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Nr. 202. Pulsnitzer 'Tageblatt. — Mittwoch, den 29 August 1928 Sern 6 anstaltungen und einer Sonderausstellung „Fischerei und Angelsport" vom 26. Januar bis 10. Februar 1929 unter gebracht, so daß die sämtlichen vier größeren Hallen des Aus stellungsgeländes mit dem dazugehörigen Freigelände mit einer Gesamtfläche von etwa 42 000 Quadratmeter belegt werden. Freiherr v. Hünefeld plant einen Weltflug. Presseabend auf der Leipziger Messe. Leipzig. Am Sonntag folgten die in Leipzig zur Messe anwesenden Vertreter der in- und ausländischen Presse der traditionellen Einladung des Leipziger Messeamts zur Teil nahme am Presseabend. Direktor Paul Doß hielt die Begrüßungsansprache. Er erklärte, die gegenwärtige Zeit sei, wirtschaftlich gesehen, voller Problematik. Wir stünden vor einem Zeitraum scharfer Spannungen. Der letzte Grund dafür sei die katastrophale Geldknappheit, die zahllose not wendige Arbeiten nicht zur Durchführung kommen lasse. Trotz aller dieser Sorgen aber sei man in Leipzig guten Mutes. In der ganzen Welt herrsche starker Bedarf. Es müsse auch ein Weg zu einer Befriedigung gefunden werden. Diesen Weg zu ebnen sei die Leipziger Messe in erster Linie berufen. Im Laufe des Abends erschien auch Freiherr v. Hünefeld, aus dessen Ansprache hervorging, daß er augenblicklich einen neuen Flug von Ost nach West über den Ozean vorbereite, der vielleicht zu einem Weltflug werde. Das deutsche Turnfest 1933 in Stuttgart? Der Ge meinderat der Stadt Stuttgart hat die Ausschreibung eines Wett bewerbes zur Ausgestaltung der beiden Neckarufer/ insbesondere des Cannstatter Wasens beschlossen. Auf dem Wasen sind neben einigen Lösch-, Lade- und Anlegeplätzen für Schiffe Plätze für das Volksfest und landwirtschaftliches Hauptfest Ausstellungs- flächen und feste Gebäude (Ausstellungshallen) mit zusammen 000 000 Quadratmeter vorgesehen. Außerdem sollen eine größere Tagungshalle (Versetzung der Stadthalle?) und ein größeres Aus- stellungsrestaurant dort Platz finden. Ferner sollen Einrichtungen wr den Schwimm- und Wassersport in Verbindung mit größeren Anlagen für Leibesübungen (Stadion), weiterhin Grünflächen und Grünverbindungen vorgesehen werden. Die Stuttgarter Lurnerschaft wird mit der Stadtverwaltung alles daran setzen, daß das nächste Deutsche Turnfest 1933 nach Stuttgart kommt. Kleine MW im Pulsnitzer Tage« blatt find von unüber trefflicher Wirksamkeit 80. Sonne nnd Mond. 3.37 8. Sonne: A. 5.08, U. 18.52; Mond: A. 7.14, U. 31. 8. Sonne: A. 5.10, U. 18.50; Mond: A. 7.32, U 5.00 Stadtbücherei. Die Ausbihe ist Montag von 7-8 Uhr, Donnerstag und F.ei- tag von 6-7 Uhr geöffnet, Der L.sesaai ist außer Sonntag täglich von 6 9 Uhr geöffnet. Die Slodtbüchmei ist in den Leihverkehr deutscher Vi^liotheken eingetretcn. Sie vermittelt also auch Bücher a»S der Sächsisch n Lan- deSbibliothek knö Wasser Temperaturen am 28. Auq: NM-DÜV 19 - 20 - 20 Grad Celsius Patentbericht vom 23. August 1928 Mitgeleilt vom Patentbüro Eduard M. Goldbeck, Berlin SW 6l, Gitschinerstraßc 5. Patenterteilungen: D. 52 720. Carl Dingelstedt, Bau tzen : „Fahrzeug oder Behälter zum Transport von staub- oder körner- fö.migem Gul". G. 68 720. Hümich Gühler, Dresden-A, Altenzeller straße 14: „Flügelcadwassenmssel". Intimi? MM--- äs -z F />/- Horrisrr vor» 1. LavilaeicZan-pOl-LlI. ** 24. