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Nr. 210. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 7. September 1928 Seite 6. Unter keinen Umständen wolle der Verband dem Wanderer seinen stillen Weg rauben, andererseits aber muffe er einem unaufhaltsam vorwärtsdrängenden neuen Verkehrsmittel die Wege ebnen, wenn das von ihm be treute Gebiet nicht Schaden nehmen solle. «Voraussichtliche Witterung La«de«wettermart< Bresde« (Nachdruck verboten) Fortbestand des schönen warmen Wetters, nur geringe Bewöl kung, westliche Winde. Sport. 4. Volksturn-Städtewettkampf. Noch einmal tritt die Chemnitzer Turnerschaft in groß zügiger Art auf den Plan, nachdem dieses Jahr gerade die Chemnitzer Turner und Turnerinnen Großes geleistet haben. Am kommenden Sonntag werden die Volksturner und -turnerinnen noch einmal Gelegenheit haben, vormittags in großen Massen sich an der Werbestaffel „Rund um den Schloß- teich" zu beteiligen, und am Nachmittag werden ihre besten und leistungsfähigsten Männer den mit großer Erwartung angesetzten Städtewettkampf Dresden-Leipzig-Chemnitz, der seiner vierten Austragung entgegengeht, bestreiten. Turnverein Frankenberg D. T. Am ehemaligen Schwanenteich der Stadt Frankenberg ist eine großzügige Sportplatzanlage entstanden. Am 15. und 16. September soll diese Kampfstätte geweiht werden Der Krcisturnrat des 14. Deutschen Turnkreises (Freistaat Zach'eu), der in diesen Tagen in Frankenberg eine Sitzung abhält, wird ebenfalls an der Weibe teilnebmen. Wrtgleh-Marothonschwimmen. Am Mittwoch vormittag um 11 Uhr amerikanischer Zeit «r» folgte im Ontariosee der Start zu dem diesjährigen Wrigley» Marathonschwimmen über 15 Meilen (21,140 Kilometer). Obwohl di« Waffertemperatur nur 12 Grad betrug, nahmen 198 Bewer ber das Rennen auf. Umer ihnen befand sich als einziger Deutscher der vorjährige Sieger, Ernst Vierkött«» (Köln). In der siebenten Abendstunde waren alle Bewerb»» infolge der Kälte aus dem Nennen ausgeschieden, mit Ausnahme des Franzosen Michel, -er um 7 Uhr abends noch fünf Meilen vom Ziel« entfernt war. Vierkötter wurde um 6 Uht 42 Min. bewußtlos aus dem Wasser gezogen, als er zwölf Mei len zurückgelegt hatte und Nüchel nur zwei Meilen voraus war, Auch Michel hat dann schließlich vor Erreichung des Zieles aus» gegeben. , Radrennen tn Frankfurt a. M. Silbernes Rad von Frankfurts 20 Kilometer: 1. Kre wer 16:09; 2. Thollem- beeck SO Meter; 3. Graffin 130 Meder; 4. Möller 220 Meter; 5. Saldow 300 Meter. — Goldenes Rad von Frank» furt, 1 Stunde: 1. Krewer 75,200 Kilometer; 2. Thollem- beeck 850 Meter; 3. Graffin 3100 Meter; 4. Möller 6040 Meter; 5. Saldow 7150 Meter. Boxen. In Berlin fanden im Sportpalast die ersten Box kämpfe zur Eröffnung der diesjährigen Wintersaison statt. Der Einle-itungskampf Reppel (Herne) gegen Hans Schuhmacher (Devlin) — als Ausscheidung für die deutsche Leichtgewichts, j Meisterschaft gewertet — endete unentschieden. Der weit routiniertere belgische Reger Joe Ralph lieferte Helmut Schulz (Königsberg) ein Treffen, das erst in der letzten Runde lebhafter wurde. Des Schwarzen Sieg war verdient. Die bei- ! den Leichtgewichte Karl Schulze (Magdeburg) und Harry Stein (Berlin), ihres Zeichens Exmeister der Amateur- bzw. Berufsboxer im Fliegengewicht, gingen über di« ganze achts Runde. Von der halben Distanz ab war Stein nach Punkten in Front und gewann sehr sicher. Hein Müller hat ja nun auch Frankreichs Hoffnung Abel Arg ölte nach Punkten schla- gen können. Transkontinentales Luftderby. Dom Roosevelt-Flug plätze bet New Port sind 37 Flugzeuge der Gruppe zu der ! ersten Etappe des großen transkontinentalen Luftderbys ausge- f stiegen. Das Endziel ist Los Angeles. 