr zu werden, muß versucht werden, dem landwirtschaftlichen Problem von der Absatzseite aus nöherznkommen. Es müssen die Erzeugnisse zusammengesaßt und uo Betriebe zum Zwecke dieser Zusammenfassung zu gco .c^em Han deln verbunden werden. Die Landwirtschaft > . j sich, genau so wie die Industrie, dazu bequemen, ihre Produktion zu rationalisieren, d. h. die Zahl der Produkts isssrmen des selben Erzeugnisses so weit wie möglich her , .drücken. Sie