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Alles habe ich getragen," fuhr er fort. „Ich habe meinen Mund nicht aufgetan und meine Hand nicht er hoben wider Gott. Aber nun klage ich ihn an. Warum mußt du mit mir zugrunde gehen? Was hast du ver brochen, Ruth? Du wirst gestraft, weil du mich liebst, weil du dich zu mir bekennst! Ich werde ihn fragen, wenn ich vor ihn hintrete, was ist Gerechtigkeit? Vielleicht be komme ich eine Antwort darauf?" „Ich will sie dir für ihn geben!" Ihr Gesicht wirkte maskenhaft, keine Muskel spielte in ihm: „Ich will die Sünden der Väter strafen an ihren Kindern bis ins dritte und vierte Geschlecht! Begreifst du nun, daß ich mit dir zugrunde gehen muß?" Er schrak zusammen. Seine Brust hob sich, als sprenge sie alle Rippen entzwei. „Ruth, du weißt alles?" „Ja- Alles!" Er bedeckte das Gesicht mit beiden Händen. So tief, so verzehrend war die Scham, die der Sohn für den Vater litt. Ihre Finger umschlossen jein Gelenk. „Ich bin die Enkelin des Mannes, Heinz, der dir den Vater gemordet * hat Du müßtest mich hassen, wie man nur einen Menschen hassen kann — und doch liebst du mich? —" Er bedeckte ihren Mund mit Küssen, daß sie schweigen mußte. Sie, die Reine, die Heilige, wälzte das Verbrechen von dem Toten ab und lud es aus ihre eigenen Schultern „Ruth!" sagte er schmerzvoll, „du hast um die Tat meines Vaters gewußt und dich trotzdem nicht gefürchtet, in meinen Armen zu schlafen, hast nicht gebangt, daß ich, wie er —' G e b r a n ch s m u ft e r- E i n t r a g u u g c n: H. 122 361: Fir ma I. Wilhelm Hofmann, Kötzschenbroda bei Dresden: „Versteßba.e Umhüllung für Abzweigklemmen" W. 77 323. Albert Jccob Wittrin, Schönheide (Erzgcb.): „Glühlampenschutzsassung mit Sicherheitsmppel und schräg innen angebrachter Befestigungsschraube". Sch. 97 176. Karl Schönherr, Dresden, Alt Kaditz 29: „Büchsenöffner". M. 95 289. Otto Michalk, Freital Deuben: „Preßbllgel und Leisten für Pressen zum Kleben von Schuhwerk". Sch. 96 817. Kurt Schmiedel, Bautzen, Töpferstr. 20: „Scherzartikel, einen Verkchrsschutzmann darstellend". K. 119 026. „Emil Kaden L Robert Kaden, Niederschönberg bei Ol bernhau: „Hammer". WO; Raps 320-335; Erbsen, inl. 380—440. Die amtliche» Notierungen lauten für prompte Ware Parität frachtfrei Leipzig. nnd Brief. Berliner Börse von» Dienstag. Die Börse eröffnete überwiegend etwas schwächer. Im Ver laufe bröckelte das Kursniveau weiter etwas ab, da aus Prämien- geschäften Ware herauskam Sport. Der olympische Meister im 200-Mcter-Brustschwnn- men» der Japaner Tsuruta, der dem als unbesiegbar gelten den Rademacher mit Leichtigkeit die Weltmeisterschaft entrang, wird in der Reichshauptstadt sein Können zeigen. — Der deutsche Meister im Rückenschwimmen Küppers wird bei dieser Ge legenheit den Japaner Irye, der ihn in Amsterdam auf den vier ten Platz verwies, herausfordern. Die deutschen Leichtathleten gegen Frankreich und die Schweiz. Am kommenden Sonntag werden unsere deutschen Leichtathleten zwei schwere Länderkämpfe gegen Frankreich und die Schweiz zu bestehen haben. Auf deutscher Seite werden die besten Kräfte stehen, unter ihnen auch wieder Or. Peltzer. Helen Wills doppelte Tennismeisterin der Vor» Allsten Staaten. Die . ikanische Meisterin siegte gegen Mi^Aelm Iacobs 6:2, 6: I im Einzelspiel, und im Doppelspiel