31 der aus gestiegenen ; Flugzeuge haben Columbus (Ohio), das erste Etappenziel des Derbys ohne Unfall erreicht. Als erster traf Edgar Rowland ! aus Wichita (Kansas) ein. Der bekannt« Ozeanslieger Clarence ! Chamberlin wurde vor dem Start zu dem Fluge disquali- »iziert, da sein« Maschine nicht den Spezifikationen entsprach, i Insgesamt sind Preise in Höhe von 125 000 Dollar ausgesetzt. , Sonne und Mond. 8. 9. Sonne: A. 5.23, U. 18.31; Mond: A. 11.05, U. 4.00 Marktpreis« i« Kamenz am 6. September 1928. Am heutigen Wochenmarkte wurden g^rhlt pro Zentner: Weizen 10,50-10,80 Mk. Roggen 10,70-10,90 Mk Gerste 10,50 bis 10,80 Mk. (Winter), 12,00-12,50 Mk (Sommer). Hafer 9,80 bis 10,50 Mk. Heu 6,00-6,75 Mk. Futterstroh 2,00- 2,20 Mk. S treu st roh 1,50—1,80 Mk. Kartoffeln 4,00-5,00 Mk. pro Zentner. Butter 2,20 Mk. Eier 14 Pfg. das Stück. Ferkel 15-23 Gänse 7,50- 8,50 Mk. Mk., Läufer 50-60 Mk. das Stück. Für ausgesuchte Ware Preis über Notiz. Börse und Handel Amtliche sächsische Notierungen vom 6. September. Dresden. Mangels jeder Anregung verkehrte die Börse in ziemlich uneinheitlicher und eher etwas schwächerer Haltung. Höher gefragt waren lediglich einige bevorzngte Werte, von denen Mimosa 3,5 Prozent gewannen. Karl Hamel 5, Ditters- dorfer Filz und Großenhainer Webstuhl 2 Prozent. Nachgeben mußten Polyphon um 5,5, Schubert um 5, Braubank um 3,5, Bergmann um 4,5, Glasfabrik Brockwitz, Lingnerwerke, Jn- dustriewerk Plauen, Steingutfabrik Sörcwitz und Verein Photoaktien 2 Prozent, Dr. Kurz Genußscheine minus 4,2L > Prozent. Leipzig. Bei allgemeiner Zurückhaltung, vor allem des ! Privatpublikums, und überwiegendem Angebot waren die ! Kurse im allgemeinen wenig verändert. Cröllwitzer Papier und Elitewerke waren um je 4 Prozent höher gefragt, Reichs- f bank und Sächsische Bank gewannen je 2,5, Leipziger Handels- - und Verkehrsbank 2 Prozent. Leicht befestigt lagen noch Chem nitzer Aktienspinner, Nordwolle, Polyphon und Sacharin. Stöhr verloren dagegen 2,75 Prozent. Auch Peniger Maschinen, Schubert u. Salzer, Schönherr, Rauchwaren Walter, Sachs, i Bronze, Glantziger Zucker und Knnstanstalten Groß lagen schwächer. Chemnitz. Die Börse zeigte wieder ein sehr ruhiges Aus sehen, jedoch erwiesen sich die Kurse ini allgemeinen als recht gnt behauptet. Kappler-Maschinen plns 4,25, Mimosa plus 3,5 ! Union Diehl und Dittersdorfer Filz plus 3, Chemnitzer Aktien- spinner plus 2,25, auch Bachmann u. Lodewig, Pöge-Stamm- > aktien und Fries u. Höpflinger waren um einige Prozent ge- j bessert. Hingegen mutzte David Richter um 3 Prozent nach geben, Dresdener, Commerzbank und Sächsische Bank um 2 Prozent. Leipziger Viehmarkt. Austrieb: 268 Rinder, darunter 20 Ochsen, 170 Bullen, 59 Kühe, 19 Färsen, 523 Kälber, 276 Schafe, 1548 Schweine. Verlaus: bei Rindern schlecht, bei Kälbern gnt, bei Schafen und Schweinen mittel. Preise: Bullen: a) 50—54, b) 44—49, e) 38—43, d) 33—37; Kühe: a) 50-54, b) 42-49, c) 32—41, d) 25—31; Färsen: a) —, b) 40—51; Kälber: a) —, b) 75—85, c) 68—74, d) 60—67; Schafe: a) 66—67, b) 5!-60, c) 45—53, d) 35—44; Schweine: a) 78-79, bi 80, c) 78—80, d) 75—77, e) 72—79, f) 68—71; Säuen: 65—72. Berliner Börse vorn Donnerstag. Auch heut« hatten die Dcwbövse und der offizielle Verkehr entgegengesetzte Tendenzen. Im Früh verkehr war die Stimmung freundlicher, der offizielle Beginn dagegen schwächer. Amtliche Oevisen-Notierung. D e vi i e n yn Reichsmark) 6. September 5 September Geld Bre o e!d Brie? M M M M New Dort ..18 London .... 1 Amsterdam . 100 Gld. Kopenhagen . 100 Kron. Stockholm . . 100 Kron. Oslo ..... 100 Kron. 4^930 4,2010 4,1930 4,2010 20.344 20,384 20,344 20,384 16812 111,86 112,21 111.83 168 46 112,08 112,43 112,05 168,11 111,86 112,21 111,86 168,45 112,08 112,43 U2,08 Italien .... 100 Lire 21,955 21 995 21,955 21,995 Schweiz ,.. 100 Frcs. 80,73 80,89 80,735 80,895 Paris ..... 100 Frcs. 16,R5 16,405 16,37 16,41 Brüssel ,100 Belga 58,29 58,41 S8,285 58.405 Prag . . . , . 100 Kron. 12,425 12,445 12,423 12,443 Wien ..... 100 Schill 59,07 59,19 59,075 59,195 Spanien . . . 100 Peset. 69 46 69 60 69,53 69.67 Bankdiskont: Berlin 7 (Lombard 8), Amsterdam 414, Brüssel 4, Italien 514, Kopenhagen 5, London 414, Madrid 5, Oslo 514, Paris 3)4, Prag 5, Schweiz 3)4, Stockholm 4)4, Wien 6)4. Effektenmarkt. Heimische Renten bröckelten weiter ab. Auslän dische Renten waren im allgemeinen nur wenig verändert. Bahnaktien ausgesprochen flau. S ch i f f a h'r t s w « r t« waren verhältnismäßig recht widerstandsfähig. Bankwerte: Reichsbank hatten das Hauptgeschäft. Montan werte waren bis zu etwa 2 Prozent schwächer. Mannesmann schwächer. Kaliaktien waren im allgemeinen nur wenig schwächer. Elektro aktien waren um 1 bis 3 Prozent niedriger. Knnstscideaktien bröckelten weiter ab um etwa 4 Prozent. Bier-Spritaktien waren uneinheitlich. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Kleie brutto, einschl. Sack frei Berlin. IVM Kg 6. 9. 5. 9. — 6. 9. 5. 9. Weiz.' Mehl 7» °/° mark. 213.°-216." 218°.-220.° Weizen 26.2-29.5 26.5 30.0 Sept. Mob. Dezbr. März 227.°. 225.° 229?-228? 234.°-233.° 230? 32 °-232? 236° Roggen Weizenkleie 28.2-30.7 14.7-15.0 28 5-31.0 15.0 239° 241.° Roggenkleie 15.0-15.2 15.5 Rogg. Weizenkleie- mrs. -) 216.°-217.° 219.° 221.° melasse 16.2-16.5 16.2-16.5 Sept. 229.°-228? 231.° Raps (1000 kg) 330 332 330 332 Oktob. 231? 232? Leinsaat (do.) Dezbr. März 232? 236.°-236.° 234?-234.° 238? Erbsen, Viktoria KI. Speiseerbsen 41.0 50.0 41.0-51.0 Gerste Futtererbsen — — Brau 234.°-254? 234. "-254.° Peluschken — — Fuit.-, 226.°-233." Ackerbohnen — — Indust. 22O.°-233.° Wicken 30.0 32.0 30.0 32.0 Wint. 2O2.°-211.° 202." 211." Lupinen, blau 15.0 16.0 15.0 16.0 Hafer , gelb 165-17.5 16.5-17.5 Mark. 195.°-204. 1998-208." Seradella — — Sept. 207.° — Rapskuchen 19.2 19.7 19.2-19.7 Oktob. — 209.» Leinkuchen 23 3-23.5 23.3-23.5 Dezbr. 210.° 212.-211.° Trockenschnitzel 17.5-18.0 17.5 18.0 März 217.°-21.° 219.» Soya-Extrakt.- MaiS Schrot 21.0-21.7 21.0-21.7 Berlin 209.°-211.°^210."