Hambura-Leipzig-Berlin im Volksturnwettkampf. Am 2. September findet dieser bedeutungsvolle Wettkampf in Leipzig eine Wiederauferstehung. Zum ersten Male sind auch Damen beteiligt. Jede Mannschaft besteht aus 16 Turnern und 6 Turnerinnen. Rheinland schlägt Westfalen. Der Volksturnwettkampf der beiden Turnkreise in Krefeld endete mit dem Siege der Rhein länder, der besonders auf die Erfolge in den längeren Laufstrecken zurückzuführen ist. Lammers läuft 10,4 und 10,6 Sekunden. Bei den Jahn-Wettkämpfen des Oldenburger Turngaus erreichte Lammers im Zwischenlauf 10,4 Sekunden, im Endlaüf 10,6 Sekunden. Lei- der hatte er keine ebenbürtigen Gegner. Börse und Handel Amtliche sächsische Notierungen vom 28. August. Dresden. Die freundliche Stimmung des Vortages machte einer uneinheitlichen und unsicheren Haltung Platz, die an gesichts der fortdauernden Geschäftsstille und überwiegenden Verkaufsneigung zu einem leichten Abbröckeln der Kurse führte. Polyphon verloren 8, Dresdener Albumingenuß scheine 6, Verein. Photogenußscheine 4,5, Dr. Kurz Genutz- scheine 3 und Mimosa 2 Prozent, ferner Deutsche Jute 5, Plauener Gardinen, Reichelbräu und Reichsbank je 2,5, letztere nachbörslich weitere 2 Prozent. Demgegenüber notierten höher Karl Hamel 5 und Plauener Spitzen 4 Prozent. Leipzig. Bei weiter äußerst geringfügigem Geschäft ver kehrte die hiesige Börse wieder in überwiegend schwacher Hal tung. Vor allem erlitten eine Reihe bevorzugter Spezial werte teliweise empfindliche Verluste. So büßten Leipziger Handels- und Verkehrsbank 8,25, Polyphon 7, Cröllwitzcr Papier und Köbke 6, Reichsbank 2 Prozent ein. Schwächer lagen noch Mansfeld und Stöhr, Rauchwaren Walter. Be festigt lagen dagegen Leipziger Feuerversicherung und Rositzer Zucker 2,5 Prozent. Auch Glautziger Zucker und Darmstädter Bank zogen leicht an. Chemnitz. Die freundlichere Stimmung des Vortages konnte sich durchweg erhalten. Allerdings ließ im weiteren Verlauf das anfänglich etwas lebhaftere Geschäft sehr nach. Höher gefragt waren Sächsische Waggon um 4, Dittersdorfer Filz und Dresdener Schnellpresse um 2 Prozent; auch H. u. A. Escher, David Richter, Kappelmaschinen und Commerz- und- Privatbank konnten ihren Kursstand leicht erhöhen, während Wanderer 3, Liebermann 2 und Schubert u. Salzer 1 Prozent hergeben mutzten. Leipziger Produktenbörse. Weizen, inl., 73 Kilo, alter 218 bis 224; Roggen hiesiger, 70 Kilo, alter 228—234; Sandroagem 70/71 Kilo 230—236; Sommergerste, inl. 245—265; Wintergerste alte, üil. 208-218; Hafer, alter 250-270; Mais, amcrik, neuer 210—220; Mais, anderer 222—226: Mais. Cinauantin 250 bis Amtliche Oevisen-Notierung. Devis - n Nn Reichsmarl) -8. A Geld ugust Br 27 4 Geld tugust Briet New Jork . . 1 K London .... 1 4? Amsterdam . 100 Gld. Kopenhagen . 100 Kron. Stockholm « . 100 Kron. Oslo 100 Kron. Italien . , , . 100 Lire Schweiz ,. . 100 Frcs. Paris..... 100 Frcs. Brüssel .... 100 Belga Prag ..... 100 Kron. Wien ..... 100 Schill. Spanien ... 