-212. Kartoffelflocken ') Hektolitergewicht 74.56 kg. ') do. 69 Kg. Der Milch Preis betrügt für die Woche vom 7. bis 13. Sep tember 20,5 Pfennig je Liter frei Berlin. Berliner Butterpreise. Amtliche Notierung im Verkehr zwischen Erzeuger und Großhandel, Fracht und Gebinde g«h«n zu Käufers Lasten: 1. Qualität 182, 2. Qualität 167, abfallende Sorten 150 Rm. Tendenz: Fest. Preisnoticrungen für Eier. (Festgestellt von der amt- lichen Berliner Eiernotimungskommission.) Die Preise verstehen sich in Pfg. per Stück ab Waggon oder Lager Berlin nach Ber liner Usancen. Deutsche Eier: Trinkcier vollfr. gest. über 65 Gramm 15, über 60 Gramm 14,50, über 53 Gramm 13,50, über 48 Gramm 10,50, frische Eier über 60 Gramm 13,50, über 53 Gramm 12, über 48 Gramm 10; aussortierte, kleine und Schmutz, eier 9. Aussandsewv: Dänen 18er 14,75, 17er 14,50, 15)4—16er 13,75; Posener groß« 12,50—13, normale 10,50—11; Rumänen 11; Russen große 11—11,50, normale 10,25—10,50, abweichende 9,50—10; kleine, Mittel- und Schmutzeier 8,50—9. In- und ausländische Kühlhauseier: Normale 9—9,50, klein« 8. Magdeburger Zuckcruotierungen. Gemahlener Meli» bei prompter Lieferung innerhalb zehn Tagen 26,60, September 26,60—26,75. Weißzuckermelasse 6,20. Tendenz: Ruhig. Kartofselerzeugerpreise. Weiße Kartoffeln und Odery walder blaue Kartoffeln 2,70—3.00, Juli-Nieren 3,50—4,00, ander« gcU'sleischig« Kartoffeln 8,00—3,40. Grvysalleude ül-er Notiz. ' Nil?) Wasser Temperaturen am 6. Sept.: vtuvt-vuv 18 - 20 — 21 Grad Celsius Kirche»-Nachrichten Oberlichteua« Sonntag, den 9. Sept. 1928, E rn t edaIIkfest — Samin- lung für ein Theolozenstipendium des KirchenbezirkeS Kamenz — ; '/,9 Uhr Festgottcsdienst. 10 Uhr Kindcrgottesdienst. — Mittwoch: Mädchenveiein. Reichenbach 14. Sonntag «ach Trinitati», Erntedankfest: Vorm. '/,9 Uhr Prcdigtgoitcsdicnst; anschließend Kindergvttesdienst. Kirchen musik: bstim. Choralmotette von Franck. Kollekte für den Orgelsonds. 8» «-SiiSSDSLLI 87. Fortsetzung. Nachdruck verboten Es schlug drei Uhr von der kleinen Dorfkirche in Frauenstein, als Hartmann dem Stallburschen eines dorti gen Gasthauses seinen Gaul übergab. Er ließ sich ein Zimmer geben, säuberte sich, bürstete seinen Anzug und ging dann den Weg zum Schloß hinaus. Er atmete aus, als er den kühlen Park betrat Durch das Grün der Laub gänge blitzte der Prachtbau. Einige Perlen, die von der Fontäne in die farbenglühenden Rabatten geschleudert wurden, betupften seinen Rock. Die Stufen der Freitreppe dünkten ihm endlos. Er wagte nicht, nach einem der Fenster zu sehen. Nur Ruth nicht begegnen. Sie durfte nicht wissen, daß er hier war. Vielleicht krachte schon in der nächsten Viertelstunde ein Schuß. Unmöglich war es nicht. Der Gedanke, daß Hechingen ihm eine Kugel ins Herz jagen könnte, beruhigte ihn. Wenn es sonst keine Lösung gab, war das die beste. Die Halle stand offen. Es war ihm, als betrete er ge weihten Boden. Hier ging Ruth, hier klang ihre Stimme, ihr Lachen. Der alte Diener erschrak über die Maßen. — Standen die Toten auf? — Das war Baron Hartmann. Vor drei unddreißig Jahren hatte er dem Vater die Türe geöffnet und heute kam der Sohn! Der war sein Doppelgänger. Gott Lob und Dank, daß der gnädige Herr nicht zu Hause war, das hätte ein Unglück gegeben. „Kann ich auf Herrn von Hechingen warten?" fragte Hartmann. „Nein," sagte der Alte. „Der gnädige Herr kommt erst spät abends." Hartmann dankte. Also dann nicht! Noch einmal den Todesweg gemacht, wenn es heute nicht hatte sein sollen Er durfte nicht ein- inal iraaen. ob Ruth zu Lause lei. Der Abt batte reckt. Auf die Dauer war das unerträglich. Wenn er nur einen Laut von ihr vernommen hätte, aber es blieb alles wunder bar still wie in einer Kirche. Draußen brannte die Sonne; unter seinen Tritten knirschte der Kies. Ihm war, als stehe er.in lauter Feuer. Nur die Hände in das dreiigewölbie Marmorbecken tauchen zu dürfen, welche Wohltat! Und im Herzen schrie das Verlangen! Zurücksehen, nur einmal zurücksehen,, ob sie nicht am Fenster stand. Wie ein Dieb mutzte er sich einen Blick seines Weibes stehlen Er wandte sich um und suchte rasch die Fensterflucht ab. Nichts! — Es war besser so —. „War Besuch da?" fragte Ruth etwas später, die aus ihrem Zimmer kam. „Ja, gnädiges Fräulein. Baron Hartmann wünschte Herrn von Hechingen zu sprechen!" gab Friedrich zur Antwort. „Warum haben Sie ihn nicht zu mir geführt?" Der Alte war erstaunt. Er fand es ganz in der Ord nung so, wie er es gemacht hatte. Der Paron hatte nur nach dem gnädigen Herrn gefragt Er hatte nicht gewußt, daß das gnädige Fräulein ihn empfangen würde. Sie nickte. Sie durfte ihn nicht tadeln. Aber in ihrer Seele schrie es. Er war hier gewesen, und man hatte ihn an der Schwelle abgefertigt wie einen Fremden Wie eine Schmach, die man ihm angetan, erschien es ihr. Ihr Wunsch, ihn zu sehen, wuchs zu einem brennenden Weh. Sie mutzte ihn einholen Seit ihrem letzten Zusammen treffen in den Anlagen hatte sie nichts mehr von ihm ge hört. Sie wagten sich nicht zu schreiben Ein einziges un bedachtes Wort in einem Briefe, der zufällig einmal nicht in ihre Hände kam, konnte ihnen zum Verräter werden. Sie nahm eilig ihren weitgerandcten Hut vom Ständer. Im selben Augenblick kam Trude in die Halle gesprungen. Note Backen! Fliegende Zöpfe und in den Augen ein Glänzen! „Ich habe ihn gesehen!" jubelte sie. „Das erstemal! Er hat mir die Hand gekützt und mich gebeten, dich zu grüßen Ich bin bis halb ins Dorf hinab mit ihm ge gangen Ach, Ruth! Ich bin bis in den letzten Winkel meines Herrens in ibn verliebt!" „In Baron Hartmann sragre mucy umros. „Aber ia! In ihn! O, und ich! Wenn ich doch meine Zöpfe hochgesteckt gehabt Hütte. Aber so. Er muß mich ja für ein halbes Kind gehalten haben!" Sie trat eilig an den mächtigen Wandspiegel. „Ruth!" schmeichelte sie. „Sag mir, ob ich hübsch bin — ich meine so mit den Hängezöpfen. „Ja! Trude!" Es klang wie verhaltenes Weinen. „Dann brauche ich mich also nicht mehr zu grämen? Ich werde ihn abspionieren. Der Lichtenthaler Forst stößt an den unseren Glaubst du, daß er mich lieb haben könnte? Glaubst du, Ruth!" „Ich! - Ich weiß es nicht! „O, du mein Dummerchen! Aber ja! Sieh mal, so will ich's machen, wenn ich ihn erwische!" Sie schlang beide Arme um den Nacken der Schwester und drückte ihre Wange gegen deren Brust. „Ich habe dich lieb!" Das darf ich ihm doch sagen, Ruth?" „Nein, Trude!" Ruths Herz schrie aus in diesen beiden Worten. »Aber schreiben!" „Trude!" rief Ruth entsetzt. „Aber ja! Er sieht mich ja nicht, wenn er's liest!" „Trude!" bat Ruth! „Sieh, diese Liebe, die du für Heinz fühlst, die hält mich!" „Heinz heißt er? Woher weißt du denn das?" „Er hat es mir gesagt, als wir da unten lebendig be graben waren!" „Ach so! Ja! Da unten!" Sie hielt verlegen inne und legte ihren Arm um Ruths Mitte, sie mit sich nach ihrem Zimmer ziehend. „Sag, Ruth! Was habt ihr denn diese zehn Tage getan da — da unten?" „Trude!" bat Ruth voll Qual. „Ich meine ja nichts Böses! Aber — ich meine ja nur, was ihr da immer getan habt Immer hin und her laufen, das konntet ihr doch auch nicht!" „Nein! Wenn wir müde waren, haben wir Rast ge macht!" „Aus dem kalten Steinboden?" „Ja!" (Fortsetzung folgt.)