100 Peset. M 4,191 20.334 167,98 111,81 112,17 111.80 21,965 80,675 16,355 58,265 12,42 69,055 69,60 M 4,199 20,374 168.32 112 03 112,39 l 1 >,02 22,005 80,835 16,395 58,385 12,44 59,175 69,74 M 4,1905 20.232 107,94 111.81 112,18 111,79 21,95 80,66 16,35 58,26 12,419 59,05 69 58 M 4,1985 20,372 168,28 >12,03 112,40 >12,01 21.99 >>0,82 16,39 58 38 >2,439 59,07 69.72 Bankdiskont: Berlin 7 (Lombard 8). Amsterdam 4!4 Brüssel 4, Italien 5)4, Kopenhagen 5, London 4)4. Madrid 5 Oslo 5)4, Paris 3)4, Prag 5 Schweiz 3)4, Stockholm 4 Wien6>4. Effektenmarkt. Heimische Renten bröckelten fast durchweg etwas ab. Ausländische Renten: Rumänen, die im Freivcrkehr etwas fester (26,26) eröffneten, schwächten sich später auf 26,60 ab. Schiffahrtswertc knapp behauptet. Vankwcrte schwä cher. Montanaktien fester. Kaliaktien ruhiges Ge- schäft. Farbcnindustrie recht fest. E l e k t r o a k t! c n schwächer. Waggonakticn konnten sich durchweg befestigen. Maschinenfabriken niedriger. Textilakticn bröckel ten bis um 3 Prozent ab. Spritaktien niedriger. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station Mehl und Kleie brutto, sinschl. Sack frei Berlin. ft Hektolitergcwicht 74.56 kg. ft do. 69 kg. 'Milg 28 8 27. 8 Mehl 73 o-. 28 8 27. 8. Welz.' Weizen 27.0 L0.7 27.0 30.7 märt 220. »-223.» 222.»-225? Roggen 28 7 312 29 0 U 2 Sept. 234?-232? S37?-237.° Weizenkleie l 5.2 15.5 15.2-15 5 Oktob. 236?-236.° 238? Roggenkleie t 6 2 16.5 16L0 Dezbr Rogg. mrkft Sepl. Oktob. Dezbr. 241.°-240? 42°-243 z Weizenkleie- >6.2-16.5 16.2-16.5 Melasse . >18 '-221. 233.°-233? 235. »-234 - 235?-235. 220,"-223.' L35.2 2 6.0-236? 137.°-237? Raps (1000 Ke > Leinsaat (do.) Erbsen, Viktoria Kl.Speiseerbsen Futtererbsen Peluschken 330-33.' 42.0-51.0 25.0-27.0 330-335 42 0 51.0 25.0-27.0 Gerste 234.'-254? 134.0-254/ — — Brau. Ackerbohnen 26.0-28.0 Füll.-, Wicken 30.0-32.0 30.0 32.0 Jndust 220. "-233." 220?-233/ Lupinen, blau 15.0-16.0 15.0-16.0 Wint. 204. »-213? 204 » 213. „ gelb 16.5-17.5 16.5-17.5 Hafer Serradella — — märt. 204.°-212? 205 0-214? Rapsiuchen 19.3 19 8 >9.4 19.9 Sept. 2t4/-2>3." 216 » Leinktlchen 23.6 m.8 23.7 24.0 Oktob. — — Trockenschnitze! >7 5 18.0 I7.5-1S.O Dezbr. 2I4?-213? 215.' Soya-Extrakt.-- Mais Schrot . 21 0 ul 8 21.0-21 8 Berlin 208 »-211? 210?-213/ Kartoffelstöcken 24 0 24 4 24.-24 4 Berliner Butterpreise. Amtliche Notierung im Verkehr zwischen Erzeuger und Großhandel, Fracht und Gebinde gehen zu Käufers Lasten: 1. Qualität 178, 2. Qualität 163, abfallende Sor ten 146 Rm. Tendenz: Ruhig. Rauhfutter. Drahtgepreßtes Roggenstroh (Ouadratballen) 1—1,15, do. Weizenstroh (Quadratballen) 0,80—0,95, do. Gersten stroh (Ouadratballen) 0,80—1, Roggcn-Langstroh (zweimal mit Stroh gebündelt) 0,95—1,15, bindfadengcpreßtes Roggenstroh 0,65 bis 0,76, do. Weizenstroh 0,65—0,65, Häcksel 1,40—1,50, handels übliches Heu, gesund nnd trocken, nicht über 30 Prozent Besatz mit minderwertigen Gräsern 2,20—2,70, gutes Heu dcsgl. nicht über 10 Prozent Besatz 3,60—4, Luzerne lose 4,40—4,8(h Tymo- tee lose 4,20—4,80, Klechcu lose 2—2,30. Drahtgcprcßtes Heu 40 Pf. über Notiz. Die Preise verstehen sich als Erzeugerpreise ab märkischen Elationen, frei Waggon, für 50 Kilogramm in Reichsmark. Ihre Hände schlossen seinen Mund! „Schweig, Heinz! Sei nicht grausam gegen dich selbst!" flehte sie. Ihr Körper lag schwer gegen seine Brust. Sein Fieber ausbruch ünd die gehabte Erregung hatten ihre Nerven künstlich aufgepeitjcht, nun fiel ihre Kraft wieder zusam men Sie machte den Eindruck, als sei sie schon gestorben. Eine jähe, sinnlose Angst jagte durch leinen Körper. Hatte er denn nichts, dieses kostbare Leben zu verlängern? Ein Gedanke blitzte auf. „Ruth! Hörst du mich, Ruth?' Sie schrak auf, stand auf den Füßen und sah ihm angstvoll ins Gesicht. „Soll ich wachen bei dir, Heinz? Du bist krank und ich — ich schlafe! Vergib mir!" „Nein, Ruth! Ich bin nicht krank. — Würdest du dich vor Blut ekeln, wenn du damit dein Leben fristen könntest?" Was meinte er? War das wieder Fieber? Er las die Angst in ihren Augen. „Liebste, wenn ich" — er suchte nach Worten — „sieh, Ruth, ich könnte mir ohne Gefahr eine Ader öffnen und du könntest von meinem Blute trin ken. Vielleicht !" Weiter kam er nicht mehr. Sie war zu seinen Füßen gestürzt und drückte ihre Lippen gegen dieselben. „Ruth!" wehrte er entsetzt „Was tust du?" Ein heiseres, würgendes Schluchzen kam aus ihrem Halse. Er griff mit beiden Händen nach ihr und preßte sie gegen sich. „Du willst nicht?" — „Lieber sterben, Heinz!" Er biß die Zähne aufeinander. Bewußtlos glitt ihr Kops gegen seine Schulter. Er schlang den Mantel um sie beide. Seine Arme umschlossen sie krampfhaft. Er fühlte ihren Körper an dem feinen. Eine zunehmende Schwere stieg in sein Gehirn und drückte ihn zurück Eine angenehme Schwäche, ein Hinübergleiten vom Wachen in den Traum zustand bemächtigte sich seiner. Zwei Menschen schliefen dem Tode entgegen. Jede Begierde schwieg. VII. Trude von Hechingen weinte, wie nur eben eine sech zehnjährig« Jnstitutsschülerin weinen kann, wenn einer ihrer Lieblingswünsche unerfüllt bleibt. Sie hatte sich so sehr auf einen Pfingstbesuch zu Hause gefreut, und ma» hatte es nicht einmal der Mühe wert gefunden, ihr durch eine Karte oder ein Telegramm mitzuteilen, daß fie will kommen jei. Ruth, ihre Ruth, die sonst immer jo mutter lich für sie sorgte, hatte sie vergessen. Kein Psingstgnft war gekommen. Sie biß in die Ecken ihres Kissens uu» weinte es naß. Sie schalt auf Eberhard, der sich nie sie kümmerte, nannte Ruth herzlos — bedauerte sich selbst bis zu Tränen, einen Vater zu haben, dem seine Jüngst« so gar nichts galt. . ... „Du Dummes!" sagte eine Stimme neben ihr. heulen weil mau kein Telegramm erhielt, daß die Prinzeß willkommen sei. Ich kriege nie eins. Aber morgen wir? gefahren! Jawohl, extra! Mach's auch fo!" Und Trude Hechingen fuhr heim. Aller Groll war ver gessen, alle Selbstmordgedanken verflogen. Sonst hatte man sie immer in Paßburg abgeholt — im Kraftwagen oder im Dreierzug, den Eberhard fo tadellos zu lenken verstand. Heute mußte sie die Lokalbahn benutzen. Aber sie sand es re: md. Als sie in Frauenstein aus dem Abteil sprang, war sie ganz fieberhaft aufgeregt. Was würde Vater sagen, und Ruth? Und Eberhard? Sie würden doch eine närrische Freude haben, wenn sie so unvermutet ange- rückt kam. Unter dem breitgerandeten Florentiner quoll rotblon des, flimmerndes Haargelock und schmiegte sich um eine blendend weiße Stirn und rosig überhauchte Wangen. Die schönen Hechingerinnen an den Wänden im Schloß Frauen stein konnten diese da nicht verleugnen. Neugierige Blicks flogen ihr nach, als sie die staubige Dcrsstraße hiuaufeiU.'. „Die blonde Hechingen ist gekommen! sagten die LelU» „Ob die schon wußte?" Nun noch die letzte Steigung — der Park — der schat tige Laubengang — an dem Brunnen vorüber die Frei treppe hinauf. Friedrich, der alte Diener, trat eben aus der Halle. „Alterchen, grüß Gott!" lachte sie übermütig „Das gnädige Fräulein!" stammelte er ratlos er schrocken. (Fortsetzung folgt)